Zusammenfassung
Formale Rationalisierung ist ein dynamischer Prozess, der auf eine kontinuierliche Verbesserung der Herrschaftsmittel über Natur und Mensch zielt. Zwar war Weber der Überzeugung, diese einseitige Konzentration auf die Mittel habe dazu geführt, dass die Zwecke des Prozesses vernachlässigt worden seien, doch es gibt einen solchen impliziten Zweck formaler Rationalisierung: Die Kontrolle über Natur, ökonomische Konkurrenten, ideologische Widersacher, politische Gegner und militärische Feinde.2 Das Wesen formaler Rationalisierung und ihr impliziter, letzter Wert ist Kontrolle. Kontrolle über die Natur durch wissenschaftliche und technologische Rationalisierung (die Industrialisierung ist Teil eines umfassenderen Rationalisierungsprozesses) sowie Kontrolle über den Menschen durch rational-legale Herrschaft, die in drei Formen zum Ausdruck kommt: erstens in Bürokratien, die menschliches Handeln organisieren (in gegenwärtigen Gesellschaften sind dies vor allem die Aktivitäten des Staates); zweitens im formalen Rechtssystem; drittens auf dem kapitalistischen Markt. Eines der wichtigsten Mittel externer Kontrolle, gleich ob im Hinblick auf die Beherrschung der Natur oder anderer Nationen, anderer Unternehmen auf dem Markt oder anderer Gruppen, ist interne Kontrolle: die Kontrolle der eigenen Spezies, der eigenen Nation, des eigenen Unternehmens, der eigenen Gruppe und schließlich die Beherrschung seiner selbst.
Gekürzte Übersetzung des Kapitels „The Rationalization of Exclusion and Monopolization“, in: Raymond Murphy 1988. Social Closure. The Theory of Monopolization and Exclusion. Oxford: Clarendon Press, 218-257.
Obgleich Weber nicht von der Rationalisierung von Exklusion, Monopolisierung oder Schließung spricht, verweist er auf die „Rationalisierung von Zwang“ (Weber 1985). Meine Zusammenführung der Weber’schen Analysen von Schließung und Rationalisierung stellt eine Weiterentwicklung seines Werkes dar.
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Literatur
Bernstein, B. 1971. Class, Codes and Control: Theoretical Studies Towards a Sociology of Language. Vol. 1. London: Routledge & Keagan Paul.
Bourdieu, P. und J.C. Passeron 1977. Reproduction in Education, Society, and Culture. Beverly Hills: Sage Publications.
Weber, M. 1985. Wirtschaft und Gesellschaft. Grundriß der Verstehenden Soziologie. Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck).
White, H.C. 1970. Chains of Opportunity. Cambridge, Mass.: Harvard University Press.
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Murphy, R. (2004). Die Rationalisierung von Exklusion und Monopolisierung. In: Mackert, J. (eds) Die Theorie sozialer Schließung. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-07912-5_6
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-07912-5_6
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
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