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Strukturierte Vielfalt und funktionale Äquivalenz: Zur Gestaltbarkeit organisatorischer Strukturen unter dem Gesichtspunkt der Effizienz

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Betriebliche Rationalisierung und ökonomische Rationalität

Zusammenfassung

Die Gestaltungsfähigkeit von Organisationsstrukturen wird im Grundsatz von nahezu jeder theoretischen Strömung, die sich mit Organisationen beschäftigt, bejaht. Für „Praktiker“ ist die Frage nach der Gestaltungsfähigkeit von Organisationen kein Thema, wie sich bei den aktuellen Diskussionen um neue Organisationsformen der Produktion zeigt. Implizit wird diese grundsätzliche Gestaltungsfreiheit jedoch häufig negiert, insbesondere dann, wenn eine direkte Beziehung zwischen der wirtschaftlichen Situation einer Organisation und der Organisationsstruktur unterstellt wird.1 Wenn es so eine direkte Beziehung geben sollte, gäbe es einen „ökonomischen“ Anpassungszwang, der die praktische Gestaltungsfreiheit der Organisationsstrukturen auf die Anpassung an die wirtschaftlich effizienteste Produktionsform beschränkt. Die Existenz einer eindeutigen Beziehung zwischen der Organisationform und dem wirtschaftlichen Erfolg würde zu relativ ähnlichen organisatorischen Strukturen bei erfolgreichen Betrieben führen, während Betriebe mit anderen Organisationsstrukturen weniger erfolgreich sein könnten und — abhängig von der konjunkturellen Lage — mehr oder weniger schnell aus dem Wettbewerb gedrängt werden würden. Nach einiger Zeit würde sich so eine Situation einstellen, in der alle Betriebe eine ähnliche Struktur aufweisen.

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Referenzen

  1. Wie dies häufig beispielsweise von Advokaten neuer Produktionskonzepte gemacht wird. So wird gerne auf die wirtschaftliche Überlegenheit neuer Organisationsformen rekurriert. Vgl. dazu z.B. Brödner 1986.

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  2. Auch die Theorie der formalen Differenzierung orientiert sich an dem Weberschen Ideal. Weil Weber keinen prinzipiellen Unterschied zwischen privatwirtschaftlichen Organisationen und öffentlichen Einrichtungen sieht, wurden die Randbedingungen, unter denen Organisationen agieren, häufig in ihrer Bedeutung vernachlässigt, so daß es zeitweise in der Organisationsforschung üblich war, aus Untersuchungen in öffentlichen Institutionen Schlußfolgerung für Industriebetriebe zu ziehen und umgekehrt. Zur Kritik dieses Vorgehens vgl. Mayntz 1971b.

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  3. Zur Begründung der Vielfältigkeit und Flexibilität von organisatorischen Strukturen greift die Mikropolitik allerdings nicht auf die Systemtheorie, sondern auf die individualistisch orientierte „verhaltenswissenschaftliche“ Schule zurück, deren bekannteste Vertreter Barnard, Simon, March und Cyert sind. Nach mikropolitischem Verständnis sind Organisationen „soziale Systeme, die aus Handlungen, genauer: sozialen Handlungen bestehen“ Ortmann 1995:49. Den Strukturaspekt von Organisationen versucht die Mikropolitik über Giddens“ Handlungstheorie zu erfassen, wobei Struktur definiert wird als: „Regeln und Ressourcen oder Mengen von Transformationsbeziehungen, organisiert als Momente sozialer Systeme“ Giddens (1992:77). Struktur wird gedacht als „Schnittpunkt von Gegenwärtigem und Abwesendem“ Giddens (1992:68).

