Skip to main content
  • 424 Accesses

Zusammenfassung

Es mutet vielleicht etwas seltsam an, die AbsolventInnen eines Studienganges mit Lebenskünstlern in Verbindung zu bringen. Bei anderen Abschlüssen, etwa Ärzten oder Diplom-Ingenieuren, würde man wahrscheinlich auch nicht auf diese Idee verfallen. Das Ziel dieser Studiengänge liegt eindeutig darin, für relativ klar definierte Berufe zu qualifizieren. Dem Magister fehlt dieses klare Qualifikationsprofil- und aus zwei Gründen ist die Metapher des »Lebenskunstlers« nicht ungeeignet, die Situation der Studierenden und AbsolventInnen zu beschreiben:

  1. (I)

    Lebenskünstlern schreibt man zu, dass sie andere Ziele verfolgen als beruflichen Erfolg zu erreichen und möglichst schnell zu Geld und Macht zu kommen. Ihre Ziele vermutet man eher in einer gelungenen Persönlichkeitsentwicklung, die auch relativ frei von den Restriktionen der Erwerbstätigkeit verlaufen kann. Das Bild eines Lebenskünstlers legt durchaus auch die Vorstellung von Umorientierungen und Brüchen in der Biografie nahe. Ein Karrierist mit glattem Lebenslauf ist nur schwer mit der Vorstellung vom Lebenskünstler zu vereinbaren. Ähnliches gilt auch für die AbsolventInnen des Magisterstudienganges — allerdings fehlt im Bild, das man sich von ihnen macht, ein zentrales Kennzeichen des Lebenskünstlers: das der Freiwilligkeit. Vielmehr besteht das Klischee, dass Magisterabsolventlnnen auf dem Arbeitsmarkt wenig nachgefragt sind und deswegen fern von den Zwängen des Erwerbslebens stehen bzw. Brüche in der Biografie aufweisen. Ihre Lebenskunst besteht zumindest in der öffentlichen Meinung darin, aus der Not eine Tugend zu machen und mit Überlebenskunst ihre Persönlichkeitsentwicklung mit den Anforderungen des aktuellen Arbeitsmarktes in Einklang zu bringen.

  2. (2)

    Mit dem Bild des Lebenskünstlers verbindet man weniger hochspezialisierte Kenntnisse als vielmehr die Vorstellung von einem Menschen mit reflektiertem Wissen, das in Bezug zur eigenen Person gesehen und bewertet wird. Der Lebenskünstler steht damit dem Bildungs- oder dem Weisheitskonzept näher als dem Konzept von einem Experten. Auch in dieser Hinsicht ergeben sich Parallelen zu einem Magisterstudium: Die Kombination von zwei bzw. drei Fächern und die relativ wenig strukturierten Vorgaben über Leistungsnachweise und Studienanforderungen erlauben es, dass breitgefächertes Wissen und vielfältige Kompetenzen erworben werden können. Auch die historischen Wurzeln des Studienganges verweisen auf den Anspruch, alle relevanten Künste zu meistern: Im Mittelalter befähigte der magister artium liberalium als akademischer Grad in den sieben freien Künsten (Grammatik, Rhetorik, Dialektik, Arithmetik, Geometrie, Musik, Astronomie) zu einer Lehrtätigkeit und er ermöglichte den Zugang zu den renommierten Fakultäten der Theologie und der Jurisprudenz. Allerdings wird im Zusammenhang mit den heutigen Magisterstudiengängen weniger von Bildung und Weisheit gesprochen als von Schlüsselqualifikationen oder Kernkompetenzen: Kommunikations-und Kooperationsfähigkeiten, die Fähigkeit zu eigenverantwortlichem, selbstorganisiertem Lernen und Arbeiten, Problemlösekompetenzen, fächerübergreifendes und vernetztes Denken usw.

This is a preview of subscription content, log in via an institution to check access.

