Zusammenfassung
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit den Berufsverbänden der Sozialarbeiterinnen. Sie beleuchtet Ereignisse, Themen und Entwicklungen in der Geschichte der sozialen Arbeit in dem Zeitraum, in dem sich die Berufsverbände als Frauenberufsverband organisieren und entfalten. Meine Darstellung beginnt 1902/1916 und endet 1933, als die Berufsverbände entweder aufgelöst werden oder nur noch als Gesinnungsverbände weiter bestehen können, und ihre berufsständischen Aufgaben von der Deutsche Arbeitsfront übernommen werden.
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Literatur
Frauen reagieren auf die Erfahrung realer Unterprivilegierung und Diskriminierung im Berufsleben mit der Gründung eigener Berufsverbände, die sich in ihren Handlungsstrategien an den Zielen und Strategien einerseits der bürgerlichen Frauenbewegung und andererseits der männlichen dominierten Berufs-, Fach-und Standesverbände orientieren. Frauenberufsverbände sind ein Zusammenschluss von Berufsfrauen und sollen zur „Hebung des Standes, Förderung der Berufsbildung, Vertretung gemeinsamer ideeller und wirtschaftlicher Interessen“ beitragen (Levy-Rathenau 1921, S. 238). Weitere Autorinnen, die sich damit beschäftigen sind Gertrud Israel (1912, 1914/15, 1921a, 1921b, 1924a, Bäumer 1925a, Kerchner 1992 ).
Die Einbindung in die kirchlichen Hierarchien beinhaltet bei den beiden konfessionellen Verbänden auch männliche Leitung, Beratung und Kontrolle. Der evangelische Verband wird durch einen Vorsitzenden geleitet und im Beirat des Vereins katholischer deutscher Sozialbeamtinnen ist ein Priester vertreten.
Die konfessionellen Verbände definieren sich sowohl als Gesinnungs-als auch als Berufsverband und lehnen aus diesen Gründen die Aufgabe ihrer Eigenständigkeit zugunsten eines gemeinsamen Verbandes ab.
Auf die zur weiterer Unterstützung gegründete Zusammenschlüsse mit anderen Berufsorganisationen gehe ich im Rahmen dieser Arbeit nicht näher ein. So entsteht z.B. 1919 der Gesamtverband der Berufsorganisationen der Wohlfahrtspflege und ab 1929 als Folgeorganisation der Gesamtverband der Bund der Berufsorganisationen der sozialen Dienste. Beide Organisationen sind Zusammenschlüsse verschiedener Berufsverbände (Sozialarbeiterinnen, Krankenpflegerinnen, Kindergärtnerinnen etc.), die bei Behörden, im Parlament und in der Öffentlichkeit die Aufgaben einer zentralen Berufsvertretung erreichen wollen, da wo die Arbeitsgemeinschaft der Berufsverbände der Wohlfahrtspflegerinnen zur Durchsetzung von Interessen und Wünschen nicht ausreicht.
