Zusammenfassung
Die klassische soziologische Hermeneutik setzt mit ihren Begründern Max Weber und Alfred Schütz an der subjektiven Wirklichkeit sozial handelnder Subjekte an, am „subjektiv gemeinte[n] Sinn“ (WuG: 1), den es aktuell und erklärend zu verstehen, d. h. in seiner Idealtypik zu rekonstruieren gilt. Dabei ist die begriffliche Trias `Subjekt-Sinn-Verstehen’ unauflöslich mit- und aneinander gekoppelt, nur sinnhafte Handlungen sind verstehbar. Bei Schütz heißt es explizit:
„Wir können dann sagen, daß Verstehen korrelativ zu Sinn überhaupt sei; denn alles Verstehen ist auf ein Sinnhaftes gerichtet und nur ein Verstandenes ist sinnvoll.“ (SA: 149)
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Literatur
Zur Weiterentwicklung der Verstehenden Soziologie Webers und Schützens hin zur `sozialwissenschaftlichen Hermeneutik’, wie Soeffner (1989) die unterschiedlichen Methodologien und heterogenen Verfahrenskonzepte unter einem Sammeletikett rubriziert, siehe als Überblick etwa SchrSer 1994, Soeffner/Hitzler 1994, Jung/Müller-Doohm 1995, Hitzler 1995, Hitzler/Honer 1997.
Crossing verstanden im Sinne Spencer Browns (1971: 2).
Luhmann (1993e) unterscheidet hingegen zwischen positivistischen auf der einen und kritischen Theorien auf der anderen Seite einer Unterscheidung. Die Theorie autopoietischer Systeme sei hingegen in der Lage, Gesellschaft als ein sich selbst beobachtendes System zu begreifen, das seine eigene Identität definiert.
Zur Rekonstruktion des Begriffs des Verstehens aus unterschiedlichen systemtheoretischen Perspektiven vgl.: Kraft 1989.
Dabei wird zwischen der philosophischen Hermeneutik und der soziologischen Hermeneutik nicht immer hinreichend unterschieden. Oft oszillieren die Argumentationen zwischen den beiden Positionen. Im folgenden geht es ausschließlich um die Verstehende Soziologie im Vergleich bzw. im Unterschied zur Systemtheorie in der Luhmannschen Variante.
An einer Auseinandersetzung mit Begriffen der philosophischen Hermeneutik — z. B. von Schleiermacher, Frank, Gadamer und auch Habermas — hat es hingegen keinen Mangel (vgl. Kneer/Nassehi 1991, Schneider 1991, 1992a, 1994b ).
Das re-entry — die Wiedereinführung einer Unterscheidung in das von ihr Unterschiedene — wird von Luhmann insbesondere genutzt, um die System-Umwelt-Differenz in das System wiedereinzuführen und dadurch Selbstbeobachtung und Reflexion theoretisch zu formulieren (vgl. Luhmann 1993 a, 1993b, WissG: 83 ff.).
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Wittenbecher, I. (1999). Einleitung. In: Verstehen ohne zu verstehen. Zugänge zur Moderne. Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-09107-3_1
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-09107-3_1
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