Zusammenfassung
“Ich wünschte, ich wäre gläubig, glaub ich.” Dieser Satz, geäußert von einer Frau, die im Rahmen der vorliegenden qualitativ-empirischen Studie in einem Interview zu ihrer Religiosität befragt wurde, bringt die Zerrissenheit gegenwärtiger individueller Lebensführung hinsichtlich der Bedeutung von Religiosität und Religion auf den Punkt: die Zerrissenheit des Individuums zwischen dem Wunsch, glauben zu können und sich damit an einer religiösen Sinn- und Lebensdeutung zu orientieren, und dem Empfinden, nicht (mehr) glauben zu können. Zwar gibt es durchaus eine — wenn auch sehr diffuse — Sehnsucht nach einer religiös geprägten Lebensführung, jedoch bleibt diese Sehnsucht zugleich unerfüllbar, weil Menschen, wie dieser Frau, diese religiös geprägte Lebensführung unmöglich (geworden) ist — aus welchen Gründen auch immer.
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Referenzen
Vgl. Beck 1986.
Das dieser Untersuchung zugrundeliegende Rationalitätsverständnis umfasst sowohl kognitiv-rationale als auch intuitiv-affektive Begründungsleistungen.
Autonomie wird hier nicht als Autarkie oder als in Isolationismus endende Selbstbezogen-heit verstanden, sondern zum einen als Möglichkeitsbedingung selbstbestimmter Lebensführung und Lebensgestaltung des einzelnen Menschen, die sich prozessual vollzieht und geschichtlich bedingt ist, und zum anderen als Möglichkeitsbedingung dafür, die Anderen und deren Freiheit anzuerkennen und mit ihnen in Beziehung zu treten. So verstanden schließt die Autonomie des Subjekts die konstitutive Bezogenheit des Ichs auf die Anderen sowie die Abhängigkeit von ihnen unter den Bedingungen der eigenen Endlichkeit und Un-vollkommenheit keineswegs aus, sondern impliziert vielmehr die Anerkennung der eigenen Grenzen. Darüber hinaus ist die Freiheit des Ichs Bedingung der Möglichkeit, Verantwortung für die Anderen und deren Freiheit zu übernehmen. Dieser Akt der Anerkennung und der Übernahme von Verantwortung ist im übrigen als ein reziproker Akt zwischen Ich und Anderen und damit zwischen zwei einander begegnenden Freiheiten zu verstehen, die sich einander wechselseitig anerkennen und füreinander einstehen. Vgl. dazu ausführlich die Ergebnisinterpretation (Kapitel 5), ferner Thomas Pröppers Freiheitsanalyse in: Pröpper 2001.
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Könemann, J. (2002). Einleitung. In: „Ich wünschte, ich wäre gläubig, glaub’ ich.“. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-09176-9_1
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-09176-9_1
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-8100-3627-8
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