Sie wird 1915 geboren und absolviert nach ihrer Schulbildung eine Erstausbildung als Sozialarbeiterin und arbeitet darin mehrere Jahre. Sie studiert (der Zeitpunkt bleibt unklar) Jura und promoviert über das Jugendstrafrecht und macht sich anschließend als Anwältin selbständig. 1959 folgt sie einem Ruf als hauptamtliche Dozentin an das damalige Seminar für Wohlfahrts-und Jugendpflege, der Vorgängereinrichtung der Kath. Fachhochschule NW, Abteilung Köln. Sie wechselt 1965 zur damaligen Höheren Fachschule für Sozialarbeit de Stadt Köln, deren Leitung sie bis zur Umwandlung in die staatliche Fachhochschule (1971) innehatte. Ehrenamtlich ist sie bis 1989 Vorsitzende des Sozialdienstes katholischer Frauen Köln und arbeitet in vielen Ausschüssen und Arbeitskreisen mit. 1962 wird sie Nachfolgerin von Helene Weber, der Gründungsvorsitzenden des katholischen Berufsverbandes der Sozialarbeiterinnen und führt den Berufsverband in den 60er und 70er Jahren. Sie ist involviert in die Bemühungen um die Bildung eines allgemeinen parteipolitisch neutralen Einheitsverbandes (Zum Tode, In: Forum SOZIAL, 2/1997, S.15). „Fr. KollBernards stand hier mitten zwischen den Fronten. den einen, denen das Zustandekommen des von allen geforderten Einheitsverbandes nicht schnell genug gehen konnte, und den anderen, die ebenso kompromißlos die konfessionellen Wurzeln und die sozialethischen Grundlagen im Einheitsverband verankert wissen wollten. In dieser Situation war die Verstorbene - ungewollt - zur Gegenspielerin der inzwischen ebenfalls legendären Vorsitzenden des anderen, damals größten Vorgängerverbandes DBS, Frau Prof. Else Funke, geworden“ (ebenda). Frau Prof. Dr. jur. Koll-Bernards stirbt kurz vor ihrem 82. Geburtstag am 28. Februar 1997.
Deutscher Verein für öffentliche und private Fürsorge, Alice Salomon, Die Begründung des sozialen Frauenberufs in Deutschland, ihr Leben und ihr Werk, Köln, Berlin 1958
Zum Themenkreis Armenpflege, Fürsorge, Wohlfahrtspflege und ihre Entwicklung erscheinen z.B. Sachße/Tennstedt 1980, Sachße/Tennstedt 1988, Landwehr/Baron 1983b, Blauert/Reinicke/Weber 1984, Müller Wolfgang C. 1988, Baron 1983, Münchmeier 1981, Peters 1984
Rosa Kempf wird 1874 als Tochter eines praktischen Arztes in Dimbach, Niederbayern geboren und entscheidet sich zunächst für den Lehrberuf. Nach dem Besuch der Lehrerinnenbildungsanstalt unterrichtet sie als Hilfslehrerin an einer niederbayerischen Dorfschule und arbeitet ab 1900 in München. 1904 legt sie das Abitur ab und beginnt 1905 an der staatswissenschaftlichen Fakultät München zu studieren. Sie promoviert bei Lujo Brentano über das Leben der jungen Fabrikmädchen in München. Die Untersuchung, für die sie selbst als Fabrikarbeiterin gearbeitet hat, gilt heute noch als grundlegend. Ausbildungsfragen von Frauen in Industrie, Gewerbe und Landwirtschaft bilden den Schwerpunkt ihres Interesses. 1918 veröffentlicht sie eine Studie über die Arbeits-und Lebensverhältnisse der Frauen in der bayerischen Landwirtschaft. Ab 1906 ist sie Vorstandsmitglied im 1906 gegründeten „Ständigen Ausschuss für Arbeitnehmerinnen-Interessen“ und in der 1917 gegründeten Zentrale der deutschen Landfrauen. Sie gründet und leitet zeitweilig die Ausbildungsstätten für soziale Frauenberufe in Frankfurt und Düsseldorf. Sie ist Vorstandsmitglied im „Deutschen Verband für Frauenstimmrecht” und sie vertritt nach der Erteilung des Wahlrechts für Frauen in der Politik aktiv. Sie sitzt in dem im November 1918 gewählten Provisorischen Nationalrat. 1919 wird sie Abgeordnete der liberalen Deutschen Demokratischen Partei für die Stimmkreise München IV und XI in den bayerischen Landtag gewählt (Plößl 1993, S. 37 ).
