Zusammenfassung
Korruption als Teil der conditio humana tritt in allen Wirtschaftssystemen auf und läßt sich aufgrund ihrer vielfältigen Erscheinungsformen semantisch nicht eindeutig beschreiben. Die zahlreichen Facetten von Korruption, die immer auch im Kontext mit dem sie umgebenden Wirtschafts- und Gesellschaftssystem zu sehen sind, machen eine allgemeingültige Definition des Begriffes unmöglich. Diese Schwierigkeiten werden auch in der Gesetzgebung deutlich: Die diffizile Begriffsklärung erschwert (augenblicklich noch) die Zuordnung krimineller bzw. illegitimer Akte zur Korruption und die Formulierung umfassender gesetzlicher Regelungen, die jede korruptive Handlung, unabhängig von den sie Ausübenden, einschließt. Die enge Verbindung von Korruption, gesellschaftlichen Normen und ökonomischen Zielen eines Individuums und/oder einer Volkswirtschaft verhindern u.a. auch ein koordiniertes internationales Vorgehen gegen Korruption.
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Literatur
Vgl. Heinichen, F. A.: Lateinisch — deutsches Schulwörterbuch, 1887.
Der große Herder, Nachschlagewerk für Wissen und Leben, 1933, Sp. 108.
Vgl. Alemann, U. von/Kleinfeld, R.: Begriff und Bedeutung der politischen Korruption aus politikwissenschaftlicher Sicht, 1992, S. 261 f.
Fleck, C./Kuzmics, H.: Korruption — Zur Soziologie nicht immer abweichenden Verhaltens, 1985, S. 7.
Friedrich, C. J.: Pathologie der Politik. Die Funktion der Mißstände: Gewalt, Verrat, Korruption, Geheimhaltung, Propaganda, 1973, S. 103.
Nye, J. S.: Corruption and Political Development: A Cost-Benefit Analysis, 1978, S. 567.
Streissler, E.: Zum Zusammenhang zwischen Korruption und Wirtschaftsverfassung, 1981, S. 299.
Amtsträger ist nach § 11 Abs. 1 Nr. 2 StGB, wer Beamter oder Richter ist, in einem sonstigen öffentlich-rechtlichen Amtsverhältnis steht oder sonst dazu bestellt ist, bei einer Behörde oder anderen Stelle Aufgaben der öffentlichen Verwaltung wahrzunehmen.
28. StrÄndG v. 13.01.1994, BGBl, Teil 1, S. 84.
§12 UWG.
Vgl. Schmidt, K.: Zur Ökonomik der Korruption, 1969, S. 130.
Vgl. Truong, T.-D.: Sex, Money and Morality: Prostitution and Tourism in Southeast Asia, 1990, S. 13 und
Kümmel, H. M.: Bestechung im Alten Orient, 1982, S. 61.
Die dieser Arbeit zugrundeliegende Bibel ist eine Einheitsübersetzung des Jahres 1980 aus dem Verlag Herder, Freiburg.
5. Buch Mose, Kap. 25, Vers 13–16.
5. Buch Mose, Kap. 27, Vers 25.
5. Buch Mose, Kap 23, Vers 18–19.
Matthäus, Kap. 26, Vers 14–16.
Micha 3, 11.
Jesus Sirach, Kap. 9, Vers 6.
3. Buch Mose, Kap. 21, Vers 9.
Genesis 6, 5f.
Vgl. Bauer, W.: Geschichte und Wesen der Prostitution, 1956, S. 58.
Vgl. Bauer, W.: Geschichte und Wesen der Prostitution, 1956, S. 58 ff.
Vgl. Noethlichs, K.: Bestechung, Bestechlichkeit und die Rolle des Geldes in der spartanischen Aussen- und Innenpolitik vom 7. — 2- Jh. v. Chr., 1987, S. 129.
Vgl. Noethlichs, K.: Bestechung, Bestechlichkeit und die Rolle des Geldes in der spartanischen Aussen- und Innenpolitik vom 7. — 2- Jh. v. Chr., 1987, S. 155 ff.
Vgl. Sturminger, A.: Korruption in der Weltgeschichte, 1982, S. 124 ff.
Vgl. Noethlichs, K.: Bestechung, Bestechlichkeit und die Rolle des Geldes in der spartanischen Aussen- und Innenpolitik vom 7. — 2.- Jh. v. Chr., 1987, S. 131 ff.
