Zusammenfassung
Der Tausch als solcher wird bereits von Aristoteles, dem die Ökonomik auch ihren Namen verdankt, beschrieben1. Tausch und Wirtschaft werden bei Aristoteles als der Gemeinschaft dienend beschrieben. Eine funktionierende Wirtschaft und eine gerechte Verteilung sind laut Aristoteles Bedingungen für ein gutes Gemeinwesen. Dieser Gedanke ist bis heute modern. Die Politik dominiert bei Aristoteles jedoch eindeutig die Wirtschaft. Damit werden die Gesetzmäßigkeiten der Wirtschaft anerkannt, aber nicht als gültige Prinzipien auch in anderen gesellschaftlichen Bereichen gesehen: Politik funktioniert bei Aristoteles nach anderen Gesetzmäßigkeiten und Kriterien als der Funktionsbereich der Wirtschaft. Im Gegensatz dazu geht die Neue Institutionenökonomik davon aus, daß es bestimmte Erklärungsmuster menschlichen Handelns gibt, die in allen Sphären, in denen Menschen handeln, beobachtbar sind. In der Neuen Institutionenökonomik werden Wirtschaft und Politik eher als zwei Anwendungsgebiete derselben theoretischen Modelle, denn als zwei Welten mit eigenen Gesetzmäßigkeiten gesehen2. Der aristotelische Ansatz isoliert insofern die Wirtschaft systematisch von anderen gesellschaftlichen Funktionsbereichen, während die Neue Institutionenökonomik dadurch zu integrieren versucht, daß sie mit einheitlichem Instrumentarium verschiedene gesellschaftliche Bereiche, zum Beispiel auch Politik und Recht, untersucht. Dieses Vorgehen wird mitunter mit ökonomischem Imperialismus verwechselt3.
„Mit der Anerkennung von Individualrechten werden Verhandlungen und Verträge möglich, und als Ökonomen stürzen wir uns auf die interessanten Probleme des eigentlichen Vertrags- oder Tauschprozesses. Zuweilen fehlt uns die Erkenntnis, oder wir vergessen es einfach, daß die ganze Institution des Vertrages als solche, sei es nun die des einfachen Zwei-Personen-Tausches oder die des komplexen Tausches zwischen N Personen, auf dem möglicherweise schwankenden Fundament gegenseitiger Übereinstimmung über Individualrechte beruht. Diese schließt die Zustimmung zu einer Instanz zur Rechtsdurchsetzung, einem Staat, ein, der wiederum sich selbst Grenzen auferlegen muß. Es ist daher an der Zeit, daß die Ökonomen dem Ursprung von Verträgen mehr Aufmerksamkeit widmen.“
(James M. Buchanan)
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Literatur
Vgl. Aristoteles (1959), (1972).
Vgl. hierzu Pies (1993), S. 90 ff.
Vgl. Smith (1985), (1990).
Vgl. Rousseau (1988).
Vgl. Augustinus (1977).
Vgl. z. B. Koslowski (1989).
Vgl. vor allem die 5. Sure, Satz 10 und 15–17. In Satz 74 und anderen Stellen werden von Allah Gesandte erwähnt, denen zu gehorchen ist und die damit als Herrscher legitimiert sind. Dies Prinzip wird auch heute in islamischen Staaten beachtet.
Vgl. Marx/Engels (1975), S. 335 f.
Vgl. Machiavelli (1961), (1966).
Zur Entwicklung des Begriffes Staat vgl. Elias (1985), S. 111 f.
Vgl. Banner in der Einleitung zu Rousseau (1988), S. 5 ff.
Zitiert ebenda, S. 5.
Vgl. Hobbes (1984), S. 94 ff. und 131 ff.
Hobbes (1984), S. 96.
Hobbes (1984), S. 95.
Vgl. Hobbes (1984), S. 131 ff.
Vgl. Koller (1987), S. 17 ff.
