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Analyse der erhobenen Daten

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Audiovisuelle Fernkommunikation
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Zusammenfassung

Die Analyse empirischen Datenmaterials kann unter Umständen mehr Fragen aufwerfen als klären. Bei einer explorativen Studie mit überwiegend induktiver Vorgehensweise ist das nicht unbedingt ein Rückschlag. Im Gegenteil: Eine Untersuchung, die sich einem neuen Untersuchungsgegenstand zunächst noch ohne spezifischen theoretischen „Ballast“ nähert, vermag als Ausgangspunkt für weitere Forschungen nicht nur Weichen zu stellen, sondern auch darüber hinaus ein spezifisches Bewusstsein und Verständnis für relevante Fragestellungen aufzuzeigen. Entsprechend vorläufig und informell ist die Analyse in Bezug auf generalisierbare Aussagen. Dazu ist das Datenmaterial im Umfang zu klein und prinzipiell zu einseitig. Im konkreten Einzelfall ist die analytische Arbeit jedoch explizit und erhebt den Anspruch einer höchstmöglichen Verbindlichkeit. Diese detaillierten Fallanalysen sollen in einem ersten Schritt die wissenschaftliche Neugier für besondere kommunikative Phänomene wecken. Dabei wird auf die Methodik einer kommunikationsformspezifischen Gesprächsanalyse, wie sie im vorangegangenen Kapitel erarbeitet wurde, zurückgegriffen. Denn ohne ein derartiges methodisches Vorgehen wären wohl die meisten Phänomene nicht erkennbar oder analysierbar.

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Literatur

  1. Die Benennung der empirischen Beispielsequenzen erfolgt nach folgender Systematik: Die ersten beiden Buchstaben kennzeichnen die Versuchsreihe: ID = Ideallösung; PC = PC-basierte Lösung. Danach erfolgt eine Nummerierung der einzelnen Beispiele. Darauf folgt die Kennzeichnung, ob dieses Beispiel in Form einer Videosequenz und einer Transkription (= Trans), oder aber nur in Form einer Videosequenz ohne Transkription (= Video) vorliegt.

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  2. Im Rahmen der Analyse soll der Terminus „Blickkontakt“ für die technische Vermittlung wie folgt verstanden werden: beide Gesprächspartner blicken gleichzeitig auf den Monitor und erleben zumindest ansatzweise ein Bewusstsein für die gleichzeitige Wahrnehmung des Gesprächspartners.

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  3. In unmittelbaren Begegnungen ist dieses Phänomen auch gerade bei handlungsbegleitender (empraktischer) Kommunikation zu beobachten. Allerdings ist es vermutlich hier in erster Linie der intendierte Zweck, den Fluss von kommunikativen Handlungen nicht abreißen zu lassen. Aufmerksamkeit und Anwesenheit sollen hierbei wohl weniger signalisiert werden.

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  4. Es ist fraglich, ob K2 das Zurücklehnen bewusst zur Gesprächssteuerung eingesetzt hat, oder nicht viel mehr ein gewohntes Verhalten routiniert produziert, aber dennoch, wenn auch nicht unmittelbar bewusst, dessen Wirkung bei der ständig prozessierenden eigenen Analyse des Kommunikationsgeschehens mit in Rechnung stellt.

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  5. An dieser Stelle wird nochmals deutlich, wie genau einerseits die Aufzeichnungen erstellt und reproduzierbar sein müssen, und andererseits die Transkripte bildgenau (25 Einzelbilder pro Sekunde) konzipiert sein müssen. Andernfalls sind Mikroanalysen, wie sie hier zunächst noch ansatzweise geleistet werden, nicht möglich. Sekundenbruchteile können über Verstehen oder Missverstehen aus Sicht der Versuchspersonen, und gelungener Analyse oder Fehlschluss aus Sicht des Analysators entscheiden. Und selbst dann noch, wenn genau transkribiert und detailgetreu analysiert wurde, können Zweifel bleiben: Reicht K1 die zweite Hälfte der Bewegung des Zurücklehnens, um auf das gesamte proxemische Verhalten von K2 Rückschlüsse ziehen zu können? Kann K2 hingegen den Blick von K1 zu genau diesem Zeitpunkt entsprechend der geschilderten Problematik auch selbst zeitgenau zuordnen, das heißt, kann er unterstellen (und das gilt für prinzipiell jegliches kommunikative und nicht-kommunikative Verhalten in derartigen Situationen), in seinem Verständnis kommunikativ wirksam gesehen worden zu sein?