Vgl. Leontsini, S.: Die Prostitution im frühen Byzanz, 1989, S. 173.
Vgl. Bauer, W.: Geschichte und Wesen der Prostitution, 1956, S. 67 ff.
Vgl. Bauer, W.: Geschichte und Wesen der Prostitution, 1956, S. 80.
Vgl. Bauer, W.: Geschichte und Wesen der Prostitution, 1956, S. 81.
Der Fall des britischen Verteidigungsministers der fünfziger Jahre Profumo zeigt die enge Verflechtung von Korruption und Prostitution, bei dem Profumo durch den Einfluß einer Prostituierten, die gleichzeitig mit einem stellvertretenden sowjetischen Marineattache Umgang pflegte, zur Herausgabe geheimer Daten gebracht werden sollte. Profumo widerstand. Vgl. Friedrich, C. J.: Pathologie der Politik. Die Funktion der Mißstände: Gewalt, Verrat, Korruption, Geheimhaltung, Propaganda, 1973, S. 115 ff.
Vgl. Dreher, E. /Tröndle, H.: Kommentar zum Strafgesetzbuch, 1995, S. 905.
Vgl. Mayer-Maly, T.: Grundsätzliche Überlegungen zur Wirksamkeit des Rechts bei der Bekämpfung von Korruption, 1981, S. 494.
Vgl. Knüpfer, U.: Dienst am Volk in “Sack und Asche”?, in: Badische Zeitung vom 28. Mai 1994;
Bräutigam, H. H./Perina, U.: Kuhhandel im OP, in: Die Zeit vom 03. Juni 1994;
Fischer, H.-J.: Indigniert sehen die Italiener, wie ihr Staat im Sumpf der Korruption versinkt, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 03. November 1993; Associated Press: Behörde stellte Führerschein für Blinden aus, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 14. Januar 1994;
Kaps, C: Die Korruption in der Dritten Welt ist wie ein Flächenbrand, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 04. März 1994;
Otte, R.: Korruption höhlt die Marktwirtschaft aus, in: Blick durch die Wirtschaft vom 15. April 1994;
o. V.: “Korruption gefährdet die Demokratie”, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 16. Juni 1994; dpa: Unternehmenschef in China wegen Korruption hingerichtet, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 12. April 1994.
Vgl. Associated Press: Korruptionsvorwürfe gegen deutsche Herzzentren, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 30. Mai 1994 und o. V.: Bares oder einen BMW, in: Der Spiegel, 22/1994, S. 92.
Die neue Pflegesatzverordnung sieht u.a. vor, Herzklappenoperationen künftig pauschal abzurechnen. Dadurch sinken die Kosten der Krankenkassen und die finanziellen Spielräume der Kliniken werden beschränkt gegenüber der zu diesem Zeitpunkt gültigen Einzelfallabrechnung.
“Deutsche Herzchirurgen lassen sich von der Industrie schmieren”, “Die Crème der deutschen Ärzteschaft… steht da als Trupp von Schmiergeld-Empfängern, die auf Kosten der Industrie das Wohlleben rund um den Globus genießen”, o. V.: Bares oder einen BMW, in: Der Spiegel, 22/1994, S. 92 ff.
Vgl. Schmitt, U.: Ehemaliger Minister in Japan verurteilt, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 31. Mai 1994.
Vgl. Schmitt, U.: Ehemaliger Minister in Japan verurteilt, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 31. Mai 1994.
Vgl. Kaps, C.: Rostenkowski wegen Betrugs angeklagt, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 03. Juni 1994.
Vgl. Haubrich, W.: Wenn das Geld auf dem Tisch liegt, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 26. Mai 1994.
Vgl. Haubrich, W.: Befriedigung in Madrid nach der Festnahme Roldáns, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 01. März 1995.
Der historische Materialismus ist die Grundlage der marxistischen Gesellschaftstheorie, die den Menschen in den Mittelpunkt ihrer Betrachtungen stellt, der zur Befriedigung seiner Bedürfnisse arbeitet und durch die Arbeit und ihre gesellschaftliche Organisation seine Lebensbedingungen schafft.
Diese sozialistischen Ansichten berufen sich auf das Gesetz der Übereinstimmung der Produktionsverhältnisse mit dem Charakter und dem Entwicklungsniveau der Produktivkräfte, das in der Politischen Ökonomie mit dem Anspruch auf wissenschaftliche Absicherung beschrieben ist. Vgl. Hamel, H.: Soziale Marktwirtschaft — Sozialistische Planwirtschaft, 1989, S. 16 f.
