Zusammenfassung
Die inhaltliche Bestimmung der Semantiken, über die in der Neuzeit Wissenschaftler und Künstler als die Autoren ihrer Werke definiert worden sind, ist für eine erste Annäherung an das Verhältnis von Autorschaft und moderner Gesellschaftsstruktur nicht erforderlich und wäre sogar störend. Zunächst soll die These plausibel gemacht werden, daß Autorschaft hinsichtlich Existenz und Operationsweise der Systeme Wissenschaft und Kunst in der funktional differenzierten Gesellschaft eine genau definierbare Funktion erfüllt. Eine zu große Aufmerksamkeit für die Geniesemantik würde von diesem Vorhaben bloß ablenken, weil darüber der Blick auf die individuelle Besonderheit der Autoren Wissenschaftler und Künstler gerichtet und dabei die Mythisierung des Autors fortgesetzt und unterstützt würde. Wendet man sich hingegen der Gesellschaft zu, während die Semantik im Hintergrund belassen wird, kann mit größerer Klarheit gezeigt werden, daß es bestimmte, evolutionsbedingte, gesellschaftliche Veränderungen waren, welche die Einführung — oder: Erfindung — des Autors erforderlich gemacht haben. Die Bedeutung von Autorschaft erweist sich in ihrem strukturstabilisierenden Effekt, der sich zunächst auf der Ebene der Gesamtgesellschaft — in der geschichteten Gesellschaft der Antike -, später auf die Operationsweise der Systeme Wissenschaft und Kunst — in der funktional differenzierten Gesellschaft der Moderne — auswirkt. Die Deutung der Geburt des Autors als Veränderung der Beziehung Individuum-Gesellschaft in Richtung einer in der Moderne angelegten Möglichkeit individuellen Zugriffs auf Gesellschaft wird auf diesem Weg entkräftet zugunsten einer weniger idealisierenden — soziologischen — Definition von Autorschaft.
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Corti, A. (1999). Gesellschaftliche Komplexität und die Funktion von Autorschaft. In: Die gesellschaftliche Konstruktion von Autorschaft. Zugänge zur Moderne. Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-08389-4_2
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Publisher Name: Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden
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