Zusammenfassung
Theorien sind Systeme von Axiomen und abgeleiteten Sätzen, mit denen Aussagen über ausgewählte Untersuchungsgegenstände getroffen werden.1 Eine allgemeine Theorie strategischen Verhaltens bei Reorganisationen müßte sämtliche Facetten dieses Untersuchungsgegenstandes erklären und Hinweise zu ihrer Gestaltung geben können. Eine solche Theorie liegt bislang noch nicht vor. Vielmehr gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher Ansätze, die ihre Wurzeln zum Teil in verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen haben, die den Popper-schen Scheinwerfer der Erkenntnis jeweils auf bestimmte Aspekte strategischen Verhaltens lenken und damit einige Eigenschaften und Zusammenhänge klar hervortreten lassen, andere hingegen im Dunkel der Unkenntnis belassen. Nachfolgend werden vier Theoriestränge, die zur Erreichung der Erkenntnisziele dieser Arbeit geeignet scheinen, genauer untersucht: Verhaltenswissenschaftliche Ansätze (Kapitel 2.1.), Spiel-Theorien (Kapitel 2.2.), mikropolitische Ansätze (Kapitel 2.3.) und ökonomische Theorien (Kapitel 2.4.).
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Referenzen
Vgl. z.B. Kieser (1995), S. 4ff. sowie Picot/Freudenberg (1997), S. 3770.
Zu den wichtigen Vorläufern der verhaltenswissenschaftlichen Richtung gehören sicherlich auch Knight sowie Berle und Means. Berle/Means (1932) zeigen, daß Marktunvollkommenheiten angestellten Managern diskretionäre Handlungsspielräume einräumen, die diesen die Möglichkeit zur Realisierung eigener Ziele eröffnen. Knight hat bereits 1921 daraufhingewiesen, daß „the rational thing to do is to be irrational, where deliberation and estimation cost more than they are worth.“ Knight (1921), S. 67, Fußnote 1.
Vgl. dazu Simon (1986), S. S210ff.
„So-called normative decision theories fail to prescribe what is optimal in a dynamic and uncertain environment.“ Stevenson/Busmeyer/Naylor (1990), S. 364.
Vgl. Simon (1957), S. XXIV.
Vgl. March/Simon (1958), S. 139.
Eine Entscheidung kann im Angesicht begrenzter Rationalität dann als optimal bezeichnet werden, wenn Grenzkosten und Grenznutzen der letzten verarbeiteten Informationseinheit gleich sind. Vgl. zum Konzept der begrenzten Rationalität ausführlich Kapitel 3.1.3.
Vgl. Cyert/March (1963).
Vgl. March (1962) sowie Cyert/March (1963), S. 29ff.
Vgl. Cyert/March (1963), S. 77ff. sowie March (1990), S. 9.
Vgl. Cyert/March (1963), S. 79.
Vgl. Cohen/March/Olsen (1972, 1976), March (1981).
Z.B. Konferenzen, Krisen und Konflikte.
Vgl. Cohen/March/Olsen (1972), S. 3f, Cohen/March/Olsen (1976), S. 26f.
Vgl. Neuberger (1995), S. 190.
Die englische Sprache unterscheidet zwischen „Play“ und „Game“. Mit Blick auf strategisches Verhalten bilden „Games“ den Gegenstand des Forschungsinteresses.
Zu einer Systematisierung des Spielkonzepts vgl. etwa Avedon (1981), S. 14ff. Er unterscheidet Ziel des Spiels, Spieltyp, Spielregeln, Anzahl erforderlicher Spieler, Rollen der Spieler, Spielergebnisse/Auszahlungen, notwendige Fähigkeiten/Fertigkeiten, Interaktionsmuster, Spielfeld und Spielmaterial. Neuberger (1995), S. 193ff. unterscheidet Spielregeln, Spielsituation/Spielmaterial, Spielzeit, Zulassungsbedingungen und Rollen der Teilnehmer, Spielzeit, Spielergebnis und Spieltaktiken.
Vgl. von Neumann/Morgenstern (1944); für einen aktuellen Überblick z.B. Fudenberg/Tirole (1992).