Access this chapter

Chapter
USD 29.95
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
eBook
USD 29.99
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
Softcover Book
USD 39.99
Price excludes VAT (USA)
  • Compact, lightweight edition
  • Dispatched in 3 to 5 business days
  • Free shipping worldwide - see info

Tax calculation will be finalised at checkout

Purchases are for personal use only

Institutional subscriptions

Preview

Unable to display preview. Download preview PDF.

Unable to display preview. Download preview PDF.

Literatur

  • Amtliche Nachrichten Der Bundesanstalt FÜR Arbeit: Sozialwissenschaftliche Berufe. Nürnberg 1997 (a).

    Google Scholar 

  • Amtliche Nachrichten Der Bundesanstalt FÜR Arbeit: Arbeitsmarktinformationen 1/1997: Diplom-Pädagoginnen und Diplom-Pädagogen und Magister der Erziehungswissenschaft. Frankfurt/M. 1997 (b).

    Google Scholar 

  • Beck, U.: Risikogesellschaft. Auf dem Weg in eine andere Moderne. Frankfurt/M. 1986. Bourdieu, P.: Die feinen Unterschiede. Kritik der gesellschaftlichen Urteilskraft. Frankfurt/M. 1982.

    Google Scholar 

  • Bundesministerium FÜR Bildung, Wissenschaft, Forschung Und Technologie: Absolventenreport Magisterstudiengänge. Bonn 1995.

    Google Scholar 

  • Friedrich, H.F./Mandl, H.: Lern-und Denkstrategien — ein Problemaufriß. In: Mandl, H./ Friedrich, H.F. (Hrsg.): Lern-und Denkstrategien. Analyse und Intervention. Göttingen 1992, S. 3 - 54.

    Google Scholar 

  • Gawatz, R.: Studium — Wissenschaft — Beruf. Berufliche Studienperspektiven westdeutscher Studierender und ihr Stellenwert für die Studienbewältigung und Studiensituation. Konstanz 1991.

    Google Scholar 

  • Grasel, C.: Problemorientiertes Lernen. Göttingen 1997.

    Google Scholar 

  • Grasel, C./Reinhartz, P.: Ungeliebte Kinder auf dem Arbeitsmarkt? Ergebnisse einer Verbleibsstudie von Absolventinnen des Magisterstudienganges Pädagogik. In: Der pädagogische Blick 6 (1998), S. 223-238.

    Google Scholar 

  • Gruber, H.: Expertise. Modelle und empirische Untersuchungen. Opladen 1994. Gruber, H.: Erfahrung als Grundlage kompetenten Handelns. Bern 1999.

    Google Scholar 

  • Hochschulrektorenkonferenz: Studienangebote deutscher Hochschulen im Wintersemester 1998/99. Bad Honnef 1998.

    Google Scholar 

  • Homfeldt, H.-G./Schulze, J.: Qualität der Lehre und des Studiums in der Diskussion — Der erziehungswissenschaftliche Diplomstudiengang auf dem Prüfstand. In: Homfeldt, H.-G./ Schenk, M./Schulze, J. (Hrsg.): Lehre und Studium im Diplomstudiengang Erziehungswissenschaft. Weinheim 1995, S. 8 - 33.

    Google Scholar 

  • Horn, S.: »Magister-Pädagogik — ein Abschluß wie jeder andere?!«: die Evaluation des Studiengangs Magister Pädagogik an der TU Darmstadt. Alsbach/Bergstrasse 1999.

    Google Scholar 

  • Keiner, E./Kroschel, M./Mohr, H./Mohr, R.: Studium für den Beruf? Perspektiven und Retrospektiven von Pädagoginnen und Pädagogen. In: Zeitschrift für Pädagogik 43 (1997), S. 803-825.

    Google Scholar 

  • Koring, B.: Zur Profilierung der Studienrichtung Erwachsenenbildung und Weiterbildung im Diplomstudiengang. In: Der Pädagogische Blick 5 (1997), S. 12-19.

