Zusammenfassung
Bei aller Hellsichtigkeit ist es selbst für Vigoleis kaum faßlich, mit welcher Geschwindigkeit der Nationalsozialismus allgemeine Akzeptanz findet. »Alles gleichgeschaltet« (S. 611), muß der Protagonist schon bald nach der Machtergreifung für seine gesamte Familie — auch die fromme Mutter läßt sich vom Pastor »an die vaterländische Longe« nehmen (S. 613) — und alle übrigen Bürger seiner Geburtsstadt konstatieren. Dasselbe gilt für Vertreter des kulturellen Lebens. Der Philosoph Martin Heidegger macht »einen Kniefall vor dem Führer« (S. 468), und viele Verleger sehen freiwillig »von einer Veröffentlichung ab«, sobald »nationale Kreise an dem Titel Anstoß nehmen könnten« (S. 374). International wird Hitler toleriert: »Das Gewissen sagte nein, die Welt sagte ja, die Köpfe konnten weiter rollen. Diplomatische Beziehungen wurden nicht abgebrochen, auch keine Handelsbeziehungen« (S. 461); »Kardinäle, Hundertmeterläufer, Reeder, Opernsänger, Sechstagefahrer, Magnaten: wer immer an einer führenden Stelle stand, sah nur den weißen Latz. Das Gewissen war narkotisiert, der Außenhandel blühte wie nie, die Welt bog sich vor dem Ebenbilde des Herrn deutscher Nation« (S. 670). Mit dem Grad des wirtschaftlichen Interesses wächst auch die Rücksichtnahme gegenüber dem Dritten Reich: Weil es »das große Hinterland fürs holländische Gemüse« ist, achten die Niederlande peinlich darauf, daß Hitler nicht publizistisch »in seiner Ehre gekränkt werde« (S. 470). Blind gegenüber den Konsequenzen ihrer Neutralitätspolitik, vermag die »hochkapitalistische Gesellschaft« nicht zu erkennen, »daß es auch ihr an den Kragen ginge, wenn der deutsche Mob über die Grenzen flute« (S. 152).1
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Literatur
Zur »Geschichte des Nationalsozialismus« als »Geschichte seiner Unterschätzung« (Karl Dietrich Bracher: Die deutsche Diktatur, S. 218) siehe etwa Maurice Vaisse: Frankreich und die Machtergreifung; Gottfried Niedhart: Zwischen negativem Deutschlandbild und Primat des Friedens.
Siehe dazu Karl Dietrich Bracher: Die deutsche Diktatur, S. 222f. u 247f.; Karl Dietrich Bracher/ Wolfgang Schulz/Gerhard Sauer: Die nationalsozialistische Machtergreifung, S. 139–144.
Vgl. etwa S. 470f.: »Immer wieder bohrte der Konsul an mir herum [...]. Auch rechnete er mir gerne etwas vor: es sei doch schade, daß eine solche Kraft, wie in mir verschlossen, brach liege; man müsse sie für die nationale Bewegung nutzbar machen, das >Reich< ließe sich schon nicht lumpen«. Trotzdem arbeitet Vigoleis weiterhin »gegen den Führer«, wiewohl der Protagonist weiß: »Dabei hätten wir steinreich werden können, an Gelegenheit fehlte es nicht. Nur den Arm heben, Vigoleis, so tun als ob, und dann einkassieren« (S. 467).
Vgl. etwa Jürgen Pütz: Doppelgänger seiner selbst, S. 174–177.
Vgl. etwa S. 746: »Ich beschloß, mich bis zum nächsten Regenfall nicht mehr zu waschen.«
Vgl. auch die Reaktion bei der Führung deutscher Touristen: »Mein Schädel rauchte, mein Magen drehte sich um, gallichtes Wasser trat mir in den Mund« (S. 355).
Vgl. Jürgen Jacobs: Der deutsche Schelmenroman, S. 89.
