Zusammenfassung
Die Grundschule zu einem anspruchsvollen, demokratischen und offenen Ort des Lebens und Lernens zu gestalten ist seit über 25 Jahren Ziel und Inhalt umfassender Reformen. Die im Bildungsauftrag der Grundschule fixierten Schwerpunkte grundlegender Bildung in einer heterogenen, pluralistischen und mobilen Gesellschaft angemessen umzusetzen, erfährt zunehmend größere Wertschätzung und gesamtgesellschaftliche Aufmerksamkeit. Spätestens seit Veröffentlichung der Ergebnisse internationaler Vergleichsstudien im Bildungsbereich (TIMSS, PISA) ist sichtbar geworden, dass die Grundschule für die Zukunft der Mädchen und Jungen von höchster Bedeutung ist. Neben dem Erwerb der Kulturtechniken als genuiner Aufgabe der Grundschule wird nun immer deutlicher, dass hier entscheidende Einstellungen zu sich selbst und zur Welt erworben werden. Es ist nicht nur die Grundlegung der Lernkompetenzen, die Grundschule für das Leben und Lernen der Kinder so bedeutsam macht, es sind vor allem auch die Entwicklung des Selbstwertgefühls, der Lebenszuversicht und Zukunftserwartung jedes Mädchens und jedes Jungen und ihrer hier gelebten und erworbenen Orientierung an Werten und Normen eines demokratischen Miteinanders, die den Bildungserwerb charakterisieren. In der Diskussion um die Zukunft einer modernen Grundschule unter dem Einfluss gravierender gesellschaftlicher Wandlungsprozesse geht es daher nach wie vor um die Frage, wie die Grundschule dem Anspruch gerecht wird, allen Mädchen und Jungen angemessene Bildungschancen zu ermöglichen1. Insbesondere die Bildungsreformdiskussion zur Öffnung des Unterrichts rückte Fragen von Individualität und Heterogenität ins Zentrum, um Chancengleichheit in der Grundschule zu gewährleisten.
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Literatur
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Hempel, M. (2002). Chancengleichheit in der Grundschule. In: Kampshoff, M., Lumer, B. (eds) Chancengleichheit im Bildungswesen. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-09485-2_4
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