Zusammenfassung
In den „acknowlegments“ zu seinem 1948 erschienenem Buch „Father Land“1 schreibt Bertram Schaffner, es sei „Dr. Brickners psychiatric approach“ gewesen, der sein Interesse am Problem des deutschen Nationalcharakters ursprünglich angeregt hätte.2 Es ist also wohl Brickners direktem Einfluß zuzuschreiben, daß es auch Schaffner in seiner Arbeit vor allem um die Andersartigkeit des deutschen Charakters geht. Wie Brickner glaubt Schaffner, „that the problem which Germany presents to the rest of the world is in large part due to the difference in their personality and character structure from that in other countries.“3 Und Schaffher geht wie Brickner davon aus, daß der Nationalsozialismus keine Revolution im deutschen Leben gewesen sei, sondern „a continuation and intensification of the traditional approach to life.“4 Schaffner scheint sich allerdings — auch wenn Brickners Name in diesem Zusammenhang nicht genannt wird — explizit gegen dessen These der paranoiden „German culture“ abzugrenzen, wenn er schreibt: „I do not believe that the individual Germans should be regarded as suffering from a national form of mental disease, and therefore requiring mass psychiatric care. I do not imply that Germans as a group are suffering from any mental illness.“5 Statt dessen handele es sich bei den von Schaffner beschriebenen Verhaltensweisen in Deutschland um ein normales und angepaßtes Verhalten.
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Referenzen
Schaffner, Bertram: Father Land. A Study of Authoritarianism in the German Family. New York 1948
vgl. ebd., S. xiii
ebd., S. 104
ebd., S.80
ebd., S.104. Hervorhebungen im Original
ebd., S. vi
vgl. ebd., S.8
ebd., S.8
vgl. ebd., S. 11
ebd., S.3 (Hervorhebung im Original)
ebd., S. 12
vgl. ebd., S. 15 13ebd.,S.16
ebd., S. 16 Für eine Einordnung der Diskussion der Schaffner-Thesen innerhalb der Debatte des Familienau-toritarismus und in den weiteren thematischen Zusammenhang einer „sozialen Pathologie der Gewalt“ vgl.: Uta Gerhardt: Die Familie und die soziale Pathologie der Gewalt. Denkmodelle für die Theorie der modernen Gesellschaften, in: Gerhardt, Uta/ Hradil, Stefan (Hg.): Familie der Zukunft: Lebensbedingungen und Lebensformen. Opladen 1995. 16 Schaffner, S.24
vgl. ebd., S.34
vgl. ebd., S.34
vgl. ebd., S.37f
ebd., S.40
ebd., S.41
ebd., S.41 f.
ebd., S.43
ebd., S.44
Einen Versuch, das Verhalten deutscher Nazis mithilfe des aus der Psychoanalyse stammenden Charakterstrukturbildes des „zwanghaften Charakters“ zu beschreiben und zu erklären, unternahmen im Jahr 1947 Paul Keckskemeti und Nathan Leites in dem Aufsatz „Some Psychological Hypotheses on Nazi Germany“, in: The Journal of Social Psychology. Vol 26. 1947, S. 141–183, fortgesetzt in Vol. 27. 1948, S. 91–117 und S. 241–270
vgl. Schaffner, S.52 ff
vgl. ebd., S.54 ff
ebd., S.48 29 vgl ebd.,S.57ff. 30vgl.ebd.,S.62ff. 31 vgl. ebd., S.72
ebd., S.73
vgl. ebd., S. 73f.
vgl. ebd., S.74
ebd., S. 75
ebd., S.79. (Hervorhebung von mir — M.P.)
vgl.ebd.,S.81
Schaffner beruft sich in seinen Ausführungen im Kapitel „Anti-Nazis are Germans too“ unter anderem auf die Untersuchung „Anti-Nazis — Criteria of Differentiation“ von David M. Levy. Ich werde Levys Aufsatz in Kapitel 7.3 dieser Arbeit behandeln.