Siehe dazu Jürgen Jacobs: Bildungsroman und Pikaroroman, S. 10.
Diesen Prozeß hat schon Hegel in seiner Rede zum Schulabschluß am 29. September 1809 theoretisch formuliert: Er erklärt die »Entfremdung« zur »Bedingung der theoretischen Bildung«, wobei der Grad des anziehenden Interesses der »Fremdartigkeit« des Gegenstands proportional sei. Zum Abschluß komme der Aneignungsprozeß aber erst, wenn eine »Rückkehr zu sich selbst« stattgefunden habe (S. 321f.).
Jürgen Jacobs: Der deutsche Schelmenroman, S. 89.
Siehe dazu Dieter Arendt, Der Schelm als Widerspruch und Selbstkritik des Bürgertums, S. 83; Jürgen Jacobs: Bildungsroman und Pikarororman, 167f.; Helmut Günther: Der ewige Simplizissimus, S. 2.
Siehe dazu Jürgen Jacobs: Der deutsche Schelmenroman, S. 87.
Heinrich Heine: Aus den Memoiren des Herren on Schnabelewopski, S. 515.
Ebd., S. 515f.
Siehe dazu Rolf Grimminger: Aufklärung, Absolutismus und bürgerliche Individuen, S. 16–18.
Jürgen Jacobs: Der deutsche Schelmenroman, S. 87.
Siehe dazu Gerhardt Hoffmeister: Einleitung, S. 3; Willy Schumann: Wiederkehr der Schelme, S. 474.
Siehe dazu Helmut Günther: Der ewige Simplizissimus, S. 3f. Jürgen Pütz: Doppelgänger seiner selbst, S. 231f.
Siehe dazu S. 3; Willy Schumann: Wiederkehr der Schelme, S. 468.
Thomas Mann: Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull, S. 413.
Vgl. ebd., S. 547 u. 578.
Ungeachtet dieser expliziten Selbstzuordnung weist der Roman nicht die genretypische Struktur auf, denn Erzähler und Protagonist — allerdings ein Außenseiter mit obskurer Herkunft (vgl. Martin Beheim-Schwarzbach: Die diebischen Freuden des Herrn von Bißwange, S. 16 u. 26) — sind nicht identisch. Berichtet wird die Lebensgeschichte in Form einer wissenschaftlichen Chronik (vgl. die Vorbemerkungen, (ebd., S. 6–13) sowie die Verpflichtung zur »Redlichkeit« (ebd., S. 46)), die jedoch offensichtlich persifliert wird (»Der Verfasser hat keine Mühe gescheut«, die Einsteigs- und Einbruchstechnik »mit ungewöhnlicher Sachkenntnis darzustellen, die er sich gewissenhaft aneignete« (ebd., S. 6); »überhaupt sind die sich häufig widersprechenden Zeugenaussagen der wunde Punkt dieser Chronik« (ebd., S. 13)). Unübersehbar finden sich parodistische Anklänge auch an den Bildungsroman (siehe die Kapitelüberschrift »Lehr- und Wanderjahre« (ebd., S. 44)), wodurch der Text funktional durchaus in die Nähe des neopikaresken Roman rückt.
Vgl. ebd., S. 18f. u. 25f.
Ebd., S. 23.
Ebd., S. 62.
Ebd., S. 65.
Ebd., S. 63.
Ebd., S. 66.
Vgl. ebd., S. 57–61 u. 64f.
Vgl. ebd., S. 17.
Ebd., S. 67.
Ebd., S. 68.
Ebd., S. 61.
Vgl. ebd., S. 56.
So bekämpft er beispielsweise »alle Arten von Behörden« als »das kombiniert Dumme und Böse schlechthin« (ebd., S. 116; vgl. auch S. 113–115) oder die Unmoral etablierter ‚Volksvertreter‘ (ebd., S. 118–124).
Vgl. ebd., S. 56.
Vgl. ebd., S. 21.
