Zusammenfassung
Sowohl Bewußtseins- als auch Sozialsysteme sind Sinnsysteme, und das bedeutet insbesondere, daß sie ihre Grenzen sinnhaft bestimmen. Derart bestimmte Grenzen verweisen sowohl nach innen auf das System als auch nach außen auf dessen Umwelt. Was immer Gegenstand der Wahrnehmung oder Thema einer Kommunikation wird, wird dies in der Form von Sinn, und erst unter dieser Voraussetzung kann ein Sinnsystem unterscheiden, ob es in seiner Umwelt mit weiteren Sinnsystemen, mit anderen autopoietischen Systemen oder auch mit nicht-systemhafter Umwelt zu tun hat.181
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Literatur
Vgl. SoSy, S. 110. — Diese Unterscheidung von Systemen in der Umwelt eines Systems hatte sich ja weiter oben bereits beiläufig als notwendige Voraussetzung für jedes Bemühen um Rationalität erwiesen. Die spätere Aufgabe des phänomenologischen Sinnbegriffs macht es erforderlich, das Unterscheiden von Systemen in der Umwelt eines Systems an den Begriff der strukturellen Kopplung bzw. an den der Irritation zu knüpfen. oder genauer: an die Beobachtung eines Systems, daß es in spezifischer Form durch etwas irritiert wird.
Vgl. oben in Kap. 2.2 die Darstellung des Operationsmodus’ des Bewußtseins (siehe S. 40f.).
KdG, S. 15. — Luhmann argumentiert also durchaus konstruktivistisch; zu seiner Abgrenzung gegenüber dem sogenannten Radikalen Konstruktivismus, wie er etwa von Ernst von Glasersfeld u. a. vertreten wird, vgl. unten S. 69f. u. 88f.
Vgl. hierzu näher SozA 6, S. 66f.
Beide Zitate aus SoSy. S. 284. — Die Differenz zum am Ende von Kapitel 2.3 kurz vorgestellten Rationalitätsbegriff (s. S. 51, Anm. 172) ist zunächst darin zu sehen, daß „Welt“ als gedachte Abschlußeinheit der Unterscheidung von System und Umwelt, die die Einheit aller nur möglichen sinn-haften Verweisungen bezeichnet (vgl. SoSy, S. 106), jedes weitere Beobachten im strengen Sinn (vgl. oben Kap. 1.1) und mithin jedes beobachtende Operieren eines Systems zum Stillstand bringt: Was wäre noch sinnhaft zu unterscheiden und zu bezeichnen, wenn die Einheit aller Verweisungen bezeichnet wird? Denn die einzelnen Verweisungen werden ja nach dem Muster ‘dies — und nicht das’ realisiert, also vermittels unterscheidenden Bezeichnens. Da sich jedoch das Bemühen um Rationalität nicht zum Stillstand bringen lassen kann und darf, muß die für rationales Operieren geforderte Orientierung an der Einheit von System und Umwelt (also die Orientierung an „Welt” im oben genannten Sinn; vgl. entspr. ÖkKom, S. 257) wiederaufgelöst werden in eine Unterscheidung: Die operativ erzeugte System/Umwelt-Differenz muß in das System wiedereingeführt werden, nimmt dort die Form der Unterscheidung von Selbstreferenz und Fremdreferenz an und muß als diese Unterscheidung weiteren Systemoperationen zur Orientierung dienen (vgl. ÖkKom, S. 247, sowie WissdG, S. 693ff.). Als diese Unterscheidung — d.h. es geht nicht um die beiläufige Verwendung dieser Unterscheidung wie in jeder Operation, sondern darum, daß das System in sich die Differenz von System und Umwelt reflektiert. Die Reflexion darf dabei nicht einfach auf eine der beiden Seiten der Unterscheidung zielen, denn es geht ja um das Verhältnis der beiden Seiten zueinander, und ebensowenig dürfen beide Seiten der Unterscheidung ’aufeinanderklappen’, denn die Einheit dieser Unterscheidung ist ja „Welt“ als differenzloser Letztbegriff, d.h. als Begriff ohne Gegenbegriff. In dieser Bestimmung von Welt als Begriff ohne Gegenbegriff klingt im übrigen auch die behauptete Paradoxieträchtigkcit derartiger Letztbegriffe an: Sind doch Begriffe — im Unterschied zu Objekten — dadurch definiert, daß auch die andere Seite der Unterscheidung expliziert wird. So etwa ist ’Zentrum’ als Begriff der politikwissenschaftlichen Diskussion von ’Peripherie’ unterschieden; um ’Natur’ als Begriff zu verwenden, müßte man ebenso angeben, wovon man sie unterscheiden möchte: etwa von ’Technik’ oder von ’Kultur’. (Vgl. WissdG, S. 124). Und wovon wäre „Welt” als Letztbegriff noch unterschieden? — Vgl. ferner zum Zusammenhang von Rationalität, Paradoxie und Paradoxieentfaltung das einschlägige Kapitel in GdG, insbes. S. 178ff.
