Zusammenfassung
An dieser Stelle sollen einzelne Indikatoren diskutiert werden, die den Kommunen in der Regel zur Verfügung stehen, um die Benachteiligungsproblematik abbilden zu können. Politik, Verwaltung und Planung stützen sich dazu auf ihre jeweiligen Vollzugsdaten, wie die Volkszählung, den Mikrozensus oder einzelne, auf bestimmte Fragestellungen zugeschnittene Erhebungen. Diese Daten Vielfalt ist jedoch in unterschiedlicher Weise geeignet, Benachteiligungsstrukturen und -prozesse tatsächlich realitätsnah und hand-lungsorientiert abzubilden. In diesem Abschnitt geht es darum, die auf der kommunalen Ebene vorhandenen Informationen hinsichtlich ihrer Tauglichkeit im Rahmen einer Armuts- oder Sozialberichterstattung zu beschreiben und zu analysieren.
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Literatur
Da Armut erstens umstritten ist und zweitens grundsätzliche Berührungsängste erzeugt, würde dies zu einer erneuten Debatte um die Definition führen und die inhaltlichen Fragen eher in den Hintergrund drängen.
Dem Bedürfnis vieler Praktiker nach „klaren Antworten” kommen schlagwortartige Darstellungen neuer Entwicklungen innerhalb der Gesellschaft entgegen („Risikogesellschaft”, „Erlebnisgesellschaft”, „Informationsgesellschaft”, „Fahrerahleffekt”, „Individualisierung”, „Globalisierung” u.a.), die — jenseits einer empirischen Überprüfung — allein schon wegen ihrer verkürzenden Absicht eine differenzierte Wahrnehmung gesellschaftlicher Prozesse eher verhindern.
In der Regel wird als Zentralmaß das arithmetische Mittel verwandt; allerdings gibt es auch Berechnungen auf der Grundlage des Medians (vgl. Hanesch u.a. 1994).
Insbesondere ist hier daran zu erinnern, daß schon Ende der 20er Jahre der erste Hamburger Soziologie-Professor, Andreas Walther, empirische Studien in der Tradition der Chicagoer Schule vornahm, indem er Ausprägungen verschiedener Indikatoren über die Stadt kartierte (darunter auch Merkmalsausprägungen wie Wahlverhalten, geistige Krankheiten, Behinderungen, Arbeitslosigkeit, Armut etc.). Mehrfache Abweichungen von der „Normalität” galten bei ihm als „verdächtig”. Das Ergebnis seiner Gutachten für die Stadt Hamburg beinhaltete einerseits Sanierungsmaßnahmen in den Arbeitersiedlungen am Hafenrand. Andererseits machte er auch Vorschläge, wie mit den Bewohnern zu verfahren sei — von „besserungsfähig” bis „in Umerziehungslager einweisen” (vgl. Käsler 1987, Waßner 1988).
Hier wird in verschiedenen Statistikämtern aus Datenschutzgründen jedoch die sog. „Berliner Dreierrundung” angewendet, d.h. man rechnet nach einem Zufallsprinzip in allen Kategorien eine Zahl von -3 bis +3 hinzu. Vergleicht man aggregierte Blockseiten- oder Blockdaten mit Orts- oder Stadtteildaten, entstehen auf diese Weise erhebliche Abweichungen; man sollte daher auf der Basis der nicht verschleierten Orts- oder Stadtteildaten Berechnungen vornehmen.
Die Bezeichnung „Gründe” ist mißverständlich, denn es handelt sich in der Regel um Anlässe, die Sozialhilfe zu beziehen. Die tatsächlichen Gründe für die Steigerung der Zahl der Sozialhilfeempfänger oder -kosten liegen demgegenüber in der ökonomischen Umstrukturierung, der politischen Regulation der Sozial- und Wirtschaftspolitik (vgl. Leibfried/Voges 1992a) auf nationaler und lokaler Ebene und der gesellschaftlichen Normen (vgl. Dangschat 1995a, 1995b, Völker 1995).
Dieses „theoretische” Vorgehen beinhaltet dafür andere Probleme. Erstens geht es bei der Auswahl der beschreibenden Indikatoren meist wahllos vor (was obenkonstatiert wurde), denn die inhaltliche „Verdichtung” wird der Logik von statistischen Verfahren überlassen (meist: Hauptkomponentenanalysen), was dann bei der inhaltlichen Interpretation zu Problemen führen kann.
Eine Orientierung für eine Gewichtung könnte jedoch über das statistische Verfahren der Hauptkomponentenanalyse berechnet werden, indem die Faktorladungen als Gewichte verwendet werden.
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Alisch, M., Dangschat, J.S. (1998). Armut als extreme Form sozialer Benachteiligung: Auf der Suche nach den „richtigen“ Indikatoren. In: Armut und soziale Integration. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-09295-7_3
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-09295-7_3
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
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