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  6. Dieses Phänomen ist durch das entwickelte Transkriptionsverfahren im Transkript deutlich zu erkennen und wird in der anschließenden Gesamtanalyse aufgegriffen und ausführlich diskutiert.

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  7. Oder mit den Worten Loenhoffs: „Alle Kommunikation muß in wahrnehmbaren Ereignissen Form gewinnen und nur mittels wahrnehmbarer Ereignisse kann Kommunikation in Gang kommen, gesteuert und beendet werden.“ (1999: 280)

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  8. Vgl. insbesondere zur Terminologie dazu auch Richter/Weidmann 1975

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  9. Die Untersuchung von Jens Loenhoff setzt diesbezüglich Maßstäbe, und war aus forschungsgeschichtlicher Sicht längst überfällig: „Unsere terminologischen Differenzierungsmöglichkeiten folgen hier dem Ziel, das komplizierte Verhältnis von Wahrnehmungsaktivität, Anwesenheit und Aufmerksamkeit näher zu bestimmen, um daraus Anhaltspunkte für die Rekonstruktion jener Erwartungen und Erwartungserwartungen zu gewinnen, die in Form sensorischer und expressiver Ordnungen der Steuerung des Wahrnehmens und Wahrnehmenlassens im Interaktions-und Kommunikationsprozeß unterliegen. Dies betrifft nicht zuletzt die für diesen Prozeß grundlegenden Abgrenzungsfunktionen, die Einschätzung perzeptiver Realisierungsbedingungen von Kommunikation sowie die Kontrolle ihres Erfolges. Daß sowohl die reflexiven Erwartungen der Interaktionsteilnehmer, die Eigensteuerung der Wahrnehmung und die interaktive Vergemeinschaftung perzeptiven Erlebens eine spezifisch sensorische Semantik bedürfen, wie wir sie im Zusammenhang der Rekonstruktion der Modelle der Sinne angedeutet haben, zeigt einmal mehr den komplexen Zusammenhang zwischen körperlich-sinnlichen Vermögen, Gesellschaft und Kommunikation.“ (1999: 19). An dieser Stelle wurden von Loenhoff die wichtigsten Phänomene angesprochen, die auch und gerade im Rahmen von audiovisuell vermittelter Fernkommunikation relevant sind und in der Analyse berücksichtigt und empirisch belegt werden müssen.

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  10. Nach Schegloff (1968) geschieht die Eröffnung von Telefongesprächen geordnet und methodisch. Eine besondere Regelhaftigkeit dabei nennt er die sogenannte „distribution rule“. Diese Regel, die oft falsch interpretiert wurde (Bergmann 1981), meint letztlich nur folgendes: Im Rahmen von Telefongesprächen spricht der Angerufene zuerst (,,…the answerer speaks first”). Um generell Regeln zu demonstrieren, wird in der ethnomethodologischen Konversationsanalyse oft die betreffende Regel gebrochen. Wenn nun die Regelhaftigkeit bei Telefoneröffnungen gebrochen wird, können ähnliche Phänomene beobachtet werden, wie hier im Datenmaterial bei der Videokonferenz. Im Übrigen hat Schegloff Schwierigkeiten, die „distribution rule“ auch auf die Face-to-face-Begegnung zu übertragen. Es handelt sich dabei also um eine medienspezifische Regelhaftigkeit, die Schegloff in dieser Konsequenz nicht beschrieben hat. Dieser Text von Schegloff ist ein weiteres Beispiel dafür, wie (vermutlich aus finanziellen und pragmatischen Gründen) Forschungsergebnisse aus einer Kommunikationsform auf andere Kommunikationsformen übertragen werden.

