Zusammenfassung
Die Themenstellung der Untersuchung eröffnet zwei zentrale inhaltliche Ansatzpunkte für eine tiefergehende Analyse der strategischen Herausforderungen wachstumsstarker Biotechnologie-Unternehmen.1 Zum einen hat das Phänomen junger, innovativer und schnell wachsender Unternehmen stark an Bedeutung gewonnen und wird auf dem Gebiet der Entrepreneurship Forschung intensiv untersucht. Die außergewöhnliche Hausse des Nasdaq Indexes ab Mitte der neunziger Jahre, der Erfolg des Neuen Markts in Deutschland und die stark wachsenden Mittelzuflüsse in Pre-IPO-Unternehmen sowohl in den USA als auch in Europa in den vergangenen Jahren belegen die Signifikanz dieser Entwicklung, trotz einiger Rückschläge in jüngster Zeit (siehe Abbildung 1.1)2 Zum anderen ist die moderne Biotechnologie eine Querschnittstechnologie mit sehr großem Innovations- und Marktpotential in den Life Sciences.3 Neben Mikroelektronik und Nanotechnologie gilt die Biotechnologie als eine der aussichtsreichsten Schlüsseltechnologien der Zukunft, deren entscheidender Durchbruch für die wirtschaftliche Nutzung noch bevorsteht.4
Riesige Unternehmen schließen sich zu noch gigantischeren Einheiten zusammen während die wirklich spannenden Ideen bei den kreativen Startups entwickelt werden
Tom Peters
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Literatur
Biotechnologie-Unternehmen werden im weiteren auch als ‘Biotech-Unternehmen’ bezeichnet.
Während sich der Nasdaq Composite Price Index in 4 Jahren vom 18.1.1996 bis zum 20.1.2000 von 1007 auf 4190 Punkten mehr als vervierfachte, bei einem CAGR von 43%, stieg der Dow Jones Industrial Price Index im gleichen Zeitraum nur von 5230 auf 11310 Punkte, ein CAGR von 21%. Auch über einen Zeitraum von 10 Jahren (Jan 1990-Jan 2000) entwickelte sich die Nasdaq mit einem jährlich Wachstum von 25% deutlich positiver als der Dow Jones mit einem CAGR von 15%, vgl. Abbildung 1.1.
Zu Definition von ‘Life Sciences’ und den Grundlagen der Biotechnologie siehe Kap. II.
Vgl. z.B. ‘Technologieprognose 2000’ des Battelle-Instituts in ó.V. (2000c) S. Wl.; vgl. Joy (2000) S. 49,51; vgl auch Kurzweil (2000) S. 49.
Zu Definitionen und Grundlagen siehe Kap. 111.1.1 bzw. 2.1.
Vgl. OECD (1998) S. 34–49; vgl. auch die Analyse der Technologie-Beteiligungs-Gesellschaft (tbg), Tochterunternehmen der Deutschen Ausgleichsbank zur Bedeutung Technologie-orientierter Unternehmen in tbg (o.D.) S. 1; vgl. Albach/Hunsdiek (1987) S. 562–563.
Weitere Faktoren: die intensive Zusammenarbeit zwischen öffentlichen Forschungseinrichtungen und Unternehmen, hohe Effektivität der Managementfähigkeiten und gründungsfördernde Faktoren wie einen funktionierenden Markt für Risikokapital, unternehmerischen Mentoren etc., vgl. o.V. (1999) S. 17, vgl. EU-Studie (1999); vgl. auch Kaps (2000) S. 18.
Vgl. Nerlinger (1998) S. 27–62.
Hier sind insbesondere die Initiierung bzw. Unterstützung von regionalen High-tech-Clustern, beispielsweise in Martinsried (Biotechnologie) oder Köln (Multimedia), vgl. McKinsey (2000) S. 5–39, vgl. Lechner (2000), die Bereitstellung öffentlicher Fördermittel für Gründungskapital, z.B. die Gründung des Marktplatzes für Wagniskapital an der Stuttgarter Wertpapierbörse am 10.11.98 als Vorbereitung junger Unternehmen auf den etablierten Finanzmarkt, (vgl. o.V. (1998) S. 30), der Abbau von bürokratischen Hemmnissen, die geographische Konzentration von technologischen Ressourcen und das Veranstalten von Business Plan Wettbewerben zu nennen, vgl. exemplarisch StartUp (1999/2000), NUK (1999/2000), Science-4-Life (1999/2000), König (1998) S. 8–11, Burscheidt (1998) S. 43; vgl. auch Oakey (1994).
