Zusammenfassung
Man kann die Bildung und Erziehung der Heranwachsenden als Veranstaltung der Erwachsenengeneration verstehen. Die Erwachsenen betrachten es als ihre ‘natürliche’ Aufgabe, der nachwachsenden Generation zu sagen, ‘wo’s langgeht’. Friedrich Schleiermacher hat das klassisch formuliert:
„Das menschliche Geschlecht besteht aus einzelnen Wesen, die einen gewissen Zyklus des Daseins auf der Erde durchlaufen und dann wieder von derselben verschwinden, und zwar so, daß alle, welche gleichzeitig einem Zyklus angehören, immer geteilt werden können in die ältere und die jüngere Generation, von denen die erste immer eher von der Erde scheidet. [...] Ein großer Teil der Tätigkeit der älteren Generation erstreckt sich auf die jüngere, und sie ist um so unvollkommener, je weniger gewußt wird, was man tut und warum man es tut. Es muß also eine Theorie geben, die von dem Verhältnisse der älteren Generation zur jüngeren ausgehend sich die Frage stellt: Was will denn eigentlich die ältere Generation mit der jüngeren?“1
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References
Die Vorlesungen zur Erziehung aus dem Jahre 1826. Friedrich Schleiermacher: Pädagogische Schriften, Band 1, hrsg. v. Theodor Schulze und Erich Weniger, Küpper/Bondi, Düsseldorf und München, 1957 und später: Klett-Cotta, Stuttgart, S. 9.
Dies ist in der Reformpädagogik, vor allem bei John Dewey, weiterentwickelt worden. In der Schule sollen keine Lektionen erteilt werden. Sie soll vielmehr eine Lernumwelt (learning environment) schaffen, die den Schülern ermöglicht, durch gezieltes, lernendes Handeln in die Erwachsenenwelt hineinzuwachsen.
Vgl. Fritz Oser/Wolfgang Althof, Moralische Selbstbestimmung. Modelle der Entwicklung und Erziehung im Wertebereich. Klett-Cotta 1992.
Wilhelm von Humboldt: „Über die Aufgabe des Geschichtsschreibers“. Werke in fünf Bänden, hrsg. v. Andreas Flitner und Klaus Giel, Band I, 2. Aufl., Darmstadt 1969, S. 585f.
Vgl. Werner Jaeger. Paideia. Die Formung des griechischen Menschen. Zweiter Band, 3. Aufl., Walter de Gruyter & Co, Berlin 1959, S. 74.
Werner Jaeger, a.a.O., S. 123, macht deutlich, daß diese Position seinerzeit deshalb so brisant war, weil sie sich nicht mehr auf die Naturerkenntnis, sondern auf das mitmenschliche Leben in der Polis bezog.
Josef Derbolav: „Lehrer-und Schülertum in der Philosophie“. In: Dietrich Benner, Wolfdietrich Schmied-Kowarzik und Lothar Wigger (Hrsg.): Impulse europäischer Geistesgeschichte. Verlag Hans Richarz, Sankt Augustin 1987, S. 3.
Arthur Weigall, Alexander der Große. Paul List Verlag, Leipzig 1941, S. 41; vgl. J. Stenzel: Platon der Erzieher. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 3. Aufl., Darmstadt 1961; Eugen Fink. Metaphysik der Erziehung im Weltverständnis von Plato und Aristoteles, Frankfurt a.M. 1970.
Vakutin Rose: Aristotelis qui ferebautur librorum fragmenta. Leipzig 1886, F 647.
Peter Green: Alexander of Macedon. A historical Biography. University of California Press, Berkeley et al., 1991, S. 30ff.
Eine Rekonstruktion des im deutsch-französischen Krieg 1871 vernichteten Hortus Deliciarum ist durch das Warburg Institute erfolgt. Ihm entstammt die nachfolgende Abbildung (S. 58). Herrad of Hohenbourg: Hortus Deliciarum. Rosalie Green and others: Reconstruction. The Warburg Institute. University of London. E.L. Brill, Leiden 1979.
Vgl. Herrad von Landsberg: Hortus Deliciarum, hrsg. v. Otto Gillen, Pfälzische Verlagsanstalt 1979.
Seine Auffassung ist also das genaue Gegenteil von dem, was Aurelius Augustinus in seinen Confessiones und den anderen Schriften vertreten hat (siehe den Beitrag von Matthias Trautmann in diesem Band).
Jean-Jacques Rousseau: Émile ou de l’Éducation. ed. par Michel Launay, Garnanier Flammarion, Paris 1966. S. 35.
Vgl. Herwig Blankertz: Geschichte der Pädagogik. Von der Aufklärung bis zur Gegenwart. Büchse der Pandora, Wetzlar 1982, S. 71/72.
Michael Nedo und Michelle Ranchetti (Hrsg.): Ludwig Wittgenstein. Sein Leben in Bildern und Texten. Suhrkamp Verlag, Frankfurt a.M. 1983.
Ray Monk: Ludwig Wittgenstein. The Duty of Genius. Vintage, London 1990, S. 15.
Vgl. die Beiträge von Ingrid Kunze und Uwe Hericks in diesem Band. Havighurst hätte wahrscheinlich gesagt, Wittgenstein sei bei fast allen seinen Entwicklungsaufgaben gescheitert.
Ich habe dies an anderer Stelle dargelegt: Meinert A. Meyer: „Über Gewißheit und Ungewißheit im Lehr-Lern-Prozeß. Didaktische Reflexionen im Anschluß an Ludwig Wittgenstein.“ Zeitschrift für Didaktik der Philosophie. Heft 2, 1987, S. 63–77.
Ludwig Wittgenstein: Philosophische Betrachtung, (1934/35) Schriften Band 5, 1970, S. 136/ 137.
Ludwig Wittgenstein: Philosophische Untersuchungen. (1952) In: Schriften Band 1, Suhrkamp Verlag, Frankfurt a.M. 1960, Paragraph 5; vgl. auch den Beitrag von Georg Wolf zu diesem Band.
Ludwig Wittgenstein: Philosophische Bemerkungen, hrsg. v. Rush Rhees. Suhrkamp Verlag, Schriften Band 2, Frankfurt a.M. 1964, (original: 1930 ).
Ludwig Wittgenstein: Über Gewißheit/On Certainty. Basil Blackwell, Oxford 1969, Paragraph 94–97, 144, 160, 165f., 174 und 476.
Wittgenstein, Über Gewißheit. Paragraph 248.
Dies macht Peukert in seinem Beitrag zu unserem Band deutlich.
Norman Malcolm: Ludwig Wittgenstein. A Memoir. Oxford University Press, London 1958/1966, S. 25–27.
Philosophische Bemerkungen (1930), Suhrkamp Verlag, Frankfurt a.M. 1964, Vorwort.rnen.
Dafür können wir von der erziehungswissenschaftlichen Biographieforschung (vgl. Marotzki 1990 ) profitieren, obwohl in ihr die Lehrer-Schüler-Beziehung eher ausgeblendet wird. Theodor Schulze, Winfried Marotzki und andere zeigen in ihren Schriften, wie schwierig die `Schaffung’ der eigenen Biographie in unserer heutigen, hochkomplexen Lebenswelt ist.
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Meyer, M.A. (1998). Lehrer, Schüler und die Bildungsgangforschung. In: Meyer, M.A., Reinartz, A. (eds) Bildungsgangdidaktik. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-09424-1_7
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