Schaffner, S.88
vgl. ebd., S. 104 f
ebd., S. 108 (Hervorhebungen von mir — M.P.)
ebd., S. 107
Baumert, Gerhard: Deutsche Familien nach dem Kriege. Darmstadt 1954
ebd., S.119. Mit „sozialpsychologischer Struktur“ meint Baumert hier die innerfamiliale Struktur, insbesondere die Frage nach den Autoritätsverhältnissen.
Rodnick, David: Postwar Germans. An Anthropologist’s Account. New Haven 1948
vgl. ebd., S.IX
vgl. ebd.
ebd., S. 17
ebd., S.27
ebd., S. 122
vgl. Schaffner, S. 81
vgl. Rodnick, S. IX
Schaffners Anspruch bezüglich der Repäsentativität seiner Studie wird auch deutlich, wenn er betont: „they were not all born in these two areas; they came from almost every parts of Germany“ (vgl. Schaffner, S.9).
Rodnick, S.20
Vgl. Rodnick S. 27 und S. 18 vgl. Rodnick, insbesondere S. 29 und Schaffner u.a. S.l 1
vgl. Rodnick, S. 57
ebd., S.56
ebd., S.57
ebd., S. 220
ebd., S. 223
ebd., S.222
Becker, Howard: German Families Today, in: Hans Morgenthau (Hg.): Germany and the Future of Europe. Chicago 1951, S.24
vgl. ebd., S. 18
vgl. Habermas, Jürgen: Erkenntnis und Interesse. Frankfurt am Main 1968
Diese positive Bewertung von Autorität zeigt sich bei Baumert vor allem dort, wo er konstatiert, daß die Familie mit „anerkannter“ Autorität die stabilste Familienform darstelle. (Baumert, S. 124f)
Heckmann, Friedrich: Familienbindung in den USA und in Westdeutschland, in: Wurzbacher, Gerhard (Hg.): Die Familie als Sozialisationsfaktor. Stuttgart 1968, S. 382–396
McGranahan, Donald V.: A Comparison of Social Attitudes among American and German Youth, in: Journal of Abnormal and Social Psychology, Vol.XLI. Nr.3. Juli 1946, S.245–257
vgl. Heckmann, S. 390
vgl. Heckmann, S. 388. Heckmann bezieht sich auf McGranahan, daneben auch auf Schaffner und Rodnick.
vgl. Heckmann, S. 389. Es berichteten in der Heckmann-Untersuchung mehr Amerikaner als Deutsche über eine mehr autoritäre Familienstruktur, der Unterschied ist aber nicht signifikant. Von Mc Granahan wurden allerdings nur Einstellungen zu Autoritäten gemessen, ein direkter Vergleich auf der Verhaltensebene war Heckmann also nicht möglich.
vgl. Heckmann, S. 388ff.
vgl. Heckmann, S.393f. Die Sensitivität wurde über die Assoziation zwischen Konflikt und autoritärem Verhalten gemessen. Die Sensitivität in der amerikanischen Gruppe betrug dabei 0,17, in der deutschen 0,44.
Inwieweit die Rezeption von Studien über die autoritäre Familie (Schaffner, Adorno, Fromm etc.) Anteil hatten an diesem Wandel, ist eine spannende, aber wohl schwer zu beantwortende Frage.
Parsons, Talcott: The Problem of Controlled Institutional Change. An Essay in Apllied Social Science, in: Gerhardt, Uta (Ed.) Talcott Parsons on National Socialism. New York 1993, S. 291–32, hier S. 310 (erstmals veröffentlicht in: Psychiatry. Vol. 10. 1947, S. 167–181). Eine gekürzte, anonym veröffentlichte Fassung des Aufsatzes ist in dem bereits mehrmals erwähnten Beitrag „Germany After the War. Round table — 1945“ erschienen.
Parsons: The Problem of Controlled Institutional Change, S. 310
vgl. Erich Fromm: Die Furcht vor der Freiheit, in: Erich Fromm Gesamtausgabe Band 1, 217–395, hier: S.385
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Parge, M. (1997). Bertram Schaffner: „Father Land“ (1948). In: Holocaust und autoritärer Charakter. Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-08545-4_7
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