Eine „neue Kultur“ der Selbständigkeit? Zur Diskussion einer wirtschaftspolitischen Idee

Zusammenfassung

Ein weit verbreitetes Gefühl des Unbehagens am Verlauf der wirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland bildet den Hintergrund für mannigfache kritische Diagnosen der deutschen Zustände. Zu den bekannten, in der Standortdiskussion der vergangenen Jahre ausführlich behandelten Themen tritt dabei in jüngster Zeit verstärkt ein Kritikpunkt, der aus dem Rahmen des üblichen wirtschaftspolitischen Problemkatalogs fällt: Der deutschen Wirtschaft fehle es an unternehmerischem Elan. Die Tugenden der Gründerzeit der alten Bundesrepublik seien in Vergessenheit geraten, die bestehenden Unternehmen bewegten sich zu stark in eingefahrenen Gleisen und scheuten das unternehmerische Risiko. An Gründern neuer Unternehmen fehle es allenthalben, besonders sei ein Mangel an „qualitativ hochstehenden“ Unternehmensgründungen zu beklagen, d.h. solchen, die sich durch besondere Innovativität auszeichnen und ein hohes Wachstums- und Beschäftigungspotential aufweisen. In diesem Zusammenhang ist in jüngster Zeit — in allen politischen Lagern — nach einer „neuen Kultur“ der Selbständigkeit gerufen worden. Dieser bedürfe es, um die wirtschaftliche Dynamik in Deutschland zu erhöhen und die Herausforderungen des (post-) industriellen Strukturwandels im Zeitalter der Globalisierung bestehen zu können.