Zusammenfassung
Kaum ein wissenschaftlicher Begriff oder ein wissenschaftliches Konzept hat in den letzten Jahren eine vergleichbare Popularität und eine derart weite Verbreitung erreicht wie die Begriffe Netzwerk und Vernetzung. Während die Sichtweise, reale Phänomene als Netzwerke oder als Interaktionszusammenhänge zu betrachten, in den naturwissenschaftlich-technischen Fachdisziplinen und dort vor allem in der Biologie und der Informatik schon seit längerem praktiziert wird,1 kann für die Sozialwissenschaften von einem neuen Paradigma2 der Vernetzung gesprochen werden. Die wachsende Bedeutung dieses Paradigmenwechsels kann an der großen Zahl von Kongressen, Tagungen und Veröffentlichungen zum Themenkreis Netzwerke und Vernetzung abgelesen werden. Besonders tiefgreifende Wirkungen sind im Bereich der Politikwissenschaften3 und in der betriebswirtschaftlichen Organisationslehre festzustellen.4
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Referenzen
Vgl. z.B. Axelrod, R.; Hamilton, W.D. (Hrsg.): Die Evolution der Kooperation, München 1988.
Zum Bedeutungsinhalt und zum Begriff Paradigma vgl. Kuhn, T.: Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen, 5. Aufl., Frankfurt a.M. 1981
Bleicher, K: Das Konzept Integriertes Management, Frankfurt/New York 1996, S. 20 ff.
Vgl. stellvertretend die folgenden Tagungs- bzw. Sammelbände und die dort aufgeführten Netzwerkkonzepte: Burmeister, K; Canzler, W.; Kreibich, R. (Hrsg,): Netzwerke — Vernetzungen und Zukunftsgestaltung, Weinheim und Basel, 1991
und Jansen, D.; Schubert, K.(Hrsg.): Netzwerke und Politikproduktion: Konzepte,Methoden, Perspektiven, Marburg 1995.
Vgl. Bellmann, K, Hippe, A. (Hrsg.): Management von Unternehmensnetzwerken, Vorwort der Herausgeber, Wiesbaden 1996, S. V. Beispielhaft seien hier nur auf die Business Reengeering- oder die TQM-Konzepte hingewiesen.
Vgl. Astley, W.G.: Toward an appreciation of collective strategy, in: Academy of Management Review, Vol. 9, 3/1984, S. 526.
Vgl. Sydow, J.: Strategische Netzwerke: Evolution und Organisation, Wiesbaden 1993, S. 1.
Vgl. Hâkansson, H.: Industrial technological development: A network approach, London 1987, S. 10.
Vgl. Bühner, R.: Strategie und Organisation. Neue Entwicklungen, in: ZFO, Jg. 58, 4/1989, S. 225.
Vgl. stellvertretend Boettcher E. (Hrsg.): Theorie und Praxis der Kooperation, Tübingen 1972.
Vgl. Rössi, D.: Gestaltung komplexer Austauschbeziehungen: Analyse zwischenbetrieblicher Ko operation, Wiesbaden 1994, S. 20 f.
Eine analytisch-deterministische Lösung im hier verwendeten Sinne zeichnet sich durch das Vor handensein einer einzigen optimalen Lösung aus. Darüber hinaus wird von einem uneingeschränk ten Machbarkeitsglauben ausgegangen, d.h. es wird unterstellt, daß jede geplante Lösung auch vollständig umgesetzt werden kann und daß alle Randbedingungen und Umfeldfaktoren im Lösungsprozeß einer vollständigen Kontrolle des Handelnden unterliegen.
Sarason, S.B.; Lorentz, E.: The challenge of the resource exchange network, San Francisco 1979, S. 3.
Nohria, N.: Is a network perpective a useful way of studying organizations?, in: Nohria, N.; Eccles, R. (Hrsg.): Networks and organizations, Boston 1992, S. 3.
Diese intraorganisationale Netzwerkperspektive findet sich sehr häufig in Zusammenhang mit der Frage nach der Organisation multinationaler Unternehmen oder in praxisbezogenen Veröffentli chungen zum Themenkreis Centerkonzepte. Vgl. z.B. Johanson, J.; Mattson, L.G.: International marketing and internationalization processes — A network approach, in: Turnball, P.W.; Paliwoda, S.J. (Hrsg.): Research in international marketing, London 1986, S. 234–265.
Auch die vorliegende Arbeit orientiert sich an dieser interorganisationalen Netzwerkperspektive. Vgl. die ausführliche Begriffsexplikation in Kap. 2.1.
Zur Abgrenzung von phänomenologischer, theoretischer und methodischer Ebene vgl. Sydow, J.: Netzwerke, a.a.O., S. 118 f.
Vgl. dazu Kap. 2.3.
Eine Ausnahme stellt die Forschungsarbeit von Jarillo dar, in der mehrere Partialansätze (z.B. Transaktionskostenansatz, Wertkettenmodell, Konzept der Clanorganisation usw.) zu einem umfas senden theoretischen Rahmenkonzept zusammengefaßt werden. Vgl. Jarillo, J.C.: Strategie net works: Creating the borderless organization, Oxford 1993
sowie Jarillo, J.C.: On strategic net works, in: Strategic Management Journal, Vol. 9, 1/1988, S. 31–41.
