Zusammenfassung
Welche Bedeutung hat die Debatte um die Bürgergesellschaft1 für die Analyse lokaler Politik? Dieser Frage soll im folgenden nachgegangen werden. Die Schwierigkeit eines solchen Vorhabens liegt nicht bloß darin, daß die theoretischen Kontroversen um die Bürgergesellschaft ebenso unübersichtlich sind wie die strategische Verwendung des Begriffs durch politische Akteure durchsichtig, sondern bereits grundlegend in dem Unterfangen an sich, nach dem Zusammenhang von (normativer) politischer Theorie und der Bedeutung unterschiedlicher politischer Ebenen zu fragen. Genau hier soll jedoch im folgenden angesetzt werden, und zwar indem gefragt wird, wie sich das Potential lokaler Politik für die Verwirklichung bestimmter, in der zeitgenössischen politischen Theorie explizierter normativer Standards darstellt. Eignet sich der Kontext lokaler Politik, so der dahinter stehende Gedanke, besser als andere Handlungszusammenhänge für die Erreichung dieser politischen Qualitätskriterien, so läßt sich darin ein Argument für die besondere legitimatorische Rolle lokaler Politik und folglich für die von ihr formulierten Gestaltungsansprüche ableiten. Umgekehrt bieten Überlegungen zur Umsetzbarkeit politischer Theorien immer Anhaltspunkte für deren Tauglichkeit im Rahmen gegenwärtiger Reformdiskurse.
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Haus, M. (2002). Theoretische Überlegungen zum Verhältnis von Bürgergesellschaft und lokaler Politik — zwischen deliberativer Demokratie und kommunitärer Solidarität. In: Haus, M. (eds) Bürgergesellschaft, soziales Kapital und lokale Politik. Stadtforschung aktuell, vol 86. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-09455-5_5
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