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  11. Eine ähnliche Problematik haben Heath/Luff bei ihrer Untersuchung erkannt: „In consequence, the relatively delicate ways in which individuals subtly move from disengagement to engagement in face-to-face environments, especially when they are in a ‘state of incipient talk’, appear to be rendered problematic in video-mediated co-presence.“ (1993: 42)

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  12. Diese Überforderung wissen Heath/Luff zu schildern: „Perhaps, however, the foundation to many of these difficulties derives from the participant’s inability to discern how their own conduct appears to the other. In consequence, it is difficult to envisage how an individual can attempt to modify the conduct in order to achieve the relevant impact. So, for example, if a gesture is unsuccessful, in say eliciting the gaze of the co-participant, the speaker is unable to discern how the movement might have appeared to the other in order to redesign the action to accomplish the relevant performative impact. It is not surprising therefore, that, in reviewing the data corpus, one finds numerous instances of individuals upgrading, even exaggerating particular gestures so as to achieve impact on the conduct of the recipient. Unfortunately, these attempts inevitably transform the action the speaker is attempting to accomplish and frequently fail to engender any response from the coparticipant.“ (1993: 42)

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  13. Ausgehend von einem kybernetischen Kommunikationsmodell, bei dem sehr wohl eine gleichzeitige und vielschichtige reziproke Wahrnehmung und Steuerung der kommunikativen Prozesse möglich ist, also von einem streng sequentiellen Kommunikationsmodell Abstand genommen wird, kann es jedoch nie gelingen, dass bestimmte Sinn-und Eindrucksvermittlungen gleichzeitig bei beiden Interaktionspartner vorliegen. Kommunikative Handlungen und einfaches Verhalten können und werden im kybernetischen Sinne gleichzeitig wahrgenommen und produziert, die Vermittlung eines speziellen Gedankenganges, einer bestimmten inneren Handlung, einer Handlungsbeeinflussung geschieht jedoch immer nacheinander, also sequentiell. Bei komplexen inneren Handlungen, die vermittelt werden wollen, ist bei Videokonferenzen bedingt durch die Reduktion der Wahrnehmung und der zur Verfügung stehenden kommunikativen Mittel unter Umständen eine längere Zeitspanne für die Produktion der dafür notwendigen äußeren Handlungen nötig. Eine kommunikative Abwesenheit des Gesprächspartners ist also meistens erst dann zu erfahren, wenn die entsprechenden erwarteten Folgehandlungen ausbleiben. Beim Telefonieren ist die Wahrnehmung und Überprüfung der Anwesenheit ähnlich problematisch, und manchmal wird sogar damit gespielt: Jeder kennt die Situation, in der sich am Telefon der Gesprächspartner in endlosen Monologen übt und man sich dessen überdrüssig zur Erholung oder zum Spaß von anderen Anwesenden demonstrativ für einige Zeit vom Telefonhörer entfernt, um etwas später wieder erneut in den monologischen Interaktionsprozess einzusteigen. Nicht selten hat der Gesprächspartner von dieser Abwesenheit nichts bemerkt.

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  14. Leider wurde bei den Experimenten versäumt, per Zufall die technische Übertragung zu einem beliebigen Zeitpunkt „einzufrieren“, um dann zu sehen, wie lange es dauert, bis beide Gesprächspartner davon Kenntnis nehmen.

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  15. Gerade bei den beiden Beispielanalysen gibt es dafür zahlreiche Beispiele.