Vgl. ebd., S. 196.
Vgl. ebd., S. 194f.
Siehe dazu Gerhardt Hoffmeister: Einleitung, S. 2; Jürgen Jacobs: Bildungsroman und Pikaroroman, S. 18.
Martin Beheim-Schwarzbach: Die diebischen Freuden des Herrn von Bißwange, S. 119.
Jürgen Jacobs: Der deutsche Schelmenroman, S. 108. Siehe dazu auch Jürgen Jacobs: Bildungsroman und Pikaroroman, S. 17.
Vgl. Jürgen Jacobs: Der deutsche Schelmenroman, S. 111.
Siehe dazu Manfred Kremer: A. V. Thelens Roman Die Insel des zweiten Gesichts, S. 151; Erwin Theodor Rosenthal: Das fragmentarische Universum, S. 85f.; sowie Jürgen Pütz, der aus diesem Verhalten jedoch unzutreffend folgert, es handle sich bei Thelens angewandten Erinnerungen nicht um einen Schelmenroman (Doppelgänger seiner selbst, S. 243).
Heinz Bernart: Der deutsche Schelmenroman im 20. Jahrhundert, S. 244; siehe dazu auch Helmut Günther: Der ewige Simplizissimus, S. 1; Klaus Hermsdorf: Thomas Manns Schelme, S. 9f.; Wilfried van der Will: Pikaro heute, S. 28 u. 72.
Michael Josef Aichmayr: Der Symbolgehalt der Eulenspiegel-Figur, S. 225.
Wilfried van der Will: Pikaro heute, S. 24.
Diesen unterminologischen Ausdruck verwendet Ria I less: Untersuchungen zu Albert Vigoleis Thelens Die Insel des weiten Gesichts, S. 11.
Siehe dazu Heinz Bernart: Der deutsche Schelmenroman im 20. Jahrhundert, S. 246; Stefan Quante: Die Insel des zwsiten Gesichts — Ein moderner Schelmenroman?, S. 93.
Siche dazu Wilfried van der Will: Pikaro heute, S. 24.
So aber ebd., S. 28.
Siehe dazu Michael Josef Aichmayr: Der Symbolgehalt der Eulenspiegel-Figur, S. 48f.; Rainer Diederichs: Strukturen des Schelmischen im modernen deutschen Roman, S. 105; Johannes Roskothen: Hermetische Pikareske, S. 103.
Günter Grass: Die Blechtrommel, S. 9.
Vgl. ebd., S. 46f.
Dennoch darf man ihn nicht wie Schumann auf jenen Aspekt reduzieren: »Der literarische Schelm ist bei aller Betriebsamkeit und Geschäftigkeit [...] doch nur passiv. Er nimmt die Umwelt wahr und zeichnet das Gesehene auf« (Wiederkehr der Schelme, S. 474).
Rudolf Krämer-Badoni: In der großen Drift, S. 30f. Vgl. hierzu die unorthodoxe Interpretation eines Gedichtes durch Vigoleis (S. 6201.).
Vgl. ebd., S. 45–47.
Vgl. ebd., S. 59f.
Ebd., S. 40.
Vgl. ebd., S. 41.
Vgl. ebd., S. 44f.
Vgl. ebd., S. 71–74.
Ebd., S. 28f.
Vgl. ebd., S. 55.
Vgl. ebd., S. 52.
Vgl. ebd., S. 54f.
Ebd., S. 48.
Vgl. ebd., S. 49f. u. 55f.
Vgl. ebd., S. 75.
»Ich hatte eine auf Reglement gegründete sachliche Ausbildung mit sachlichem Ergebnis erwartet. Wie hatte ich mich getäuscht« (ebd., S. 76).
Entsprechende Fragen an Vorgesetzte werden mit »einem bösen Blick« beantwortet (ebd., S. 76) .
Vgl. ebd., S. 77.
Vgl. ebd., S. 77f.
