Zusammenfassung
Die Lebensverläufe von Kindern in der DDR unterscheiden sich auf den ersten Blick nicht von denen in modernen Industrieländern Europas. Mit einer fortschreitenden Technisierung des Alltags, der Urbanisierung, einer ständig wachsenden Mediatisierung oder der Pluralisierung der familialen Lebensformen vollzog sich auch in der DDR eine Modernisierung von Kindheit. Wenn auch widersprüchlich und zeitlich gegenüber westlichen Industriestaaten versetzt, trennte sich die Kinderwelt zunehmend von der der Erwachsenen, erhielten die Kinder besondere Lebensräume zugewiesen und weitete sich das Moratorium der jugendlichen Lebensphase aus. Die dem Sozialismus eigene Widersprüchlichkeit führte zugleich dazu, daß Kindheit auch Merkmale des Erwachsenenlebens annahm (wie z.B. die Herausbildung der Parteirituale in der politischen Kinder- und Jugendorganisation; die Übernahme von Leistungsprinzipien, Wettbewerbsformen, Rechenschaftslegungen der Erwachsenen in der Schule). Kindheit war auch hier durch eine weitgehende Institutionalisierung und Pädagogisierung gekennzeichnet, wobei die Berufstätigkeit der Mütter wiederum eine frühe Verselbständigung der Kinder unterstützte. Schon diese ersten Aussagen deuten darauf hin, daß die Modernisierung von Kindheit in der DDR — wie in anderen Ländern auch — allgemeine und zugleich spezifische Merkmale trug, die kindliche Sozialisation war gegenüber den westlichen Industrieländern nicht zurückgebliebener oder minderwertiger, sondern anders.
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Literatur
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Kirchhöfer, D. (1995). Ostdeutsche Kinderbiographien im Umbruch. In: Fischer-Rosenthal, W., Alheit, P. (eds) Biographien in Deutschland. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-09434-0_15
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