Vgl. Crozier/Friedberg (1979).
Bestimmte Spieler sind schon von den Spielregeln her durch geringere Gewinnchancen benachteiligt.
Ein Austausch der Spieler würde das Spiel verändern.
Asymmetrische Informationsverteilung.
Mehrere Lösungen sind möglich.
„Eine Anwendung spieltheoretischer mathematischer Methoden zur Analyse derartiger [strategischer] Spiele [ist] wohl auch in Zukuft ausgeschlossen.“ Küpper/Ortmann (1986), S. 594f. Eine sehr interessante Arbeit, die Reorganisationen als Spiel zwischen einer Unternehmerin und einem Mitarbeiter modelliert, stellt Wolff (1998) dar.
Crozier/Friedberg (1979), S. 68.
Crozier/Friedberg (1979), S. 33f.
„Macht ist.. die gleichzeitige Fähigkeit, (a) für die anderen relevante Probleme an ihrer Stelle zu lösen, d.h. für sie relevante Ungewißheiten an ihrer Stelle zu kontrollieren, und (b) die Bereitschaft zu ebendieser Problemlösung zu verweigern.“ Friedberg (1992), S. 42f.
„Jede ernstzunehmende Analyse kollektiven Handelns muß also Macht in das Zentrum ihrer Überlegungen stellen.“ Crozier/Friedberg(1979), S. 14.
Vgl. Crozier/Friedberg (1979), S. 71.
„Das Spiel ist für uns mehr als ein Bild, es ist ein konkreter Mechanismus, mit dessen Hilfe die Menschen ihre Machtbeziehungen strukturieren und regulieren und sich doch dabei Freiheit lassen... Es ist das wesentliche Instrument organisierten Handelns.“ Crozier/Friedberg (1979), S. 68.
Vgl. Crozier/Friedberg (1979), S. 68f.
Ähnlich auch Burns (1961), S. 264.
Unter Berücksichtigung von sog. Switching Costs.
Zum Konzept des methodologischen Individualismus siehe ausfuhrlich Kapitel 3.1.1.
Die Schwierigkeit einer Operationalisierung der Crozier/Friedbergschen Konzepte und Metaphern kommt bei Ortmann et al. (1990) sehr plastisch zum Ausdruck: „Wir verhehlen nicht, daß uns selbst die Schwierigkeiten einer operationalen Definition und intersubjektiven Bestimmung von Spielen in den von uns untersuchten Fällen fast zur Preisgabe des Spielkonzepts gebracht hätte. So groß die assoziative Kraft der Spielmetapher, so schwierig ihre forschungspraktische Handhabung.“ Ortmann et al. (1990), S. 57.
Z.B. Kommunikationspolitik, Personalpolitik oder Preispolitik.
Vgl. z.B. Neuberger (1996), S. 66.
Vgl. Neuberger (1996), S. 66. In diese Richtung zielen auch andere Konzepte, die hier aus Raumgründen nur genannt werden können: Mikrophysik der Macht (Foucault, 1976), Politics in Production (Burawoy, 1984), Arenen der Arbeitspolitik (Naschold, 1985) und innerbetriebliche Handlungskonstellationen (Weltz/Lullies, 1984).
Vgl. Bosetzky (1972), S. 376ff; Ortmann (1995), S. 3 2 ff. sowie den Reader von Küpper/Ortmann (1992).
Vgl. Bosetzky (1977), S. 123; Bosetzky (1992), S. 3Iff.
An dieser Stelle sei — angeregt durch Tom Burns (1961, S. 260, Fußnote 5) — an Cornford’s „Guide for the Young Academic Politician“ aus dem Jahre 1908 Referenz erwiesen: Jobs „fall into two classes, My Jobs and Your Jobs. My Jobs are publicly spirited proposals, which happen (much to my regret) to involve the advancement of a personal friend, or (still more to my regret) of myself. Your Jobs are insidious intrigues for the advancement of yourself and your friends, spuriously disguised as public-spirited proposals. The term Job is more commonly applied to the second class.“
Vgl. z.B. Gebert (1995) und die anschließende Diskussion zwischen Neuberger (1996) und Gebert (1996).
