Zusammenfassung
Das Problem der Beschreibung der Nutzung von Mensch und Natur in ihren Gemeinsamkeiten und in ihren Unterschieden wird im folgenden weder unmittelbar aus der Beschreibung von Eigenschaften des Menschen — etwa im Rahmen einer primär soziologischen oder psychologischen Sicht — angegangen, noch bilden im eigentlichen Sinne ökologische Ansätze das theoretische Fundament der folgenden Ausführungen. Auch werden nicht die das Handeln von Menschen in jeweils spezifischen Blickwinkeln erfassenden Ergebnisse volks- oder betriebswirtschaftlicher Forschung zum Ausgangspunkt genommen. Es soll vielmehr zunächst versucht werden, die “Differenz” zwischen Mensch und menschlicher Gesellschaft auf der einen und der nichtmenschlichen Natur auf der anderen Seite als Unterschiedlichkeit zweier schöpferischer Größen, als Problem des Verhältnisses zweier Formen von Kreativität zu erfassen. Die Beschreibung beider von ihrer Unterschiedlichkeit her bildet die Basis für den Versuch, die Beziehung zwischen Mensch und Natur in ihren Bedingungen zu skizzieren. Dabei soll die soziale Gestaltung menschlichen Handelns in ihrer Unterscheidung von den Bedingtheiten des Verhaltens anderer Lebewesen beschrieben werden.1 Seine Adäquanz kann dieses allgemeine Bild — ebenso wie seine in den folgenden Kapiteln vollzogene Präzisierung auf die wirtschaftliche Nutzung von Mensch und Natur hin — allein der Plausibilität von in seinen Äußerungen beobachtbarem Handeln anderer Menschen und des Lebens in der Natur bei Einnahme der darzulegenden theoretischen Perspektive verdanken. Die Leistung der Menschen und der Natur selbst bleibt dieser Interpretation also nicht nur notwendig äußerlich.
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Literatur
Dabei kann jedoch nicht unternommen werden, die philosophische Frage nach den denkbaren Quellen dieser Differenzen zu beantworten.
Der Begriff “Individuum” wird im folgenden synonym für einzelne nicht-menschliche Lebewesen und für einzelne Menschen verwendet. Er impliziert keine Aussage über die Frage der Fähigkeit des Menschen zur “Individuierung” bzw. die Formen des Prozesses der Individuierung.
Vgl. mit Bezug auf Platon und Aristoteles Böhme, G.: (Natur), S. 73f.
Vgl. hierzu Picht, G.: (Begriff), S. 48f. und 158f.
Goethe, J.W.: (Studie), S. 7. Zur Auseinandersetzung Goethes mit der Natur vgl. auch Weizsäcker, CF.: (Nachwort), S. 537ff.
Zum Zusammenhang von Ontogenese und Phylogenese vgl. auch Maturana, H.; Várela F.: (Baum), S. HOff., vor allem 124ff.
“Also bestimmt die Gestalt die Lebensweise des Tieres, und die Weise, zu leben, sie wirkt auf alle Gestalten mächtig zurück. So zeiget sich fest die geordnete Bildung, welche zum Wechsel sich neigt durch äußerlich wirkende Wesen.” Goethe, J.W.: (Metamorphose), S. 202.
“Ein lebendiges Wesen gibt dem anderen Anlaß zu sein und nötigt es, in einem bestimmten Zustand zu existieren. Jedes existierende Ding hat also sein Dasein in sich, und so auch die Übereinstimmung, nach der es existiert” Goethe, J.W.: (Studie), S. 8.
“Kein Lebendiges ist Eins, immer ist’s ein Vieles.” Goethe, J.W.: (Epirrhema), S. 358. Vgl. auch Weizsäcker, CF.: (Nachwort), S. 545 und 555. Zu der Kritik an einem die Sicht der Natur als Ganzheit ideologisch in eine “wissenschaftlich-ökologisch angeleitete neue Supertechnik” umsetzenden “Ökologismus” mit totalitärem bis religiösem Anspruch vgl. Trepl, L.: (Geschichte), S. 228ff. und die dort angesprochenen Autoren (vgl. vor allem Bateson, G.: (Geist) und Capra, F.: (Wendezeit) und (Denken)). Vgl. auch die anhand Blochs formulierte Kritik an dem Projekt einer “willenstechnisch” vollzogenen impliziten, ebenfalls als “supertechnisch” qualifizierten Beherrschung einer als “Natursubjekt” dem Menschen gegenübergestellten Umwelt bei Böhme, G.: (Frage), S. 23f.
