Zusammenfassung
Zweifelsohne mußten politische Blockaden schon für die Artikulation einer ersten “breiten Oppositionsfront” (FAO)22 beiseite geräumt werden, die wenigstens für einen bedeutsamen Teil der FSLN nicht ohne politisch identitätsberührende Momente denkbar sind. Bereits das Zustandekommen dieser Oppositionfront bedeutete eine Überschreitung des “Innen” der politischen Identität der FSLN, die nicht einfach ausschließlich “faktisch” verlaufen konnte und deshalb auch nicht bloß auf Methoden-Fragen des taktisch richtigen Geschicks herunterspielbar ist.
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vgl. Lopez et.al. 1980, S. 173
Für einen solchen Versuch, die theoretischen “kontinentalen Lehren” aus der “nicaraguani-schen Entwicklung” zu ziehen, vgl. beispielweise Holz 1982, S. 24–32; mit einigen Abweichungen auch H. Ortega 1979, insbes. S. 146ff. Für H. Ortega war die “Etappe” der Jahre von 1934 bis 1956 im gleichen Atemzug eine “verborgene Revolution unter dem Scheffel”, habe demnach direkt an die Kämpfe Sandinos angeschlossen und ließe in sich nur “taktische Etappenunterscheidungen” einer stetig aufsteigenden Strategie zu: die “Erprobung der Kontaktaufnahme zu den Massen”, die “Unterbrechungen des Militärkampfes” durch “stille Akkumulationen der Kräfte” usw. Kaum weniger triumphalistisch und durch Sichtweisen gekennzeichnet, die vom Ergebnis der Volksaufstände her Entwicklungsphasen der nicaraguanisehen Guerilla unausgesprochen neu zuschneiden, sind andere Darstellungen, wie sie etwa Ana Maria Diaz gibt (vgl. Diaz 1979, S. 46) Man unterschied eine Periode von 1962–1974 als “allererste Etappe”, die als Fokus verstanden wird; dann eine “zweite Etappe” von 1975 bis September 1977, worin die “Entwicklung der politischen Arbeit in den Städten und zwischen den Arbeitern betont” worden sei, und eine “dritte Etappe” vom September 1977 bis März/April 1979, in der ein “endgültiges” Ansteigen der “Massenkämpfe” zu beobachten gewesen sei. In vergleichbarer Weise periodisierte J. Wheelock, ebenfalls im Rückblick aus dem Jahr 1986, die Genese der FSLN in einem Kontinuum von fünf “Perioden”. Demzufolge habe man bis 1967 die anfängliche Schaffung einer disziplinierten, “ideologisch” gefestigten “Avantgarde” und revolutionären Organisation erreicht, während man sich von 1967 bis zu Beginn der 70er Jahre in klandestinen Kontakten, welche das “logistische” Überleben der Guerilla sicherten, zu den “Massen hingewendet” habe. Erst in den folgenden Jahren bis 1974 sei dann in einer “stillen Akkumulation der Kräfte” eine organisierte Arbeit in den Städten vorangetrieben worden, die mit einer Reorganisation der Guerilla verbunden gewesen sei. Zwischen 1974 und 1977 seien mit dem Einsetzen eines “offenen Kampfes” die Verbindungen zu den “Volksmassen” verbreitert und vertieft worden, um schließlich in den folgenden beiden Jahren in die “strategische Offensive” einzumünden, (vgl. Wheelock 1986)
vgl. Fonseca, Nicaragua Hora Cero (1969), in: Fonseca 1985a, S. 149–169, S. 163ff. Destillat sozio-politischer Kämpfe der chinesischen Armee gegen die japanischen Invasoren und des vietnamesischen Kampfs gegen den US-Imperialismus, war dieses von Mao Tse Tung und Vo Nguyen Giap formulierte Konzept in der durch den Kampf des Vietkong ausgelösten übergreifenden politischen Konjunktur zunächst von den guatemaltekischen Fuerzas Armadas Rebeides (FAR) aufgenommen und im Rahmen der FAR von FSLN-Guerrilleros angenommen worden, (vgl. Borge, Interview in: taz-Journal Nr. 2, Berlin 1980, S. 43; Nolan 1984, S. 35; Borge 1983a; Gilly 1980, S. 197ff; H. Ortega 1979, a.a.O.; gestützt auf Berichte von A. Gilly über die guatemaltekische Guerilla s. Worsley 1970, S. 62–79, S. 75f)
vgl. Borge 1979a, S. 46
vgl. Ruiz 1980, S. 16; Cabezas 1982
vgl. auch: Unidad de Combate ‘Juan Jose Quezada’, Botschaft Nr. 2 an das nicaraguanische Volk, zit. in: Black 1981, S. 94/95