Ebd., S. 96.
Vgl. ebd., S. 94f.
So lautet bezeichnenderweise eine Kapitelüberschrift (ebd., S. 97).
Vgl. ebd., S. 100–104.
Vgl. ebd., S. 113–115.
Als Spiegel allgemeinen Bewußtseins bilden ihre Briefe generell eine Kontrastfolie zur Einstellung des Protagonisten (vgl. etwa ebd., S. 98).
Vgl. ebd., S. 103.
Vgl. ebd., S. 119–121 u. 154.
Vgl. ebd., S. 136.
Vgl. ebd., S. 106. u. 1371.
Vgl. ebd., S. 97.
Vgl. ebd., S. 149.
Vgl. ebd., S. 140–142.
Vgl. ebd., S. 160–163. Als einziger erliegt Lohaus deshalb nicht der ‚dämonischen ‘ Führeraura.
Vgl. ebd., S. 156–159.
Vgl. ebd., S. 164.
Ebd., S. 55.
Ebd., S. 174.
Vgl. ebd., S. 1861.
Ebd., S. 181f.
Vgl. ebd., S. 179 u. 186–188.
Zu den der Darstellung zugrunde liegenden biographischen Fakten siehe Martin Lehmann: Albert Vigoleis Thelen als Literaturkritiker in I let Vaterland.
Vgl. S. 465: »In Scharen verließen deutsche Menschen das Dritte Reich und brachten sich in den benachbarten Ländern in Sicherheit [...] Wer von den Flüchtlingen den Weg bis nach Palma gefunden hatte, fand auch noch das kleinere Stückchen zur >Librería Alemana‹ und trug dort seinen Fall vor, Landsmann dem Landsmann. Gerieten sie an den willfährigen Schwaben, dann mußten sie sich noch ein paar Sträßchen weiter fragen bis zur Barceló. Dort, Nr. 23, wohne auch ein Deutscher, der könne raten.«
Vgl. S. 677–679, 681. u. 685f.
Lohaus nutzt seine Chancen nicht konsequent und wird deshalb vom Kriegsbeginn überrascht, der die Möglichkeiten zur Flucht ins Ausland dann radikal beschneidet (vgl. Rudolf KrämerBadoni: In der großen Drift, S. 75 u. 97).
Diese Rechtfertigungsstrategie basiert auf dem Mythos von der Allgegenwärtigkeit und Allmächtigkeit der Gestapo (siehe dazu Robert Gellately: Allwissend und allgegenwärtig?). Neuere Forschungen zeigen jedoch, daß diese nur über »eine begrenzte Zahl von Beamten mit begrenzten Mitteln« verfügte (Eric A. Johnson/Karl-Heinz Reuband: Die populäre Einschätzung der Gestapo, S. 417f.) und »schlimme Folgen« einer verbotenen Tätigkeit allgemein »als unwahrscheinlich« eingeschätzt wurden (ebd., S. 421f.).
Nicht allein das ‚Abenteuer‘ in Doña Carmens Laden (vgl. S. 532ff.) und die Ereignisse um Rabindranath (vgl. 541ff.), die Episode mit dem Kindermakler Don Fulgencio (vgl. S. 561ff.) sowie die finanzielle Ausbeutung des Erfinders durch Zwingli und Don Darío (vgl. S. 656ff.) fallen in die Zeit nach der Machtergreifung, sondern auch Vigoleis’ Begriffsstutzigkeit beim Treffen mit dem Dichter Albert Helman (vgl. S. 486ff.), das peinliche Zusammentreffen mit Graf Keßler unter dem umfunktionierten »Unkulunkulu« (vgl. 622ff.) und das Scheitern auf philosophischem Parkett (vgl. S. 734ff.).
Siehe aber Jürgen Jacobs: Zwei Akte einer Weltkomödie, S. 27: »Komischer Höhepunkt seiner Schelmenstücke ist die tolle Flunkerei, mit der er als Fremdenführer die Touristen begeistert und sich ihre Trinkgelder sichert«.
