Zusammenfassung
Die traditionelle Betriebswirtschaftslehre sieht in einem Unternehmen ein autonomes Wirtschaftssubjekt in Privateigentum, welches gemäß dem erwerbswirtschaftlichen Prinzip das Ziel verfolgt, seinen Gewinn zu maximieren.1 Das Unternehmen läßt sich damit als typische Form eines Wirtschaftssubjekts innerhalb eines marktwirtschaftlichen Systems kennzeichnen. Allerdings faßt diese Gutenbergsche Definition den Unternehmensbegriff zu eng. Insbesondere die Gewinnmaximierungshypothese scheint wenig realistisch zu sein. Vielmehr verfolgen Unternehmen in der Praxis mehrere Ziele, von denen meist eines die (langfristige) Gewinnmaximierung ist.2 Als Gründe für diese Tatsache lassen sich anführen:3
-
Unternehmen geraten durch ihre Teilnahme an einem Marktgeschehen in den Einflußbereich ihrer zufälligen Störungen unterliegenden Umgebung. Daher müßte zunächst geklärt werden, was in einer solchen Risikosituation unter der Maximierung des Gewinns zu verstehen ist. In Frage käme hier beispielsweise die Maximierung der Gewinnerwartung.
-
Immer häufiger erreichen Unternehmen eine erhebliche Größenordnung; dementsprechend verringert sich die Überschaubarkeit des unternehmerischen Handlungsspielraums.4 Damit ist das Streben nach maximalem Gewinn als alleiniges Ziel unternehmerischen Handelns ohne aufwendige Planung kaum noch realisierbar, da die Erfolgsauswirkungen der einzelnen Handlungsmöglichkeiten nicht mehr unmittelbar abzusehen sind.
-
Andere Ziele treten teilweise oder vollständig an die Stelle der Gewinnmaximierung. Hierbei kann es sich beispielsweise um die Existenzsicherung des Unternehmens, Liquidität, Umsatzsteigerung, Steigerung von Marktanteilen, Imageverbesserung, aber auch um soziale (Arbeitsplatzsicherung) oder ökologische Ziele handeln.5
-
Schließlich — und dies gilt prinzipiell für alle möglichen Ziele eines Unternehmens — können kurzfristig erfolgssteigernde Handlungen langfristig erfolgshemmend sein. Auch unter dem Aspekt des Zeithorizonts bleibt eine Forderung nach maximalem Gewinn also unpräzise.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Literatur
Vgl. E. Gutenberg: Grundlagen der Betriebswirtschaftslehre, Bd. 1, S. 510 f.; H. Schieren-Beck: Grundzüge der Betriebswirtschaftslehre, S. 24 f
Vgl. M. Kirchgeorg: Ûkologieorientiertes Unternehmensverhalten, S. 232 ff.
Vgl. zu den folgenden Ausführungen T. H. Naylor: Corporate Simulation Models¡, S. 6 f
D. Friedrich: Systemtheorie¡, S. 5.
Vgl. auch ders., DIN 19226, S. 905.
Vgl. F. Hanssmann: Einführung in die Systemforschung, S. 9.
Vgl. E. Baumann: Das System Unternehmung, S. 92.
Deutscher Normenausschuss E. V.: DIN 66201, S. 261.
Vgl. E. Baumann: Das System Unternehmung, S. 26, 50–71; E. Heinen: Industriebetriebslehre als entscheidungsorientierte Unternehmensführung, S. 57.
Vgl. E. Baumann: Das System Unternehmung, S. 26 if.; E. Heinen: Industriebetriebslehre als entscheidungsorientierte Unternehmensführung, S. 58.
Vgl. E. Baumann: Das System Unternehmung, S. 95; H. Schierenbeck: Grundzüge der Betriebswirtschaftslehre, S. 68; C. SCHNEEWEISS: Planung, Bd. 1, S. 58 f
Zum Begriff des Kollektivs (Gremiums) vgl. C. Schneeweiss: Planung, Bd. 1, S. 237 f 14
Vgl. E. Baumann: Das System Unternehmung, S. 91 f; M. Kirchgeorg: Ökologieorientiertes Unternehmensverhalten, S. 232 ff.
Vgl. F. Rosenkranz: Unternehmensplanung, S. 9; C. Schneeweiss: Planung, Bd. 1, S. 1 f 17 Vgl. z. B. E. Heinen: Industriebetriebslehre als entscheidungsorientierte Unternehmensführung, S. 24, 64–66; F. Rosenkranz: Unternehmensplanung, S. 15.
Vgl. F. Rosenkranz: Unternehmensplanung, S.15; C. Sciineeweiss: Planung, Bd. 2,S. 82 ff.
Vgl. J. Hentze & P. Brose: Unternehmensplanung, S. 48.reich liefern andererseits Vorgaben, die eine ständige Überprüfung und Anpassung der strategischen Planung notwendig machen.
Vgl. F. Hanssmann: Einführung in die Systemforschung, S. 10.
Vgl. F. Hanssmann: Die Rolle von Entscheidungsmodellen¡, S. 36, Quantitative Betriebswirtschaftslehre, S. 424 f.; F. SCHOBER: Modellgestützte strategische Planung¡, S. 30, 46 f.
Vgl. F. Hanssmann: Die Rolle von Entscheidungsmodellen¡, S. 36.
Vgl. F. Hanssmann: Die Rolle von Entscheidungsmodellen¡, S. 36; F. SCHOBER: Modellgestiitzte strategische Planung¡, S. 30.
F.Hanssmann: Die Rolle von Entscheidungsmodellen¡, S. 35.
Rights and permissions
Copyright information
© 1998 Springer Fachmedien Wiesbaden
About this chapter
Cite this chapter
Lorscheid, P. (1998). Das Unternehmen als Modellierungsgegenstand. In: Kointegration und strategische Planung. Gabler Edition Wissenschaft. Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-08631-4_3
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-08631-4_3
Publisher Name: Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-8244-6760-0
Online ISBN: 978-3-663-08631-4
eBook Packages: Springer Book Archive