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Methodische Anforderungen

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Part of the book series: Markt- und Unternehmensentwicklung ((MAU))

Zusammenfassung

Eine normative Ökonomik der Organisationen, die Orientierungspunkte für den gesellschaftspolitischen Diskurs und vor allem für die Frage nach einer Verantwortungsteilung zwischen der Gesellschaft und ihren Organisationen zum wechselseitigen Vorteil bereitstellen will, hat bestimmten methodischen Anforderungen zu genügen.1 So hat der sog. Werturteilsstreit gezeigt, dass eine normative Aufgabenbestimmung der Sozialwissenschaften nicht unumstritten ist.2 Es sind in der Tat eine ganze Reihe von guten Gründen diskutiert worden, die einen methodisch kontrollierten Umgang mit der normativen Dimension des Problems der sozialen Ordnung in den Sozialwissenschaften nahe legen. Um Normativität in die Theoriebildung nicht ‚naiv‘ einfließen zu lassen, ist vor allem eine Reflexion dessen geboten, wie zwischen positiver und normativer Analyse systematisch vermittelt werden kann. Dies wird in Abschnitt 2.1 geleistet. Anschließend wird geklärt, welche theoretischen Herausforderungen sich für die Sozialwissenschaften daraus ergeben, dass sie selbst Teil einer Gesellschaft sind, und mit welchen methodischen Vorkehrungen man auf eine kontrollierte Entfaltung der sich hieraus ergebenden theoretischen Implikationen hinwirken kann (2.2). Betreffen diese beiden ersten Anforderungen eine normative Theorie der Gesellschaftspolitik mit ökonomischer Methode im Allgemeinen, so wird im dritten Schritt eine weitere methodische Anforderung diskutiert, die eine normative Ökonomik der Organisationen im Besonderen betrifft: Wie lassen sich die Interdependenzen zwischen Außen- und Binnenperspektive, zwischen korporativem Akteur und Organisationsverfassung methodisch kontrolliert entfalten (2.3)?

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Literatur

  1. Eine Anmerkung zur Terminologie erscheint an dieser Stelle notwendig. In der vorliegenden Arbeit werden die Begriffe der Arbeits-oder Verantwortungsteilung zwischen der Gesellschaft und ihren Organisationen sowie der gesellschaftlichen Aufgaben, der sozialen Verantwortung, der,Grenzen` oder der Rolle von Organisationen weitgehend synonym verwendet.

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  2. Auch die Bestimmung der Ökonomik als normatives Forschungsprogramm ist innerhalb der ökonomischen Profession nicht unumstritten. Ihre normative Dimension wird vor allem in der Konstitutionen-Ökonomik von J.M. Buchanan (1992) betont: „With Hayek, I consider our role, as economists or other social scientists, to be that of the moral philosopher. Only a handful of my disciplinary peers share this conception.“ (ebd.; 135 ).

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  3. Zur Explikationen des Schemas siehe Gerecke (1998; 291 ff.).

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  4. In Anbetracht der Offenheit der Zukunft bedarf diese Frage eigentlich einer weiteren Präzisierung: Unter welchen Bedingungen sind die Bürger bereit, durch den Vollzug ihrer Einzelhandlungen zugleich (Re-)Investitionen in die institutionellen Bedingungen der gesellschaftlichen „Zusammenarbeit zum gegenseitigen Vorteil“ (Rawls 1971/1994; 105) vorzunehmen und damit zugleich die institutionelle Verfassung der modernen Gesellschaft immer wieder aufs Neue zur Geltung zu bringen? Die Idee einer Investition in die Bedingungen der gesellschaftlichen Zusammenarbeit zum gegenseitigen Vorteil ist Suchanek (2001) entnommen.

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  5. Die *Macht*, die große Unternehmen ausüben können, wird als an sich gefährlich dargestellt, so dass besondere Regierungsmaßnahmen notwendig seien, um sie einzuschränken. Diese Besorgnis über Größe und Macht einzelner Unternehmer führt häufiger als vielleicht jede andere Erwägung zu wesentlich antiliberalen Schlussfolgerungen, die aus liberalen Prämissen gezogen werden.“ (Hayek 1979/1981; 111). 1987; 586) — und interpretiert moralische Normen als Formen kollektiver Selbstbindung zur Besserstellung der ihr Unterworfenen.

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  6. Zur Idee einer kontingenten Verbindlichkeit von moralischen Normen vgl. u.a. Homann (1998).

