Zusammenfassung
Wie die Betrachtung von Funktionsweise und ökonomischen Resultaten der Zentralverwaltungswirtschaft verdeutlichte, ist eine Transformation des Wirtschaftssystems angezeigt, um die herrschenden Funktionszusammenhänge aufzubrechen und eine langfristige positive wirtschaftliche Entwicklung zu ermöglichen. Unter einer Systemtransformation ist dabei eine umfassende Änderung der Regeln bzw. der Ordnung, innerhalb derer sich jedwede ökonomische Betätigung vollzieht, zu verstehen.31 Da es sich bei der Gegenüberstellung einer Zentralverwaltungswirtschaft sowjetischer und einer Marktwirtschaft liberaler Prägung nahezu um Extrempunkte eines theoretisch denkbaren Kontinuums verschiedener Wirtschaftsordnungen handelt, wird das Ausmaß der notwendigen ordnungspolitischen Reformen unmittelbar deutlich. Weniger evident sind die im einzelnen zu treffenden Maßnahmen und die Beantwortung der Frage, inwiefern eine Konzeption der Transformation eines Wirtschaftssystems überhaupt in ihrer Gesamtheit möglich ist. Der Annäherung an diese Grundsatzfragen dient ein Verständnis der Funktionsweise der marktwirtschaftlichen Ordnung, welches in einem Vergleich zu den existenten osteuropäischen Zentralverwaltungswirtschaften Handlungsnotwendigkeiten der Systemtransformation auf ökonomischer Ebene aufweist. Schließlich ist aber auch die Frage nach dem gesamtgesellschaftlichen Zusammenhang zu stellen, um zu verdeutlichen, welche Erklärungskraft einer ökonomischen Analyse der umfassenden Reformen des sozialistischen Systems zukommt.
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Literatur
vgl. aber auch zu einem wesentlich weiter gefassten Transformationsbegriff, der allerdings auch Partialreformen mit abdeckt, und damit zu einer Unterschätzung des fundamentalen Charakters der Transformationspolitik verleiten kann bei Kloten, N.: Die Transformation von Wirtschaftsordnungen - Theoretische, phänotypische und politische Aspekte, Walter Eucken Institut - Vorträge und Aufsätze, Nr. 132, Tübingen 1991, S. 7ff.
vgl. Hayek, F.A. v.: The Use of Knowledge in Society, in: American Economic Review, 35. Jg. 1945, Nr. 4, S. 519–530.
vgl. Hensel, K.P.: Grundformen der Wirtschaftsordnung: Marktwirtschaft, Zentralverwaltungswirtschaft, 3. Aufl., München 1978, S. 32ff.
vgl. Röpke, W.: Wettbewerb (II) - Ideengeschichtliche und ordnungspolitische Stellung, in: Handwörterbuch der Sozialwissenschaft, Bd. 12, Göttingen 1965, S. 311f.
vgl. Hayek, F.A.v.: Arten der Ordnungen, in: derselbe: Freiburger Studien, Tübingen 1969, S. 32–46.
vgl. Zintl, Z • Individualistische Theorien und die Ordnung der Gesellschaft, Ordo Politicus, Bd. 22, Berlin 1983, S. 19ff.
vgl. Zohlnhöfer, W.: “Großer Sprung” oder “Stückwerkreformen”?, in: Ludwig-Erhard-Stiftung (Hrsg.): Marktwirtschaft als Aufgabe - Wirtschaft und Gesellschaft im Übergang vom Plan zum Markt, Stuttgart 1994, S. 624ff.
Eucken, W.: Grundsätze der Wirtschaftspolitik, 6. Aufl., Tübingen 1990, S. 255.
vgl. Hayek, F.A.v.: Wettbewerb als Entdeckungsverfahren, Kieler Vorträge, Nr. 56, 1968, S. 12ff.
vgl. El-Shagi, E.-S.: Die Wettbewerbsordnung und ihre Relevanz für die Länder der Dritten Welt, in: List Forum, 12. Jg. 1983/84, Nr. 2, S. 95ff. und 103ff.
El-Shagi, E.-S.: Die Überlegenheit des marktwirtschaftlichen Entwicklungsweges, a. a. O., S. 28ff.
vgl. ebenda S. 21ff.
Wirtschaftsverfassung und Geldverfassung, Göttingen 1992, S. 103.
vgl. Arrow, K.J.: Economic Welfare and the Allocation of Resources for Invention, in: Lamberton, D.M. (Hrsg.): Economics of Information and Knowledge, Harmondsworth 1971, S. 141–161.
vgl. auch Vaughn, K.J.: Kann sich eine demokratische Gesellschaft ohne Revolution reformieren ? - Die Grenzen konstruktiven Wandels, in: Zeitschrift für Wirtschaftspolitik, 32. Jg. 1983, Nr. 2, S.116ff.
vgl. Eucken, W.,1990, a.a. O., S. 241ff.
vgl. dazu die Aussagen der Theorie des Second-best in Kapitel 6.1.
