Zusammenfassung
Neben der ursprünglichen Schiene, Entscheidungsprozesse in Gruppen zu analysieren — der sozialen Kommunikationsanalyse — wurde eine weitere, nämlich jene der sozialen Kombinatorik (social combination) gelegt (Baron/Kerr/Miller 1992, S. 93). In den Forschungsbemühungen zur sozialen Kommunikationsanalyse ist es gelungen, unter einer systematischen Kodierung des Gesagten, der Personen und der Zeitpunkte Einsichten darüber zu gewinnen, wie sich Entscheidungsgruppen strukturieren (Bales/Slater 1955), die Gruppengröße sich auf Partizipation auswirkt und welche Entwicklungsstufen eine Gruppe auf dem Weg zum Konsens durchwandert (Bales/Strodtbeck 1951). Aus dieser Tradition heraus wurde das SYMLOG Verfahren zur Kodierung von Gruppenprozessen entwickelt (Bales/Cohen/Williamson 1979) und mittlerweile in der Gruppenforschung zu Basisbefunden gewordene Phänomene entdeckt, wie die Unterscheidung zwischen aufgabenbezogenen und sozioemotionalen Prozessen in der Gruppeninteraktion sowie die Unterscheidung zwischen normativen und informationalen Gruppeneinfluß. Stasser/Kerr/Davis (1980) weisen auf die „etwas auf den informationalen Einfluß lastige“ Analyse dieser Tradition hin und beschreiben in der Folge als Ergänzung Modelle der sozialen Kombinatorik, die sich zwar nur indirekt auf den Gruppenprozeß per se beziehen, jedoch — wenn auch indirekt — informationalen und normativen Einfluß berücksichtigen. Während erstere Forschungsrichtung typischerweise Fragestellungen aufwirft wie „Wer spricht mit wem“, „Wer sagt was“, „Wer stimmt zu“ etc., versucht letztere herauszufinden, nach welchen Regeln oder Funktionen der Input der einzelnen Gruppenmitglieder (z.B. Präferenzen, Fähigkeiten, etc.) in ein Gruppenprodukt oder Output umgewandelt wird (z.B. Gruppenpräferenz, Gruppenleistung). Also nicht das gesprochene Wort oder Argument bildet die Untersuchungseinheit, sondern die aktuellen Präferenzen der Gruppenmitglieder. Gruppeninteraktion könne daher (sehr abstrakt) modelliert werden als ein Abbildungsprozeß von der Verteilung der Präferenzen der Gruppenmitglieder zu einer einzigen kollektiven Entscheidung.
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Auer-Rizzi, W. (1998). Soziale Kombinatorik. In: Entscheidungsprozesse in Gruppen. DUV : Sozialwissenschaft. Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-08459-4_7
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-08459-4_7
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