Deutlich wird dies vor allem in den der GPP sehr nahestehenden Überlegungen von Ricardo Morales Aviles, worin “Handeln” auf die — freilich, wie im damaligen Sprachgebrauch der KP Chinas vorgeprägt, “antirevisionistische” — Anwendung “historischer Gesetzmäßigkeiten” heruntergebracht ist. Die “Avantgarde” werde eine solche in dem Maße, wie sie über das “richtige”, “marxistisch-leninistische Wissen” dieser “Entwicklungsgesetze” verfüge, (vgl. Morales Aviles 1983, insbes. S. 110–137ff)
Daniel Ortega, zit. in: Alternativa, Bogota, Nr. 189, 20. Nov. 1978, ders. zit. in: Sandinista Perspectives: Three Differing Views, a.a.O., S. 115
vgl. Bor ge 1979, S. 39–46, S. 45; Fonseca 1976, S. 196–218, S. 202f. Die TI spielte zunächst den disziplinarischen Ausschluß der TP als “Nicht- Übereinstimmung einer Reihe von GPP-Strukturen mit der Linie ihrer städtischen Verantwortlichen” herunter, woraufhin sich ein Teil der GPP “unserer politisch-militärischen Führung” unterstellt habe. (zit. in: Sandinistas hablan de sus Divergencias, a.a.O., S. 197) Insgesamt, so argumentierten H. Ortega (TI) und später die Schriftstellerin Giacionda Belli (GPP) übereinstimmend, lasse sich die Aufstandsstrategie als Bestandteil des Konzepts des “verlängerten Volkskriegs” verstehen, insofern sie nämlich entweder den “endgültigen” Abschluß des “Volkskriegs” bzw. eine gleichrangige Alternative der “Machteroberung” zur “Strategie des langandauernden Widerstands” darstelle, [vgl. Interview von Carlos Rivera Lugo mit Giaconda Belli (FSLN-GPP), in: Claridad, auszugsweise veröffentlicht deutsch: Belli 1979, S. 7–8; H. Ortega 1979; H. Ortega, Theorie und Praxis des Aufstandes im revolutionären Volkskrieg, in: H. Ortega 1984, S. 85–103] Unter diesen strategischen Blickverengungen verkürzten sich die Auseinandersetzungen zwischen GPP und TI scheinbar auf unterschiedliche Modalitäten des Kampfs, (vgl. auch: Sandinistas hablan de sus Divergencias, ebd., S. 226) Das Spiel vom ausgeschlossenen Dritten war zuvor eine Zeitlang mit wechselnden Zweierkoalitionen betrieben worden.
vgl. zu den Ideen einer “Arbeiter- und Bauernregierung” Cancino 1984, S. 180ff
Es mag sein, daß die TP, wie Rediske schreibt, mit gramscianischen Ideen in die Städte gegangen ist (Rediske 1984, S. 94f). Im Allgemeinen ist die politisch öffnende Wirkung des gramscianischen Diskurses, der in Europa entweder in historischer Hinsicht ein zwangsläufig ohnmächtiger oder aber aktuell ein sehr weitgehend akademischer Diskurs geblieben ist, in Ibero-Amerika nicht zu unterschätzen. Aber der Gramscianismo der TP beschränkte sich weitgehend auf die mechanische Replik zur Bildung eines neuen “historischen Blocks” aus Arbeitern und Bauern, dessen “letzte” vereinheitlichende Grundlage nicht dem hegemonialen Kampf selbst entwächst, sondern in seinem — auf der Grundlage dependenztheoretisch inspirierter Analysen von Wheelock und Carrion verstandenen — ökonomisch-strukturellen Rahmen vorgegeben und mithin durch die “richtige” Analyse und Bestimmung der “fundamentalen Klasse” in direkter Weise repräsentierbar ist. Folglich konnte die Schlußfolgerung nur in der Behauptung der Notwendigkeit einer strikt klassenspezifischen Bildung von “Massenorganisationen” bestehen. Jede der dann in einigen Fabriken und Barrios in Managua und in baumwollverarbeitenden Industrien Chinandegas und Leons geschaffenen Revolutionären Arbeiterkomitees (CORs) mußte, genauso wie die in Managua, Granada, Masaya und im Nord-Westen, unter Nutzung bestehender persönlicher Kontakte errichteten Revolutionären Volkskommandos (CRPs) die klare “Klassenunabhängigkeit von der Bourgeoisie” einhalten. Das bedeutete im gegebenen Kontext hauptsächlich die Aufrechterhaltung einer deutlichen Grabenlinie zu den Organisationen der “bürgerlichen Opposition” (vgl. Black 1981, S. 93).