vgl. eingehend zur Begründung und Gefahren solcher staatlichen Unterstützungsmaßnahmen bei
Buchanan, J.M.: The Minimal Politics of Market Order, in: The Cato Journal, 11. Jg. 1991, Nr. 2,S. 216.
vgl. zur Abgrenzung der Begriffe systemnotwendig, systemfördernd, systemadäquat, systemneutral, systeminadäquat und systemzerstörend bei Thalheim, K.C.: Zum Problem der Einheitlichkeit der Wirtschaftspolitik, in: Muhs, K.: Festgabe für Georg Jahn, Berlin 1955, S. 577–588.
vgl. Tuchtfeld, E.: Zur Frage der Systemkonformität wirtschaftspolitischer Maßnahmen, in: Seraphim, H.-J. (Hrsg.): Zur Grundlegung wirtschaftspolitischer Konzeptionen, Schriften des Vereins für Socialpolitik, Bd. 18., Berlin 1960, S. 214ff.
vgl. Streit, M.: Ordnungsökonomik - Versuch einer Standortbestimmung, Diskussionsbeitrag - Max-Planck-Institut zur Erforschung von Wirtschaftssystemen, Nr. 4, 1995, S. 32. Eine solche Vorgehensweise läuft im Endeffekt auf die Unterscheidung Euckens zwischen Prinzip und (historischem) Moment heraus; vgl. Eucken, W., a.a.O., S. 250ff.
Der marktwirtschaftliche Wettbewerb ist also nicht als “Naturordnung” aufzufassen, sondern ergibt sich als “staatliche Veranstaltung’; vgl. Miksch, L.: Wettbewerb als Aufgabe, 2. Aufl., Godesberg 1947, S. 10ff.
vgl. Hayek, F.A.v.: Individualism and Economic Order, 2. Aufl., London 1976, S. 22ff.; Gelegentlich werden aber auch radikal-evolutionistische Auffassungen vertreten. Vgl. in einer Ubersicht Gäfgen, G.: Institutioneller Wandel und ökonomische Erklärung, in: Jahrbuch für Neue Politische Ökonomie, 2. Bd. 1983, S. 19–49. Zu einem teilweisen Mißverständnis von Hayeks Position, die als Begründung für Vorschläge eines sehr weitreichenden Evolutionismus vorgebracht wird, nimmt Buchanan Stellung; vgl. Buchanan, J.M.: Cultural Evolution and Instituional Reform, in: derselbe: Liberty, Market and the State - Political Economy in the 1980’s, Oxford 1986, S. 75–85.
vgl. Nagy, A.: Institutions and their Resistance to Transition, in: Acta Oeconomica, 45. Jg. 1993, Nr. 3–4, S. 231–240.
vgl. dazu auch Kapitel 3.3.3 zum Kollektivgutcharakter der Ordnungspolitik, der eine marktmäßige Erstellung der Wettbewerbsordnung verhindert.
vgl. Delhaes, K.v.: Aktive Ordnungspolitik in der Transformation: Konstruktivismus oder Voraussetzung freiheitlicher Entwicklung ?, in: Ordo, 44. Bd. 1993, S. 312ff.
Hayek, F.A.v.: Arten der Ordnung, in: derselbe: Freiburger Studien, Tübingen 1969, S. 42–43.
vgl. Popper, K.R.: Die offene Gesellschaft und ihre Feinde, Bd.I - Der Zauber Platons, 2. Aufl., Bern 1957, S. 213ff.; Popper spricht in diesem Zusammenhang über die schlagartige Schaffung der idealen Gesellschaft. Dieser Utopie setzt er die Technik des schrittweisen Umbaus der Gesellschaftsordnung gegenüber. Diese Einordnung ist von Bedeutung, da die fehlende Berücksichtigung des Zusammenhangs der Darstellung zu Mißverständnissen verleiten kann und darauf jeglicher größerer Reformschritt abgelehnt wird.
vgl. Hayek, F.A.v.: Order - with or without Design ?, London 1989, S. 39ff.
vgl. Frydman, R./ Rapaczynski, A.: Evolution and Design in the East European Transition, Economic Research Reports - New York University, Nr. 53, 1991, S. 6ff.
vgl. ausführlicher zu den aus diesem Grundprinzip resultierenden Verhaltensweisen bei Kaltefleiter, W.: Politische Probleme der Transformation, in: Ludwig-Erhard-Stiftung (Hrsg.): Marktwirtschaft als Aufgabe - Wirtschaft und Gesellschaft im Übergang vom Plan zum Markt, Stuttgart 1994, S. 612ff.
vgl. hierzu Brunner, K./Meckling, W.A.: Menschenbild und Staatsverständnis, in: Vaubel, R./ Barbier, D.: Handbuch Marktwirtschaft, Weinsberg 1986, S. 23–33 und in etwas anderen Zusammenhang Elster, J.: Social Norms and Economic Theory, in: Journal of Economic Perspectives, 3. Jg. 1989, Nr. 4, S. 99–117.
vgl. Kirchgässner, G.: Hält sich der Homo oeconomicus an Regeln ?, in: Jahrbuch für Neue Politische Okonomie, 12. Bd. 1993, S. 186ff.