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  16. Diese implizite Überschätzung beschreiben Heath/Luff wie folgt: „In video-mediated presence however, camera and monitor transform the environments of conduct, so that the bodily activity that one participant produces is rather different from the object received by the co-participant. The presupposition that one environment is commensurate with the other undermines the very production and receipt of visual conduct and explains perhaps why gesture and other forms of bodily activity may be ineffectual in video-mediated presence. The very presupposition which underlies socially organised conduct generates a range of difficulties for individuals who are attempting to produce and coordinate social actions and activities within the media space.“ (1993: 42)

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  17. Erste vorläufige Untersuchungen in Bezug auf einen Wandel der kommunikativen Gattung „Geschäftsbesprechung“ („Meeting”) machten Hart et al. (1995: 415): „The results of our preliminary investigation provide interesting evidence of potential shifts in the importance attributed to certain elements of form in the meeting genre for experienced video-teleconferencing users in the aerospace firm.“ Allerdings verweisen die Autoren selbst auf den Umstand, gerade sprachliche und andere wichtige kommunikative Elemente bei der Untersuchung nicht berücksichtigt zu haben, und raten zu entsprechenden Folgeuntersuchungen.

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  18. Ein schöner Beleg dafür ist die Sequenz aus dem Beispiel ID_9_Video. Hier thematisiert die Spre-cherin das nicht tolerierbare Hörerverhalten ihres Gesprächspartners.

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  19. Für die Kommunikationsform „Telefonieren” hat sich im Laufe der Zeit ein konventionalisiertes Mittel zur Anzeige und Identifikation der Aufmerksamkeit entwickelt: Denn ohne regelmäßige verbale Rückmeldungen ist der Sprecher, sofern es sich um einen längeren Beitrag handelt, verunsichert. Darüber hinaus hat sich die interaktive Kompetenz diesbezüglich derart bei den meisten Individuen entwickelt, dass leichte Unaufmerksamkeiten und die Fokussierung auf Nebentätigkeiten des Gesprächspartners recht zügig erkannt werden. Nicht nur die Präsenz, sondern auch die Art und Weise und vermutlich auch der genaue Zeitpunkt dieser Rückmeldungen sind entscheidende Indikatoren für Anwesenheit und Interaktionsbereitschaft beim Telefonieren.

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  20. In Bezug auf leichte proxemische Aktivitäten und kleine Augenbewegungen machen Heath/Luff (1993: 49) bei ihren Analysen folgende Beobachtung: „Unless the recipient is looking directly at the screen, it is unlikely that he or she is able to discern relatively small changes of head and eye movement of the co-participant“

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  21. Auch die Analyse von Mikroprozessen in unmittelbaren Begegnungen ist von den beschriebenen verkürzten und unzureichenden Aufzeichnungsmöglichkeiten betroffen. Denn selbst mit größtem Aufwand und mit modernster Technologie können diese Phänomene vermutlich nicht ohne größere Störung und Behinderung des Interaktionsprozesses (von reinen Laborsituationen vielleicht abgesehen) in der gesamten Fülle aufgezeichnet werden.

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  22. Die eigenen Untersuchungen haben gezeigt, dass es gerade hier große individuelle Unterschiede gibt. Gerade bei Anfängern, die eigentlich über eine jeweils ähnliche Interaktionskompetenz bezüglich dieser Kommunikationsform verfügen sollten, polarisierte das Engagement zur Interaktionsbereitschaft zwischen Frust und Lust, reichten die Sensibilität und das Reflektionsvermögen von stark bis kaum vorhanden. Inwiefern bei einer derartigen Konfrontation Rückschlüsse auf die allgemeine kommunikative Kompetenz („kommunikative Kompetenz” hier im Sinne von Hymes, 1979, verstanden) der einzelnen Individuen gezogen werden können, wäre vermutlich eine interessante Fragestellung, die jedoch an dieser Stelle nicht näher diskutiert werden kann und soll.

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  23. Zahlreiche Hersteller von Software für Videokonferenzsysteme haben erkannt, dass eine objektive Wiedergabe des Kontrollbildes die Interaktanten vor große Probleme stellt. Auch die Versuche haben gezeigt, dass eine Orientierung am eigenen Bild nur dann reibungslos funktioniert, wenn es der Wiedergabe eines Spiegels, also der seitenverkehrten Wiedergabe, entspricht.

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  24. Eine vergleichsweise hohe Zahl von Versuchspersonen hat den Wunsch geäußert, lieber ganz ohne Kontrollbild die Videokonferenz durchzuführen. Einige haben sogar während der Versuche einfach das Kontrollbild abgeschaltet.