„Die Innovationsdynamik — wie auch das weitere Feld gesellschaftlichen Wandels — bleibt ohne Erkenntnis dieser [der mikropolitischen, Anm. d. Verf.] Phänomene weitgehend verschlossen.“ Küpper/Ortmann (1986), S. 596.
Institutionen sind dabei sehr weit zu fassen als „sanktionierbare Erwartungen, die sich auf die.. Verhaltensweisen eines oder mehrerer Individuen beziehen.“ Dietl (1993), S. 39. Institutionen umfassen damit sowohl Regeln und Normen als auch korporative Gebilde wie Unternehmen.
Weitere ökonomische Ansätze wie die Theorie der Teamproduktion [Alchian/Demsetz (1972)], neoklassische [vgl. z.B. Tirole (1988)] und vertragstheoretische Ansätze [vgl. Hart/Holmström (1987) für einen Überblick] werden im folgenden nicht vertieft betrachtet.
Vgl. dazu Kapitel 7 und 8.
Vgl. grundlegend zur Propert-Rights-Theorie Demsetz (1967, 1988), Furubotn/Pejovich (1972), Hart (1995) sowie Picot/Dietl/Franck (1997).
Vgl. Minkler (1993), Jensen/Meckling (1995) sowie Kapitel 7.3.3., 7.4.1. und 8.2. dieser Arbeit.
Vgl. grundlegend Williamson (1985), Picot (1982) sowie Picot/Dietl/Franck (1997).
Vgl. Williamson (1995), S. 32 sowie Kapitel 3.2.5.
Vgl. grundlegend Ross (1973), Jensen/Meckling (1976) und Picot/Dietl/Franck (1997).
Vgl. Arrow (1985) sowie Picot (1991), S. 15If.
Vgl. dazu auch Mirrlees (1997), S. 1323ff.
Vgl. Barnard (1938), S. 17, S. 60f.
Vgl. March/Simon (1958), S. 84ff.
Vgl. grundlegend Tullock (1967) und Krueger (1974) sowie Tollison (1982), S. 575ff. Milgrom/Roberts (1992), S. 269ff. und Picot/Dietl/Franck (1997), S. 335ff.
Der Einkommensbegriff umfaßt dabei selbstverständlich monetäre wie nicht-monetäre Bestandteile.
Vgl. Milgrom/Roberts (1992), S. 269.
Switching Costs umfassen v.a. Such- und Veränderungskosten sowie Abschreibungen bereits getätigter spezifischer Investitionen.
Vgl. Milgrom/Roberts (1992), S. 269.
Vgl. zum Konzept des Gewinns als Innovationsanreiz u.a. Schumpeter (1942) und Kirzner (1973).
Vgl. Bhagwati (1982), S. 989f.; Baumol (1990), S. 894.
Vgl. Tullock (1967), Krueger (1974).
Etwa in Form von Zöllen, von Subventionen oder von Marktordnungen“.
Vgl. Appelbaum/Katz (1987), S. 689 und o.V. (1998a), S. 72ff.
Vgl. etwa Faith/Higgins/Tollison (1984), Milgrom (1988) und Milgrom/Roberts (1988, 1992, 1995).
Vgl. Bagwell/Zechner (1993), S. 979 und Edlin/Stiglitz (1995), S. 1307ff.
Vgl. dazu auch Murphy/Shleifer/Vishny (1996), S. 410.
Vgl. Milgrom/Roberts (1995), S. 250ff.; Erlei (1996), S. 21ff.
Vgl. dazu Milgrom/Roberts (1986, 1990), DiLorenzo (1988), Ursprung (1990), Potters/Van Winden (1992), Lohmann (1994, 1995) und Tullock (1995).
Vgl. dazu Buchanan (1980) und Alam (1995) sowie ausführlich Kapitel 7 und 8 dieser Arbeit.
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Freudenberg, H. (1999). Kritische Würdigung ausgewählter theoretischer Vorarbeiten. In: Strategisches Verhalten bei Reorganisationen. Markt- und Unternehmensentwicklung. Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-09006-9_2
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