SoSy, S. 191
SoSy, S. 284.
SoSy, S. 262; dabei ist auch Gesellschaft als soziales System nur in Differenz zu einer systemrelativen Umwelt zu denken. welche zunächst einmal alles Extra-Soziale, alle Nicht-Kommunikation ist. Hier ist dann in bezug auf die Umwelt je nach Erkenntnisinteresse weiter zu unterscheiden. z.B. Bewußtseinssysteme in der Umwelt der Gesellschaft. Nebenbei bemerkt kann man aus einer systemtheoretischen Perspektive heraus nicht, wie es sich in alltäglicher Redeweise eingeschliffen hat, von ’Ökosystemen’ reden, denn wie grenzten diese sich gegen ihre Umwelt ab und was wäre ihr einheitlicher Operationsmodus? Luhmann schlägt deshalb den Ausdruck ’Öko-Komplex’ vor (vgl. SoSy, S. 55 Anm. 52). Als ökologisch ließen sich dann Fragestellungen auffassen, die sich mit der Einheit von System und Umwelt angesichts der Differenz beider beschäftigen (vgl. ÖkKom, S. 21f.), was dann ökologische Fragestellungen in äußerste Nähe zur Frage nach Rationalität rückt (vgl. entspr. ÖkKom, Kap. 20).
SoSy, S. 244.
Die Beschreibung der Gesamtgesellschaft aus der Perspektive des Wirtschaftssystems wäre entsprechend mit Gw abzukürzen, aus der Perspektive des politischen Systems mit G,, usw.
Mutatis mutandis: „Welt“ ist (wie übrigens auch Umwelt) niemals ein System, anders als die Gesellschaft.
Vgl. hierzu, freilich aus einem anderem Kontext heraus, M.A.C. Otto, Der Anfang, S. 56: „Es ist nicht möglich, das Allmögliche in das Allwirkliche zu überführen. Denn Wirklichsein heißt Begrenztsein, heißt Gefaßtsein und sich fassen in etwas Bestimmtem, das etwas anderes nicht sein will und kann. Es heißt eines Weges ziehen wohin. Sich Zeit nehmen. Das Allmögliche kann sich keine Zeit nehmen. Um alles zu sein, müßte es auf einen Schlag alles sein. Es ist nicht möglich, daß alles Mögliche aqf einen Schlag wirklich ist. Denn das Wirkliche ist wirklich, weil es sich wohin bewegt, wo es noch mehr zu verwirklichen gibt. Dadurch und so lange ist es wirklich.“ Und: Dem Wirklichen „sind seine Grenzen sein eigen, sie konstituieren es durch und durch. Sie lassen keinen Hohlraum, darin dann Etwas, das Wirkliche, sitzt. Das Etwas ist ja das Was und Wie seiner Grenzen.” (Dies., a.a.O.. S. 44).
Luhmann, Stellungnahme, S. 383.
SoSy, S. 106. meine Hervorhebungen (R.P.).
So Wagner/Zipprian. Identität oder Differenz’?, S. 398; vgl. ferner Wagner, Am Ende der systemtheoretischen Soziologie. mit der Behauptung. Luhmann könne nicht zeigen, wie sich „die für seine systemtheoretische Soziologie konstitutive Differenz von System und Umwelt ohne eine zugrunde liegende Identität denken läßt`’ (a.a.O., S. 277), und sein Ziel sei eine Fortschreibung der Hegel-sehen Theorie vom Widerspruch in gesellschaftstheoretischer Perspektive (a.a.O., S. 286). — Diesen Teil der Kritik an Luhmann. der behauptet, es sei die Identität des Selbst in der Zeit, die allem Selbstreferieren zugrundeliegt (Wagner/Zipprian, Identität oder Differenz, S. 400) werde ich später in Kapitel 3.2 aufgreifen (vgl. unten S. 74f).