vgl. Hayek, F.A.v.: Die Verfassung der Freiheit, Tübingen 1977, S. 77ff.
vgl. Eucken W.: Die Grundlagen der Nationalökonomie, B. Aufl., Berlin 1965, S. 205ff.; Eucken stellt hier dem Erwerbsprinzip das Bedarfsdeckungsprinzip gegenüber und zeigt, daß letzteres nie Grundlage menschlichen Handelns war und ist.
vgl. hierzu auch in einem Überblick seiner Studien Schultz, T.W.: The Economics of Being Poor, in: Journal of Political Economy, 88. Jg. 1980, Nr. 4, S. 639–651. Hier wird für Entwicklungsländer gezeigt, daß völlig rationale Verhaltensweisen der Wirtschaftssubjekte vorherrschend sind. Gleiche Ergebnisse sind auch für osteuropäische Staaten zu erwarten, wie schon die Erklärungsmöglichkeit der Funktionsdefizite und ökonomischen Rückständigkeit dieser Staaten über die
vgl. Riese, H.: Ordnungsidee und Ordnungspolitik - Kritik einer wirtschaftspolitischen Konzeption, in: Kyklos, 25. Jg. 1972, Nr. 1, S. 24–48.
Böhm, F.: Eine Kampfansage an Ordnungstheorie und Ordnungspolitik. Zu einem Aufsatz in Kyklos, in: Ordo, 24. Bd. 1973, S. 20.
vgl. Gäfgen, G.: Ordnungstheorie: Grundlage einer rationalen Gestaltung der Wirtschaftsordnung ?, Diskussionsbeiträge der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften und Statistik der Universität Konstanz, Serie I, Nr. 247, 1990, S. 24ff.
Thematik einer “rationalen Wirtschaftspolitik” Putz, T.: Die Theorie der rationalen Wirtschaftspolitik - Kritik und Antikritik, in: Woll, A. (Hrsg.): Aktuelle Wege der Wirtschaftspolitik, Schriften des Vereins für Socialpolitik, Bd. 130, Berlin 1983, S.13ff.
vgl. Herder-Dorneich, P.: Neue politische Ökonomie und Ordnungstheorie, in: Duwendag, D./Siebert, H. (Hrsg.) Politik und Markt, Stuttgart 1980, S. 209ff.
vgl. Frey, B.: Elemente einer zukünftigen Theorie der Wirtschaftspolitik. in: Zeitschrift für Wirtschafts-und Sozialwissenschaften, 101. Jg. 1981, Nr. 4, S. 361–377
Tullock, G.: The Calculus of Consent, 4. Aufl., Ann Arbor 1983, S. 63ff.
vgl. Olson, M.: Die Logik des kollektiven Handelns, Tübingen 1968, S. 27ff.
vgl. Downs, A.: Eine ökonomische Theorie des Handelns in der Demokratie, in: Recktenwald, H.C. (Hrsg.): Finanzpolitik, Köln 1969, S. 49–67.
vgl. Niskanen, W.A.: Ein ökonomisches Modell der Bürokratie, in: Pommerehne, W.W./ Frey, B.S. (Hrsg.): Ökonomische Theorie der Politik, Berlin 1979, S. 349–365 und in einem Überblick Roppel, Li.: Ökonomische Theorie der Bürokratie, Schriftenreihe des Instituts für Allgemeine Wirtschaftsforschung, Bd. 2, Freiburg 1979.
vgl. Kirsch, G.: Ordnungspolitik als Gegenstand der politischen Auseinandersetzung, in: Issing, O. (Hrsg.): Zukunftsprobleme der sozialen Marktwirtschaft, Schriften des Vereins für Sodalpolitik, Bd. 116, S. 261ff.
vgl. Buchanan, J.M.: How can Constitutions be designed so that Politicians who seek to serve “Public Interest” can survive ?, in: Constitutional Political Economy, 4. Jg 1993, Nr. 4, S. 1–6 und im konkreten Bezug zur Verteilungspolitik Knappe, E: Einkommensumverteilung in der Demokratie - Der Beitrag der ökonomischen Theorie der Demokratie zur Analyse der Verteilungspolitik, Schriftenreihe des Instituts für Allgemeine Wirtschaftsforschung, Bd. 2, Freiburg 1980, S. 229f.
vgl. Hermann-Pillath, C.: Systemtransformation als ökonomisches Problem, in: Aussenpolitik, 42. Jg. 1991, Nr. 2, S. 173ff.
vgl. Kratz, K./Thieme, H.J.: Abbau von Transformationshemmnissen: Ursachen, Formen und Flankierungsstrategien, in: Hartwig, K.-H./Thieme, H.J. (Hrsg.): Transformationsprozesse in sozialistischen Wirtschaftssystemen, Berlin 1991, S. 415ff.
vgl. dazu eingehender in Kapitel 4.2.2.
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Bleuel, HH. (1996). Systemtransformation als Wandel von Ordnungen. In: Wirtschaftspolitik der Systemtransformation. Gabler Edition Wissenschaft. Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-09142-4_3
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