Information Sampling

Zusammenfassung

Im Hinblick auf die Erreichung einer qualitativ hochwertigen Entscheidung ist der Zweck einer Gruppendiskussion neben dem Erreichen eines befriedigenden Konsens das Einbringen oder Sammeln von Wissen und der Expertise der Gruppenmitglieder (information pooling). Das Zusammenführen von Informationen oder Argumenten sollte eine in Bezug auf die Berücksichtigung möglichst aller relevanten Informationen „solidere“ oder „informiertere“ Entscheidung ermöglichen, als dies von Individualentscheidungen zu erwarten wäre. Im Speziellen kann die Diskussion eine korrigierende Funktion aufweisen, für den Fall, daß die Gruppenmitglieder unvollständige und voreingenommene Informationen haben, aber kollektiv in der Lage sind, aus den Teilinformationen ein unverzerrtes Bild über die relativen Vor- und Nachteile der einzelnen Alternativen zusammenzufügen (Stasser/Titus 1985). Jedoch scheint es Evidenz dafür zu geben, daß eine Gruppendiskussion häufig nicht zur Einbringung aller den einzelnen Mitgliedern bekannten Informationen führt. Aus diesem Blickwinkel entwickelten Stasser/Titus (1985, 1987) die Information Sampling Theorie, deren Grundaussage die Tendenz von Gruppenmitgliedern darlegt, primär jene Informationen auszutauschen, die von allen gemeinsam geteilt werden, gepaart mit dem Versäumnis, wichtige, nur einzelnen Mitgliedern alleine bekannte Informationen zu erwähnen. Das Modell geht von einer Verteilung der Informationen (bzw. Teilinformationen) auf die einzelnen Gruppenmitglieder vor der Diskussion aus; welche Informationen sind wem in der Gruppe bekannt. Durch die Informationsverteilung werden die Gesamtinformationen im Extremfall in zwei Klassen kategorisiert, gemeinsam geteilte Informationen — jene die allen Mitgliedern bekannt ist — und ungeteilte Informationen — jene die nur einzelnen Mitgliedern bekannt ist. Je nach Verteilung kann es zu im Intensitätsgrad variierenden Informationsverzerrungen auf der Ebene der Gesamtgruppe kommen.