Thomas, Welt als relative Einheit, S. 329.
Thomas, Welt als relative Einheit, S. 345.
Vgl. etwa SoSy. S. 30: „Die folgenden Überlegungen gehen davon aus, daß es Systeme gibt. Sie beginnen also nicht mit einem erkenntnistheoretischen Zweifel. Sie beziehen auch nicht die Ruckzugsposition einer lediglich analytischen Relevanz’ der Systemtheorie. Erst recht soll die Engst-interpretation der Systemtheorie als eine bloße Methode der Wirklichkeitsanalyse vermieden werden.“ Mithin geht es um „eine Analyse realer Systeme der wirklichen Welt.” Kurz: „Der Systembegriff bezeichnet also etwas, was wirklich ein System ist, und läßt sich damit auf eine Verantwortung für Bewährung seiner Aussagen an der Wirklichkeit ein.“
Vgl. SoSy, S. 191 und S. 156f.
Thomas, Welt als relative Einheit, S. 353.
Luhmann, Autopoiesis als soziologischer Begriff, S. 313; vgl. entspr. Lullmann, Erkenntnis als Konstruktion. S. 41, wonach eine „unbekannt bleibende Realität, wäre sie total entropisch, keine Erkenntnis ermöglichen würde.` (Meine Hervorhebung, R.P.) - Hierauf werde ich in Kap. 3.1 näher eingehen (vgl. unten S. 68f.).
W1 ist allerdings inkompatibel mit einer strikt operativ gedachten Fassung von W2 (vgl. entsprechend Luhmann, Stellungnahme, S. 383), und genau das war der Grund Ihr Thomas’ „gedankliches Experiment“, demzufolge sich „auch zwischen der Welt als Letzthorizont (W1) und der Welt als systemrelativer Einheit (W2) ein prozessualer Zusammenhang herstellen läßt: allerdings um den hohen Preis, daß […] die Differenzorientierung aufgegeben wird und dem Sinn eine Dynamik der Selbstentfaltung zugesprochen wird.” (Thomas, a.a.O., S. 344f.). Daß der phänomenologisch gefaßte Sinnbegriff mit dem operationalen Sinnbegriff nicht vereinbar ist, war bereits weiter oben vermerkt worden (s. S. 38, Anm. 128). Vgl. hierzu Fuchs, Modeme Kommunikation, S. 62ff.
Beide Zitate aus SoSy. S. 244; meine Hervorhebung, R.P.
Als ontologisch gilt nämlich Luhmann jede Theorie, die mit der Unterscheidung Sein/Nichts anfängt (vgl. in diesem Sinn etwa SozA 5, S. 17ff.), und er beginnt demgegenüber seine Theorie ja mit der Unterscheidung von System und Umwelt, welche beide (System wie Umwelt) als ‘wirklich seiend’ verstanden bzw. gesetzt werden.
Dies hätte die Rückkehr zu einem Denken im Schema von Ganzem und Teilen zur Folge (vgl. SoSy, S. 37). Dann könnte Gesellschaft eben nicht, wie gezeigt, als „unitas multiplex“ (ÖkKom, S. 205) gedacht werden, also nicht als Gesellschaft, die sich über autonome (gleichwohl aufeinander angewiesene) Funktionssysteme rekonstituiert, sondern nur — gemäß dem Paradigma des Vorteils von Arbeitsteilung — als gegliedert in Funktionssysteme. Damit stellte sich — ganz in Analogie zu einer arbeitsteilig organisierten Fabrik — aber nur einmal mehr die Frage nach der ‘Leitung’ des Ganzen. Einmal mehr: die Diskussion um ’das Staatsversagen’, insofern ’der Staat’ als zuständig für ’das Gemeinwohl’ begriffen wird, ist inzwischen mehr als 15 Jahre alt.
SoSy, S. 244, meine Hervorhebung (R.P.).
Vgl. zur Evolution SoSy, S. 294: „Evolution ist […1, systemtheoretisch gesehen, ein zirkulärer Prozeß, der sich in die Realität hinein (nicht: ins Nichts hinein!) konstituiert.“ — Eine Auffassung, die sich auch in den späteren Texten durchhält, vgl. etwa WissdG, S. 30 und S. 39 („Materialitätskontinuum” als Basis autopoietischer Systeme), und vor allem GdG, Kap. 3, insbes. S. 427f.