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  7. Ich sehe, es liegt in meinem Interesse, einen anderen im Besitz seiner Güter zu lassen, vorausgesetzt, dass er in gleicher Weise gegen mich verfahrt. Er seinerseits ist sich eines gleichen Interesses bei der Regelung seines Verhaltens bewusst. Wird dies Bewusstsein eines gleichartigen Interesses wechselseitig kundgegeben, ist es also beiden bekannt, so erzeugt es ein entsprechendes Wollen und Verhalten…. Die Handlungen eines jeden von uns beiden sind bedingt durch die Handlungen des anderen und geschehen unter der Voraussetzung, dass auch von der anderen Seite etwas Bestimmtes geschieht.“ (Hume 1739f.11978; 233, H.i.O.). Schelling (1960/1997) weist darauf hin, dass Nullsummenspiele eben diese Bedingungen abblenden: „In a zero sum game the analyst is really dealing with only a single center of consciousness, a single source of decision.… No spark of recognition needs to jump between the two players; no meeting of minds is required; no hints to be conveyed; no impressions, images, or understandings have to be compared. No social perceptions involved.” (ebd.; 163).

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  8. Sobald darum die Menschen genugsam erfahren haben, dass, welche Folgen auch ein einzelner, von einer einzelnen Person ausgeübter rechtlicher Akt haben mag, doch das ganze System von Handlungen, wofem die ganze Gesellschaft zu seiner Verwirklichung sich vereinigt, unendlich vorteilhaft für das Ganze und für jeden einzelnen Teil ist, so kann es nicht lange dauern, und die Rechtsordnung und Eigentum müssen Geltung gewinnen. Jedes Glied der Gesellschaft ist sich dieses Vorteils bewusst.“ (Hume 1739f./1978; 241 f., H.R.W.). „Nothing obliges adherence to the social contract beyond the enlightened self-interest of those who consent to it.” (Binmore 1994; 38, H.i.O.).

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  9. Oder welche Moraltheorie kann jemals irgendeinem nützlichen Zweck dienen, außer wenn sie im einzelnen zeigen kann, dass alle Pflichten, die sie empfiehlt, auch die wahren Interessen eines jeden Individuums sind?“ (Hume 1777/1996; 210).

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  10. Der interessierte Leser sei darauf hingewiesen, dass die zitierten Zusätze aus der Feder von Hegels Schülern stammen.

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  11. Ähnlich Tocqueville (1835/1985): „[D]ie Zeit blinder Selbstaufgabe und instinktiver Tugend liegt schon weit hinter uns, und ich sehe die Zeit kommen, da selbst die Freiheit, der Friede des Staates und die soziale Ordnung die Bildung nicht mehr werden entbehren können.“ (ebd.; 258).

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  12. Es kann hierbei nicht oft genug betont werden, dass sich die Zustimmung bzw. Zustimmungsfähigkeit auf relevante institutionelle Alternativen bezieht. Vgl. hierzu die Ausführungen zum Prinzip der relevanten institutionellen Alternative in Abschnitt 2. 2. 2.

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  13. In der vorliegenden Arbeit werden die Begriffe Ideen, Vorstellungen, Semantik und mentale Modelle (,mental models’) weitgehend synonym verstanden. Je nach Verwendungskontext wird der eine oder andere Begriff vorgezogen: Die Kategorie der,mental models’ ist eine Leitkategorie der,cognitive science’ (vgl. Weber/Grothe/Schäffer 2000) und der Theorie des institutionellen Wandels von D.C. North, wie sogleich ausgeführt wird. Der Begriff der Semantik ist dem Forschungsprogramm von N. Luhmann entlehnt (vgl. u.a. Luhmann 1980a). Theoretisch am präzisesten dürfte der Begriff der,gestaltungsleitenden Vorstellung’ sein, da er den engen Bezug der Vorstellungen zum Problem der sozialen Ordnung betont.

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  14. E]conomics is composed of thoughts about thoughts.“ (Shackle 1972; 71).

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  15. Der Begriff der diskursiven Wendung wird hier vorgezogen, weil dieser im Gegensatz zur Redeweise von einer kognitiven Wendung die soziale Konstruktion mentaler Modelle besser zum Ausdruck bringt.

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  16. Thus, if we are going to explain change we must focus an the sources of unintended consequences; namely an the actor’s false theories and his methodology, which together play a primary role in all learning and thus all dynamic processes.“ (Boland 1978; 261).