Vgl. Hobbes (1984), S. 94.
Vgl. Buchanan (1984), S. 8, 34 f., 76, 95 f., 119, 186 f. und 209.
Vgl. Locke (1977), S. 201 ff.
vgl. hierzu auch Picot/Wolff (1994a) und (1994b).
Locke (1977), S. 203.
Vgl. auch Hauk (1993).
Vgl. Koller (1987), S. 19.
Vgl. Nozick (1974), insbes. S. 144 ff.
Vgl. Banner in der Einleitung zu Rousseau (1988), S. 7.
Rousseau (1988), S. 49.
Vgl. z. B. Blau (1993), S. 17.
Vgl. Rousseau (1988), S. 71 f. und 134 ff.
Vgl. Rousseau (1988), S. 123 f.
Vgl. Koller (1987), S. 24.
Vgl. z. B. Dahl (1987).
Diese Frage führt in diskurstheoretische, spieltheoretische oder public choice- Modelle.
Vgl. Hume (1989), S. 165 ff. Hume vertritt einen evolutionären Ansatz, der hier nicht weiter diskutiert wird, vgl. Knight (1992), S. 5 f.
Kant (1982), S. 48 f.
Vgl. Homann (1988), S. 178.
Vgl. Buchanan (1984), S. 97 f.
Vgl. Homann (1988), S. 179.
Vgl. Homann (1988).
Kant (1965), S. 42.
Kant (1965), S. 43.
Kant (1965), S. 46.
Kant (1965), S. 52.
Vgl. z. B. Buchanan (1985), S. 36 ff. und Albert (1972).
Vgl. Buchanan (1984), S. 10.
Rawls (1979). Vgl. ebenfalls Rawls (1993).
Nozick (1974).
Buchanan (1984)
Vgl. hierzu auch Gordon (1976) und Koller (1987).
Rawls (1979).
French (1990), S. 26.
Rawls (1979), S. 336.
Rawls (1979), S. 336.
Rawls (1979), S. 336 f.
Vgl. Rawls (1979), S. 308 ff.
Vgl. Rawls (1979), S. 34 ff.
Vgl. Rawls (1979), S. 160 ff.
Vgl. Buchanan (1990), S. 99, Homann (1988), S. 187 ff. und Kapitel 5.3 dieser Arbeit.
Vgl. Frerich (1990), S. 24 ff.
vgl. Rawls (1987) und (1993), S. 144 f.
Vgl. Nozick (1974), insbes. S. 170 ff.
Vgl. Nozick (1974), insbes. S. 144 ff., Koller (1987), S. 135 ff. und Homann (1988), S. 184 ff.
Nozick (1974), S. 159.
Vgl. Hayek in Nozick (1974).
Vgl. z. B. Siebert (1988) und von Weizsäcker (1988).
Für die deutschen Ausgaben vgl. Buchanan (1984), Rawls (1979) und Nozick (1974).
Vgl. Buchanan (1984), S. 9, 51 und 101.
Vgl. Buchanan (1984), S. 33 ff.
Vgl. Buchanan (1984), S. 106 ff.
Vgl. Kapitel 5.1.1 dieser Arbeit.
Einem, der es so will, widerfährt kein Unrecht. Vgl. Koller (1987), S. 14, und Homann (1988), S. 159.
Für ausführliche Darlegungen zu diesem Thema vgl. Picot/Wolff (1994b).
Vgl. Buchanan (1984), S. 78 ff. Daß eine voraussetzungslose Vertragstheorie leer sei, argmunentiert beispielsweise Zintl (1986). Dem wird aus den aus dieser Arbeit hervorgehenden Gründen hier nicht gefolgt.
Vgl. Buchanan (1984), S. 80.
Buchanan (1984), S. 15; vgl. ebenfalls S. 37.
Buchanan (1984), S. 16.
