Zusammenfassung
Das ökologische System, im herkömmlichen Sprachgebrauch häufig kurz als „Umwelt“ oder „Natur“ bezeichnet, wird heute von nahezu allen Teilen der Gesellschaft als kostbares und daher schützenswertes Gut angesehen. Diese Wertschätzung ist durch die Funktionenvielfalt der Umwelt begründet. Folgende Funktionen lassen sich hier anführen:1
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Produktionsfunktionen: Die Unwelt produziert eine Reihe wichtiger Rohstoffe für das ökonomische System. Der Rohstoffbestand umfaßt z.B. Mineralien, Metalle oder Holz. Diese Stoffe können als Inputs zur Herstellung von Gütern eingesetzt werden. Die Umwelt stellt aber nicht nur Rohstoffe zur Konsumgüterproduktion bereit, sondern erzeugt elementare Konsumgüter selbst, wie etwa Sauerstoff oder Wasser.
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Regulierungsfunktionen: In der Umwelt finden zahlreiche Prozesse statt, die auf die Erhaltung einer langfristig stabilen Umweltqualität gerichtet sind. Dazu gehören z.B. die Schutzmechanismen für den Erhalt der Ozonschicht oder für ein stabiles Klima. Die Umwelt ist bis zu einem gewissen Grad in der Lage, bei der Produktion oder Konsumtion entstandene, aber nicht weiter nutzbare Stoffe aufzunehmen, ohne daß Einschränkungen der Regulierungsfunktion erfolgen. Sie dient daher auch als Aufnahmemedium und Bereitsteller von Assimilationsdiensten für Abfallstoffe aus Produktion und Kondum.
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Informationsfunktionen: Neben der Bereitstellung von Ressourcen und Regulierungsprozessen kommt der Umwelt auch eine Informationsfunktion zu. Diese dient vor allen dazu, die emotionalen Bedürfnisse der Menschen zu befriedigen. Sie vermittelt beispielsweise ästhetische oder historische Informationen und ist daher eine Inspirationsquelle für Kunst und Kultur.
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Literature
Der Begriff der „ökologischen Wahrheit“ geht auf von Weizsäcker (1994) zurück. Vgl. auch Görres, Ehringhaus und von Weizsäcker (1994).
Vgl. Siebert (1976), S. 111–112, Sprenger (1984), S. 51–64, Nagel (1993), S. 59–62.
Vgl. Bohm und Russell (1985), S. 401.
Vgl. Baumol und Oates (1988), S. 36 ff.
Zur genauen Begriffseingrenzung siehe Abschnitt 2.1.
In der Bundesrepublik Deutschland ist allerdings nach § 7 des Haushaltsgrundsätzegesetzes eine Zweckbindung von Steuern formell nicht möglich.
Wie werden in Abschnitt 2.1 den Begriff der ökologischen Steuerreform für die Modellanalyse noch präzisieren.
Bereits Tullock (1967) hat auf die Möglichkeit hingewiesen, daß mit dem Aufkommen aus einer internalisierenden Steuer ein Zusatznutzen verbunden sein kann. Weitere frühere Hinweise auf die Möglichkeit, mit Hilfe von ökologisch motivierten Steuern eine wohlfahrtserhöhende Umstrukturierung des Steuersystems vorzunehmen, findet man in Kneese und Schultze (1975, S. 93), Baumol und Oates (1979, S. 65) sowie Mills und Graves (1986, S. 65).
Klassiker der Optimalsteuertheorie sind Ramsey (1927) sowie Diamond und Mirrlees (1971). Sandmo (1976) und Auerbach (1985) liefern gute Übersichten.
Vgl. zur Theorie der Steuerreform Corlett und Hague (1953), Dixit (1975), Feldstein (1976), Guesnerie (1977), Diewert (1978), Pazner und Sadka (1981), Weymark (1981), Rose und Wiegard (1983).
Vgl. Atkinson und Stern (1974) sowie Dixit (1975).
Der Begriff „Zweitbest“ soll allgemein all jene Situationen charakterisieren, die aufgrund bestehender Restriktionen nicht erstbest—optimal sind.
