Zusammenfassung
Es stellt beinahe ein Kennzeichen zeitgenössischer, nicht klassisch-analytischer, sondern eher körper-orientierter Therapeuten dar, dass sie in einem Methodenpluralismus eine ganze Reihe verschiedenster therapeutischer Techniken einsetzen und miteinander kombinieren. So werden etwa bioenergetische Übungen neben Elementen der Gestalttherapie verwendet; das therapeutische Arsenal reicht von Sufi-Übungen bis zu Gesprächstechniken, die der Encounter-Bewegung entstammen. Dies führt zu einem Erscheinungsbild therapeutischer Bemühungen, das im einzelnen schwer zu beschreiben ist. Kathartische Elemente sind allgegenwärtig, durch den herrschenden Methodenpluralismus und die zugehörige Theoriefeindlichkeit sind sie aber kaum zu analysieren und darzustellen.2
“Es handelt sich gar nicht darum, was anzunehmen erfreulicher oder fürs Lehen bequemer und vorteilhafter ist, sondern was jener rätselhaften Wirklichkeit, die es doch ausser uns (Hervorh.d.Verf) Ribt, näher kommen mag.”(S. Freud)1
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Referenzen
Freud/Pfister, Briefwechsel 144 (Brief Freuds vom 7.2.1930).
Gerade in ihrer Überzeichnung wurde in den 70-er Jahren die dargestellte Therapieszene des “New Age” deutlich in Bhagwan Shree Rajneeshes Aschram. In seinem Buch “Meditation” bezeichnet er ihn als “das grösste Therapiezentrum der Welt” (Bhagwan, Meditation 246): “Die meisten Sannyasins nehmen an therapeutischen Gruppen, von “Gestalt” über “Tantra” bis zu “Zazen” oder “Vipassana” teil oder gehen in individuelle Therapien wie “Alexander”, “Polarity” oder “Rebirthing”. Zur Zeit finden jeden Monat ca. 100 Gruppen statt, die von erprobten Therapeuten geleitet werden” (ebd. 246). Die Psychotherapie hat “vor allem ein Ziel: Sie macht dir deine grundlegenden Identifikationen bewusst. Du erlebst am eigenen Beispiel, dass du den gordischen Knoten deiner künstlichen Identitäten mit einem einzigen Streich auflösen kannst — dass du aus dem Gefängnis deines Kopfes aussteigen kannst — indem du deine Energie auf Herz und Hara umleitest” (ebd.246f.; vgl. dazu auch Hauth, Psychokult 34–38). In Eltens “Ganz entspannt im Hier und Jetzt” — den “confessiones” des ehemaligen Stern-Reporters, die seinen Weg zur Bhagwan-Jüngerschaft beschreibt — liest man vom riesigen Therapieangebot des Bhagwan-Aschrams Näheres und Aufschlussreiches über dessen Funktion: “Für die Zivilisationsgeschädigten, die aus dem Westen zu Besuch hierher kommen, ist der Aschram zunächst ein Therapiezentrum. Sie besuchen die Gruppen und machen dort einen Selbsterfahrungsprozess durch. Fünfundneunzig Prozent reisen nach einer Weile wieder ab. Aber fünf Prozent stellen eine Beziehung zu Bhagwan her, die ihr volles Engagement verlangt. Für sie beginnt die zweite Phase der Arbeit — der beharrliche, schmerzhafte Abbau des Ego. Die Organisation des Aschram ist hierarchisch bürokratisch. Als Machtmittel und Wachstums Instrumente dienen Jobzuteilung und Zimmerzuweisung... Der Vergleich mit einem Kloster drängt sich auf. Auf die Frage, warum es für Aschramiten keine Therapiegruppen gibt, antwortet Teertha: “Vielleicht will Bhagwan, dass der ganze Dampf nach innen geht?” (Satyananda, Ganz entspannt 291). Bhagwan