Es wird also davon ausgegangen, daß auch das Unterlassen von Handlungen dem Handeln zuzuordnen ist. Im folgenden ist bei der Beschreibung von Handeln somit immer auch von Passivität als einer Form in seinen drei Aspekten menschlich gestalteten Lebens die Rede.
Vgl. auch Suchantke, A.: (Problemfeld): 48ff.
Vgl. zu der hier beschriebenen Differenz auch Marx, K.: (Manuskripte), S. 89f. und (Kapital), S. 203.
Vgl. Weizsäcker, C.F.v.: (Garten), S. 137.
Vgl. auch die unmittelbarer an Bildern ansetzende Beschreibung der “differentia specifica” von Mensch und Natur bei Jonas, H.: (Nichts), S. 26ff, vor allem 39f. und 42f.
Vgl. Jonas, H.: (Nichts), S. 40f.
Er geht erst recht über eine in der Relation zur Umwelt definierte bloße Reaktion auf Einflüsse der Umwelt hinaus. Vgl. Senge, P.M.: (Discipline), S. 14. und Bretzke, W.-R.: (Homo), S. 45 sowie die weitergehende Kritik am behaviouristischen Bild des Menschen aus der Sicht der Entscheidungstheorie auf S. 48ff. Im Unterschied zur behaviouristischen Lerntheorie (Vgl. Wiswede, G.: (Einführung), S. 73ff. sowie S. 114ff.) soll “Lernen” als Synonym von “Produktion von Wissen” verstanden und so von “Konditionierung” unterschieden werden.
Dieses menschliche Spezifikum ermöglicht(e) die weitgehende “Emanzipation” des Menschen von der Natur im Sinne seiner Lösung aus einem Teil der zunächst auch für ihn zwingend bestehenden Wirkungsbeziehungen. Vgl. Apel, K.O.: (Diskurs), S. 18f., S.43f., S. 181f. und Immler, H.: (Natur), S. 22 und zur Kritk an den diese Verbindung leugnenden Arbeiten J. Lockes S. 92 und 118ff. Vgl. auch Hösle, V.: (Philosophie), S. 48ff. und 53ff., mit Bezug aus Descartes’ Betonung der durch den Menschen hindurch verlaufenden Trennlinie von “res cogitans” und “res extensa”.
Vgl. Festinger, L.: (Legacy), S. 109f.
Hier seien sowohl das Zusammenleben verschiedener Gattungen in symbiotischer Form genannt, als auch und vor allem Hierarchien in einzelnen Gattungen wie Rudel, Herden usw. Zu Beispielen vgl. Maturana, H,; Varela F.: (Baum), S. 195ff.
Vgl. Immler, H.: (Natur), S. 31ff. und den dortigen Verweis auf Aristoteles: (Politik), S. 77f.
Vgl. mit Bezug auf Aristoteles Gadamer, H.-G.: (Hermeneutik), S. 317ff.
Vgl. Lorenzen, P.: (Anthropologie), S. 112ff.
Während der erstgenannte Zusammenhang direkt die reproduktiven Zusammenhänge im Sinne von “Nahrungsketten” beschreibt, bezeichnet der zweite Aspekt die indirekte reproduktive Relevanz der Lebewesen füreinander, die erst durch die Umwandlung unbelebter Natur in der vorübergehenden Aufnahme in die körperliche Substanz anderer Lebewesen zustande kommt.
In diesem Sinne wird Bewußtsein als Produktion in ihrem notwendigen Ausgangspunkt verstanden. In ihm tritt das Individuum über die für andere Lebewesen prägende unmittelbare Präsenz der Bedingungen des Lebens in seiner aktuellen Umwelt, aber auch über deren Präsenz in seiner gattungsmäßigen, aus der Geschichte des Lebens insgesamt heraus wirksamen Disposition hinaus.
Hier wird somit die Notwendigkeit einer “gleichgewichtigen” Berücksichtigung von Arbeit und Natur unterstrichen. Zur Problematik der Relation Arbeit — Natur vgl. Immler, H.: (Natur): S.16ff. und die übrigen Ausführungen in dieser Quelle.
Die Frage, durch wen die Möglichkeiten der Nutzung des Menschen formuliert und aktualisiert werden wird aber unten (3.1) eine zentrale Rolle spielen.
Vgl. hierzu auch die Interpretation des Marx’schen Arbeitsbegriffs bei Haas, J.; Lucas, R.; Pfriem, R.: (Überlegungen), S. 42f.