zit. in: Sandinistas hablan de sus Divergencias, in: Ed. La Oveja Negra 1979, S. 169–242, S. 194/195; vgl. auch: Sandinista Perspectives: Three Differing Views (Interviews mit D. Ortega (TI), H. Ruiz (GPP), J. Wheelock Roman (TP), dokumentiert in: Latin American Perspectives, Issue 20, Winter 1979, Vol. VI, Nr.l, S. 114–128
vgl. die Bestimmung der “Avantgarde des Proletariats und des nicaraguanischen Volkes” in: Causa Sandinista, Nr.2, Jan./Febr. 1978, S. 5
zit. in: Sandinistas hablan de sus Divergencias, hier in: Ed. La Oveja Negra, S. 226
ebd., S. 227
vgl. Nolan 1984, S. 92ff
ebd.
vgl. H. Ortega 1984, S. 122f
vgl. H.Weber 1981, S. 65ff
H. Ortega, in: Hanecker 1985, S. 22
vgl. Nunez/Cuadra/Ramirez 1985, S. 50–92, S. 55f, S.62f
vgl. Lopez et.al. 1980, S. 126f; H. Ortega 1985a S. 15–49, S. 19f; H. Ortega 1980, S. 25–57, S. 34f
Borge 1979a, S. 104–119, S. 82 (verfaßt 1977 im Gefängnis Tipitapa)
vgl. H. Ortega 1985, S. 20f
vgl. Fonseca/Mayorga 1961, S. 42–53; C. Fonseca (Declaracion, 2), zuerst erschienen in einer Edition von “La Prensa”, 10. Juli 1964, zit. in: Fonseca 1985a, S. 256f; Borge 1979a
vgl. Ibarra Narvaez 1961, S. 28ff
vgl. Fonseca 1957, S. 233–256, S. 245f
vgl. Ernesto Gonzalez Bermejo, Interview mit C. Fonseca, Nov. 1970, La Habana, Cuba, zit. in: Fonseca 1985a, S. 289
Borge 1979a, S. 23
Borge 1990, hier zit. n. span. Orig. 1989, S. 186. Bekanntlich ging der “Focus” in kontinentaler Perspektive von der “Ausgereiftheit” objektiver Bedingungen für die Revolution aus. Für die Mobilisierung der “subjektiven Bedingungen” reichte gemäß dieser Ansicht mithin die volun-taristische Aktion kleiner bewaffneter Guerrillaeinheiten aus,- der sogenannte Bewußtseins-Stand der “Massen” kam dabei buchstäblich einem objektiven Datum gleich. Die sogenannte Focus-Theorie begann im Umfeld des politisch-ideologischen Einflusses der cubanischen Revolution zu dominieren, nachdem man diese für sozialistisch erklärt hatte. Dieses Militär-Stratagem hatte modellhaft nur in den Merkwürdigkeiten, mit denen die cubanische Revolution “sozialistisch” geworden war, diese Ausstrahlung, jedoch keine Ursprünge in dem Geschehen der cubanischen Revolution selbst. Es führte in den meisten lateinamerikanischen Ländern zu großen Niederlagen; in einigen, wie in Peru, zur vollständigen Liquidierung ganzer politischer Organisationen, (vgl. Tor-res/Aronde 1970, S. 38–79; Debray 1967; Che Guevara 1969; Debray 1975; Zur Problemati si e-rung von Theorie und Praxis des foco vgl. auch den Diskussionsband: Debray et.al. 1970) 52 vgl. Trana Galeano/Avendano Rojas/Norori Gutierrez 1985; Blandon 1980,
vgl. Che Guevara 1986, S. 24
