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Politik in Reorganisationen und strategische Organisationsanalyse

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Reorganisationsmanagement

Part of the book series: nbf neue betriebswirtschaftliche forschung ((NBF,volume 267))

  • 40 Accesses

Zusammenfassung

Die Literaturanalyse hat gezeigt, daß vor allem betriebswirtschaftliche Literatur Fragen der intentionalen, zweckrationalen Steuerung von Reorganisationen aufgreift, allerdings vielfach gebrochen an und angereichert um politische Aspekte in diesen Prozessen. Aber in ihrer Grundorientierung bleibt die vorherrschende betriebswirtschaftliche Sichtweise, auch mit Blick auf die Bearbeitung von Politik in Reorganisationsprozessen, konzeptionell zu einseitig in einer Logik plandeterminierter Steuerung des Reorganisierens verhaftet. Die politischen Aspekte von Reorganisationen werden dabei aus konzeptioneller Sicht — vereinfacht ausgedrückt — als “Implementationsprobleme” geplanter Veränderungen aufgefaßt, für die sozial-technologische Lösungen gesucht werden (vgl. allgemein zur Logik plandeterminierter Steuerung von Managementprozessen Schreyögg, 1991).

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Referenzen

  1. Ähnliche Überlegungen, allerdings mit Blick auf die Handlungsfähigkeit der Organisation als Ganzes, finden sich beispielsweise bei Brunsson (1982) und Starbuck (1983). (Brunsson unterscheidet “action rationality” in Abgrenzung zu “decision rationality” um deutlich zu machen, daß die Funktion der Organisation nicht darin besteht, um ihrer selbst Willen formale Rationalitätsstandards einzuhalten, sondern Handeln ermöglichen und Handlungsergebnisse produzieren soll. Ähnlich argumentiert Starbuck (1983), der Organisation als “action generating mechanism” kennzeichnet.) Explizite Ziele und Rechtfertigungen füir die Ausnutzung von Handlungsgelegenheiten können auch im Nachhinein erfunden wurden, was von Weick (1985, 1995) und anderen Organisationsforschern als “retrospective sensemaking” charakterisiert wird.

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  2. Diese Überlegungen bauen auf einem Abhängigkeitskonzept von Macht auf, dem sich auch Crozier/Friedberg anschließen. Grundlegende Überlegungen zu einem Abhängigkeitskonzept von Macht werden in der Organistionstheorie vor allem mit der Arbeit von Emerson (1962) in Verbindung gebracht. Emerson defi-niert Macht als Abhängigkeitsbeziehung zwischen zwei Akteuren, die aus deren wechselseitiger Ressourcenabhängigkeit entsteht. Nach Emerson ist die Abhängigkeit des B von A umso größer, je mehr Ressourcen A kontrolliert, die far die Zielerreichung des B relevant sind, und umso größer, je weniger B diese Ziele außerhalb der Beziehung zwischen A und B erreichen kann.

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  3. Diese Kritik der Apriorik, der Annahme einer friktionslosen Integration von Organisation und Individuum knüpft an drei organisationstheoretischen Überlegungen an, die letztlich darauf hinauslaufen, daß der Fortbestand von Organisationen nicht selbstverständlich, sondern immer bedroht ist: 1. Die begrenzte Rationalität des Verhaltens der Organisationsmitglieder im Sinne von Herbert Simon verhindert, daß sich eine allumfassende, konsistente individuelle oder organisationale Rationalität heraus-bildet, an der sich Verhalten ausrichten kann. Verhalten ist “... beabsichtigt rational, aber das nur begrenzt ...” (Simon 1981, S. 30). Die Organisationsmitglieder entwickeln ihrem Wissens- und Bewußtseinsstand angemessene lokale Handlungsrationalitäten. Diese fragmentieren die Organisation als kollektive Handlungseinheit. Eins der weithin bekannten betriebswirtschaftlichen Probleme in diesem Zusammenhang ist das der Suboptimierung des Mitteleinsatzes. 2. Die Legitimität der Organisationsziele ist begrenzt. Deren normative Integrationskraft wird durch die lokalen Handlungsrationalitäten untergraben und geschwächt, weil die Organisationsmitglieder mit der Entwicklung dieser Rationalitäten auch eigene Ziele und Wertvorstellungen entwickeln, die nicht durch die autorisierten Ziele und Werte der Organisation gedeckt sind. 3. Die Interdependenz der Organisationsmitglieder ist begrenzt, weil sie sich Freiräume zu erhalten und zu erweitern versuchen. Dies schwächt wiederum den gesamten Zusammenhalt der Organisation als kollektive Handlungseinheit. Diese Kritiken des Organisationsbegriffs sind in der Arbeit von Crozier/Friedberg (1979) angelegt und werden von Friedberg (1995) noch einmal bekräftigt und literarisch etwas ausführlicher aufgearbeitet. Grundsätzlich wird aber die Argumentation von Crozier/Friedberg (1979) gestützt. Die Kritik (Demontage) des Organisationsbegriffes liefert zugleich die Anknüpfungspunkte auf der Suche nach dem Organisationskonzept bei Crozier/Friedberg (1979), insbesondere dann, wenn man die Argumente der verhaltenswissenschaftlichen Entscheidungstheorie, besonders wenn man Simons Arbeiten zum Umgang der Organisation mit Unsicherheit und Komplexität (insbesondere Simon 1976/1981) und Cyerts und Marchs Aussagen (1963) über Zielfindungs- und Verhandlungsprozesse im Auge behält.