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  25. Taktile, olfaktorische und gustatorische Faktoren werden hier nicht berücksichtigt.

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  26. Ausgehend in diesem Fall von allen interaktiven, synchronen Kommunikationsformen.

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  27. Freudenberg (2000) befasst sich intensiv mit der „Relevanz der kommunikationstechnischen Leistungsfähigkeit eingesetzter Videokonferenzsysteme für die Ausführung von Kooperationen“. Dabei gelangt er unter anderem zu folgendem Ergebnis: „Abschließendes Ergebnis der Arbeit ist demzufolge, dass die kommunikationstechnische Leistungsfähigkeit eines Videokonferenzsystems für Kooperationen, wie sie in der vorliegenden Untersuchung von den Probanden durchgeführt wurden, sehr wohl von Relevanz ist. Jedoch kann nur in den wenigsten Fällen genau herausgearbeitet werden, ob es die kommunikationstechnische Leistungsfähigkeit des Systems oder die individuellen Kompetenzen der Versuchsteilnehmer sind, die die Kooperationen stärker beeinflussen. Unter der Voraussetzung einer vorherigen Schulung wäre es demzufolge vermutlich leichter, die Relevanz der kommunikationstechnischen Leistungsfähigkeit für Kooperationen festzustellen, da dann die sehr individuell anmutenden Anpassungsleistungen an ein völlig neues technisches Medium an Bedeutung verlieren könnten.”

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  28. Dieser Terminus wird in Anlehnung an Ungeheuers Begriff der „Fallibilität der Kommunikation“ (siehe Kapitel 3.3.) gewählt. Entscheidend ist auch hier, dass genau wie bei der Überprüfung der Verständigung die gegenseitig geglückte Wahrnehmung nicht eindeutig geklärt werden kann, die Interaktionspartner also prinzipiell nicht davon ausgehen können, den Wahrnehmungskontakt mit letzter Sicherheit überprüfen zu können. Denn dafür bedarf es weiterer Wahrnehmungskontakte und Prozesse der Verständigung, die ihrerseits wieder von der gleichen Wahrnehmungsfallibilität sowie dann auch von der allgemeinen Fallibilität der Kommunikation betroffen sind.

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  29. Auch hier kommt es erneut zu Wiederholungen bei der Beschreibung einzelner Phänomene, da natürlich in den Gesprächsausschnitten viele Phänomene vermischt und abwechselnd auftreten. Hier soll jedoch besonderes Augenmerk auf die unterschiedlichen Modalitäten der Wahrnehmung der Wahrnehmungstätigkeiten gelegt werden. Wiederholungen bei der Analyse anderer Phänomene werden dabei gern in Kauf genommen und dienen insgesamt einer besseren Verdeutlichung der allgemeinen Fragestellungen.

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  30. Dieser Blick konnte vom Transkribenten nicht eindeutig bestimmt werden. Aufgrund des interaktiven Geschehens hat er aber vermutlich in dieser Form stattgefunden.

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  31. Zum Begriff des kommunikativen Konflikts siehe u.a. Richter/Weidmann (1975), Selting (1987), Hülzer-Vogt (1991).

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  32. Die Identifikation, Beschreibung und Analyse von medienbedingten Konflikten bezüglich der audiovisuellen Fernkommunikation ist eine dringende weiterführende Forschungsfrage. Erste Ergebnisse hat dazu Wirthgen (2000) geliefert: Der Ausgangspunkt ihrer Studie war von der Annahme geleitet, dass die veränderten Wahrnehmungsbedingungen bei der sozialen Interaktion mittels Videokonferenz-Systemen gewohnte Interaktionsstrukturen stören und damit ein erhöhtes Konfliktpotenzial erzeugen. Untersucht wurden dyadische Gespräche von Erstnutzern bezüglich deren (vermeintlicher) Berücksichtigung der veränderten Wahrnehmungsbedingungen im Kommunikationsprozess. Die Ergebnisse zeigen, dass die Erstnutzer größtenteils ihr im Alltag eingeübtes und erprobtes Kommunikationsverhalten auf die audiovisuelle Fernkommunikation übertragen und sich möglicher wahrnehmungsbedingter Störungen ihrer Koordination nicht bewusst sind. Letztendlich empfiehlt die Autorin, bei der Einführung von Videokonferenz-Systemen gerade die Erstnutzer für die verschiedenen Problematiken zu sensibilisieren und auf nötige - bisher ungewohnte - Anforderungen der Antizipation verschiedener Wahrnehmungsverhältnisse aufmerksam zu machen.