Die Mitteilungsblätter des Deutschen Verbandes der Sozialbeamtinnen befinden sich in unterschiedlichen Archiven und Bibliotheken innerhalb Deutschlands. Teils sind sie als Anlage der Zeitschrift „Soziale Berufsarbeit“ der Arbeitsgemeinschaft der Wohlfahrtspflegerinnen Deutschlands beigeheftet (Caritas-Bibliothek Freiburg, Preußische Staatsbibliothek Berlin, Deutsches Zentralinstitut für soziale Fragen, Berlin). Die Jahrgänge 1925–1929 sind fast lückenlos im DZI, Berlin erhältlich. Vereinzelt finden sich Unterlagen über den Deutschen Verband der Sozialbeamtinnen im Archiv des Katholischen Deutschen Frauenbundes in Köln.
Von 1903 bis 1915 veröffentlicht der Verband der Berufsarbeiterinnen der Inneren Mission seine Nachrichten/Mitteilungen etc. in der Zeitschrift „Fürsorge für die weibliche Jugend“ (FfdwJ), Fachschrift für die weibliche Jugendpflege, besonders zur Leitung von Jungfrauen-Vereinen, Organ des Vorstände-Verbandes der evangelischen Jungfrauen-Vereine Deutschlands, Herausgeber: Pfarrer Burckhardt. Die Zeitschrift befindet sich größtenteils in der ehemaligen Königlichen Bibliothek Berlin, der heutigen Preußischen Staatsbibliothek, teils in der Bibliothek Cassianeum Donauwörth und anderen im deutschen Leihverkehr eingebundenen Bibliotheken. Die Rundschreiben des Verbandes der evangelischen Wohlfahrtspflegerinnen befinden sich in der Deutschen Bibliothek (Jg. 2–8; 1917–1922/23; Jg. 11–19; 1925–1933) und in der Bibliothek des Diakonischen Werkes der evangelischen Kirche in Deutschland, Berlin.
Die Mitteilungsblätter des Vereins katholischer deutscher Sozialbeamtinnen stehen sowohl über die Caritas-Bibliothek, Freiburg (von 1917–1928) als auch im Archiv des Katholischen Deutschen Frauenbundes in Köln (ab 1929) zur Verfügung. Die Mitteilungen des Hedwig-Bundes sind sowohl im Archiv in Köln als auch für den Zeitraum von 1936–1939 in der Deutschen Bibliothek in Leipzig einsehbar.
Die Zeitschrift „Soziale Berufsarbeit“ der Arbeitsgemeinschaft der Wohlfahrtspflegerinnen Deutschlands ist über die Caritas-Bibliothek in Freiburg, über die Preußische Staatsbibliothek und auch über das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen, Berlin erhältlich.
Die Publikationen sind im Rahmen des deutschen Leihverkehrs erhältlich.
Der Verein wird erst im November 1916 gegründet; für 1917 liegt mir nur ein Rundschreiben von Mai 1917 (KDFB Köln) vor.
Die Mitteilungsblätter der Vereine werden von mir jeweils mit den Abkürzungen der Vereine zitiert z.B. Mitteilungsblatt des „Vereins katholischer deutscher Sozialbeamtinnen“ (VKDS, der „Verband der Berufsarbeiterinnen der Inneren Mission” (BAI), Verband der evangelischen Wohlfahrtspflegerinnen Deutschlands (VEWD) und der „Deutsche Verband der Sozialbeamtinnen“ (DVS) und die Zeitschrift „Fürsorge für die weibliche Jugend” (FfdwJ).
In der Deutschen Bibliothek in Leipzig sind die Jahrgänge 2–3 (1935/36), Jg. 4(1937), Jg. 6–8 (1939–1941) der Zeitschrift Deutschlands Freie Berufe, Ausgabe B Soziale Arbeit. DAF 40 einsehbar.
Durchgehend erfolgt dies bei den Fachgruppen, die in allen drei Verbänden gegründet werden; nur teilweise bei den anderen Fachgruppen.
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Paulini, C. (2001). Einleitung. In: „Der Dienst am Volksganzen ist kein Klassenkampf“. Siegener Studien zur Frauenforschung, vol 8. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-09173-8_1
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-09173-8_1
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
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