    Google Scholar 

  • Ders, M.: Von Klassen und Schichten zu Lebensstilen und Milieus. In: Zeitschrift für Pädagogik43 (1997), S. 301-320.

    Google Scholar 

  • Nunner-Winkler, G.: Das Konzept der Wertewandeldebatte. In: Kiesel, D./ Volz, F.-R. (Hrsg.): »Wo soll’s denn lang gehen?«: Jugendliche und Pädagogen auf der Suche nach Lebensstilen und Konzeptionen. Frankfurt/M. 1991, S. 72 - 89.

    Google Scholar 

  • Ramm, M./Bargel, T.: Studium, Beruf und Arbeitsmarkt. Orientierung von Studierenden in West-und Ostdeutschland. Nürnberg 1995.

    Google Scholar 

  • Rauschenbach, Th.: Ausbildung und Arbeitsmarkt für Erziehungswissenschaftlerinnen. Empirische Bilanz und konzeptionelle Perspektiven. In: KRÜGer, H.H./Rauschenbach, Th. (Hrsg.): Erziehungswissenschaft. Die Disziplin am Beginn einer neuen Epoche. Weinheim 1994, S. 275 - 294.

    Google Scholar 

  • Schmidt, H.G./Boshuizen, H.P.A.: On acquiring expertise in medicine. In: Educational Psychology Review 5 (1993), S. 1-17.

    Google Scholar 

  • Schulze-KRÜDener, J.: »Nichts ist sicher, aber vieles ist möglich.« Der Arbeitsmarkt für Di-plom-Pädagoginnen und Diplom-Pädagogen. In: Der pädagogische Blick 5 (1997), S. 88-101.

    Google Scholar 

  • Stober, D.: Quo vadis magister? Persönlichkeit als Schlüssel zum Erfolg. Weinheim 1990.

    Google Scholar 

  • Tippelt, R.: Projektstudium. Exemplarisches und handlungsorientiertes Lernen an der Hochschule. München 1979.

    Google Scholar 

  • Tippelt, R.: Sozialstruktur und Erwachsenenbildung: Lebenslagen, Lebensstile und soziale Mi-lieus. In: Brodel, R. (Hrsg.): Erwachsenenbildung in der Moderne. Opladen 1997, S. 53 - 69.

    Chapter  Google Scholar 

  • Tippelt, R./Cleve, B.: Verfehlte Bildung? Bildungsexpansion und Qualifikationsbedarf. Darms-tadt 1995.

    Google Scholar 

  • Vogel, U./Koslowski, I.: Zum beruflichen Verbleib von Magister-Absolventen. Alsbach/Bergstrasse 1990.

    Google Scholar 

  • Weinert, F.E.: Concepts of competence (Contribution within the Oecd project definition and selection of competencies: Theoretical and conceptual foundations). Max Planck Institute for Psychological Research 1999.

    Google Scholar 

  • Chner, I.: Notiz zur Ausbildungssituation in den erziehungswissenschaftlichen Diplom-und Magisterstudiengängen. In: Der pädagogische Blick 6 (1998), S. 239-247.

    Google Scholar 

Download references

Authors

Editor information

Hans-Uwe Otto Thomas Rauschenbach Peter Vogel

Rights and permissions

Reprints and permissions

Copyright information

© 2002 Springer Fachmedien Wiesbaden

About this chapter

Cite this chapter

Gräsel, C., Tippelt, R. (2002). Magister-PädagogInnen als Lebenskünstler?. In: Otto, HU., Rauschenbach, T., Vogel, P. (eds) Erziehungswissenschaft: Arbeitsmarkt und Beruf. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-08027-5_5

Download citation

  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-08027-5_5

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-663-08028-2

  • Online ISBN: 978-3-663-08027-5

  • eBook Packages: Springer Book Archive

Publish with us

Policies and ethics