Vgl. Binswanger u.a. (1983), Aubauer und Bruckmann (1985), Görres (1985), Leipert und Simonis (1985), Gretschmann und Voelzkow (1986), Wörgötter (1986), Müller—Witt und Springmann (1988), Umwelt— und Prognose Institut (1988), Weizsäcker (1988/89), Gretschmann (1989). Übersichten findet man bei Benkert, Bunde und Hansjürgens (1990), Nagel (1993) und Schöb (1995a).
Vgl. Ewringmann (1990), Hansmeyer und Ewringmann (1990) sowie Linscheidt und Truger (1995).
Darauf weisen Hansmeyer und Ewringmann (1990) hin.
Vgl. Kommission der Europäischen Gemeinschaften (1992).
Einige Autoren sehen darüber hinaus für die Umbruchländer im Osten Europas derzeit gute Implementierungschancen von Umweltsteuern, da sich dort die Möglichkeit ergibt, im Zuge der Wirtschaftstransformation den Nachholbedarf im Bereich des Umweltschutzes mit der Implementierung eines marktwirtschaftlich orientierten Steuersystems zu verbinden. Da die Einführung von Umweltsteuern im Rahmen notwendiger grundlegender Wirtschaftsreformen erfolgen könnte, werden die Voraussetzungen für die politische Umsetzung einer abgabenorientierten Umweltpolitik günstiger eingeschätzt als in Staaten mit einem auf marktwirtschaftlicher Grundlage historisch gewachsenen Steuersystem (vgl. Markandya (1994), Zylicz (1994)).
Eine frühere, allerdings nur partialanalytische Analyse findet man bei Terkla (1984) sowie Lee und Misiolek (1986). In beiden Arbeiten wird von vornherein unterstellt, daß die Substitution von Emissionssteuern für herkömmliche Fiskalsteuern zu Wohlfahrtsgewinnen führt. Die zweite Dividende wird also als gegeben angenommen. Terkla (1984) ermittelt Wohlfahrtsgewinne von 0.63–4.87 Mrd. $. Lee und Misiolek (1986) argumentieren, daß die optimale Emissionssteuer von der herkömmlichen Pigousteuerlösung, d.h. von der vollständigen Internalisierung abweichen sollte, wenn die Effizienzgewinne aus der Substitution der Emissionssteuereinnahmen berücksichtigt werden.
In einer ähnlichen, graphisch-formalen Analyse kommt Parry (1995) unter analogen Annahmen über die Vorzeichen der Preiselastizitäten zum gleichen Ergebnis.
Auch einige numerische Modelle bestätigen, daß eine ökologische Steuerreform keine zweite Dividende abwirft (vgl. Goulder (1995a), Bovenberg und Goulder (1996)). Anders jedoch Felder und Schleininger (1995) sowie Jaeger (1995).
Vgl. etwa Felder und Schleininger (1995), Felder und van Nieuwkoop (1996).
Die Berücksichtigung von Marktunvollkommenheiten ist durchaus relevant, insbesondere wenn man die zum Teil oligopolistische Struktur im Energiesektor bedenkt.
Mögliche Einwände der Verfassungsgemäßheit werden bei Meßerschmidt (1995) und in der dort angegebenen Literatur diskutiert. Finanzausgleichsprobleme werden bei Linscheidt und Truger (1994) sowie Weiland (1997) behandelt und EU—rechtliche Aspekte bei Huckestein (1993) angesprochen. Eine Gesamtschau rechswissenschaftlicher Aspekte von Umweltabgaben liefert Rodi (1993). 25 Vgl. zu den folgenden Ausführungen Siebert (1995), S. 13.
Dabei ist zu beachten, daß nicht nur die Emissionsmenge pro Zeiteinheit Einflußgröße der Umweltqualität ist, sondern auch die Akkumulation der Schadstoffe.
Vgl. zu den verschiedenen Vorschlägen die Übersichten von Benkert, Bunde und Hansjürgens (1990), Nagel (1993), Linscheidt und Truger (1995) sowie Schöb (1995a).
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Weinbrenner, D. (1999). Einführung. In: Ökologische Steuerreform. Gabler Edition Wissenschaft. Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-08802-8_1
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