Storytising

Zusammenfassung

Für den im mosaischen Gesetz bewanderten Juden ergab sich diese Frage aus dem Gebot, er müsse nicht nur Gott aus ganzem Herzen lieben, sondern auch seinen Nächsten wie sich selbst. Nun gehörte diese Frage ganz bestimmt nicht zu den besonders kniffligen. Eine kurze und präzise Antwort ware durchaus möglich gewesen:„‚Ein jeder sei dein Nächster!‘ sprach Jesus und zog weiter nach Bethanien.“ Er hätte sich auch für eine rhetorische Wendung entscheiden können, denn: „Sind wir nicht alle Gottes Kinder?“ Statt dessen zog er es vor, eine Geschichte zu erzählen. Am Ende dieser Geschichte schien der Empfänger, die für ihn recht unpopuläre Botschaft begriffen zu haben, und knapp zweitausend Jahre später gilt der „Barmherzige Samariter“ noch immer als Inbegriff für Nächstenliebe und Mitgefühl. Es kann folglich keinen Zweifel geben, dass der emotionsgeladene Umweg über die Geschichte weitaus wirkungsvoller war, als es irgendeine nüchterne Argumentationsgerade oder pathetische Einlage jemals hätte sein können.

„Wer ist in Wirklichkeit mein Nächster?“ (Luk. Ev., 10:33)