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  33. Auch beim Telefonieren ist nicht immer eindeutig abzuschätzen, ob nun der Gesprächspartner leise spricht oder es sich um eine sogenannte „schwache“ Verbindung handelt.

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  34. Zur genauen Analyse dieser ersten 20 Sekunden siehe die ausführliche Beispielanalyse PC_2_Trans.

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  35. Siehe Kapitel 2.

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  36. Aus subjektiv kommunikativer Perspektive gibt es natürlich so viele unterschiedlich erlebte Kornmunikationsprozesse, wie es Teilnehmer gibt. Gemeint sind hier jene physikalisch messbaren Ereignisse.

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  37. Diese beiden unterschiedlichen Kommunikationsbereiche sind hier lediglich auf die beiden Endstellen bezogen. Natürlich ist die jeweilige audiovisuelle Fernkommunikation insgesamt als ein Kommunikationsprozess zu betrachten, an den jeweiligen Endstellen bilden sich jedoch zwei quantitativ und qualitativ unterschiedliche kommunikative Situationen. Diese Unterschiedlichkeit ist im Rahmen der Transkripte durch die Einteilung in eine obere und eine untere Hälfte der Notation der Gesprächsdaten repräsentiert.

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  38. Diese Zeitangabe entspricht der Verzögerung der PC-basierten Versuchsreihen.

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  39. Diese Versuchsreihen wurden nicht mit in die vorliegende Analyse einbezogen. Aufgrund der technischen Entwicklungen wird mit solchen Verzögerungen kaum noch zu rechnen sein. Zudem sind, wie bereits erwähnt, diese Prozesse vermutlich zu stark von den Verzögerungen belastet, als dass noch andere fruchtbare Ergebnisse in Unabhängigkeit zu diesen Verzögerungen gewonnen werden könnten.

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  40. Vgl. dazu Kapitel 3.1.

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  41. Dieses Gespräch ist authentisch und nicht im Rahmen der Experimente durchgeführt. Es ist ein aufgezeichnetes Arbeitsgespräch. K2 hat zu dieser Zeit eigentlich alle Gespräche dieser Art aufgezeichnet, K1 wusste zu diesem Zeitpunkt von der Aufnahme nichts.

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  42. Die Transkription (PC_Verabschiedung_Trans) zu diesem Gesprächsausschnitt demonstriert dieses Phänomen besonders deutlich.

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  43. Dabei soll es sich um eine aus externer Perspektive beobachtbare Phasenverschiebung handeln, die zu dem von den Gesprächsteilnehmern intendierten Gesprächsverlauf im Widerspruch steht.