vgl. Löwy 1988, a.a.O., S. 60ff. Diese Ambivalenz durchzieht gerade das Werk Martis; sie faßt sich dort mit Berechtigung in das Urteil zusammen, daß die Vereinigten Staaten aus der political virtue in “alle Probleme feudaler Gesellschaften und alle Laster der Monarchie gefallen” seien. (Obras, Bd. 6, Havanna 1963, S. 448)
Im Unterschied zu der restlosen militaristischen Fixierung Debrays, für den es nach Mitte der 60er Jahre keine “eindeutige Alternative” ohne bewaffneten Kampf gab, hatte Guevara immer auf der “Ergänzung” von “Massenkampf” und Guerilla-Aktionen bestanden, wobei beide nicht zuletzt auch durch einen Herorismus des “revolutionären Individuums” (!) zu verbinden wären, (vgl. Che Guevara 1986; Che Guevara 1984; Debray 1967)
vgl. Fonseca 1985a, S. 295; CD. Hodges 1986, S. 165
Fonseca 1988, S. 332
vgl. Fonseca 1969, S. 25–41
vgl. Fonseca 1985a, S. 305–312, insbes. S. 310f
ebd., S. 308
ebd., S. 309
So Rediske 1982, S. 20–35, S.32
Fonseca 1964a, S. 310f
So Fonseca, Nicaragua, la hora cero, hier zit. n. Cannona 1980, S. 145–164, S. 160
vgl. Borge 1979a
Fonseca 1964a, S. 311
Rediske 1984, S. 37
Godio 1979, S. 130 An anderer Stelle erläuterte Godio: “Dieses Moment besteht darin, daß es die nicaraguanischen Revolutionäre verstanden haben, jenes politisch-kulturelle Kettenglied aufzufinden, das sie organisch mit den Massen verbunden hat, nämlich den Sandinismus. ” (Godio 1983, S. 97f)
vgl. Polo-Cheva/Süßdorf 1980, S. 15–42, S. 20
Würden wir mit der gerade zu Wort gekommenen “kritischen Sicht” übereinkommen, dann wäre der Zirkel der nächstliegenden Folgerungen bereits impliziert: Der “nationalen Kampftradition” sind dann die “sozialen Ursachen” zuzuordnen, und das auf Struktur-Responses verengte und entkräftete “politische Handeln” — das gleichwohl revolutionäre soziale Veränderungen ingang bringen soll — spielte sich, “Tradition” hin oder her, letztlich in den Innenräumen bekannter cleavage-Muster ab.
vgl. Fonseca 1985a, S. 292
vgl. Fonseca 1985b, S. 171–199
vgl. Gordillo 1989, insbes. S. 237ff
vgl. Wheelock/Carrion 1980, S.95ff
vgl. Fonseca 1982,, S. 21–85, insbes. S. 72ff; Fonseca 1971, S. 4–19
vgl. Escobar 1980, S. 73–80
vgl. Fonseca 1977, S. 171f
vgl. Fonseca 1970a, S. 288–301, S. 299f
vgl. Fonseca 1969, hier zit. in: Fonseca 1985a, S. 149ff,
vgl. Tirado Lopez 1979, S. 5–8; Fonseca 1985a, ebd.
vgl. Proclama del FSLN, in: Fonseca 1985a, S. 333–335. Unter anderem sind dort die folgenden Punkte aufgeführt: Spezielle Entwicklungspläne für die Atlantikküste; Land für die Bauern; Emanzipation der Frau; gerechte Verwaltung; Respekt der religiösen Glaubensvorstellungen; unabhängige Außenpolitik.