Mit der Bezeichnung Bezugsrahmen soll explizit auf das einem Bezugsrahmen wesensimmanente Bekenntnis zur Vorläufigkeit und Unvollständigkeit hingewiesen werden. Ein Bezugsrahmen ist grundsätzlich auf Veränderung und weitere Konkretisierung ausgerichtet. Vgl. dazu Kubicek, H.: Heuristische Bezugsrahmen und heuristische Forschungsdesigns als Elemente einer Konstruktions strategie empirischer Forschung, in: Köhler, R. (Hrsg.): Empirische und handlungstheoretische Forschungskonzeptionen in der Betriebswirtschaftslehre, Stuttgart 1977, S. 3–36.
Bereits mit dieser Auswahl wird die konstruktivistische und voluntaristische Grundposition der Arbeit deutlich. Vgl. hierzu Kap. 1.2. und Kap. 2.
Mit dieser Emergenzdefinition wird der Begriffsexplikation von Küppers und Krohn gefolgt. Vgl. Küppers, G.; Krohn, W.: Selbstorganisation. Zum Stand einer Theorie in den Wissenschaften, in: Krohn, W.; Küppers, G. (Hrsg.): Emergenz. Die Entstehung von Ordnung, Organisation und Bedeutung, 2. Aufl., Frankfurt a.M. 1992, S. 7 f.
Mit dieser Sichtweise wird die Forderung Sydows nach einer prozeßorientierten Netzwerk-Analysemethodik aufgegriffen. Vgl. Sydow, J.: Netzwerke, a.a.O., S. 120. Darüber hinaus trägt die pro-zessual-dynamische Orientierung auch der von Maruyama aufgestellten Forderung nach einer Selbstorganisationsforschung Rechnung, die Abweichungen verstärkende, sich selbst aufschaukelnde Rückkopplungsprozesse zum Untersuchungsgegenstand macht. Vgl. Maruyama, M.: The second cybernetics: Deviation amplifying mutual causal processes, in: American Scientist, Vol. 51, 1963, S. 165.
Zur detaillierteren Darstellung der epistemologischen Position des kritischen Realismus vgl. Roth, G.: Erkenntnis und Realität: Das reale Gehirn und seine Wirklichkeit, in: Schmidt, S.J. (Hrsg.): Der Diskurs des radikalen Konstruktivismus, Frankfurt a.M. 1987, S. 231 f.
Verzerrungen entstehen im Denkmodell des kritischen Realismus durch die Unvollkommenheit des menschlichen Erkennens. Eine direkte Beobachtung der Realität wird per definitionem ausge schlossen. Beobachtung wird statt dessen “als mehr oder weniger komplexer, theorieimprägnierter Deutungsprozeß” interpretiert. Vgl. Abel, B.: Grundlagen der Erklärung in der Betriebswirtschafts lehre, Diss., Mannheim 1981, S. 18 ff.
Saun-Aldehoff, T.: Wie das Gehirn die Welt konstruiert, in: Psychologie Heute, 1/1993, S. 58.
Vgl. Foerster, H.v.: Sicht und Einsicht: Versuche zu einer operativen Erkenntnistheorie, Braun schweig und Wiesbaden 1985, S. 51.
Kasper, H.: Die Handhabung des Neuen in organisierten Sozialsystemen, Berlin u.a. 1990, S. 81.
Vgl. Kirsch, W.: Zur Konzeption der Betriebswirtschaftslehre als Führungslehre, in: Wunderer, R.: (Hrsg.): Betriebswirtschaftslehre als Management- und Führungslehre, Stuttgart 1985, S. 45.
Vgl. Ulrich, P.: Systemsteuerung und Kulturentwicklung — Auf der Suche nach einem ganzheitlichen Paradigma der Managementlehre, in: Die Unternehmung, 4/1984, S. 305.
Zur ausführlichen Explikation des Begriffs Komplexität vgl. Kap. 2.3.3.
Mintzberg, H.: Strategy formation: Schools of thought, in: Frederickson, J.W. (Hrsg.): Perspectives on strategic management, New York 1990, S. 208–209.
In ähnlicher Art und Weise argumentiert Sydow, indem er sowohl eine multi-paradigmatische Forschung als auch ein explizites Bekenntnis zu einer eklektischen Theoriekonstruktion fordert. Vgl. Sydow, J.: Netzwerke, a.a.O., S. 9 f.
Ulrich, P.: Systemsteuerung, a.a.O. S.306.
Die hier nur angerissene Problematik von Sprach- und Lebensform (Sprachtranszendalismus) geht auf die Spätphilosophie Wittgensteins zurück. Zur ausführlicheren Darstellung dieser philosophischen Debatte vgl. Kirsch, W.: Kommunikatives Handeln, Autopoiese, Rationalität. Sondierungen zu einer evolutionären Führungslehre, München 1992, S. 8 ff.
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Mildenberger, U. (1998). Vernetzung als neues Forschungsparadigma. In: Selbstorganisation von Produktionsnetzwerken. Forum produktionswirtschaftliche Forschung. Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-08942-1_1
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