Zusammenfassung
In dem gegenwärtigen wissenschaftlichen und öffentlich-politischen Diskurs zur Entwicklung der ostdeutschen Jugend schwingt stillschweigend die Sorge oder Befürchtung mit, es könne eine besonders schicksalsbetroffene — eine verstörte — Generation heranwachsen, die den Keim künftiger unberechenbarer sozialer und politischer Entwicklungen in sich trägt (Korfes 1992, Zinnecker 1993, Mansel 1993, Pollmer/Hurrelmann 1992, Kirchhöfer 1993). In diesem Jahrhundert gab es in Deutschland bisher zwei Generationen, die einen einschneidenden und alle Lebensbereiche erfassenden Umbruch erlebten: die Generation der während des I. Weltkrieges und vor allem danach bis 1923 Großgewordenen mit einer massenhaften Entwertung bisheriger Berufs- und Bildungskarrieren, einer sozialen Entwurzelung von Schichten und Berufsständen und einem Zusammenbruch von Weltbildern und Ordnungsmustern und die Generation der im II. Weltkrieg Heranwachsenden (vgl. Preuss-Lausitz u.a. 1989). Es drängt sich die Frage auf, ob mit den Veränderungen nach 1989 eine Generation heranwächst, die im Jugendalter eine Phase intensiver Erschütterung ihrer Lebensbedingungen und -vorstellungen durchlebt (Mannheim 1928) und in der sich künftige gewaltsame und neonationale Entwicklungen ankündigen (vgl. Zinnecker 1993).
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Literatur
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Kirchhöfer, D. (1996). Biographische Brüche im Kindes- und Jugendalter — Risiken künftiger Entwicklung?. In: Krüger, HH., Marotzki, W. (eds) Erziehungswissenschaftliche Biographieforschung. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-09430-2_10
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