Rosmarie Zeller: Die poetischen Verfahren Albert Vigoleis Thelens, S. 337; siehe dazu auch Stefan Quante: Die Insel des zweiten Gesichts — Ein moderner Schelmenroman?, S. 99; Johannes Roskothen: Hermetische Pikareske, S. 152.
Ria Hess: Untersuchungen zu Albert Vigoleis Thelens Die Insel des zweiten Gesichts, S. 167f.
Stefan Quante: Die Insel des zweiten Gesichts — Ein moderner Schelmenroman?, S. 99.
Gero von Wilpert: Sachwörterbuch der Literatur, S. 585.
Werner Jung: Erzweltscherzler und Diebsverbeller Albert VigoleisThelen, S. 131.
Anton Krättli: Doppelt angewandte Erinnerungen, S. 18.
Ebd., S. 20; siehe dazu auch G. H.: Albert Vigoleis Thelen Die Insel des zweiten Gesichts, 201f.
Ebd. S. 18.
Rosmarie Zeller: Die poetischen Verfahren Albert Vigoleis Thelens, S. 337.
Willy Schumann: Wiederkehr der Schelme, 468; ähnlich auch Heinz Bernart: Der deutsche Schelmenroman im 20. Jahrhundert, S. 167.
Der Roman selbst kritisiert die Behandlung des Themas in »internationalen Witzblättern« (S. 317).
Vom »Vergnügen« an der Führerrolle — und sei es »ironisch-sarkastischer Art« (Ria Hess: Untersuchungen zu Albert Vigoleis Thelens Die Insel des zweiten Gesichts, S. 166.) — kann also nicht die Rede sein.
So aber Werner Jung: Die Insel des zweiten Gesichts — eine antifaschistische Lektüre?, S. 99.
Ebd., S. 28.
Ebd., S. 30.
Siehe dazu diese Arbeit, Kap. IV, S. 103f.
Hans-Ulrich Wehler: Das Deutsche Kaiserreich, S. 181.
Die ignorante Auserwähltheitsideologie konterkariert Vigoleis auch, indem er zur Beschwichtigung der Touristen deutsche »Sanitätsspezialisten« und eine deutsche »Großbrauerei« auf Mallorca tätig werden läßt (vgl. S. 366f.).
Siehe dazu Reinhard Kühnl: Formen bürgerlicher Herrschaft, S. 81: »Die Kleineigentümer in Handel, Gewerbe und Landwirtschaft sahen ihre Existenzgrundlage dahinschwinden und suchten nach einem Rettungsanker. Einerseits fühlten sie sich von den Großunternehmen in Handel und Industrie bedroht und waren deshalb empfänglich für antimonopolistische Parolen. Andererseits distanzierten sie sich energisch von der Arbeiterschaft und ihren Organisationen; ihnen gegenüber betonten sie ihren Status als Eigentümer, ihren Anspruch, den ›Mittelstand‹ zu verkörpern, der sich im Lebensstil deutlich von den Lohnabhängigen abzugrenzen habe.«
Ebd., S. 85f.
Ebd., S. 101.
Auch als ein junger Mann Vigolcis im Dom überraschend die Frage stellt, »warum die Säulen, die das Mittelschiff tragen, nach innen leicht geneigt seien?«, greift er zu diesem »Zimt, der immer weiter hilft: ›Ihre Frage ist wichtig und zeugt von einem ungewöhnlichen Kombinationsvermögen. Vermutlich sind Sie Kunsthistoriker und werden als solcher eigene Wege gehen.< [...] Vater und Mutter treten einen Schritt vor und blicken stolz auf den Sohn, der so gescheite Fragen stellt.« Als dann der Schelm während seiner Ausführungen über die »mystische Neigung« der Säulen den Studenten noch mit » Herr Doktor« anredet, hat er ihn endgültig für sich eingenommen: »Der Adept bestätigt vor der lauschenden Schar, daß er diese Sorte Neigung kennt« (S. 351f.).