Diese Konjunktur der Polarisierungen und Spaltungsprozesse führte zuerst 1967 in der PSN zum Ausschluß einiger Oppositioneller, von denen ein Teil sich der FSLN anschloß und ein anderer die “Sozialistische Arbeiterpartei” (POS) gründete. Die POS begrüßte zwar lauthals den “militärischen Kampf der FSLN, kritisierte jedoch die “mangelhafte Verankerung” in der Arbeiterschaft und blieb in Wirklichkeit an taktische Manöver der “nationalen Einheitsfront” gebunden. Im Dezember 1970 tat sich die POS mit einer weiteren Gruppe aus der PSN um E. Altamirano zur ebenfalls moskau-orientierten “Kommunistischen Partei Nicaraguas” (PCdeN) zusammen, die mit Betriebsgewerkschaften im textilen Handwerksbereich aktiv wurde. War die Abspaltung der POS zum Teil noch aus dem Nachhall des “Castrismus” und aus der Opposition gegen die Unterstützung des “konservativen” Wahlbündnisses UNO zu verstehen gewesen, so griff dagegen die PCdeN nun das “militärische Abenteurertum” der FSLN in dem Maße an, wie sie die Stabilitätsbedingungen für eine “Organisation der Klasse” beeinträchtigt sah. Den imaginären Platz, der die “wahre” Organisation der “Klasse der Arbeiter und Bauern” mit der Vorbereitung des “wahren Volkskriegs” verbinden sollte, versuchte 1971 auch eine studentische Abspaltung der FSLN, die zunächst maoistisch inspirierte “Bewegung der Volksaktion/Marxisten-Leninisten” (MAP-ML) und ihre Gewerkschaft “Arbeiterfront” (FO), zu besetzen. 1973 wurden diese Gewerkschaften in der Zentrale “CAUS” zusammengeschlossen, (vgl. Merten 1981, S. 18; GEW-Berlin 1982, S. 58; Gespräch d. Verf. mit. C. Cuadra, Führungsmitglied der MAP, vom Juli 1985)
vgl. Fonseca 1975, S. 170–195, insbes. S. 172, 185; Fonseca 1976 (Okt.), S. 196–215, S. 197, S. 214f
vgl. Fonseca 1975, S. 173f, S. 191
ebd.
Diese im Hinblick auf die ambivalente Funktion des politischen Signifikanten ansprechende Formulierung stammt von Victor Tirado. (vgl. Tirado Lopez 1979)
vgl. “Unidad de Combate Juan Jose Quezada 1974, S. 169–177, 30. Dez. 1974)
Dies war durchaus keine Ehrenbezeichnung und kaum anders gemeint, wie die bekannten “historischen” marxistisch-leninistischen Dekrete eben jene politischen Kräfte, die in ihren faden und konfektionierten geschichtsontologischen Annahmen nicht restlos aufgingen, als “historisch unmögliche” lächerlich zu machen suchten. Gerade deshalb tut man gut daran, diesen Namen, der die Differenz des Politischen als “Unmögliches” an sich trug, stets vor Augen zu behalten, wenn man den Auswirkungen nachgeht, die diese spätere “Mehrheitstendenz” hervorbrachte.
ebd., S. 169
vgl. die Darstellung in Gilly 1980. In dem Punkt des “Antiimperialismus”, den die TI erst wieder nach ihrer “Radikalisierung” im Verlauf des Prozesses und der “Wiedervereinigung” der “Tendenzen” angenommen habe, gab es keine prinzipiellen Meinungsverschiedenheiten, (so aber Gilly 1980, S. 91)
So D. Ortega, zit in: Sandinista Perspectives: Three Differing Views, a.a.O., S. 116
Zu der Bestimmung der Funktion der Zeit in der Logik vgl. Lacan 1945, S. 101–121
vgl. Cannona 1980, S. 178ff; FSLN-TI, Programmaüsehe Plattform der FSLN (4. Mai 1977), in: Letz 1986, S. 154–163
Die Carter-Administration, die im Grunde so lange an Somoza festzuhalten bestrebt war, wie er die lokale Kontrolle der Einflußgrößen auch nur irgendwie zu garantieren imstande bleiben würde, begann sich, insbesondere als nach dem Herzinfarkt des Diktators im Juli 1977 die Dynamik der Opposition und die politische Kraft der FSLN sich im Frühjahr 1978 vertieften, zögernd und widerwillig nach einer möglichen personellen Alternative zu Somoza umzusehen, (vgl. Butler 1978, S. 28–35; Walker 1978, S. 25–29)
Zu diesem gesamten Komplex vgl. ausführlich: M. Harnecker, Interviews mit Schafik Jorge Handal, Salvador Cayetano Carpio, Joaquin Villalobos, in: Harnecker 1985, S. 111–184; Mendenez 1980; Guardado 1989