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  4. Eine Einschränkung der Flexibilität der Organisationsstrukturen läßt sich systemtheoretisch nicht begründen. In der Kontingenztheorie, die sich eines systemtheoretischen Vokabulars bedient, wird über unterschiedliche Flexibilitätsbedürfhisse durch die Subsystembildung argumentiert. Danach können sich unterschiedliche Teilbereiche der Organisation gegenseitig weitgehend abschotten, so daß für unterschiedliche Organisationsbereiche verschiedene „Überlebensbedingungen“ gelten. Allerdings bleibt bei dieser Konzeption unklar, warum die Interessenvielfalt und die Uneindeutigkeit von Zweck/Mittel-Relationen in einigen Subsystemen stärker ausgeprägt sein soll. Zur Kritik des systemtheoretischen Sprachgebrauchs der Kontingenztheorie und ihres deterministischen Organisationsverständnisses vgl. Schreyögg 1978, Türk 1989.

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  5. Natürlich läßt sich durch die Clusteranalyse eine „nahezu“ beliebige Zahl von Typen generieren. Allerdings erweisen sich diese Typen nicht als stabil und reliabel. Schon kleine technische Veränderungen bei den Ausgangsbedingungen führten zu anderen Zuordnungen und zur Bildung anderer „Typen“.

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  6. Dies wirft gerade vor dem Hintergrund der Diskussion um neue Produktionskonzepte Fragen auf. Wenn der Wettbewerb bezüglich organisatorischer Strukturen nicht sehr selektiv ist, worauf begründet sich dann die ökonomische „Überlegenheit“ dieser Konzepte? Wenn der Wettbewerb allerdings bezüglich organisatorischer Strukturen selektiv ist, wie dies die MIT-Srudie (Womack u.a. 1992) für den Automobilbau argumentiert, stellt sich die Frage, warum die Selektivität im Falle des deutschen Maschinenbaus nicht zum Tragen kommt.

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  7. Vgl. dazu Schumann u.a. 1994.

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  8. Williamson (1990a) betont die Bedeutung von ex post-Kosten für die Transaktionskostentheorie, weil diese in dem neoklassischen ökonomischen Ansatz vernachlässigt werden.

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  9. Für eine ausführlichere Begründung vgl. Freriks in diesem Band.

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  10. Bereits Coase 1937 weist auf die Beeinflußbarkeit der Transaktionskosten durch Technik hin.

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  11. Im sunflower-plot werden die Punkte des einfachen scatterplots zu “Sonnenblumen-Symbolen” zusammengefaßt. Jedes Symbol steht für eine Anzahl nahe beieinanderliegender Punkte, wobei das Zentrum des Symbols den Mittelwert dieser Gruppe von Fällen darstellt, und die Zahl der Fälle, die durch das Symbol dargestellt werden, 1+Zahl der “Blütenblätter” beträgt. Durch diese Form der Darstellung läßt sich nicht nur die Struktur der Punkteverteilung veranschaulichen, sondern auch die Häufigkeitsverteilung.

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  12. Zur Vereinfachung wurde aus den im NIFA-Panel vorhandenen Informationen über die Produkte ein Index gebildet. Analog wurde bei der fachlichen Arbeitsteilung vorgegangen. Durch die Indexbildung wird tendenziell ein höheres Maß an Homogenität erzeugt. Die breite empirische Streuung von Produktmerkmalen und der fachlichen Arbeitsteilung ist kein Resultat der Indexbildung. Eher das Gegenteil ist der Fall: Die empirische Hetero-genität wird in der gewählten Darstellungsform noch unterschätzt.

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  13. In der vierten Welle des NIFA-Panels wurde für 9 unterschiedliche Feinsteuerungsaufga-ben in der Produktion abgefragt, ob diese im Betrieb anfallen und wenn ja, durch wen die-

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  14. se Steuerungsaufgaben wahrgenommen werden. Aus diesen Informationen wurde der Index zum Umfang der Steuerungsleistungen gebildet.