Die belebte Natur bringt dabei im Zuge ihrer Reproduktion den größten, jedoch in jeder Hinsicht variablen Anteil an beiden Nutzungspotentialen hervor, auf den der Mensch durch seine Reproduktion und durch materiale Produktion entweder direkt oder indirekt vor allem auch durch die unbelebte Natur vermittelt einwirkt.
Vgl. z.B. Strebel, H.: (Umwelt), S. 18 und 39ff. sowie Simonis, U.E.: (Modernisierung), S. 36.
Zu einer anderen Sicht bezüglich der Kategorisierung von Mensch und Natur als Produktionsfaktoren und der Rolle von Wissen vgl. Binswanger, H.C.: (Geld), S. 54ff.
Die Produktionsfaktoren sind somit in der angegebenen Reihenfolge Bedingung füreinander: Technik bedarf der Natur ebenso wie des Handelns von Menschen und der vorhergehenden Schaffung von Wissen. Wissen erfordert die Mobilisierung der Potentiale des Menschen, die ihrerseits nicht ohne die Natur denkbar sind.
Dahl und Lindblom verwenden bei ihrer Untersuchung möglicher Steuerungsmechanismen ökonomischen Handelns die den hier verwendeten benachbarte, inhaltlich jedoch abweichende Differenzierung in “Hierarchy”, “Poly-/Democracy”, “Price-system”, und “Bargaining” vgl. Dahl, R.A.; Lindblom, CE.: (Politics), S. 54 sowie die übrigen Ausführungen in dem genannten Text.
Anwendung von Gewalt ist als Extremfall derartigen Handelns anzusehen.
Die menschliche Kreativität erscheint als Kern der Fähigkeit zur Formulierung von derartigen Ansprüchen, die, gerade auch herausgelöst aus konkreten sozialen oder Relationen, eine von Menschen gestaltete und transportierbare Gültigkeit besitzen.
Der z.B. symbiotische “Konsens” zwischen verschiedenen Lebewesen wird ebensowenig wie der “Tausch” etwa von Nahrung als “Leistung” der sie vollziehenden Individuen angesehen, sondern als das Resultat einer in dem Verhalten der Individuen sich äußernden Leistung der Natur interpretiert. Zur Frage altruistischen bzw. egoistischen Verhaltens im Kontext der Evolution vgl. Maturana, H; Varela, F.: (Baum), S. 213.
Vgl. Immler, H.: (Natur), S. 16ff.
Die hier vertretene Verwendung des Begriffs Konsens umfaßt allerdings keinerlei Aussagen über die Inhalte der dabei von den Teilnehmern zu vollziehenden produktiven Leistungen, etwa im Sinne der Überprüfung der Vernünftigkeit der jeweiligen Argumentation. Auch implizieren sie keine Aussagen integrativer Art, z.B. bezogen auf eine “Rationale Wertkritik”. Insofern werden die entsprechenden auf Habermas verweisenden Forderungen Ulrichs ebensowenig übernommen wie die mit ihnen verbundene Kritik an Kompromissen. (Vgl. Ulrich, P.: (Grossunternehmung), S. 34ff.)
Vgl. zur Kritik an der Auffassung von Organisationen als “naturwüchsig” im Sinne deren Identifikation als “naturalistischem Fehlschluß” Bartölke, K.: (Organisationsentwicklung), S. 322f.
Vgl. Wolff, R.: (Prozess), S. 121ff., vor allem 126ff.
Die ex-post erfolgende Begründung bereits vollzogenen Handelns wird als Teil der Begründung zukünftigen Handelns verstanden. An ihm wird über das Faktum der Begründung von Handeln als solchem zusätzlich der kreative Aspekt menschliche Integration deutlich.
Bei ihr entfällt so auch die Möglichkeit eine Unterscheidung zwischen einem integrativen schöpferischen Potential und aktueller Leistung im Sinne der gestalteten Rationalität des Verhaltens.
Vgl. zum Mitleid als einer die Differenz von Mensch und Natur bezeichnende Größe Schweitzer, A.: (Lehre), S. 32ff.
Apel bezeichnet die “Fernstenliebe” als Ausdruck einer “spezifisch moralischen Phantasie”. Apel, K.O.: (Diskurs), S. 17f.
Vgl. Fritsch, B.: (Mensch), S. 49.