Hier wird properü’ rights-theoretisch argumentiert, vgl. Buchanan (1984), S. 35 ff.
Vgl. z. B. Coleman (1991) und Vanberg (1992).
Vgl. Buchanan (1984), S. 34 ff.
Buchanan (1984), S. 34. Mit exakt derselben Terminologie läßt sich auch die Logik des sogenannten Kalten Krieges beschreiben. Es erfolgt eine allseitige Aufrüstung, die zu einem relativ stabilen ‘Gleichgewicht des Schreckens’ führt. Dies wird schließlich durch eine Einigung auf allgemeine Abrüstung aufgelöst, spätestens zu dem Zeitpunkt, zu dem eine Partei sieht, daß die Grenzkosten prohibitiv geworden sind.
Vgl. Buchanan (1984), S. 37.
Eine moralische Wertung dieser Strategie ist innerhalb des Modelles unzulässig, da es auch die - impliziten - Normen der Moral im vorvertraglichen Zustand noch nicht gibt.
Für die formale Illustration dieses Zusammenhanges vgl. Buchanan (1984), S. 39 ff. und 86 ff.
Vgl. Buchanan (1984), S. 88 ff.
Vgl. z. B. Eglau (1993a).
Buchanans Modell korrespondiert somit deutlich mit dem Coase Theorem; vgl. Coase (1963).
Buchanan (1984), S. 104 f.
vgl. Buchanan/Tullock (1982), S. 97 ff. Eine ausführliche Analyse der Probleme korporativen Handelns bietet Vanberg (1982), S. 15 ff.
vgl. Vanberg (1981).
Vgl. Buchanan (1984), S. 35 f.
Dies ist eine Erkenntnis aus Kapitel 3.3.2 dieser Arbeit.
Mit einer ähnlichen Argumentation entmystifiziert Krug (1993) auch die Beziehungsmechanismen der japanischen Wirtschaft.
vgl. zum Beispiel Cooter/Ulen (1988), S. 241 f., und Heubel (1994), Kapitel 5.
Für eine Formalisierung der Buchananschen Verfassungsidee vgl. Neumärker (1995), S. 46 ff.
Vgl. Buchanan (1984), S. 102 ff. und Brennan/Buchanan (1988), S. 3 ff. Vgl. ebenfalls Kley (1987), S. 14.
Vgl. Buchanan (1984), S. 39 ff. Zu Buchanans Einschätzung der durch Austauschprozesse realisierbaren Tauschgewinne in Wirtschaft und Politik vgl. auch Buchanan (1990), S. 121 ff.
Vgl. Buchanan (1987), S. 585, und Vanberg (1990), S. 17.
Buchanan (1984), S. 97 f. Hier kritisiert er die in der Hegelschen Rechtsphilosophie beschriebene idealistische Staatsauffassung; vgl. Hegel (1972), insbes. die Paragraphen 75,257 und 258.
Buchanan (1984), S. 96 f.
Vgl. Buchanan (1984), S. 50 ff.
Vgl. z. b. Beck (1993b).
Vgl. Buchanan (1984), S. 48 und 54 ff. und Homann (1988), S. 255 ff.
Über diese Abweichungsmöglichkeiten muß jedoch auf der konstitutionellen Ebene Konsens herrschen.
Vgl. Buchanan (1984), S. 60 ff. und Homann (1985), S. 70.
Vgl. auch Buchanan (1984), S. 61.
Vgl. Homann (1988), S. 179.
Vgl. Hirshman (1974).
Die Unterscheidung der Ebene der Spielregeln von der der Spielzüge ist wesentliches Element der konstitutionalistischen Vertragstheorie. Vgl. z. B. Buchanan (1987), Vanberg (1990), S. 17, und Homann/BlomeDrees (1992).
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Wolff, B. (1995). Der Ursprung der Vertragsidee. In: Organisation durch Verträge. Markt- und Unternehmensentwicklung. Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-08824-0_5
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