Shree Rajneesh bietet sich seinen Anhängern einerseits als totaler, verständnisvoller Meister an: die innige Verbundenheit mit ihm geht mit der Annihilierung des Ego als Quelle allen Übels ein- her; anderseits spielt er gekonnt mit dem Instrument einer totalen Verweigerung gegenübergenüber den Erwartungen seiner Sannyasin . In einer bestimmten Tradition östlicher Weisheit stehend leben auch seine Wahrheiten gern vom “Koan”, vom Paradox und vom vermeintlichen Widerspruch. Anderseits nimmt Bhagwan eine gewisse Zivilisationsmüdigheit bereitwillig auf; die (westeuropäische) Zivilisation leidet unter dem Diktat des Kopfes und des Verstandes auf Kosten der Unterdrückung der Gefühle und der Körperlichkeit. Dies der Hintergrund des folgenden Auszuges aus einem Darshan (Gespräch mit dem Meister): ...Nach so endloser Unterdrückung explodiert es ganz einfach. Wenn du weinst, hören die Tränen gar nicht mehr auf zu fliessen, es scheint, als sei kein Ende abzusehen. Doch lass es zu, und bald wird sich alles beruhigen, denn in Extremen zu verharren, ist nicht die Art und Weise der Natur. Die Art der Natur ist es, die Mitte zu suchen, die goldene Mitte. Die Natur strebt immer nach Ausgewogenheit. Wenn die Gefühle aber unterdrückt werden, beginnt der Verstand, ein Ungleichgewicht zu schaffen. Und um es wieder auszugleichen, musst du ins andere Extrem gehen” (Bhagwan, Unbewusstheit, 15f.). Vgl. die Darstellung der psycho-religiösen Bewegung Bhagwans bei Mildenberger, Revolte 158–179.
Laplanche/Pontalis, Vokabular 247.
Vgl. z.B. Moreno, Gruppenpsychotherapie 10–14.
Vgl. Paul Pörtner, Moreno und das moderne Theater, in: Petzold, Psychodrama 45–61; vgl. in diesem Zusammenhang: Barrucand, Catharsis 116–135; 300–302.
An dieser Stelle wird gewöhnlich Morenos “Fall Barbara” geschildert. Es ist die Geschichte, wie eine Hauptdarstellerin des “Stegreiftheaters”, die gewöhnlich edle Frauenrollen spielte, auf Anweisung Morenos plötzlich sehr glaubwürdig auch ein ordinäres Strassenmädchen “geben” konnte. Hinter diesen Gegensätzen stand eine Eheproblematik, und aus dem Stegreiftheater wurde in der Folge eine öffentliche Ehetherapie auf der Bühne. Vgl. z.B. Moreno, Gruppenpsychotherapie 14f. — Diese Entwicklung des Psychodramas bezeichnet Moreno selbst nach den Leistungen Binets und Freuds als “dritte psychiatrische Revolution” (ebd. 16).
Vgl. ebd. 79f.
Ebd. 79.
Leutz, klassisches Psychodrama 142.
Vgl. ebd. 142f.
Vgl. das Moreno-Zitat ebd. 143; vgl. ebd. 143f.; vgl. Moreno, Gruppenpsychotherapie 57.
Vgl.: “Die ganze Gruppe ist in den Prozess der Gruppenkatharsis eingeschlossen. Es ist eine Katharsis durch Integration. Sie resultiert aus der hilfreichen Interaktion zwischen den Mitgliedern der Gruppe. Im Gegensatz dazu steht die individuelle Katharsis durch Abreaktion, die von einem Individuum für sich selbst allein, und separiert von den andern erreicht wird” (ebd. 57f.; vgl. ebd. 83).
Vgl. ebd. 63, wo die “Handlungskatharsis” als “Integrationskatharsis” dargestellt wird. Sie “schliesst Katharsis von Abreaktion (sonst bei individuellen Therapieformen dominant, Verf.) und Gruppenkatharsis (sonst bei Gruppenpsychotherapien dominant, Verf.) ein”.
Vgl. etwa ebd. 11, 81.
Vgl. ebd. 80.