Wilhelm Reich: Die Massenpsychologie des Faschismus, S. 60; siehe dazu auch Werner Jung: Die Insel des zueiten Gesichts — eine antifaschistische Lektüre?, S. 28: »Auch wenn der Führer der Masse allerhand einflüstert, so sagt er ihr doch nur, was sie ohnehin hören will: seine Leistung besteht darin, es auf den Begriff zu bringen und rhetorisch auszuschlachten.«
Siehe dazu auch Alexander und Margarete Mitscherlich: Die Unfähigkeit zu trauern, S. 30: »Achtet man auf die psychischen Vorgänge, so vollzieht sich hier in zahllosen Schattierungen ein aggressiver Triebdurchbruch gegen freigegebene Objekte.«
Ebd., S. 34.
Ebd., S. 39.
Wilhelm Reich: Die Massenpsychologie des Faschismus, S 84.
Zutreffend urteilt darum Stefan Quante über Vigoleis’ Erfolg als Führer: »Durch die Autoritätsgläubigkeit seiner Kundschaft hat er leichtes Spiel. Deren Credo lautet: >Der Führer weiß alles!‹ « (Die Insel des Zweiten Gesichts — Ein moderner Schelmenroman?, S. 99). Enthistorisierend hingegen verfährt wiederum die Deutung von Ria Hess: »Vigoleis weiß um die grundlegende Erkenntnis erfolgreichen Verkaufens: die Leute wollen betrogen sein« (Untersuchungen zu Albert Vigoleis Thelens Die Insel deszweiten Gesichts, S. 168).
Werner Jung: Die Insel des zueiten Gesichts — eine antifaschistische Lektüre?, S. 28.
Wilhelm Reich: Die Massenpsychologie des Faschismus, S. 84f.
Werner Jung: Die Insel des zweiten Gesichts — eine antifaschistische Lektüre?, S. 28.
Nur solange Vigoleis ihre Illusionen nährt, sind sie bereit, ihm zu folgen: »Als ich einmal aus Wut über die bornierte Masse die Wahrheit verzapfte, stieß ich auf Murren« (S. 371).
Alexander und Margarete Mitscherlich: Die Unfähigkeit zu trauern, S. 61.
Ebd., S. 75.
Vgl. etwa Vigoleis’ imaginären Appell an die Touristen: »Betet lieber zu eurem Führer« (S. 351).
Alexander und Margarete Mitscherlich: Die Unfähigkeit zu trauern, S. 76.
So aber Werner Jung: Die Insel des zweiten Gesichts — eine antifaschistische Lektüre?, S. 28.
Siehe dazu diese Arbeit, Kap. III, S. 89.
Vgl. Werner Jung: Die Insel des zweiten Gesichts — eine antifaschistische Lektüre?, S. 30–32; Zitat S.
Brigitte Neubert: Der Außenseiter im deutschen Roman nach 1945, S. 24.
Stefan Quante: Die Insel des zweiten Gesichts — Ein moderner Schelmenroman?, S. 99.
Werner Jung: Die Insel des eiten Gesichts — eine antifaschistische Lektüre?, S. 28.
Siehe aber Stefan Quante: Die Insel des zweiten Gesichts — Ein moderner Schelmenroman?, S. 98: »Nun ist diese konsequente Verweigerungshaltung nicht etwa Ausdruck eines sozialistischen Bewußtseins, sondern sie entspringt, ganz im Gegenteil, einem zutiefst unpolitischen Gemüt.«
So aber Anton Krättli: Doppelt angewandte Erinnerungen, S. 13.
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Neumann, M. (2000). Faschismus und Individuum. In: Der pikarische Moralist. Literaturwissenschaft/Kulturwissenschaft. Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-08182-1_5
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