Kombinate sind (vertikale) Zusammenschlüsse volkseigener Betriebe mit ähnlicher oder gleicher Produktion unter einheitlicher Leitung, die direkt dem Industrieministerium unterstehen.
In Marktwirtschaften produzieren Unternehmen als selbständige Wirtschaftseinheiten, die durch eine eigene Rechtsform, eigenes Risiko und ein eigenes Rechnungswesen gekennzeichnet sind. In Planwirtschaften bilden Kombinate ohne unternehmerische Charakteristika die Wirtschaftseinheiten, denen Ministerien übergeordnet sind.
Der Ministerrat ist Teil des Staatsapparats. Während die Partei die Führung von Wirtschaft und Gesellschaft übernimmt, ist der Staatsapparat das Hauptinstrument der politischen Führung, das die getroffenen Entscheidungen in konkrete Handlungsprogramme umsetzt. Ämter in Partei und Staatsapparat werden häufig in Personalunion wahrgenommen. Vgl. Leipold, H.: Wirtschaftsund Gesellschaftssysteme im Vergleich, S. 199 ff.
Aufgabe der Arbeiter- und Bauern-Inspektion ist die Kontrolle der Planerfüllung und der Effizienz der Betriebe.
Vgl. Leipold, H.: Wirtschafts- und Gesellschaftssysteme im Vergleich, 1988, S. 223 ff.
Der Kauffond beinhaltet die Geldbeträge der Bevölkerung. Der Warenfond ermittelt die monetäre Summe der produzierten und importierten Konsumgüter und Dienstleistungen. Die Größen beziehen sich auf eine Periode.
Vgl. Gröner, H./Knorr, A.: Außenhandelsordnung und Soziale Marktwirtschaft, 1994, S. 95 ff.
Vgl. Schlecht, O.: Soziale Marktwirtschaft — Lebenselixier für ganz Europa, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 15. März 1995.
Vgl. Watrin, C.: Ordnungs- und wirtschaftspolitische Grundlagen Sozialer Marktwirtschaft, 1994, S. 25.
Vgl. Schlecht, O.: Grundlagen und Perspektiven der sozialen Marktwirtschaft, 1990, S. 58.
Schlecht, O.: Grundlagen und Perspektiven der sozialen Marktwirtschaft, 1990, S. 48 f.
Wird von marktwirtschaftlich orientierten Wirtschaftssystemen gesprochen, sind in dieser Arbeit immer die westlich ausgeprägten Marktwirtschaften gemeint.
Vgl. Schick, P.: Die Korruption im Spiegel des Strafrechts, 1981, S. 579 f und
Schmidt-Hieber, W.: Strafbarkeit der Ämterpatronage, 1989, S. 558 ff.
Vgl. Alemann, von U./Kleinfeld, R.: Begriff und Bedeutung der politischen Korruption aus politikwissenschaftlicher Sicht, 1992, S. 276 f.
Vgl. Wolff, H./Bachot, O., zit. nach: Schönherr, R.: Vorteilsgewährung und Bestechung als Wirtschaftsstraftaten, 1985, S. 25 f.
Vgl. Raith, W.: Der Korruptionsschock, 1994, S. 86 f.
Vgl. Wewer, G.: Prolegomena zu einer Untersuchung der Korruption in der Verwaltung, 1992, S. 314.
Vgl. Dreher, E./Tröndle, H.: Kommentar zum Strafgesetzbuch, 1995, S. 689 ff.
Vgl. Hemmer, H.-R.: Wirtschaftsprobleme der Entwicklungsländer, 1988, S. 37 ff.
Die Ausdehnung des öffentlichen Dienstes ergab sich im Laufe der Zeit aus politischen Gründen, um das Unruhepotential, das eine ausgebildete, arbeitslose städtische Jugend darstellt, einzudämmen. Darüber hinaus erfolgte sie durch Ämtervergabe zur Belohnung von regierungstreuen Einzelpersonen oder Gruppen. Vgl. Cremer, G.: “Das kommt ja sowieso nicht an!”, 1995, S. 2.
