Textuelle Strategien der Perspektivierung: DZN-Beispiele

Zusammenfassung

Das Auseinanderdividieren von Entstehen und Aneignung von gesellschaftlicher Erfahrung und der Eingriff in die Wissensprozesse, die in den Vollzug und die Rezeption sprachlicher Handlungen involviert sind (vgl. Kap. 9), spielt sich in Texten in Einheiten ab, die die propositionalen Realisierungsmittel anders gruppieren als im Falle ideologischer Einflüsse (vgl. Kap. 7) - da geht es im wesentlichen um nominale Einheiten (= Ideologeme) - oder diskursiver Verweise (vgl. Kap. 8) - da geht es um Themen und lexikalisierte Themenrepräsentationen. Diese anderen Einheiten werden hier textuelle Strategien genannt. Ihre Funktion ist die Etablierung von Erfahrungskonkurrenzen und die Erschütterung bestehender sprachlicher Praxen. Sie werden analysiert als (spezifische) Perspektivierungen.

[...] Der Krieg hat auch den Fernerstehendenden politischen Sinn der wissenschaftlichen Frage erst recht bewußt gemacht, die diesem Buch zugrunde liegt. Es ist die eigentlich deutsche Frage gegenüber dem germanischen Nordwesten und dem selbstgewissen Zwitterdasein im Grenzbereich zwischen dem Westen und der Mitte unseres Erdteils, der nunmehr selbst inmitten einer zutiefst aufwühlenden Lebenskrisis steht und aus sich heraus in naher Zukunft einen Entscheid ohne Zweifel zu fällen hat - für oder wider eine neue europäische Ordnung, für oder wider Deutschland. Hieraus spricht vielleicht am stärksten die innere Notwendigkeit und die lebendige Sinngebung unserer deutschen Gegenwart, daß sie kein verzagendes Ausweichen duldet und überall wieder zu den Ursprüngen geschichtlichen Werdens zurückweist, mögen diese sich auch in neuen Formen geben. In dieser Überzeugung umschreiben wir die allem zugrundeliegende Frage zugleich für Vergangenheit und Zukunft, völkisch und politisch, als Form und Inhalt, mit den einfachen Worten: Die Niederlande und das Deutsche Reich. (Werner Reese: “Die Niederlande und das Deutsche Reich”, 1941, Vorwort)