Kurzfazit und kritische Reflexion

Zusammenfassung

Mit der Forderung von Wheelen/Hunger und Freeman, die Unternehmung müsse zunächst ihre relevanten “Stakeholders” ermitteln und sich anschließend gewisse Erklärungshypothesen über deren Erwartungen bilden, wird deutlich, daß im Anspruchsgruppenkonzept nicht nur die Erwartungshaltungen der Akteure als Orientierungsrahmen für die Organisation gelten, sondern — gleichsam vorgeschaltet — bereits die Betroffenheit selbst durch das Unternehmen “vordefiniert” wird. Damit kann von einer Fremddefinition der Betroffenengruppen gesprochen werden, die unabhängig davon erfolgt, inwieweit sich die jeweiligen Akteure tatsächlich betroffen fühlen. So können Konstellationen entstehen, in welchen Akteure nicht in das Blickfeld der Organisation geraten, obwohl sich diese besonders durch unternehmerische Aktivitäten eingeschränkt fühlen. Angesprochen sind vor allen Dingen jene “latenten” “Stakeholders”, die nicht in der Lage sind, ihre Ansprüche adäquat zu artikulieren. Andererseits könnten jedoch Verhaltensweisen von Anspruchsgruppen als (Re-)Aktionen auf eine Entscheidung oder Handlung der Organisation interpretiert werden, obwohl deren Verhalten ein völlig anderes Ziel anstrebt. D. h. der tatsächliche Erfolgsmaßstab manifestiert sich weniger in der Erfassung der tatsächlich Betroffenen und einer möglichst authentischen Berücksichtigung ihrer Ansprüche und Erwartungen, als vielmehr an jenem notwendigen Grad der Unterstützung durch die Anspruchsgruppen, um das Überleben der Organisation langfristig sicherzustellen.