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  17. Explizit hierzu Popper (1948/1997): „Ein Punkt, in dem ich Sympathie für die Marxisten empfinde, ist ihr Beharren darauf, dass die sozialen Probleme unserer Zeit dringlich sind und dass die Philosophen ihnen nicht ausweichen dürfen; dass wir uns nicht mit der Interpretation der Welt zufrieden geben dürfen, sondern bei ihrer Veränderung Hilfe leisten sollten…. Aber welchen Beitrag können Philosophen leisten — nicht einfach als Menschen oder Bürger, sondern als Philosophen?… Als Philosophen können wir nichts Besseres tun, als die vor uns auftauchenden Probleme und die von den verschiedenen Strömungen vertretenen Lösungen einer rationalen Kritik auszusetzen. Um es deutlicher auszudrücken: Meiner Ansicht nach kann ich als Philosoph nichts Besseres tun, als den Problemen mit den Waffen der Methodenkritik gegenüberzutreten.“ (ebd.; 488, H.i.O.).

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  18. Vgl. zur Konfundierung von individuellen Bewertungen und Vorstellungen im Konzept der Ideologie u.a. North (1981/1988 u. 1999) sowie Denzau/North (1994). Allerdings kann man durchaus die Konfundierung als pragmatische Kurzformel für einen positiven Erklärungsansatz ansehen.

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  19. Diese letztlich handlungstheoretische Form der Exposition gesellschaftspolitischer Probleme, wie sie auch am Fall der Brent Spar aufgezeigt wurde, ist nicht unähnlich dem Konzept der Protestkommunikation der Theorie sozialer Systeme (vgl. Luhmann 1986/1990, 1996 u. 1997; 847 ff.). Die Form des Protests ist ein binärer Schematismus, mit dem sich die Protestierende den Adressaten ihres Protests gegenüber stellen. Die Protestierenden überziehen diese dann mit Schuldzuweisungen und mahnen deren Verantwortung bezüglich der sozialen Missstände an.

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  20. Der Dreischritt ist den Ausführungen von Homann/Suchanek (2000; 393) angelehnt.

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  21. Aber diese praktischen Probleme führen zum Nachdenken, zum Theoretisieren, and damit zu theoretischen Problemen.“ (Popper 1962/1997; 81).

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  22. Anklänge an diese Aufgabenbestimmung sind u.a. zu finden bei F.A. v. Hayek (1942): „The stress which we have laid on the fact that in social sciences our data or,facts’ are themselves ideas or concepts must, of course, not be understood to mean that all the concepts with which we have to deal in the social sciences are of this character. There would be no room for any scientific work if this were so; and the social sciences no less than the natural sciences aim at revising the popular concepts which men have formed about the objects of their study, and at replacing them by more appropriate ones. The special difficulties of the social sciences and much confusion about their character derive precisely from the fact that in them ideas appear in two capacities, at it were, as part of their object and as ideas about the object.“ (ebd.; 284 f.).

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  23. Dies hat u.a. J.M. Keynes (1936/1951) klar gesehen: „[T]he ideas of economists and political philosophers, both when they are right and when they are wrong, are more powerful than is commonly understood. Indeed the world is ruled by little else. Practical men, who believe themselves to be quite exempt from any intellectual influences, are usually the slaves of some defunct economist.… But, soon or later, it is ideas, not vested interest, which are dangerous for good or evil.“ (ebd.; 383 f.).

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  24. Theory building involves more than the development of a model or the solving of a game. Explanations of social life require the demonstration of the interrelationship between models and the actual phenomenon to be explained. This requires that we give close attention to the fact that models require interpretation. “ (Knight 1995; 95 ).

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  25. Die Bedeutung der Interdependevnz von Außen-und Binnenverhältnis für das Management von Organisationen und eine Organisationstheorie werden u.a. auch von Kreps (1990b; 91 f.) und Freeman (1984) betont. Hinweise auf die Interdependenz lassen sich des Weiteren dem situativen Ansatz der Organisationstheorie (vgl. für einen Überblick Kieser 1999b) und der Diskussion zur Interdependenz zwischen Strategie und Struktur (vgl. u.a. Schewe 1998 ) entnehmen. Es bleibt weiteren Untersuchungen überlassen, ob und inwieweit in diesen Ansätzen berücksichtigt wird, dass alle Bürger der Gesellschaft mit teils unterschiedlichen Erwartungen an Unternehmen herantreten und die Verhaltenserwartungen darüber hinaus Veränderungsprozessen unterliegen, denen das Management nicht indifferent gegenüberstehen kann. Dabei liegt der Verdacht nahe, dass diese Ansätzen diesen Umständen nur bedingt gerecht werden.

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Waldkirch, R. (2002). Methodische Anforderungen. In: Unternehmen und Gesellschaft. Markt- und Unternehmensentwicklung. Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-08004-6_2

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-08004-6_2

  • Publisher Name: Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden

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