WissdG, S. 62f.
Luhmann, Die Realität der Massenmedien, S. 152.
Terminologische Erweiterung: das bezieht sich auf die Einführung des „unmarked state“ als einer Bezeichnung für die Welt vor jeder Unterscheidung; vgl. KdG, S. 51f, Anm. 63.
Es ist daran zu erinnern, daß Sinnsystemc keine räumlichen Grenzen haben; insofern ist die Rede von einem markierten bzw. unmarkierten Raum unglücklich.
Vgl. etwa Luhmann, Sthenographie und Euryalistik, S. 61: „Eine andere, nochmals verallgemeinerte Formulierung für diesen Sachverhalt wäre: daß der Schluß von Unbeschreibbarkeit auf Nichtexistenz logisch nicht begründet werden kann.“ — Oder, in anderer Formulierung: „Selbst Negationen [etwa im Sinne eines Bestreitens der Existenz von W3, R.P.] müßten ja voraussetzen, daß man zuvor das unterscheidet und bezeichnet, was man negieren will.” (KdG, S. 94). — Dabei sei daran erinnert, daß die Systemtheorie Luhmanns nicht mit der Behauptung oder der Bestreitung der Existenz von W3 anfängt (vgl. SozA 5, S. 37), sondern mit der Unterscheidung von System und Umwelt.
WissdG, S. 93. — Dieses Tolerieren ist wörtlich zu nehmen: Die Welt, was immer das ist, nimmt hin, erträgt ihr Beobachtet-Werden, wodurch sie sichtbar (durch Unterscheiden und Bezeichnen) und unsichtbar (durch den unvermeidlichen blinden Fleck allen Beobachtens) gemacht wird. Sie differenziert sich also nicht selber nach System und Umwelt, bestimmt sich nicht selbst. Und so ist denn auch, wenn alles Beobachten mit Systembildung anhebt, folglich jeder Unterscheidungsgebrauch einem System zuzurechnen ist, ihr Beobachtet-Werden nichts anderes als systeminterne Konstruktion (vgl. WissdG, insbes. S. 515–531).
SoSy, S. 106.
SoSy, S. 19.
Vgl. Luhmann, Die Lebenswelt, S. 182. — Diese Refornulierung des Habermasschen Begriffs der Lebenswelt führt dann Fuchs zu einer Kritik der Habermasschen These einer zunehmenden Entkoppelung von System und Lebenswelt, die als solche nicht sehr weit führe, weil sie nicht sehen könne, „daß der Einsatz der Unterscheidung von vertraut/unvertraut überall ‘Lebenswelten’ auswirft: im Großraumbüro ebenso wie in der Klause des Mystikers, im Atomkraftwerk so gut wie auf der Kommandoebene der RAF.“ (Fuchs, Die Erreichbarkeit der Gesellschaft, S. 122).
Luhmann, Erkenntnis als Konstruktion, S. 24.
Man kann von „Erkenntnis“ sprechen, soweit eine Beobachtung für das beobachtende System zu wiederverwendbaren Ergebnissen führt — vgl. entspr. SozA 5, S. 40.
SozA 5, S. 41.
SozA 5, S. 51.
SozA 5, S. 51.
Vgl. etwa WissdG. S. 82: „Alles. was beobachtet wird. ist mithin abhängig von der Unterscheidung, die der Beobachter verwendet. […] Dieser Unterscheidungsrelativismus gilt vor allem Systemrelativismus. der seinerseits davon abhängt, daß dem Beobachten die Unterscheidung System/Umwelt zu Grunde gelegt wird.“ Das Zitat stützt die oben vertretene These der Vorgängigkcit des unterscheidungs-oder beobachtungstheoretischen Ansatzes vor der Wahl konkreter. theorieentscheidender Unterscheidungen (etwa System/Umwelt statt Sein/Nichts). Dem ließe sich freilich ein anderes Zitat entgegenstellen, das beide Theoriekomponenten in einem zirkulären Verhältnis sieht. Demnach „implizieren die Theorie des Beobachtens und die Systemtheorie einander wechselseitig, und es bedürfte der Beobachtung eines weiteren Beobachters, wenn man ausmachen will. ob und für wen die eine oder die andere Theoriekomponente den Primat erhält. Wir begnügen uns mit der in dieser Hinsicht neutralisierten Feststellung: der Beobachter ist ein Zirkel.” Und: „Wir setzen dem Beobachter zunächst die Brille System/Umwelt auf. um es ihm zu ermöglichen, eine Realität zu sehen, die es ihm ermöglicht, dem Zirkel zu entkommen.“ (Beide Zitate aus: SozA 5, S. 101; vgl. auch SozA 6, S. 21 ).
