Zusammenfassung
Ein Zeichner beabsichtigt, einen räumlichen Gegenstand auf einer zweidimensionalen Fläche so abzubilden, daß ein Betrachter diesen Gegenstand wiedererkennt. Um diese seine Absicht zu realisieren, kann der Zeichner Abbildungsvorschriften der perspektivischen Geometrie anwenden. Wenn es dem Betrachter einer solchen Zeichnung gelingt, den Gegenstand zu identifizieren, scheint das perspektivisch gezeichnete Bild Zeichen aufzuweisen, die mit Rückbezug auf den jeweiligen Referenten dekodiert werden. In diesem Beitrag soll durch Erläuterung zeichentheoretischer Zusammenhänge zunächst einmal aufgezeigt werden, daß eine Ähnlichkeitsbeziehung als Begründung für die unmittelbare Erkennbarkeit des gezeichneten Gegenstands nicht ausreichend sein kann. Des weiteren könnert die verwendeten Zeichen ebensowenig auf willkürlich festgelegte Konventionen der Abbildung reduziert betrachtet werden. Ein im Menschen verankertes Orientierungssystem ist nicht nur für die räumliche Wahrnehmung der dreidimensionalen Welt relevant, es beeinflußt offensichtlich auch die visuelle Wahrnehmung perspektivischer Abbildungen. Die Fähigkeit, einen Gegenstand zu erkennen, hängt vermutlich mit den Verhaltensmöglichkeiten zusammen, die dieses Objekt anbietet: Artefakten kann man ansehen, wozu sie taugen. Diese Zweckbestimmtheit unserer Wahrnehmung soll auf der Basis theoretischer Konstrukte der Ökologischen Optik (Gibson 1979) konkretisiert werden. Dabei soll in einem Experiment der Frage nachgegangen werden, ob die Wahrnehmung eines perspektivisch gezeichneten Gegenstands auch zweckbestimmt erfolgt.
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Literatur
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Petermann, C. (2004). Die perspektivische Zeichnung — Möglichkeiten und Grenzen eines Zeichensystems. In: Sachs-Hombach, K., Rehkämper, K. (eds) Bild — Bildwahrnehmung — Bildverarbeitung. Bildwissenschaft, vol 15. Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-09410-4_15
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