Zusammenfassung
Etwas mehr als sechzig Jahre, nachdem Reichspräsident Hindenburg Adolf Hitler zum deutschen Reichskanzler ernannte, kann die Frage nach “Hitlers Wählern” (Falter 1991a) im großen und ganzen als beantwortet gelten: Die NSDAP verdankte ihren dramatischen Aufstieg zur größten deutschen Partei keineswegs fast ausschließlich der Mittelschicht, bestehend aus Handwerkern, Bauern, kleinen Kaufleuten und Angestellten, wie dies noch in der sogenannten “Mittelstandsthese” (Geiger 1930; Lipset 1963) behauptet wurde. Vielmehr kann man die NSDAP, nimmt man die neuere empirische Forschung zusammen,1 mit Fug und Recht als “erste deutsche Volkspartei” (Falter 1991b) bezeichnen: Auch unter national gesonnenen, nicht gewerkschaftlich gebundenen Arbeitern haben die Nationalsozialisten starken Anklang gefunden (Falter 1991a). Selbst eine von den Vertretern der Mittelstandsthese oft implizit unterstellte Resistenz der Oberschicht gegenüber dem nationalsozialistischen ‘Virus’ ist im Lichte der empirischen Evidenz wohl als widerlegt anzusehen (Hamilton 1982). Die NSDAP war eine Volkspartei, wenn man auf ihre sozialstrukturelle Verankerung abhebt. Politischkulturell wie auch ideologisch gesehen dürfte die Formel einer “Radikalisierung der dominanten politischen Kultur” (Rohe 1992: 160), nämlich der nationalen, protestantisch gefärbten, den NSDAP-Aufstieg in den Weimarer Wahlen treffend charakterisieren. Demnach gelang es der NSDAP, zu einer Sammlungsbewegung des nationalen Deutschlands zu werden, “... freilich unter Beimischung zusätzlicher nationaler Elemente aus dem katholischen und sozialistischen Lager und der Nichtwähler” (Rohe 1992: 160).
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Ohr, D. (1997). Einleitung. In: Nationalsozialistische Propaganda und Weimarer Wahlen. Studien zur Sozialwissenschaft, vol 180. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-07906-4_1
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