Zusammenfassung
Die Funktion dieses Kapitels ist es, Familienmodelle zu diskutieren, die die Besonderheit und die Funktionen familialer Beziehungen hervorzuheben. Diese Theorien der Familie gehen der Verwendung der Netzwerkanalyse in der Familiensoziologie voraus und liefern ein Modell von Familie. Es sollen solche Theorien vorgestellt werden, die die Anschlußfähigkeit der netzwerkanalytischen Sichtweise auf familiale Netzwerkbeziehungen an familiensoziologische Forschungsfelder ermöglichen. Netzwerkbeziehungen zu Familienangehörigen werden so in einen Theorierahmen gestellt und es wird theoretisch die Einbindung von einzelnen familialen Beziehungen in die übergeordnete Einheit Familie als Einbindung von besonderer Qualität begründet. Von speziellem Interesse ist das Familie-Umwelt-Verhältnis und die Bedeutung der gesellschaftlichen Umwelt der Familie für die Bewältigung familialer Funktionen (Neidhardt 1975:164f; Kaufmann u. a. 1980:84ff).
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Literatur
Auch René König hat in seiner “Soziologie der Familie” (König 1976) diese beiden Formen als “Grundbetrachtungsweisen” der Familie unterschieden, die den verschiedenen Ausrichtungen in der Familiensoziologie unterliegen können. Die Königsche Einteilung in verschiedene Betrachtungsweisen hat allerdings weniger die theoretische Integration der Betrachtungsweisen in den Vordergrund gestellt, sondern ist vielmehr als ein Versuch aufgefaßt worden, die familiensoziologische Forschung zu klassifizieren, was zur Folge hatte, daß in vielen empirischen Forschungen nicht die Integration dieser Perspektiven als theoretische Vorgabe zugrunde gelegt wurde, sondern daß einzig eine der beiden Betrachtungsweisen verfolgt wurde (vgl. dazu kritisch Strohmeier 1983).
Hier soll nicht dargestellt oder untersucht werden, wie sich in modernen westlichen Gesellschaften die Kernfamilie als dominierender Familientyp herausgebildet hat. Siehe dafür die Ergebnisse der historischen Familienforschung, beispielhaft Mitterauer (1989) und früher Laslett / Wall (1972).
Für eine ausführliche Kritik siehe Tyrell (1976) und Strohmeier (1983).
Sozialisation als das Erlernen von Normen ist für Parsons der Interpenetrationsmechanismus, der dafür sorgt, daß die Kulturmuster einer Gesellschaft auf das Persönlichkeitssystem übertragen werden (vgl. Schulze / Künzler 1991:125ff).
Tyrell diskutiert und kritisiert die interaktionistisch basierten Gruppenbegriffe in Tyrell (1983a).
Der Begriff “Semantik” meint nicht einfach nur Bedeutung (oder Bedeutungslehre) wie in der Semiotik. Unter einer Semantik versteht Luhmann dabei zunächst eine in der Gesellschaft vorhandene Sinnform, die Weisen des Handelns und Kommunizierens vorzeichnet und insofern eine Sinnverarbeitungsregel liefert (Luhmann 1980:19). Semantiken stellen sozusagen eine Art gesellschaftsweit zirkulierender “Sinnspeicher” dar, um sachliche, soziale und zeitliche Komplexität thematisch bearbeitbar zu halten. (vgl. Luhmann 1984:224f)
Die Geschlossenheit bezieht sich nur auf den Selbstreproduktionsprozeß, das System ist dabei auf materielle und informationelle Versorgung durch die Umwelt angewiesen. “Autopoiesis besagt nicht, daß das System allein aus sich heraus, aus eigener Kraft, ohne jeden Beitrag aus der Umwelt existiert. Vielmehr geht es nur darum, daß die Einheit des Systems und mit ihr alle Elemente, aus denen das System besteht, durch das System selbst produziert werden. Selbstverständlich ist dies nur auf der Basis eines Materialitätskontinuums möglich, das mit der physisch konstituierten Realität gegeben ist. Selbstverständlich braucht ein solcher Prozeß Zeit, also auch Indifferenzen gegen temporale Strukturen seiner Umwelt, und auch der Begriff der strukturellen Kopplung wird uns daran erinnern, daß das System laufend Irritationen aus der Umwelt registriert und zum Anlaß nimmt, die eigenen Strukturen zu respezifizieren. Das alles muß im Begriff der Autopoiesis mitgedacht werden.” (Luhmann 1990b:30)
Kein anderes System ist derart durch die strukturelle Kopplung an Bewußtsein irritierbar, da eben auch die Kommunikation über Bewußtsein Familienthema werden kann. “Die soziale Semantik der Intimität weist diejenigen, die sich in ein solches Verhältnis begeben wollen, an, auf Störungen in der strukturellen Kopplung von Bewußtsein und Kommunikation zu achten, ja solche Störungen zu suchen, zu provozieren, zu testen und daraus zu lernen.” (Luhmann 1990b:220)
Wo dies nicht gelingt, wird familiale Kommunikation pathologisch. Wenn nämlich familiale Kommunikation keine Ebene der Beobachtung zweiter Ordnung einrichten kann, die regelt, welche Themen zulässig sind und welche nicht. Dann wird Kommunikation zum permanenten Konflikt. “In jedem Fall muß jedoch die Balance zwischen Zulassung und Ausschließung im Sozialsystem selbst gefunden werden, und es gibt hier anscheinend eine Konfliktschwelle, deren Überschreiten es nahe legt, sich mit Munition zu versorgen.” (Luhmann 1990c:224)
Die Humanökologie, wie sie in der Stadtsoziologie Parks und Burgess formuliert ist, wurde selbst wesentlich durch den klassischen amerikanischen Pragmatismus beeinflußt (vgl. Lindner 1990). Die Verwandtschaft der ökologischen Sozialisationsforschung mit dem Pragmatismus hebt auch Lüscher hervor (1989). Zur ideengeschichtlichen Perspektive siehe auch Lüscher u. a. (1985).
Bronfenbrenner verwendet die Begriffe “Struktur” und “System” weitgehend synonym. Er bezeichnet sowohl Strukturen in der Umwelt als Systeme, als auch die Beziehungen zwischen dem Individuum (dem Kind) und Elementen der Umwelt als System.
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Diaz-Bone, R. (1997). Theoretische Modelle der Familie. In: Ego-zentrierte Netzwerkanalyse und familiale Beziehungssysteme. Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-08443-3_4
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Publisher Name: Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden
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