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  15. Von der Verwendung des naheliegenden Verfahrens der Diskriminanzanalyse wurde abgesehen, da die statistischen Voraussetzungen zur Verwendung dieses Verfahrens nicht erfüllt waren. So unterscheidet sich das Meßniveau der Variablen, bei denen Unterschiede zu erwarten sind. Relevante Informationen für die untersuchte Fragestellung liegen im NI-FA-Panel zum Teil in dichotomer Form, ordinalskaliert oder auch metrisch vor. Angesichts dieser Heterogenität erschien es sinnvoll, auf ein Verfahren auszuweichen, das geringere Anforderungen stellt. Da die logistische Regression versucht, Gruppenmitglied-schaften vorherzusagen, ist damit eine Umformulierung der Fragestellung verbunden. Unterschiede zwischen den Gruppen bestehen dann, wenn anhand der Prediktorvariablen eine bessere Vorhersage der Gruppenmitgliedschaft erreicht werden kann. Eine genauere methodische Beschreibung des Verfahren findet sich im Anhang.

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  16. Da das logistische Regressionsmodell ein Wahrscheinlichkeitsmodell ist, geben die in der Tabelle aufgeführten Chapaumeter die Veränderungen der Wahrscheinlichkeit, zu der Gruppe mit hohen Transaktionskosten zu gehören, an.

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  17. Natürlich gibt es strenggenommen bei der logistischen Regression kein r2, denn es werden ja keine Varianzen, sondern Wahrscheinlichkeiten berechnet. Demaris (1992) hat einen Vorschlag für die Berechnung eines r2 ähnlichen Maßes für die logistische Regression entwickelt, das der Tabellenangabe zugrunde liegt.

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  18. Etwa ¾ der Betriebe wurden anhand des Umfangs der Steuerungsleistungen der Gruppe mit mittleren/hohen internen Transaktionskosten zugeordnet.

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  19. Eine Übersicht über die „klassische“ Organisationsforschung und deren Ergebnisse bietet Scott 1986.

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  20. Clegg 1990 beispielsweise unterscheidet 22 Dimensionen, die explizit oder implizit in Webers Idealtyp enthalten sind.

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  21. Daß einzelne Elemente des Weberschen Idealtyps nicht unbedingt empirisch miteinander korrespondieren müssen, ist keine neue Erkenntnis (vgl. Udy 1971). Insofern ist es keine Überraschung, daß auch im NIFA-Panel die empirische Verteilung nicht dem klassischen Organisationsmodell entspricht.

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  22. Damit wird auch zweifelhaft, ob nach den Weberschen Vorstellungen im deutschen Maschinenbau der Typus rationaler Herrschaft verwirklicht wird, denn diese Organisationsmerkmale führen zu einer starken Bedeutung der Personen, insbesondere in den Leitungspositionen. Die Tendenz zur stärkeren Bedeutung von Persönlichkeitsmerkmalen ist zwar im Herrschaftsmodus Hierarchie angelegt, was den Maschinenbau aber auszeichnet, ist die Personenabhängigkeit auch auf der ausführenden Ebene. Die massive Abhängigkeit von einzelnen Personen deutet eher auf vormoderne Herrschaftsformen.

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  23. Korrekt müßte die Bezeichnung Arbeitsgruppen lauten. Angesichts der geringen Häufigkeit von tatsächlicher Gruppenarbeit (Saurwein ermittelt eine Realisierungsquote von ca. 2 Prozent) erschien es nicht sinnvoll, dieses „harte“ Kriterium bei der Berechnung der logistischen Regression zu verwenden. Statt dessen wurde das Kriterium Arbeitsgruppen verwendet, das über ein Drittel der Maschinenbaubetriebe erfüllt.

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Ulrich Widmaier

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© 1996 Springer Fachmedien Wiesbaden

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Freriks, R., Ostendorf, B. (1996). Strukturierte Vielfalt und funktionale Äquivalenz: Zur Gestaltbarkeit organisatorischer Strukturen unter dem Gesichtspunkt der Effizienz. In: Widmaier, U. (eds) Betriebliche Rationalisierung und ökonomische Rationalität. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-09390-9_5

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-09390-9_5

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

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