Verwissenschaftlichung der Industrie — Industrialisierung der Wissenschaft

Zusammenfassung

Bells Verschränkungs-These ist notwendigerweise zweigleisig konstruiert, d.h. die Behauptung einer Verschränkung von Wissenschaft, Technik und Industrie impliziert logischerweise wechselseitige Beziehungen und Einflußnahmen zwischen diesen ausdifferenzierten Funktionsbereichen. Im Hinblick auf die Relevanz wissenschaftlichen Wissens für die technisch-ökonomische Grundstruktur der Gesellschaft heißt das: Verschränkung ist nicht nur auf der Linie der Verwissenschaftlichung der „technoeconomic order“, sondern auch in der gegenläufigen Perspektive der Einflußnahme dieser technisch-ökonomischen Grundstruktur der Gesellschaft auf die Produktion wissenschaftlichen Wissens selbst zu analysieren und zu konzipieren. Dieser dem Begriff „Verschränkung“ immanenten Zweigleisigkeit trägt Bell zunächst auch Rechnung, wenn er seine These bzw. deren Kernaussage einer Veränderung der „terms of trade“ zwischen Wissenschaft, Technik und Industrie mittels zweier qualitativ neuer Momente, welche die (postindustrielle) Gesellschaft des ausgehenden 20. Jahrhunderts konstituieren wie charakterisieren sollen, spezifiziert: „Etwas Neues ist ... das veränderte Verhältnis von Wissenschaft und Technik sowie die durch die Institutionalisierung der Forschung bewirkte Eingliederung der Wissenschaft ... in die sich wandelnde Wirtschaftsstruktur selbst. Demnach ist also zweierlei neu: die systematische Entwicklung der Forschung und die Schaffung einer neuen, auf wissenschaftlichen Grundlagen aufbauenden Industrie“ (Bell 1975:201).