vgl. Bieber 1979, S. 16–24
So zuerst Black 1981, S. 132f; H. Weber 1981, S. 42ff; Rediske 1984, S. 93
vgl. Gramsci 1975, S. 133f
vgl. J. E. Vega 1981, S. 273 ff, S. 296; Casar/J.E. Vega 1980a; Casar/J.E. Vega 1980
vgl. dazu auch die Gedanken F. Mires* (Mires 1981, S. 12/13)
Beispielhaft für die “Spontaneität” waren die initialen Aufstände in Monimbo, Subtiava und Matagalpa. Normalerweise erscheinen diese ungeplanten und nicht antizipierten Aufstände als unstrukturierte und expressive Elemente einer Bewegung, die aus der strukturellen Analyse herausfallen. Jedoch waren bereits in dem ersten Aufstand der Monimbosenos FSLN-Mitglieder beteiligt, z.T. organisierend (vgl. Instituto de Estudio del Sandinismo, Porque viven siempre entre nosotros, Managua 1982; diess., La insurreccion popular sandinsita en Masaya, Managua 1982). Insgesamt gehen Sichtweisen, die sich das Problem der Spontaneität durch eine ab initio erfolgte Verortung der Sub-jekte als Bestandteile objektivierter Strukturen erst einhandeln, viel zu schnell über den einfachen Sachverhalt hinweg, daß alles, was uns irgendwie veranlassen kann, mit “Spontaneität” ein bestimmtes Geschehen zu verbinden, in erster Linie ein Problem des Zeitpunkts und einer gewissen “Dichte der Zeit” zu sein scheint: Die Monimbosenos handelten nicht einfach auf der positiv verfügbaren “kollektiven Basis” ethnischer Gemeinschaftsstrukturen und Massierungen — als, wie es in einem Roman des Ecuadorianers G.A. Jacome heißt: “15.000 Indios von Monimbo” -, sondern ganz präzise nach der Ermordung Chamorros als jener Ausschnitt des “nicaraguani-schen Volkes”, der die Negativität eines Ausschlusses dieses “Volkes” unmittelbar hinter der Teilungsgrenze des “modernen Nicaragua” des somozistischen Regimes konstitutiv sichtbar machte. So könnte man sich dessen gewahr werden, daß die Schwelle, vor welcher der Zündfunke der Spontaneität augenblickhaft aufleuchtete, eben nicht nur eine Grenzschwelle des Überschreitens war, über die hinweg die “Massen” hin zu einem zeitgleich gerichteten “organisationellen Leben” finden, wie Th. Lowi meint (Lowi 1971; S. 41), sondern auch ein Zonenbereich, worin sich die gemeinschaftliche Identitäten in historisch-politisch machtbezogener Weise konstituieren.
Rediske 1984
Natürlich insbesondere in den hier immer hineinspielenden deutschen Maßverhältnissen des politisch Populären, deren weder “historisch grundlose” noch “moralisch einholbare” einige Zerrissenheit ich an dieser Stelle mit dem kleinen Hinweis übergehe, daß es offenbar weithin übereinstimmend opportun erscheint, den in ibero-amerikanischen Analysen und politischen Sprechweisen wiederkehrenden Term “popular” - ohne Rücksicht auf die signifikanten Konnotationen — mit “populär” zu “übersetzen” und damit die “historische” Differenz dorthin zu setzen, wo sie gewiß nicht ist.
vgl. Lopez et.al. 1980, S. 295
Zu diesen Überlegungen vgl. E. Laclau, Populistischer Bruch und Diskurs, in: ders. 1979, S. 176–185; E. Laclau/Ch. Mouffe, 1991, S. 105 ff
vgl. Fonseca Amador, 1978, S. 7
vgl. Ricardo Garcia (PSN), Was der ganze Rummel wert ist, in: Probleme des Friedens und des Sozialismus, Sept. 1977, S. 1250ff; s. später auch: Alvaro Ramirez (PSN), Nicaragua: Vom bewaffneten Kampf zum Aufbau, in: Probleme des Friedens und des Sozialismus, Jan. 1980, S. 97
vgl. Orlando Nunez Soto 1980, S. 141–157; ders. 1982, S. 127–147