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  44. Die besonderen Funktionen des Auges aus soziologischer Sicht im Rahmen unmittelbarer Begegnungen weiß Simmel treffend zu formulieren: „Unter den einzelnen Sinnesorganen ist das Auge auf eine völlig einzigartige soziologische Leistung angelegt: auf die Verknüpfung und Wechselwirkung der Individuen, die in dem gegenseitigen Sich-Anblicken liegt. Vielleicht ist dies die unmittelbarste und reinste Wechselbeziehung, die überhaupt besteht. Wo sich sonst soziologische Fäden spinnen, pflegen sie einen objektiven Inhalt zu besitzen, eine objektive Form zu erzeugen. Selbst das gesprochene und gehörte Wort hat doch eine Sachbedeutung, die allenfalls noch auf andre Weise überlieferbar wäre. Die höchst lebendige Wechselwirkung aber, in die der Blick von Auge in Auge die Menschen verwebt, kristallisiert zu keinerlei objektivem Gebilde, die Einheit, die er zwischen ihnen stiftet, bleibt unmittelbar in das Geschehen, in die Funktion aufgelöst. Und so stark und fein ist diese Verbindung, daß sie nur durch die kürzeste, die gerade Linie zwischen den Augen getragen wird, und daß die geringste Abweichung von dieser, das leiseste Zurseitesehen, das Einzigartige dieser Verbindung völlig zerstört.“ (1958: 484) Die Leistungen des Auges, so wie sie Simmel hier beschreibt, sind im Rahmen einer audiovisuellen Fernkommunikation nicht mehr möglich. Denn der direkte Augenkontakt — also der Blick von Auge in Auge - kann nicht technisch vermittelt werden. Die Folgen:,,…der ganze Verkehr der Menschen, ihr Sichverstehen und Sichzurückweisen, ihre Intimität und ihre Kühle, wäre in unausrechenbarer Weise geändert, wenn der Blick von Auge in Auge nicht bestünde — der, im Unterschiede gegen das einfache Sehen oder Beobachten des Anderen eine völlig neue und unvergleichliche Beziehung zwischen Ihnen bedeutet.” (ebd.) Die Möglichkeiten, die die technischen Systeme bieten können, gehen nicht über das von Simmel beschriebene „einfache Sehen oder Beobachten des Anderen“ hinaus. Damit geht laut Simmel im Rahmen des ganzen Bereichs menschlicher Beziehungen die „vollkommenste Gegenseitigkeit” (ebd: 485) verloren.

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  45. Für eine genaue Analyse der Mikro-und Makroprozesse des Blickverhaltens im Rahmen von audiovisuellen Fernkommunikationen ist eine eigenständige Forschungsarbeit notwendig. Eine einführende Arbeit dazu leistet Sulz-Franke (2000). Die Autorin beschreibt zunächst anhand einschlägiger Theorien die allgemeinen Funktionen des Blickkontakts in der vis-à-vis-Situation, die ihrer Meinung nach wichtig und unumgänglich sind für eine natürliche Kommunikationssituation. Vor diesem Hintergrund untersucht sie als zentrales Thema der empirischen Arbeit das Blickverhalten im Rahmen von Videokonferenzen. In der Analyse wird schließlich geprüft, ob das visuelle Verhalten in der Videokonferenz-Situation dem visuellen Verhalten in einer natürlichen Situation gleicht oder aber sich völlig unterscheidet. Das Ergebnis: Das visuelle Verhalten bei beiden Kommunikationsformen unterscheidet sich erheblich und führt im Rahmen von Videokonferenzen zu einer Illusion eines Blickkontaktes.

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  46. Gerade solche Analysen könnten nicht nur medienspezifische Ergebnisse liefern, sondern auch generelle Phänomene bezüglich der Aneignung kommunikativer Kompetenzen aufzeigen. Untersuchungen mit einem derartigen Design scheinen eine notwendige und äußerst spannende und ergiebige Fortführung bisheriger Forschungen zu sein.

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  47. Der Terminus „kommunikative Kompetenz“ soll hier in Anlehnung an den ethnografischen Ansatz von Hymes (1979)verstanden werden.

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  48. Der Begriff „System“ ist hier im einfachsten Sinne eines Modells, das den Menschen als Informationsverarbeitendes System betrachtet, gemeint. (Siehe dazu auch: Richter/Weidmann 1975)

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  49. Denn gerade deiktische Ausdrücke sind genuin auf einen gemeinsamen Wahrnehmungsraum angewiesen: „Gleiches gilt für den Gebrauch deiktischer Partikel, der die Existenz eines gemeinsamen Wahrnehmungsraumes voraussetzt. Bestimmte Bewegungen an einer relevanten raumzeitlichen Stelle können dies leisten, aber auch der Akt der sprachlichen Artikulation selbst: ein,ich`,,hier` oder,jetzt` etc. setzt voraus, daß diese raumzeitliche Position des Sprechers auch für andere identifizierbar ist.“ (Loenhoff 1999: 288). Genau diese Bewegung und jene Prozesse, die Loenhoff hier beschreibt, funktionieren in dem Beispiel ID_32_Video zunächst nicht an einer bestimmten raumzeitlichen Stelle.

