Zusammenfassung
Als sich die Linguistik in den 60er Jahren verstärkt für die Ironie zu interessieren begann, stützte sie sich zumeist auf zwei Ansätze aus der Rhetorik. Die Ironiedefinitionen von Quintilian und Cicero, denen zufolge Ironie heißt, “das Gegenteil” bzw. “etwas anderes” als das Gemeinte zu sagen, wurden als traditionelle oder klassische Sichtweise in fast jeder Arbeit erwähnt, die sich mit der Frage beschäftigte, wie beim Vorliegen verbaler Ironie die tatsächliche Bedeutung des Gesagten zu ermitteln sei. Aus der vielschichtigen Kritik an den rhetorischen Definitionen entwickelten sich zahlreiche neue Modelle, die zum heutigen komplexen Ironiebegriff wesentlich beitrugen.
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Literatur
Im Lexikon der Sprachwissenschaft werden diese Begriffe wie folgt erklärt: “Metaphern sind sprachliche Bilder, die auf einer Ähnlichkeitsbeziehung zwischen zwei Gegenständen bzw. Begriffen beruhen, d.h. aufgrund gleicher oder ähnlicher Bedeutungsmerkmale findet eine Bezeichnungsübertragung statt” (Bußmann 1990, 484). Eine Metonymie ist der “Ersatz eines Ausdrucks durch eine sachlich verwandte Bezeichnung; der semantische Zusammenhang ist kausaler, räumlicher oder zeitlicher Art (...) Häufige (auch umkehrbare) Substitutionstypen sind Autor/Werk: Goethe lesen, Produkt/Material: Seide tragen (...)” (Bußmann 1990, 486).
Die Proposition ist der “Kern der Bedeutung eines Satzes, wobei die spezifische syntaktische Form und lexikalische Füllung der jeweiligen Äußerungsform unberücksichtigt bleiben” (Bußmann 1990, 616). Die Äußerungen “Otto angelt”, “Angelt Otto?” und “Es es nicht wahr, daß Otto angelt” haben die gleiche Proposition, die aus der Referenz (Bezugnahme) auf “Otto” und der Prädikation “angelt” besteht.
Eine Litotes ist der “Ersatz eines hervorhebenden (...) Ausdrucks durch die Negation des Gegenteils, z.B. nicht (gerade) klein = (ziemlich) groß” (Bußmann 1990, 460).
Dieses Argument basiert auf der Unterscheidung “zwischen einzelnen sprachlichen Außerungen (= tokens) und der Klasse der diesen Außerungen zugrunde liegenden abstrakten Einheiten (= types)” (Bußmann 1990, 812).
Als Tropen werden in der Rhetorik Ausdrücke mit übertragener Bedeutung bezeichnet, darunter Metaphern, Metonymien, Ironie etc. (vgl. Bußmann 1990, 809).
Aus kognitiver Sicht ist die Annahme einer Satzbedeutung dann inadäquat, wenn sie einen Nullkontext voraussetzt, der in der realen Kommunikation niemals gegeben ist. Dieses Problem läßt sich jedoch umgehen, wenn Satzbedeutung als Standardbedeutung interpretiert wird, die in den meisten Äußerungskontexten mit dem Gesagten verbunden ist.
Groeben und Scheele selbst wählen für ironisches Sprechen letztlich den allgemeinen Begriff uneigentlichkontrastiv, weil sie davon ausgehen, daß immer eine Änderung der Proposition (also ein uneigentlicher Sprechakt) vorliegt — ob auch die Illokution betroffen ist (der Sprechakt also auch indirekt ist), kann je nach Einzelfall variieren. Diese Lösung überzeugt aber deshalb nicht, weil, wie im vorangegangenen Kapitel gezeigt, Ironie auch allein die Ebene der Illokution betreffen kann, so daß die genannte Prämisse falsch ist.
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Prestin, E. (2000). Von der Sprach- zur Handlungsebene. In: Ironie in Printmedien. Psycholinguistische Studien. Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-08175-3_3
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-08175-3_3
Publisher Name: Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-8244-4403-8
Online ISBN: 978-3-663-08175-3
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