Zusammenfassung
“Data-Glove und Runenholz: die künstliche Hand, ausgestattet mit den empfindlichsten Sensoren, die lesende Haut berühren die düsteren Zeichen der Vorzeit. Es lassen sich in ein nachgiebiges Jetzt vielerlei Altertümer berufen, und sie kontemporieren willfährig mit uns, die wir längst keine Archäologen mehr sind, sondern Veranstalter, Inszenatoren von Gleichzeitigkeit.”534 In diese Aussage läßt Botho Strauß die verschlungenen Gedanken über “Beginnlosigkeit” und selbstreferente Systeme münden und verabschiedet damit die Mythenbricolage des postmodernen Diskurses. Dessen beliebiges Arrangement um eine Leere535 ist nur die Parodie einer weltlichen Gleichzeitigkeit, deren Grundsatz gleichlautend ist “für die Kirche wie für die Naturgesetze: quod ubique, quod ab omnibus, quod semper — was überall, was für alle, was immer gilt.”536 Die ewige Rückkopplungsschleife stiftet eine unauflösliche Abhängigkeit von Einst und Jetzt, “dank derer unser Gedächtnis ebenso die Werke wie diese unser Gedächtnis beleben.”537 Die locker verbundenen, sich widersprechenden Diskurstypen, die die Texte von Botho Strauß auszeichnen, können nicht mehr als Ausdruck der zerbrochenen Einheit von Signifikant und Signifikat interpretiert werden.538 Die Kontemporalität ist in kybernetischer Zeit stetiges Gedächtnis und Erinnern für vernetzte Systeme. Das mit der Darstellung von Handlungen befaßte Drama wird von Botho Strauß mit besonderer Zuneigung an dieses systemische Gedächtnis angeschlossen.
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Stegemann, B. (2001). Das Bild der Gemeinschaft bei Botho Strauß. In: Die Gemeinschaft als Drama. Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-07910-1_10
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-07910-1_10
Publisher Name: Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-8244-4469-4
Online ISBN: 978-3-663-07910-1
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