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  50. Im Beispiel ID_28_Video versucht der eine Teilnehmer neben heftigen Flirtversuchen und einer großen Höreraktivität eine ironische Äußerung zu platzieren. Er bemerkt aber wohl, dass dieses nicht unbedingt gelungen ist und fügt eine zweite und dritte Äußerung, die er deutlich als ironische Äußerung zu markieren versucht, hinterher. Ob die Ironie letztlich verstanden wurde oder nicht, ist nicht eindeutig zu klären. Da insgesamt nur wenige ironische Äußerungen im Material lokalisiert wurden und die Bearbeitung solcher Phänomene den Rahmen dieser Untersuchung sprengen würde, muss es leider bei diesem Verweis bleiben. Generell ist der Einsatz von Tropen in technisch vermittelten Fernkommunikationen eine weitere gewinnbringende Fragestellung.

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  51. Wallbot (1991) ließ hier Probanden ihre Beurteilungen anhand von statischen Fotografien vornehmen.

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  52. Als Beispiel für eine ähnliche Entwicklung kann die Emotionsbekundung bei der Kommunikationsform „Chatten“ angeführt werden. Zahlreiche Schriftzeichen (sogenannte Emoticons) haben sich hier stellvertretend für verschiedene emotionale Zustände etabliert.

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  53. Die statistische Auszählung und die Diagramme in diesem Kapitel wurden der Zwischenprüfungsarbeit von Lindner (2000) entnommen. Der Autor hat im Rahmen des Forschungsprojekts, das auch dieser Arbeit zugrunde liegt, eine umfassende Analyse der Fragebögen unternommen.

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  54. Hiermit ist auch der Phonetische Gestaltkreis von Ungeheuer und eine denkbare Erweiterung dieses Gestaltkreises auf explizit visuelle Ereignisse (Kontrollbild!) angesprochen.

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  55. Diese Problematik scheint gerade bei interkulturellen Videokonferenzen denkbar zu sein.

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  56. Dieser medienspezifische Umstand ist prinzipiell und kann nicht aufgehoben werden.

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  57. Aus sequentieller Sicht handelt es sich dann um eine Verschiebung von 0.2 Sekunden, da die Erwiderung des Gesprächspartners ebenfalls um 01. Sekunden verzögert wird.

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  58. Bei den meisten technischen Systemen ist das Kontrollbild als „Bild-in-Bild“ in der Monitorwiedergabe integriert, wie zum Beispiel bei allen hier vorliegenden PC-basierten Systemen. Ist das Kontrollbild durch einen (meistens kleineren) Monitor wiedergegeben, wie bei allen hier vorliegenden Versuchen mit Hilfe der sogenannten Ideallösung, dann gibt es noch eine weitere vierte Blickrichtung. Der Unterschied besteht dabei darin, dass der Gesprächspartner hier besser differenzieren kann, ob sein Gegenüber auf das Kontrollbild oder die Monitorwiedergabe blickt.

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  59. Wenn durch technische Entwicklungen die Kamera im Zentrum der Monitorwiedergabe platziert ist (siehe Kapitel 5.2.), dann entfällt diese Blickrichtung, es gibt dann also nur noch zwei relevante Blickrichtungen. Dann kommt es allerdings zu einer permanenten Illusion eines Augenkontaktes, wenn in den Monitor geblickt wird. Die zuvor beschriebene generelle Problematik beim Blick auf den Monitor, also die fehlende Differenzierungsmöglichkeit der Blickfokussierung, bleibt allerdings auch in diesem Fall bestehen.

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  60. Zur Terminologie siehe Richter/Weidmann 1975.

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Kopp, G. (2004). Analyse der erhobenen Daten. In: Audiovisuelle Fernkommunikation. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-09302-2_5

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