Zusammenfassung
Die in der Systemtheorie und im Konstruktivismus aktuellen Probleme der Paradoxie können durch die Psychosemiologie plausibel fundiert werden. Lacans Beschreibung der Psychogenese des Subjekts liefert eine Begründung für das Konzept von „Eigenobjekten“, die „Eigenverhalten“ aufweisen. In der Psychosemiologie finden diese — in der Systemtheorie sehr abstrakten — Annahmen eine konkrete Bestimmung. Auch hier könnte man die Frage stellen, ob Lacan die Gedanken der Systemtheorie und der Kybernetik antizipiert habe. Tatsächlich beschäftigt sich Lacan häufig mit der „Spieltheorie“ (vgl.: Sch I/S.:44 ff., aber auch das „Gefangenengleichnis“ → Kap.: III.3), mit der Logik und mit mathematischen Formalisierungen. Aufgrund dieser formalen Theoriebausteine und aufgrund der zeichentheoretischen Beschreibung des Psychismus kann seine Psychosemiologie gut mit der Systemtheorie und dem Konstruktivismus korreliert werden. Lacans Beschreibung der Psychogenese erlaubt darüber hinaus zu erklären, warum sich der Psychismus notwendigerweise als „Eigenobjekt“ konstituiert. Im folgenden werde ich diese Psychogenese eingehend darstellen, da sie eine Begründung für die Semiose liefert, das heißt, daß sie erklärt, wie es zur Semiose kommt und welcher Impetus Semiose in Gang hält. Die Psychopathogenese der Psychosen soll im Anschluß daran zeigen, was im Psychismus geschieht, wenn bestimmte strukturelle Veränderungen eintreten, und insbesondere die Funktion des Begehrens als konstitutiv für die Semiose hervorheben. Die Psychose zeigt das Subjekt als ein nicht nur dem Signifikanten unterworfenes, sondern buchstäblich als ein der Sprache zum Opfer gefallenes.
„Der Ödipuskomplex ist Freuds Traum. Wie jeder Traum muss er gedeutet werden.“176
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Literatur
Freud, Sigmund (1970): Der Witz und seine Beziehung zum Unbewußten. In: Psychologische Schriften. Studienausgabe Bd. IV. hrsg. v. Th. v. Uexküll u. I. Grubrich-Simitis. 7. Auflage. Fischer Verlag. Frankfurt/Main. S.:9–219. hier S.:109
Lacan, Jacques (1987): Die Übersetzung. Beim Lesen Freuds... In: Der Wunderblock. Zeitschrift für Psychoanalyse Nr.1. hrsg. v. N. Haas, V. Haas, L. Mai, Ch. Schrubbers. Verlag der Wunderblock. Berlin. S.:7–14. hier S.:11).
Freud, Sigmund (1989c): Fetischismus. In: Psychologie des Unbewußten. Studienausgabe, Bd. III. hrsg.v. A. Mitscherlich, A. Richards, J. Strachey. 6. Auflage. Fischer Verlag. Frankfurt/Main. S.:379–388. hier: S.:384 et passim
Küchenhoff, Joachim; Warsitz, Peter (1993): Zur Theorie der psychoanalytischen Psychosentherapie, oder: Gibt es eine Umkehr der Verwerfung des »Namens-des-Vaters«? In: Wahnwelten im Zusammenstoß. Die Psychose als Spiegel der Zeit. hrsg. v. R. Heinz, D. Kamper, U. Sonnemann. Akademie Verlag. Berlin. S.:164.
Haley, Jay (1984): Die Interaktion von Schizophrenen. In: Bateson et al. (Hg.) 1984. S.81-108. hier S.:96.
Rights and permissions
Copyright information
© 1998 Springer Fachmedien Wiesbaden
About this chapter
Cite this chapter
Ort, N. (1998). Psychogenese des Subjekts und Psychopathogenese der Psychosen. In: Objektkonstitution als Zeichenprozeß. Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-08156-2_3
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-08156-2_3
Publisher Name: Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-8244-4276-8
Online ISBN: 978-3-663-08156-2
eBook Packages: Springer Book Archive