Vgl. etwa zu Derrida Luhmann, Deconstruction as Second-Order Observing.
SozA 5, S. 34 (meine Hervorhebung. R.P.).
Eine Feststellung. die ebenso für den unmarked state wie auch für ‘Operationen pur’ (auf letztere komme ich noch zurück, vgl. unten S. 78, Anm. 279, sowie S. 101) getroffen werden könnte, wobei streng genommen mit dieser Feststellung der unmarked state ja schon keiner mehr ist, denn er wird ja schon (doch von wem?) bezeichnet und insofern unterschieden; ähnliches gilt für Operationen. von denen man ohne Beobachtung nicht einmal sagen könnte, daß sie ’sind’ oder ’stattgefunden haben’ (vgl. SozA 6. S. 21 ).
Vgl. Esposito, From self-reference to autology. S. 278.
Vgl. SozA 5, S. 27.
Luhmann, Die Realität der Massenmedien, S. 162.
SoSy, S. 593, Anm. 2.
Vgl. zur „Auto-Ontologisicrung“ der Luhmannschen Theorie Nassehi, Wie wirklich sind Systeme?. sowie — mit der griffigen Formulierung „Minimalontologie” (es ‘gibt’ Systeme, der Beobachter ’ist’ ein System) — Peter Fuchs, Facts.
Vgl. GdG, S. 126: „Die Kommunikation benötigt, um sich fortzusetzen, also keine Garantie der Übereinstimmung mit der Umwelt. Sie benutzt statt dessen Kognition.“
Lul mann, Erkenntnis als Konstruktion, S. 41 (erste Hervorhebung von mir, R.P., zweite Hervorhebung von Luhmann).
Vgl. SozA 5, S. 37; „Außenwelt“ wird dort im Sinne von ‘Umwelt des Systems’ gebraucht. Konsequenz: „Erkennende Systeme sind wirkliche (empirische, das heißt beobachtbare) Systeme in einer wirklichen Welt. Sie könnten ohne Welt gar nicht existieren und auch nichts erkennen. Die Welt ist ihnen also nur kognitiv unzugänglich.” (A.a.O., S. 41; Hervorhebungen Luhmanns wurden nicht übernommen.). Vgl. ferner Luhmann, Erkenntnis als Konstruktion, S. 16f.
Luhmann, Die Realität der Massenmedien, S. 79; vgl. auch GdG, S. 1120.
Luhmann, Die Realität der Massenmedien, S. 19 bzw. 162.
Vgl. entsprechend WissdG, S. 527.
KdG, S. 104. — Vgl. ferner etwa BeobdM, Kap. 3: Kontingenz als Eigenwert der modernen Gesellschaft.
Vgl. zum folgenden WissdG, S. 706f.
Deshalb ist es so unverzichtbar für die Theorie, a) die Rolle des Beobachters zu reflektieren und miteinzubeziehen in ihre Überlegungen und b) Operationen und Beobachtungen zwar zu unterscheiden, aber nicht als getrennte Ebenen völlig auseinander fallen zu lassen. Vgl. hierzu näher unten Kap. 4.1, insbes. S. 91f.
Vgl. WissdG, S. 92f.
WissdG, S. 93.
Beide Zitate aus: WissdG. S. 707.
Und genau deshalb, weil soziale Sequentialisierung ‘im Kern’ eine temporale Sequentialisierung von Beobachtungen ist (vgl. oben Kap. 1.1), läßt sich ein temporalisierbares Paradox durch Inanspruchnahme von Gesellschaft ’entfalten’.
WissdG, S. 115.
Vgl. SozA 5, S. 40.
Baecker, Überlegungen zur Form des Gedächtnisses, S. 339; vgl. ferner S. 356.
