Zusammenfassung
Wie Levinas zu fragen heißt entselbstverständlichen, diejenige Selbstverständlichkeit zu befragen, die sich seit dem Zerfall des antiken wie des mittelalterlichen Theismus etabliert hat: Dass die neuzeitliche Vernunft ohne Gott auskommt und dementsprechend auch ohne ihn auszukommen hat. So zu fragen kann sinnvoller Weise nicht darauf zielen, den obsolet gewordenen Theismus als metaphysische These in Philosophie und Theologie oder gar anderen Wissenschaften zu rehabilitieren. Wenn die Frage sinnvoll verständlich sein soll, ist sie eine ursprüngliche Frage, in der sich eine Fraglichkeit am Rande der Neuzeit zeigt: ob denn das Denken nicht anders als ‚gott-los‘ sein könne? Und zwar nicht nur methodisch, hypothetisch oder faktisch, sondern ‚wesentlich‘, das hieße, das Denken als Denken wäre per se Gott gegenüber indifferent, kennte ihn nicht und könnte noch nicht einmal von ihm absehen, da er nicht im Horizont des Denkens liege, genauso wenig wie im Horizont der Erfahrung, weil er nicht ein möglicher ‚Gegenstand‘ derselben sein kann.
„Ist die Intentionalität ... immer auf einer Repräsentation gegründet?
Oder ist die Intentionalität der einzige Modus der‚Sinnstiftung‘?
Ist das Sinnhafte immer das Korrelat einer Thematisierung und Repräsentation? ...
Ist das Denken wesentlich Bezug zu dem, was seinesgleichen ist,
das heißt wesentlich atheistisch?“
Levinas 1
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Literatur
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Stoellger, P. (2003). Deus non datur? Hypothetischer Atheismus und religiöse Nicht-Indifferenz am Beispiel Hans Blumenbergs. In: Gärtner, C., Pollack, D., Wohlrab-Sahr, M. (eds) Atheismus und religiöse Indifferenz. Veröffentlichungen der Sektion „Religionssoziologie“ der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, vol 10. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-09301-5_6
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