Den extremen Fall des Zusammenfalls aller dieser Leistungen in einem gemeinsamen, durch die äußerste mögliche Ausprägung aller drei Aspekte der Differenz gekennzeichneten Punkt markiert aus dieser Sicht die Fähigkeit des Menschen zur Liebe, als der durch ihre Träger selbst geschaffenen, um sich selbst wissenden und ihr Ziel in sich selbst und im anderen zugleich tragenden maximalen Relativierung von Handeln.
Vgl. Apel, K.O.: (Diskurs), S. 18f. und 43f sowie Immler, H.: (Natur), S. 22, und Hösle, V.: (Philosophie), S. 59 und S. 124. Außerdem: Beck, U.: (Gegengifte), S. 83f.
Vgl. zu dieser die Bedrohung des Menschen durch sich selbst, durch die Natur hindurch in den Mittelpunkt stellenden Sicht Immler, H. (Natur): S.15f. und (Wert), S. 94, Priddat, B.P.: (Ökonomie), S. 36 sowie Hösle, V.: (Philosophie), S. 59. und Kießler, O.: (Frage), S. 133.
Vgl. Habermas, J.: (Erläuterungen), S. 69ff.
Vgl. Aristoteles: (Politik), S. 66. und Jonas, H.: (Nichts), S. 27 und 41f. zur Interpretation der Sprache als Ausdruck der Bilder schaffenden Leistung des Menschen. Zur “Halbtranszendenz der Sprache” vgl. Habermas, J.: (Theorie II), S. 190ff. Die Produktion der Sprache und damit auch die Veränderung ihrer jeweiligen Form vollzieht sich in einem permanenten Prozeß durch das kommunikative Handeln der in Relation zu anderen stehenden, aufeinander bezogen die Sprache produzierenden Individuen.
Vgl. Platon: (Theätet), S. 108f.
Vgl. Böhme, G.: (Naturästhetik), S. 148ff.
Die seine Kreativität wesentlich ausmachende Fähigkeit des Menschen zur Kommunikation mit sich selbst ist auf diese Form kommunikativen Handelns bezogen als spachfrei vollzogene Meditation vorstell-, nicht aber be”schreib” bar. Sie ist dementsprechend in der vorliegenden Arbeit nicht zur Produktion von sprachlich gefaß-tem Wissen nutzbar zu machen.
Vgl. mit Blick auf die Formulierung ökonomischer Theorien auch Biervert, B.; Wieland, J.: (Gehalt), S. 26f.
Vgl. mit Blick auf die Natur Picht, G.: (Begriff), S. 3f. und 83.
Abstraktheit wird hier aber nicht als zwingendes Korrelat eines instrumentellen Charakters der Inhalte der jeweiligen Aussagen interpretiert und umgekehrt.
Vgl. Picht, G.: (Begriff), S. 410ff.
Vgl. Habermas, J.: (Theorie I), S. 370.
Hierarchische Weisungen stellen einseitig mit dem Ziel unmittelbarer Ausführung formulierte Befehle dar, die allein das Ergebnis einer schöpferischen Leistung, nämlich die Fähigkeit zum passiven Verstehen des Kommandos nutzen, sie profitieren also von der Unfähigkeit der Empfänger zum Nichtvollzug der einmal gelernten interpretativen Leistung.
Innerhalb dieses Rahmens sind durch Sprache aber auch solche spezifisch menschlichen kommunikativen Akte möglich, die als Täuschung dem Akteur dazu dienen, gerade trotz prinzipieller Gültigkeit eines das eigene Handeln relativierenden Prinzips die koordinative Relation einseitig zu “verabsolutieren”.
Sie ermöglicht also die Aufhebung der unmittelbaren Gestaltung von Relationen aus Relationen heraus.
Auf die kognitve Überformung von Empfindungen kann hier nicht eingegangen werden.
Gegenständlichkeit wird verstanden als das Maß, in dem “(...) Anschauen selbst ein Denken, (...) Denken ein Anschauen sei.” Goethe, J.W.: (Fördernis), S. 37.
Mit Blick auch auf deren besondere Bedeutung für das Verhältnis des Menschen zur Ökosphäre soll die Kommunikation somit zwar einen wesentlichen, flankierenden Aspekt der weiteren Untersuchung darstellen. Der Schwerpunkt liegt aber weiterhin auf der Entwicklung der drei Dimensionen des Handelns und ihrer Beziehungen zueinander.
Der hier verwendete Dissonanzbegriff ist weiter gefasst als der entsprechende konsistenztheoretische Begriff insbesondere von Festinger. Zu den mit diesem verbundenen Aussagen und ihrer Anwendung insbesondere in der Konsumpsychologie vgl. Wiswede, G. : (Einführung), S. 85ff.