Der Begriff Heuristik bedeutet das Aufstellen von Hypothesen als Mittel wissenschaftlicher Forschung. Sie stellt eine vorläufige Annahme bis zur Falsifizierung dar (siehe Kap. V.1), die zur Erlangung eines besseren Verständnisses des Themengebietes eingesetzt wird. • Heuristische Modelle werden vor allem in sozialwissenschaftlichen Forschungsgebieten angewandt, in denen im Gegensatz zu den Naturwissenschaften ‘wahre bzw. ‘falsche’ Aussagensysteme nur begrenzt eindeutig nachgewiesen werden können.
Vgl. Kanter, Kao, Wiersema (1997); vgl. Nesheim (1997); Burmester/Vahs (1999), vgl. Sabisch (1999).
Der,Paradigma’-Begriff findet in der Wissenschaft seit Kuhn (erstmals 1962) vielfach Verwendung, insbesondere in Theorien des wissenschaftlichen Wandels der Geistes-, Natur-und Sozialwissenschaften. (1) Definitorisch wird Paradigma als Theoriesystem interpretiert, als Normensystem eines Wissenschaftsbildes, das Ziel und Methodik des spezifischen Untersuchungsansatzes einbezieht. (2) In ökonomischen Arbeiten findet der Begriff insbesondere bei entwicklungstheoretischen Themen Anwendung, z.B. in der Theorie wirtschaftlicher Entwicklung und Zyklen (z.B. Kontratieff, Kuznets, Mensch), der Innovationsforschung (z.B. Dosi,Nelson) oder der Strategieentwicklung (z.B. Münchner-, St. Gallener-Ansatz, Market-based-View, Resource-based-View). (3) Kuhn, der den Paradigma-Begriff in seinen verschiedenen Bedeutungsdimensionen entscheidend entwickelt hat, argumentiert, daß in der wissenschaftlichen Entwicklung eine neue Theorie die bestehende ersetzt, ohne auf ihr aufzubauen oder in einer Synthese weiterzuentwickeln. Wissenschaftliche Dynamik und Fortschritt wird nicht als Aufbau und Synthese einzelner Wahrheitselemente interpretiert, sondem als Folge gedanklich festgefügter Perioden - oder Paradigmen -, die sich nacheinander ablösen. Wissenschaftlicher Fortschritt vollzieht sich nach Kuhn sprunghaft und als revolutionärer Prozeß, der in Krisensituationen einsetzt, wenn die alte von der neuen Theorie substituiert wird. Die neue Theorie wird zu Beginn des Umbruchs als ‘Anomalie’ zur ‘normalen’ Wissenschaft verstanden. (4) Evolutionäre Modelle im Geist des Kritischen Rationalismus nach Popper verstehen dagegen Wissenschaft als kontinuierliche Anhäufung von Wissen, das durch systematische theoretische und praktische Falsifikationsversuche getestet wird - validiert oder im negativen Falsifikationsfall verworfen. Wissenschaftliche,,T Fortschritt in Form der kritischen Auseinandersetzung mit bestehenden Paradigmen (- im Kritischen Rationalismus ist nur eine vorläufige Verifizierung möglich -) wird in diesem Sinne als eine ständige Annäherung an die Wahrheit verstanden. In der vorliegenden Untersuchung wird der Kuhn’sche Paradigma Begriff verwendet, der in ökonomischen Entwicklungs-und Innovationstheorien weit verbreitet ist. Zur Paradigma-Diskussion vgl. Popper (1995) S. 177–183; vgl. Popper (1996) S. 15–45; vgl. Kuhn (1993) S. 79–89, 97–100, 171–185; vgl. Störig (1998) S. 687–694; vgl. Behrend (1998) S. 109–129, vgl. Waldmann (1999) S. 16–55, 85–134; vgl. Schurz (1998) S. 1–51.
Vgl. Longman (1996) S.48–55; vgl. Paulson/Fröhlich (1998) S. 85. 14 Vgl. Aitken, Lamarre, Silber (1998) S. 29–31; um die hohen Ertragserwartungen der Kapitalmärkte zu erfüllen, greifen Life-Sciences-Untemehmen zunehmend auf exteme Forschungsergebnisse insbesondere im Rahmen von Lizensierungen zurück, um genügend Produkte in der Entwicklungspipeline zu haben; vgl. außerdem Cavalla (1997) S. 37–43.
Während Unternehmen wie Merck Co., Schering-Plough, Pfizer,f 1 und Eli Lilly als selbständige Unternehmen erfolgreiche neue Produkte einführten und Marktanteile gewonnen haben, haben Unternehmen mit einer schwachen Produktpipeline und geringer Innovationsrate wie Hoechst,Marion, Merrill, Glaxo, Ciba-Geigy, Smith-Kline,Beecham, Pharmacia, Rhône Poulenc und Wellcome eine strategische Antwort auf das eigene Wachstumsproblem in Zusammenschlüssen gesucht. Es scheint, daß in der Pharma-Industrie unternehmerische Unabhängigkeit nur durch erfolgreiche Produktinnovationen und höheren Marktanteil zu erhalten ist.