Die Gruppe der Zwölf, die sich — unter Hervorhebung der sozial-christlichen Dimension -für einen “Sandinismus” aussprach, der die neue Verantwortung der “einfachen Leute” für die “Nation” hervorgebracht habe, war schon entscheidend für die Vermittlung zwischen FSLN/Terceristas und den politisch dominierenden Oppositionsgruppen gewesen. Die ständige Rückbindung ihrer Selbstdefinition an die öffentliche Streuung des sandinistischen Narrativs lief auf nichts weniger hinaus, als auf die Entgrenzung der “historischen” Relationen von Volk/Nation und Herrschaft/Nation. Einer der führenden Köpfe der Zwölf, der zugleich den Ortega- Brüdern der “Terceristas” nahestand, war S. Ramirez. Los Doce lehnten es ab — und dies scheint ihr wichtigstes Charakteristikum gewesen zu sein -, als eigenständige Gruppe irgendeine Autorenschaft oder ein soziales Repräsentationsverhältnis zu übernehmen. Lösungen und Projekte vorzuschlagen, sei den Fuerzas Populares, den Volkskräften selbst vorbehalten. Sofern das sandinistische Narrativ sich mit der politischen Unbescholtenheit der Gruppe verknüpfte, deuteten Los Doce anfänglich durch ihre bloße Existenz genau auf jene leere Stelle schon im Diskurs der UDEL hin, die dort im präzisen Sinn als Symptom fungierte, an dem mithin dieser Diskurs in der populären Wahrnehmung in seiner wirklichen Distanz “zum Volk” erkennbar wurde, (vgl. Alegria/Flakoll 1982, S. 268; Info-Büro Nicaragua 1979, S. 144–153; Black 1981, S. 104; Diederich 1982, S. 156; Pilar Arias 1980; Rediske 1984, S. 98; Martinez Cuenca 1990, S. 50ff)
vgl. Direccion Nacional Conjunta del FSLN, Proclama de Unidad, in: Carmona 1980, S. 263–265
Interview mit E. Schmidt (Juli 1979), nach dem 19. Juli 1979 Leiter im Innenministerium und Chef der Polizei Managuas, später von Konterrevolutionären ermordet, zit in: Black 1981, S. 143
Ich paraphrasiere damit eine Zeile aus den Erzählungen von S. Ramirez, die in ihrem Absurdismus den tatsächlichen Vorkommnissen nach-geht.
vgl. R. M. Torres/J. L. Coraggio 1987; S. 24; vgl. auch: Frente Patriotico Nacional, Consti-tucion of the National Patriotic Front — Programmatic Principles, in: Centro Victor Sanabrias, Bulletin, Eight Report on Human Rights in Nicaragua, San Jose, Jan. 1979
vgl. A. Jacques 1979, S. 133ff
FSLN (DN), Zirkular vom Juli 1978 (H. Ortega, D. Ortega, V. Tirado)
Das sich an sozial wissenschaftliche Beschreibungen von Entrechtung, Ausplünderung und Hunnenfeldzügen der Herrschenden gegen das “Volk” hier stets anschließende Appellationsgericht des gesunden Menschenverstands ist dafür genauso wenig geeignet, wie ähnlich “evidente” Rückschlüsse aus dem breiten militanten Charakter der Konfrontation.
vgl. FSLN-DN (Terceristas), Documento politico estrategico, Nicaragua, 4.5. 1977
vgl. FSLN-DN, “An die Arbeiter, Bauern, Studenten, öffentlich Beschäftigten, Unternehmer und ökonomische Sektoren der ganzen Nation” (4. Juni 1979, in: DN- FSLN, Prociamas y pro-gramas, Managua 1989, S. 17
In theoretischer Hinsicht unterscheidet sich die hier vertretene Sicht darin auch von neueren Konzeptualisierungen des revolutionären Akts durch Castoriadis. Es kann eben keine gelingende prometheisch-voluntaristische Verabschiedung aus dem Symbolischen ins Imaginäre geben, (vgl. C. Castoriadis 1984; ders. 1988, S. 81–104; für eine kritische Würdigung s. H. Joas 1989, S. 585–602)
So der Titel einer Bildreportage aus dem Jahr 1982, der eine Zeile E. Cardenals aufgriff (Rincon/Tebbe 1982)
Eine vielseitige Kritik dieser neuen Vokabel des imperi al-westlichen Politischen, das sich offenbar gerne als restlos befriedete Positivität der universellen Ausdehnung eines “unter uns” ohne jedes “Außen” konstituiert sehen möchte (die günstigste Bedingung für durchaus nicht friedfertige Zustände), findet sich bei K. Tudyka 1989, S. 503–508
Die politische Trope der “Nation von unten nach oben” fand sich im Übrigen bereits in den 20er Jahren bei Haya de la Torre.
vgl. zum Beispiel Ziegler, 1983a; ders. 1983b, S. 5–10
Bestätigend dazu vgl. D. Ortega 1987, S. 14f
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Scheulen, H. (1997). Der Sandinismus der FSLN. In: Übergänge der Freiheit. Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-09057-1_11
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