Zusammenfassung
Dieses Kapitel befaßt sich mit den institutionellen Bedingungen journalistischen Schreibens und den Konsequenzen, die sich daraus für die Inszenierungen der Texte ergeben. Dabei beabsichtigen wir, die Bestimmungen, die der Begriff Propaganda - namentlich in seiner Ausprägung als nationalsozialistische Propaganda - gefunden hat und die sich durch die Literatur ziehen, nach mindestens zwei Seiten hin zu differenzieren: Zum einen soll die Presse als Massenkommunikation betrachtet und ihr dementsprechend der Status einer Institution zugewiesen werden; zum andern wird erörtert, wie sich die Bedingungen journalistischen Schreibens verändern, sobald die Institution Presse mit der Institution Staat bzw. der staatlichen Institution “Propagandaministerium” kooperiert. Über den genauen Inhalt dieser Kooperation ist damit noch nichts gesagt: Neuere Veröffentlichungen nennen “Verengung der Spielräume” (Frei 1988), “Funktionswandel “ (Toepser-Ziegert 1988), “rein instrumenteller Charakter der Propaganda” (Longerich 1987), die “Schere im Kopf der Journalisten” (Köpf 1995), zusammenfassend schließlich die “repressive Koordination” (Bucher 1991) als das eigentliche Kennzeichen.
Mein sehr verehrter Herr Dr. Frank! Um einem dringenden Bedürfnis abzuhelfen: Kann man von Ihnen gelegentlich auch einmal eine Antwort erhalten und zwar auf folgende Frage: Würden Sie, Maitre, einer hierdurch ausgesprochenen Einladung in den “Klub der deutschen Presse” folgen? Irgendwelchen Intellektuellen von der Sorte, wie sie uns jetzt täglich als Abschaum des Volkes der Schreiber und Leser hingestellt werden, begegnen Sie dort nicht. Diese Feststellung mag zur Beruhigung dienen. Es versammeln sich im Klub Journalisten, die nur ein Amt und keine Meinung mehr haben. Ehemalige Löwen der Feder sieht man beim Biere, Polemiker tanzen, Kritiker plaudern von Boxkämpfen und Leitartikler hocken charmant bei schönen Frauen. Der Aufbruch des kollektiven Menschen in ungeahnter Vollkommenheit kann hier belauscht werden. Feierstunden des deutschen Biedermannes! Am Dienstag, 23. Januar, haben wir einen Kameradschaftsabend mit Essen ohne Damen. Ich würde mich als Vorstandsmitglied des Klubs, in welcher Eigenschaft ich für Kultur- und Geistesleben zu sorgen habe, deshalb unbeschäftigt bin, außerordentlich freuen, Sie dort begrüßen zu können. (CM. Köhn, UFA, an Hans Frank, z.Zt. Staatsminister der Justiz, am 17.1.1934, zit. nach Wulf “Presse und Funk im Dritten Reich”)
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Sauer, C. (1998). NS-Propaganda: Institution oder Staatsanbindung?. In: Der aufdringliche Text. DUV: Sprachwissenschaft. Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-08347-4_11
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-08347-4_11
Publisher Name: Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-8244-4285-0
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