Fuchs. Moderne Kommunikation, S. 205. — Vgl. ferner Fuchs, Die Umschrift. S. 142–146, Luhmann, Zeit und Gedächtnis (mit Beispielen für Gedächtnis-Mechanismen im Fall der Funktionssysteme), und GdG, Kap. 3, XIII, wo die Funktion des Gedächtnisses in der Gewährleistung der Möglichkeit von Konsistenzprüfungen (also: von systeminternen Realitätstests) gesehen wird.
Vgl. SoSy, S. 103 (Anm. 19): vgl. ferner auch ebd.. S. 158f.
Baecker, Überlegungen zur Form des Gedächtnisses, S. 345.
Baecker, Überlegungen zur Form des Gedächtnisses, S. 349ff. — Wobei „Gedächtnis“ nicht einfach aus Beobachtungen bestehen kann, weil diese ja als Operationen nur ein äußerst flüchtiges ‘Dasein’ haben (vgl. ebd., S. 353).
Baecker. Überlegungen zur Form des Gedächtnisses, S. 357f. (Hervorhebungen Baeckers wurden nicht übernommen. R.P.). Die Fortführung des Zitats lautet: „Das System muß sich selbst in irgendeiner Art von Spiegel erkannt haben, um seine Selbstreferenz über der Differenz von System und Umwelt installieren zu können. Es muß diese Differenz, das heißt sich selbst, sich verfügbar halten, um sich ein Gedächtnis zu machen. Innerhalb der Operationsvernetzung des Systems muß es ‘re-entrant paths’ geben. damit sich jene Rekursivität entfalten kann, die das Gedächtnis konstituiert und nutzt. Die eigentliche Form des Gedächtnisses ist diese Rekursivität als Bezugnahme des Systems auf sich selbst und Wiederholung von sich selbst unter anderen Bedingungen.“
Vgl. zum ‘empirischen Ereignis Operation’ unten S. 75f. (Anm. 269), zur ’Ebenenunterscheidung’ von Operation und Beobachtung S.91ff. und zum ’bloßen Jetzt’ autopoictischer Operationen S. 100f.
Luhmann, Die Realität der Massenmedien, S. 208.
Luhmann führt selbst diese terminologische Differenzierung erst später ein (vgl. etwa WissdG, S. 482, und ders., Bemerkungen zu „Selbstreferenz“, S. 141).
Vgl. etwa die Darstellung in SozA 6. S. 22 und 34f.
Vgl. SozA 6, S. 145f.
Fuchs, Moderne Kommunikation. S. 203.
Vgl. hierzu oben Kap. 2.1 und das Erste Intermezzo.
Luhmanns häufigstes literarisches Beispiel ist die Autobiographic des Tristram Shandy wegen deren Scheitern in bezug auf das Erreichen von Vollständigkeit.
Vgl. WissdG, S. 506f. und S. 535f., sowie ÖkKom, S. 216 und S. 227.
Wagner/Zipprian, Identität oder Differenz?, S. 400.
Nasschi, Das Identische ‘ist’ das Nicht-Identische, S. 479.
Vgl. entsprechend das Erste Intermezzo sowie unten S. 100f.
SozA 6, S. 63.
Wagner, Am Ende der systemtheoretischen Soziologie, S. 277.
WissdG, S. 698.
SozA 5, S. 50; meine Hervorhebung, R.P. Vgl. entsprechend die spätere Unterscheidung von realer Realität und semiotischer Realität (GdG, S. 218).
Vgl. entsprechend RdG, S. 50f.. und Luhmann. Bemerkungen zu „Selbstreferenz’. S. 144.
Vgl. WissdG, S. 698f., sowie SozA 6, S. 21, wonach „Operation pur ist, was immer sie ist; ja man könnte ohne Beobachtung nicht einmal feststellen. daß sie ist und nicht vielmehr nicht ist.“ Nun ist einerseits über Operationen nichts zu sagen. würden sie nicht beobachtet: andererseits sind Beobachtungen immer Operationen: beide Begriffe stehen also in einem „zirkuläreInI Verhältnis wechsel-seitiger Voraussetzung” (ebd.). — Das gibt, wie Peter Fuchs bemerkt, der Rede vom empirischen Ereignis der Operation „einen schwierigeren Sinn“ (Fuchs, Die Umschrift, S. 15, Anm. 9). Die Schwierigkeiten liegen in der „Niemals-Präsenz von Operationen” (ders., a.a.O., S. 21, Anm. 22), denn (mit Bezug auf die Autopoiesis von Kommunikation): „Jede Mitteilung ist (beobachtet durch eine andere) die Mitteilung einer Information, aber zugleich die Markierung eines Verstehens eines ihm selbst vorangehenden Ereignisses, aber könnte selbst diese Markierung nicht sein, wenn es nicht durch ein nächstes Ereignis ‘verstanden’ würde, für das dasselbe gilt.“ (Ders., a.a.O., S. 40). Vgl. hierzu auch SozA 5, S. 41, wo „empirisch” im Sinne von „beobachtbar“ gebraucht wird.