Vgl. auch PWC (1998) S. 2–3; vgl. hierzu beispielhaft eine Untersuchung der Investmentgesellschaft Bank Vontobel AG, Zürich, zit. in FAZ (1999) S. 27.
Die Begriffe’ Unternehmen’ und ‘Firma’ werden in dieser Arbeit synonym verwendet.
Das erste börsennotierte Biotech-Unternehmen Genentech wurde 1990 für 2,1 Mrd. USD zu 60% vom Pharma/Diagnostikakonzern Roche übernommen, der eine Option zum 30.6.1999 zur vollständigen Obernahme ausübte (im Anschluß Floating von 17% an NASDAQ), Gen-Probe wurde 1989 als erstes reines Biotech-von einem japanischen Pharma-Unternehmen übernommen, der Chugai Pharmaceuticals.
Amgen und Biogen sind große integrierte Biotech-Konzerne mit NASDAQ-Notierungen und Marktkapitalisie- rungen von 22,9 Mrd. USD und 10,9 Mrd. USD im Dezember 1999, zu Biogen siehe Fallstudie in Kap. V.3.2.
Beide Unternehmen sind Pioniere der neuen Generation von Biotech-Unternehmen, die in den neunziger Jahren aus der Genomforschung entstanden sind. Eine ausführliche Diskussion findet in den Fallstudien in Kap. V.3.3. und.3.4 statt.
Vgl. Ernst Young (1999); eine Ausnahme der bis Mitte der neunziger Jahre enttäuschenden unternehmerischen Biotech-Bilanz in Deutschland stellt die Qiagen N.V. dar, das 1984 in Düsseldorf gegründet wurde und im Juni 1996 als erstes deutsches Biotech-Untemehmen an die amerikanische Technologiebörse NASDAQ, ging. Eine detaillierte Fallstudiendarstellung liefert Zaby (1999) S. 62–77.
Vgl. Ernst Young (1999); EVCA (1999); zu den Schwierigkeiten der Biotechnologie in Deutschland und dem Umschwung Mitte der neunziger Jahre, siehe Kap. 11.4–5; erfolgreiche deutsche IPO-Biotech-Unternehmen sind beispielsweise Morphosys, GPC,MediGene oder LION Bioscience, siehe auch Kap. V.2.1.3
Für untemehmerisch handelnde Akteure sind dies insbesondere Fragestellungen nach zukünftig erfolgversprechenden Unternehmensstrategien für forschungsintensive Firmen sowie Fragen nach der Ausgestaltung von Kooperationen mit Großunternehmen, vgl. Aussagen Euro Biotech Forum 1998; für die Wissenschaft
Vgl. Chmielewicz (1994) S. 8–18; vgl. Ulrich/Hill (1979) S. 181–186.
Die Frage der Werturteilsdimension hat konstitutiven Charakter für eine wissenschaftliche Arbeit, da sich wertfreie und normative Wissenschaftsansätze in ihrem Anspruch und der inhaltlichen Ausgestaltung grundlegend unterscheiden. Die vorliegende Untersuchung unterliegt dem Anspruch der Werturteilsfreiheit im Aussagezusammenhang. Das philosophische Wissenschaftsziel wird aus diesem Grund für die vorliegende Untersuchung ausgeklammert (siehe Kap. V. 1).
Siehe vertiefend Kap. V.1.
Neben der gestaltungsorientierten Konzeption von Schmalenbach, auch empirisch und wertfrei in ihrem Selbstverständnis, existieren eine normativ-wertende (Nicklisch) und eine theoretische Richtung (Schmidt,Rieger, Gutenberg) in der Betriebswirtschaftslehre, vgl. Wöhe (1990) S’68–73., vgl. Raffée (1974) S. 64–78.
Vgl. Abel (1979a) S. 138–160: „Die Aufgabe der angewandten Wissenschaft ist es, das Wissen so zu strukturieren, daß es zur Lösung praktischer Probleme direkt verwertbar ist. Diese praktischen Probleme sind die Befriedigung von kognitiven Bedürfnissen im Rahmen der Aufklärung und die Verbesserung unseres Handelns im Rahmen der Gestaltung“, derselbe (1979) S. 158; zur Konzeption einer gestaltungsorientierten Betriebswirtschaft detailliert bei Raffée (1974) S. 79–144.
Handelsregisterbucheintrag HRB Nr. 5983, Amtsgericht Heidelberg.
Siehe Methodik der Untersuchung in Kap. V.I.
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Ollig, W. (2001). Evidenz und erste Annäherung an das Themengebiet — offene Fragestellungen, Struktur und Abgrenzung der Untersuchung. In: Strategiekonzepte für Biotechnologie-Unternehmen. DUV Wirtschaftswissenschaft. Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-08987-2_1
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