Zusammenfassung
Der Zielkonflikt zwischen einem strategischen Commitment in Form einer irreversiblen militärischen Aktion und der Aufrechterhaltung einer Handlungsoption, dem sich John F. Kennedy vor etwa 40 Jahren ausgesetzt fand, steht stellvertretend für die Frage nach der Vorteilhaftigkeit der Durchführung oder des Unterlassens irreversibler Aktionen. Irreversibilität des Handelns ist ein unabänderliches Charakteristikum des menschlichen Lebens. Täglich werden wir vor Entscheidungen gestellt, die — einmal getroffen — nicht umkehrbar sind, und sei es nur die Wahl über die Einteilung unserer Zeit. Im ökonomischen Sinne können irreversibel verausgabte Ressourcen bei einem Wegfall der sie verursachenden Entscheidungsgrundlage zu Verlusten führen. Die Ökonomik hat einen Namen für dieses Phänomen: Sie spricht von „sunk costs“, einem irreversiblen Alternativenverzicht auf Grundlage einer in der Vergangenheit liegenden Entscheidung, der Verluste verursachen kann.
Am 15. Oktober 1962 entdeckten U.S.-amerikanische Aufklärungsflugtieuge die Stationierung sowjetischer Mittelstreckenwaffen auf Kuba in Reichweite amerikanischer Städte. In der daraus erwachsenden 13 Tage andauernden Kuba-Krise befand sich der amerikanische Präsident John F. Kennedy in einer brisanten politisch-strategischen Zwickmühle: Seine militärischen Berater rieten ihm zu einer aggressiven Reaktion in Form einer Bombardierung der Stiitpunkte. Allerdings hätte die irreversible Anwendung militärischer Gewalt mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit eine Gegenreaktion der Sowjetunion in Form einer Einnahme Berlins ausgelost und zu einer unumkehrbaren Eskalation, nämlich dem Verteidigungsfall der NATO und eventuell dem Einsatg von Nuklearwaffen geführt. Die Alternative bestand in einer weniger aggressiven Reaktion, der sog. „defensiven Quarantäne“ bzw. Seeblockade Kubas, welche die Option auf weitere Eskalationsschritte offen hielt. Eine solche defensivere Antwort war allerdings mit der Gefahr verbunden, ein Signal mangelnden oder verminderten „commitments“ hinsichtlich der Bündnisverpflichtungen gegenüber Berlin und später auch der Türkei zu geben.
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Groß-Schuler, A. (2002). Einführung. In: Irreversibilität und Unternehmensstrategie. Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-08067-1_1
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-08067-1_1
Publisher Name: Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden
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