Zusammenfassung
Es besteht kein Zweifel, dass Zeit zu einer der wichtigsten Fragen des modernen Alltagslebens geworden ist. Obgleich Tendenzen zur Verringerung der Arbeitszeit und zum Anstieg der „Freizeit“ bestehen, haben die Bürger — Frauen und Männer — ständig das Gefühl, immer weniger Zeit zu haben und permanent unter Stress zu stehen. Michael Endes Roman „Momo“ mit den „grauen Männern“, die Zeit stehlen, scheint Wirklichkeit geworden zu sein. Wir werden uns in immer stärkerem Maße des Verlusts an Lebensqualität bewusst, den wir durch Verkehrsstaus, Warten in Schlangen und Stehen vor verschlossenen Läden, Bibliotheken und Behörden erleiden. Wir bemerken jedoch auch die Existenz einer gegensätzlichen Kraft: Die Bürger/-innen wehren sich gegen den „Diebstahl von Zeit“ und fordern „Zeitsouveränität“ und „Zeitwohlfahrt“. Das italienische Modell „Tempi della città“ dient als Grundlage für das Konzept „Zeiten der Stadt“, das ein neuer Ausdruck des vor kurzem entstandenen Wunsches nach Selbstbestimmung auf dem Gebiet der Zeit ist. Was nützt es uns, von Reichtümern und Waren umgeben zu sein, wenn wir nicht in der Lage sind, richtig von ihnen Gebrauch zu machen, da uns die Zeit fehlt? Der Gestaltungsansatz „Zeiten der Stadt“ verspricht kein neues Paradies — aber er verspricht einen demokratischen und solidarischen Ansatz für die Kultivierung und Kontrolle, für die „Humanisierung“ der Zeitstrukturen des Alltags in der kommunalen Umwelt, indem er sie den Erfordernissen und Wünschen der Einwohner anpasst. Um dieses Versprechen und die ersten Schritte zu seiner Verwirklichung geht es in diesem Bericht.
Dieser Beitrag fasst die wichtigsten analytischen Erkenntnisse der in fünf europäischen Ländern (Finnland, Frankreich, Deutschland, Italien und den Niederlanden) durchgeführten Studien zusammen, die von der „European Foundation for the Improvement of Working and Living Conditions/Dublin“ in Auftrag gegeben und deren Resultate in der Zeitschrift „best“ veröffentlicht wurden [Boulin, J.-Y./Mückenberger, U.: Times in the City and Quality of Life. In: best (1999)1 (European Studies an Time), S. 1–79]. Die Forschungsarbeiten zielten darauf ab, die Gründe und das Ausmaß kommunaler Zeitpolitiken in Europa in den letzten Jahren zu ermitteln und innovative Fälle zu identifizieren und zu analysieren, die die Abstimmung verschiedener Zeitpolitiken (Arbeitszeiten, Unterrichtszeiten, Ladenöffnungszeiten usw.) auf lokaler Ebene beinhalten. Der Gesamtbericht stammt von den beiden Autoren dieses Beitrages.
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Boulin, JY., Mückenberger, U. (2001). Eine europäische Bewegung für Zeiten der Stadt? Ein internationaler Überblick. In: Mückenberger, U. (eds) Bessere Zeiten für die Stadt. Schriftenreihe der HWP — Hamburger Universität für Wirtschaft und Politik, Hamburg, vol 8. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-09382-4_6
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-8100-3268-3
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