WissdG, S. 280.
Luhmann, Sthenographic und Euryalistik, S. 75f.; Hervorhebungen von mir, R.P. Vgl. entspr. SozA 6, S. 165, Anm. 22: „Es wird eine Theorie vertreten (durch einen Beobachter, versteht sich), die in ihrem Begriff des Systems impliziert sieht, daß das System selbst (und nicht der Beobachter) über die Differenz von System und Umwelt disponiert.“
SozA 5, S. 99f.
Vgl. entsprechend SozA 5, S. 100, und Fuchs, Die Umschrift, S. 151f.
Vgl. hierzu SozA 5. S. 115ff.; vgl. ferner zur ‘sinnhaften’ Behandlung der Gleichzeitigkeit von System und Umwelt mit Hilfe der Formen ’Abwesenheit’ und ’Geltung’ a.a.O., S. 105–107.
SozA 5, S. 103.
Vgl. hierzu SozA 5, S. 108–130 sowie GdG, Kap. 5, XII Temporalisierungen.
GdG, S. 1010. Das legt dann im übrigen nahe, die Gegenwart „als Entscheidung zu markieren, gleichviel, wie und wem die Entscheidung dann zugerechnet wird. Das kann nicht heißen, daß auf diesem Wege die verlorene Übereinstimmung [se.: von Vergangenem und Künftigem, R.P.] wiedererreicht wird, wohl aber, daß eine selektiv erinnerte Vergangenheit mit einer selektiv projektierten Zukunft integriert wird. […] Jede Entscheidung ist dann der Beginn einer neuen Geschichte“ (ebd., meine Hervorhebung, R.P.), was noch einmal sehr deutlich — für die Beobachtung (!) derartigen Geschehens (das selbst einfach nur geschieht oder nicht) — die Kontingenz (als Nicht-Notwendigkeit und Nicht-Unmöglichkeit) desselben herausstreicht.
Vgl. GdG, S. 1016.
SozA 5, S. 129. — Das wirft denn zugleich auch noch einmal ein klärendes Licht darauf, daß und warum es die Aktualität oder Gegenwärtigkeit von Systemoperationen (die alle Luhmannschen Texte durchzieht) nur im Nachtrag der Beobachtung gibt.
Luhmann, Die Realität der Massenmedien. S. 214.
Vgl. Nasschi, Die Zeit der Gesellschaft.
Vgl. entsprechend SozA 5, S. 114.
Vgl. Nasschi. Die Zeit der Gesellschaft, S. 238.
Am Begriff der Gegenwart zeigt sich sehr deutlich der geschichtliche Unterschied zwischen Husserl einerseits und Derrida und der Luhmannschen Systemtheorie andererseits. Vgl. hierzu die ‘Dekon-struktion’ der originären Gegenwart Husserls durch Derrida in „La différance“, S. 13f. (33. Absatz). — Die deutsche Übersetzung weist leider einige Fehler auf, vgl. daher ggf. die englische Übersetzung [Derrida, Différance, S. 405f. (33. Absatz)].
Vgl. etwa WissdG, Kap. 7: Reflexion, wo u.a. von Reflexionstheorien (Möglichkeit, Funktion, Beispiele) gehandelt wird.
SozA 6, S. 107.