Vgl. zur Kritik an einer der Natur ihre Geschichtlichkeit absprechenden, ihre Determiniertheit mit Geschichte als menschlichem Privileg konfrontierenden Sicht Picht, G.: (Begriff), S. 25 und 33f.
Hierdurch wird die Kritisierbarkeit von Handeln auch mit Blick auf affektgesteuertes oder habituelles Handeln geschaffen. Bereits die Möglichkeit kreativer Begründung auch in Konkurrenz zu nicht spezifisch menschlichen integrativen Prozessen macht Handeln zum potentiellen Gegenstand von Kritik.
Vgl. Weber, M: (Objektivität), S. 188ff.
Zum Beispiel dann, wenn eine produktive Knappheit in eine koordinative überführt wird bzw. eine solche in Wertvorstellungen Eingang findet.
Der Begriff der “Anpassung” erscheint hierfür insofern als ungeeignet, als er der wechselseitigen Bezogen-heit der Lebewesen und ihrer Umwelten aufeinander nicht ausreichend Rechnung trägt.
Integrative Knappheit als menschliches “Privileg” kann unabhängig davon wirksam werden, ob zum Zeitpunkt ihres “Auftretens” produktive oder koordinative Knappheiten bereits überwunden sind.
Vgl. hierzu die Ausführungen zu diesem Thema in den Abschnitten 3.1.1.1 und 4.1.1.1.
An diesem Endpunkt wird insbesondere auch die sozial, wie ökologisch gefährliche Nachbarschaft dieses Moments von Handeln zu einigen religiösen Vorstellungen eines in spezifisch westlicher Weise verstandenen “erlösten”, in diesem Sinne absoluten, von und aus seinen Bedingungen gelösten endgültigen, ewigen Zustands deutlich. Vgl. zu diesem Aspekt gerade okzidentaler Kosmologie Galtung, J.: (Zivilisationstheorie), S. 31f.
Dabei kann die Gültigkeit der jeweiligen Prinzipien ihrerseits das Resultat mehr oder weniger stark verwirklichten Egoismus darstellen.
Es ist somit insbesondere kein Konsens mit der Natur, sondern nur ein solcher über die Natur möglich. Zum Zweifel an der Möglichkeit eines “Friedens” mit der Natur, aufgrund des Fehlens deren Qualität als “handlungsfähigem Subjekt” vgl. Höffe, O.: (Ethik), S. 65.
Die ewige, und insofern aus Natur und Gesellschaft gelöste Unabhängigkeit von durch die Natur definierten Bedürfnissen und von durch andere Menschen formulierten Werten und Zielen bezeichnet die extreme Projektion so verstandenen Egoismus’in ein abstraktes Bild.
Bezogen auf die relative Bedeutung dieser beiden Momente für ein bestimmtes Handelns sind aber keine Aussagen möglich, außer, daß der Verwirklichung von Egoismus ein hohes Potential innewohnt, Ungerechtigkeit bei seinen “Opfern” möglich zu machen. Umgekehrt kann aber die Auseinandersetzung mit Ungerechtigkeit ihrerseits egoistische Züge aufweisen.
In dieser Sicht wird der Begriff der Fremdheit im folgenden verwendet. Er ist insofern vom Marx’schen Entfremdungsbegriff (Vgl. Marx, K.: (Manuskripte), S. 84ff.) zu unterscheiden.
Dies gilt am unmittelbarsten dann, wenn die Befriedigung von Bedürfnissen aus einer fremden Rationalität heraus in Frage gestellt wird.
Als produktive Leistung wird hier die Frage nach der (Un-)Gerechtigkeit von Handeln, gerade auch in ihrer Abgrenzung zu einem bloß als Belastung, nicht aber als Ungerechtigkeit wahrgenommenen Zustand beantwortet.
Dies gilt sowohl, was die produktiven Folgen von Handeln angeht, als auch, was die Möglichkeiten seiner Koordination betrifft, sowie schließlich hinsichtlich der Fragen der Begründetheit und vor allem Begründbarkeit von Handeln.
Vgl. zu dieser Analogie Galtung, J.: (Zivilisationstheorie), S. 31.
Siehe Abschnitt 3.1.2 und 4.1.2.
Vgl. zu diesem Ziel Kappler, E.: (Theorie), S. 23f.
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Becker, T. (1995). Gedanklicher Bezugsrahmen. In: Mensch und Natur in der Unternehmung. Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-08756-4_3
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