Zusammenfassung
Dies ist eine Fallstudie in historischer Empirie in dem Bemühen, eine überzeugende Darstellung der Entwicklung der menschlichen Kommunikation und Erkenntnis zu liefern. Geleitet wird die Darstellung von Holzkamps (1983) Fünfschritteregel zur Erklärung eines qualitativen Sprungs der Evolution. Aus archäologischen und anthropologischen Quellen wird Material zur Untermauerung der Hauptthese herangezogen: Die grundlegende gesellschaftliche Rolle der Kommunikation besteht darin, den sozialen Zusammenhang von Gemeinschaften zu reproduzieren, die habituellen „Stile des Machens“ (Bourdieu). Das komplexe kulturelle Muster von Tätigkeiten mit ihren inneren Spannungen und dialektischen Widersprüchen wird während der Reproduktion durch die Generationenfolge ständig verändert. Es wird gezeigt, wie die menschliche Natur- und Sozialgeschichte sich als Erweiterung der Formen und Mittel der gesellschaftlichen Selbstregulierung verstehen läßt. Der Einsatz von menschlichen Kommunikationsmitteln könnte in drei Phasen entstanden sein: die mimetische, diskursive und objektsymbolische Kommunikation entwickeln sich jeweils nacheinander als vorherrschendes Regulativ der sozialen Kohärenz. Zum Schluß werden einige Schlußfolgerungen für eine künftige Revision des historischen Materialismus vorgeschlagen.
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Literatur
Figuration” ist ein Begriff von Norbert Elias (1969), mit dem ein kooperatives Prozeßmuster unter Menschen bezeichnet wird, das heißt, eine Art und Weise, zusammen Arbeit zu leisten.
Holzkamps Methode ist eine Regel für den Forscher, die hervorhebt, was dieser beweisen muß, damit eine stringente Argumentation zustande kommt. Engeströms Schema besagt, welche Art von Übergangsprozessen in Bewegung gesetzt werden müssen, wenn der Forscher Teil des Entwicklungsprozesses werden will. Engeströms fünf Phasen fügen sich zwischen Holzkamps Schritte ein (NOTLAGE ist aber der Übergang von der stabilen alten Form zur Eröffnung einer Chance für Innovation usw.).
Die Bedeutung der Zeit zur Erläuterung der menschlichen Denkfähigkeit war mir nicht klar, bevor ich nicht Henri Bergsons Buch über “Materie und Gedächtnis” (1982) gelesen hatte.
Pjotr Anochin (1978) hat diese Fähigkeit “antizipatorische Reflexion” genannt—in einer reizenden Verneinung des Substantivs durch das Adjektiv.
George Thomson, ein britischer Gelehrter mit Spezialisierung auf griechische Sprache und Geschichte hat mich darauf gebracht, nach zirkulären symbolischen Anordnungen Ausschau zu halten (1949).
Ein sehr überzeugenden Beispiel für eine derartige jahreszeitliche Anordnung geschlechtsspezifischer Tätigkeitsbereiche, wenn auch für eine spätere Zeit, habe ich in Pierre Bourdieus großartigem “Entwurf einer Theorie der Praxis” (1976) gefunden.
Der eindeutigste empirische Beweis für diese Aussage entstammt der berühmten Forschungsarbeit von Alexander Luria et al. (1986) in Mittelasien, in der Wandel in den Denkstilen durch die Fähigkeit zum Schreiben dokumentiert wird.
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Raeithel, A., Dahme, C. (1998). Die symbolische Herstellung sozialer Kohärenz. In: Dahme, C. (eds) Selbstorganisation, Kooperation, Zeichenprozeß. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-07986-6_9
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-07986-6_9
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
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