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  4. Simon (1976/1981) geht bekanntlich davon aus, daß die Organisationsmitglieder in eine vereinfachte Entscheidungssituation versetzt werden, damit in Anbetracht der prinzipiell überbordenden Komplexität und Unsicherheit der Umwelt “... das menschliche Verhalten in Organisationen, wenn auch nicht vollkommen rational, so doch zu einem guten Teil zumindest beabsichtigt rational ... “ (Simon 1981, S. 29) wird. Es werden fünf organisatorische Mechanismen genannt, die die Entscheidungsprämissen der Organisationsmitglieder beeinflussen und sie auf diese Weise in eine vereinfachte Welt der Entscheidung versetzen (Simon 1981, S. 134 f.): Arbeitsteilung, Standardverfahren, Autoritätshierarchie, Information und Kommunikation, Sozialisation., Sachprämissen (Tatsachenkomponente von Entscheidungen) und Wertprämissen (normative Komponente von Entscheidungen) werden dadurch beeinflußt, ohne daß es zu einer vollständigen, widerspruchsfreien Programmierung des Verhaltens in Organisationen kommt, wie insbesondere March/Simon (1958) mit den Hinweisen auf bürokratische Dysfunktionen hervorheben. Beachtenswert ist auch, daß durch diese stabilisierenden organisatorischen Mechanismen nicht das individuelle Verhalten “rationaler” wird, sondern die Rationalität der Organisation gewinnt. Bezugspunkt rationalen Verhaltens bilden das System bzw. die Rationalitätsmerkmale des Systems. Weil sich systemische Rationalitäten an Subzielen orientieren, die sich nicht logisch zwingend aus den Oberzielen einer Organisation ableiten lassen, bilden sich vielfältige, lokale Handlungsrationalitäten heraus, die nicht widerspruchsfrei miteinander verknüpft werden können (vgl. Cyert/March 1963). Dennoch bilden diese stabilisierenden Mechanismen der Organisation ein Rückgrat kollektiven Handelns, indem sie den Organisationsmitgliedern Orientierungspunkte des Handelns — Entscheidungsprämissen — vorgeben.

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  5. Die Autoren bieten einen historisch-genetischen Überblick über die organisationstheoretische Machtforschung. Zwei Ursprünge der Machtforschung werden verortet: 1. eine kritisch emanzipatorische, die auf Arbeiten von Marx und Weber zurückgeführt werden, 2. eine funktionalistische, die auf Arbeiten der angloamerikanischen Organisationstheorie im engeren Sinne zurückgeführt werden (etwa ab 1950).

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  6. Zündorf (1986, S. 35) beispielsweise, der Macht als Durchsetzung kollektiv verbindlicher Entscheidungen im Rahmen einer geltenden Herrschaftsordnung bezeichnet, unterscheidet drei Grundformen der Machtausübung, die entlang dem Grad ihrer Entsprachlichung geordnet werden: 1. Macht als direkte sprachliche Befehlskommunikation (z.B. zwischen Vorgesetztem und Untergebenen) 2. Macht als stellvertretende sprachliche Befehlskommunikation (z.B. Rolle des mittleren Managements als Sprecher des Top Managements gegenüber dem unteren Management) 3. indirekte strukturelle Machtausübung durch nicht-personale Vorstrukturierung von Handlungssituationen, durch Vorgabe verbindlicher Handlungsprämissen oder formalisierter Ausführungsprogramme (vgl. Zündorf 1986, S. 35).

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Schirmer, F. (2000). Politik in Reorganisationen und strategische Organisationsanalyse. In: Reorganisationsmanagement. nbf neue betriebswirtschaftliche forschung, vol 267. Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-08924-7_3

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  • Publisher Name: Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden

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