Vgl. RdG, S. 70: „Daß der Code die Einheit des Systems im System vertritt, ist nicht durch eine oberste Norm garantiert. denn das würde auf einen infiniten Regreß […1 hinauslaufen. Der Code selbst ist keine Norm. Er ist nichts anderes als die Struktur eines Erkennungs- und Zuordnungsverfahrens der gesellschaftlichen Autopoiesis. Immer wenn auf Recht bzw. Unrecht referiert wird, ordnet sich eine solche Kommunikation dem Rechtssystem zu. Sie ist anders nicht als zugehörig erkennbar, anders nicht anschlußfähig. Das Recht der Gesellschaft realisiert sich über die Codereferenz — und nicht über eine (wie immer hypothetische oder kategorische, vernünftige oder faktische) Erzeugungsregel.“
Vgl. hierzu Ulrich Beck. Risikogesellschaft, insbes. Kap. IV u. V, mit der in bezug auf das Geschlechterverhältnis grundlegenden These der „Widersprüche einer im Grundriß der Industriegesellschaft halbierten Moderne, die die unteilbaren Prinzipien der Moderne — individuelle Freiheit und Gleichheit jenseits der Beschränkungen von Geburt — immer schon geteilt und qua Geburt dem einen Geschlecht vorenthalten, dem anderen zugewiesen hat. Die Industriegesellschaft war und ist nie als Nurindustriegesellschaft möglich. sondern immer nur als halb Industrie-, halb Ständegesellschaft, deren ständische Seite kein traditionales Relikt, sondern industriegesellschaftliches Produkt und Fundament ist, eingebaut in die institutionelle Schematik von Arbeit und Leben.“ (Beck, Risikogesellschaft, S. 179). — Vgl. ferner und andererseits SozA 6. Kap. 6 (insbes. S. 132f.).
Luhmann, Die Realität der Massenmedien. S. 168.
SozA 6, S. 109. Vgl. im übrigen auch GandS 3, S. 226–249 [mit zwei verschiedenen Möglichkeiten der Selbstbeschreibung des modernen Individuums, nämlich einmal unter Inanspruchnahme von Zeit (,Karriere als systemtheoretisches Pendant zu Biographie-orientierten Bemühungen um Identität) und einmal in bezug auf das Testen der Umwelt eines Individuums (vermittels „Ansprüchen“)].
Luhmann, Die Realität der Massenmedien, S. 115, meine Hervorhebung, R.P.
M.A.C. Otto, Der Anfang, S. 102.
M.A.C. Otto, Der Anfang, S. 103. Dabei hat das Interesse „kein Innen, jenseits davon das Draußen wäre: es ist das Außen-sein, es ist das Im-Andern-sein“. (Ebd., S. 107).
M.A.C. Otto, Der Anfang. S. 175.
M.A.C. Otto. Der Anfang, Kap. 6.3: Zündflamme, Kap. 6.7: Identifikationen, sowie dies., Der Ort, S. 48.
M.A.C. Otto. Der Anfang, S. 262; Hervorhebungen von mir, R.P. — Von entscheidender Bedeutung ist dabei, daß „das Gute“ gerade nicht ein inhaltlich Bestimmtes und auch nicht eine normative Richtschnur ist: „Weil nicht vorgeschrieben. nicht selber etwas, ist das Gute selbst an nichts erkenntlich. Es ist der Souvcranität des Wählens anheimgestellt. Jeder ist für seine Wahl verantwortlich. Aber weil das Gute selbst nichts ist, bestimmt es sich am Wirklichen. Die durch nichts bestimmte Wahl determiniert sich für das Wirkliche”. (Ebd., S. 147f.).
M.A.C. Otto, Der Anfang. S. 109; vgl. zur Angefangenheit und dem Entspringen vom jeweiligen Iebensgeschichtlichtlichen Ort auch dies., Der Ort, § 12 und 13.
SoSy, S. 156; vgl. zu ‘Freiheit’ als einer Weise der Zurechnung auch GdG, S. 1032f.; vgl. ferner GdG, S. 946f. (erst der Schematismus der Moral erlaube die Bezeichnung eines Handelns als frei gewählt), GdG. S. 1026 (zum Begriff der Freiheit), GdG, S. 1066 und S. 1075 (’Freiheit’ u. ’Gleichheit’ als Namen, als semantische Chiffren gleichsam, für die neuen Inklusionsmodi in der funktional differenzierten Gesellschaft) sowie GdG, S. 1141f. (’Freiheit’ als Thema der Selbstbeschreibung im Unterschied zur Form derselben).
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Pfeiffer, R. (1998). Systeme und Umwelten II. In: Philosophie und Systemtheorie. DUV: Sozialwissenschaft. Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-08853-0_3
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