Vgl. Maihold, G.: Korruption in Entwicklungsländern, 1988, S. 68. Derartiges Handeln gilt aber nicht als unmoralisch; traditionellerweise führt er nur aus, was von jedem Mitglied einer großen Familie erwartet wird.
Vgl. Bayley, D. H.: The ffects of Corruption in a Developing Nation, 1978, S. 523.
Cremer, G.: “Das kommt ja sowieso nicht an!”, 1995, S. 2.
Vgl. Cremer, G.: Schein — Consulting, Titelblattgeschäfte, kick — back — Auftragsforschung als Instrument der Mittelumlenkung, 1990, S. 215.
Vgl. Cremer, G.: Schein — Consulting, Titelblattgeschäfte, kick — back — Auftragsforschung als Instrument der Mittelumlenkung, 1990, S. 216.
Vgl. Moody-Stuart, G.: Schwere Korruption in der Dritten Welt, 1995, S. 121. Das beschriebene Phänomen minderwertiger Bauwerke bezieht sich gleichermaßen auf expandierende Schwellenländer, in denen “(k)orrupte Baufirmen, die […] wegen der unerschöpflich Wohltaten vergebenden öffentlichen Hände Stahlträger abrechnen, aber nicht einbauen, Betonmischungsverhältnisse fälschen, Wartungsarbeiten aufschreiben, aber nicht ausführen” und durch ihr nachlässiges Handeln zu Häusereinstürzen und menschlichen Katastrophen beitragen.
Schmitt, U.: Menschen unter Wachstumstrümmern, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 30. Juni 1995.
Vgl. Cremer, G.: “Das kommt ja sowieso nicht an!”, 1995, S. 8 ff.
Vgl. Cremer, G.: “Das kommt ja sowieso nicht an!”, 1995, S. 11 ff.
Der Einfachheit halber wird im folgenden nur noch von Entwicklungsländern als Gegensatz zu den Industrieländern gesprochen.
Vgl. Huntington, S.: Modernization and Corruption, 1990, S. 377 f.
Vgl. Bernasconi, P.: Langer Weg zu internationaler Konvention, 1992, S. 19 ff.
Selbst der § 4 Abs. 5 Satz 1 Nr. 10 EStG, der mit dem deutschen Jahressteuergesetz 1996 in das Einkommenssteuergesetz eingefügt wurde und die steuerliche Abzugsfähigkeit von Schmiergeldzahlungen an inländische Empfänger unterbinden soll, ist an so viele Voraussetzungen gebunden, daß seine praktische Anwendbarkeit kaum Bedeutung erlangen wird. Vgl. Salzberger, W.: Unveröffentlichter Arbeitsbericht zum § 4 Abs. 5 Nr. 10 EStG nach dem Jahressteuergesetz 1996, Mannheim 1995, S. 10 ff.
Vgl. Littwin, F.: Die steuerliche Abzugsfähigkeit von Provisionen, Schmier- und Bestechungsgeldern, 1994, S. 2326 ff.
§ 30 Abs. 4 Nr. 5 Buchst, b AO.
Vgl. statt vieler Heberer, T.: Korruption in China, 1991, S. 164 und
Kenawy, S.: Korruption als soziales Problem peripherer Gesellschaften, 1984, S. 171.
Vgl. Myrdal, G.: Corruption as a Hindrance to Modernization in South Asia, 1990, S. 412.
Vgl. Heberer, T.: Korruption in China, 1991, S. 154 ff. Der Großteil der (aufstrebenden) Entwicklungsländer ist zu Beginn des Umbruchs planwirtschaftlich geführt.
Vgl. Scott, J. C.: Thailand: Ein Beispiel aus der Dritten Welt, 1985, S. 174 ff.
Das sogenannte BOT- Prinzip (Build — Operate — Transfer; vgl. Haubold, E.: Mancher sieht schon ein Tigerbaby, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 14. März 1995), nach dem eine private Baufirma bspw. ein Elektrizitätswerk auf eigene Kosten errichtet, das sie nach 20 bis 30 Jahren bei staatlich garantierten Strompreisen an den Staat übergibt, eröffnet den beteiligten Parteien langjährige, zusätzliche Einkommen durch Korruption in Form von kick-backs.
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Krug, S. (1997). Korruption in Politik und Ökonomie als Phänomen in allen Wirtschaftssystemen. In: Korruption in verschiedenen Wirtschaftssystemen. Gabler Edition Wissenschaft. Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-08659-8_1
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