Zusammenfassung
Die Zentralität der Massenmedien für die Kommunikation von Politik ist unbestritten. Für den ganz überwiegenden Teil der Bürger in modernen, hoch differenzierten Industriegesellschaft ist Politik nur aus zweiter Hand erfahrbar. Das meiste von dem, was die Bürger über Politik wissen, oder zu wissen glauben, ist eine größtenteils durch die Kommunikationsmedien vermittelte Erfahrung. Ausgehend von diesem Sachverhalt ist es erstaunlich, wie wenig wir über die Prozesse und Interaktionen wissen, die zum Zustandekommen dessen beitragen, was die Massenmedien über Politik berichten. Bestandsaufnahmen der Agenda-Setting-Forschung (Rogers et al. 1993) zeigen, dass sich nur ein marginaler Teil von einschlägigen Arbeiten mit der Frage befasst, wie die Agenda der Massenmedien entsteht. Will man diesen Befund als Indikator für ein Forschungsdefizit verstehen, so gehören die Strukturen und Prozesse, die zum Zustandekommen der Themenagenda in den Massenmedien führen, zweifelsohne zu den Desideraten der sozialwissenschaftlichen Kommunikationsforschung. Seit Mitte der 90er Jahre hat sich der Forschungsstand nur unmerklich verbessert, doch jüngere Arbeiten weisen vor allem auf die wechselseitigen Interaktionen von Politik und Medien hin und schärfen den Blick dafür, dass die politische Agenda eine wesentliche, wenn nicht die zentrale Einflussgröße auf die Medienagenda ist (Kleinnijenhuis/Rietberg 1995). Dieser auch in Forschungen zur politischen Öffentlichkeitsarbeit nahe gelegte Befund ist ein wichtiges Datum, weil sich daraus eine Reihe von Fragen über die Prozesse anschließen, die zum Entstehen der Medienagenda führen: Wie kann man die Vorgänge beschreiben, die im Vorfeld des Zustandekommens der Medienagenda zwischen Politik und Medien wirksam werden? Wie versuchen politische Akteure die Medienagentia zu beeinflussen und wie reagieren die Journalisten auf solche Versuche? Was sind die strukturellen Bedingungen und die normativen Voraussetzungen der Interaktion von Medien und Politik? Und haben die Mechanismen der Interaktion universellen Charakter oder sind sie abhängig von den kulturellen und politischen Handlungskontexten?
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Pfetsch, B. (2003). Einleitung. In: Politische Kommunikationskultur. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-08085-5_1
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-08085-5_1
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-531-13708-7
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