Vgl. ebd. 92: Die Chiffre “Hier und jetzt”, die im “Human Potential Movement” hochgehalten wird, geht so — wohl in der Vermittlung über “Esalen” — auf Moreno zurück. Ganz allgemein erscheint er als vergessener Vater der neueren Therapeutik.
Vgl. ebd. 93.
Vgl. ebd. 29, 58.
Vgl. zum Ganzen ebd. 64–69.
Ebd. 77.
Sie werden gewöhnlich in eine “warming-up” — Phase, eine Darstellung und eine Phase der Gruppenbeteiligung unterteilt (vgl. ebd. 82).
Vgl. ebd. 77–79.
Allen voran das Dramatisieren der Geschichte des Protagonisten; verschiedene Formen des Dialogs; Rollenwechsel-, Doppelgänger-, Spiegelmethode zur Distanzierung, aber auch zur Analyse gemeinsam unbewusster Zustände; Traumanalyse, indem Träume dramatisiert werden etc. Hinter dem Einsatz der psychodramatischen Methoden steht die Annahme, dass bei der verbalen Assoziation “die Dimensionen der Handlungen und die der Sprache zugrundeliegenden psychomotorischen Vorgänge therapeutisch unbenützt bleiben” (ebd. 98). Vgl. ebd. 93–102.
Vgl. ebd. 88–92.
Vgl. ebd. 2–8.
Ebd. 8; starke Impulse der Existentialphilosophie und Buber’scher Ansätze scheinen in Morenos Konzeptionen eingeflossen zu sein (vgl. ebd. 103f.).
Vgl. ebd. 104.
Vgl. Perls / Hefferline / Goodman: Wiederbelebung/Lebensfreude. Die beiden Bücher wurden 1951 vor allen von R. Hefferline (Professor für Psychologie an der Columbia University) und P. Goodman (einem avantgardistischen New Yorker Schriftsteller) unter dem Titel “Gestalt Therapy, Excitement and Growth in the Human Personality” als Standardwerk der Gestalttherapie verfasst. Auch im Genus sind sie insofern bemerkenswert, dass sie (besonders der Teil “Wiederbelebung”) ihrem Inhalt entsprechend die Gestalttherapie schon 1951 in einem “learning by doing”-Verfahren vorführten.
Zu Perls’ Biographie vgl. Büntig, Gestalttherapie 1044–1049. Vgl. auch: Shepard, M.: Fritz. An intimate Portrait of Fritz Perls and Gestalt Therapy. New York 1975.
Kurt Goldstein hatte die akademischen Ansätze der innerhalb der Wahrnehmungspsychologie entstandenen Gestaltpsychologie (Wertheimer, Koffka, Lewin, Köhler, Metzger) — Gestalt ist Resultat eines Differenzierungsvorgangs einer Figur aus ihrem Hintergrund — auf die Neuropsychiatrie zu übertragen versucht (vgl. Perls, Grundlagen 19–22; Perls / Hefferline / Goodman: Wiederbelebung 10). Mit der Benennung seiner Therapie als “Gestalttherapie” nimmt Perls das Erbe Goldsteins und der damaligen Zusammenarbeit explizit auf.
Die Zuwendung zu den zeitlich frühesten Verhaltensmodi der Oralität bereitete schon Perls’ Hauptwerk der ausgehenden “psychoanalytischen Phase” vor, das 1942 erschienene “Ego, Hunger und Aggression”.
Perls spricht einmal von der Dankbarkeit gegenüber Freud “dafür, dass ich mich in der Auflehnung gegen ihn so weit entwickeln konnte” (F. Perls: In and Out the Garbage Trail, Lafayette, Cal., 1969, S. 45; Zit. n. Büntig, Gestalttherapie 1047). Fast ergreifend liest sich ein Protokoll einer Gestalttherapie-Sitzung, bei der der “Hot Seat” unversehens gewechselt und Fritz Perls vom Therapeuten zum Patienten wird. Ein “unerledigtes Geschäft” hatte sich angemeldet, seine “Krankheit”: Auf die Frage, wer Perls denn die Krankheit gegeben habe, antwortete er: “Sigmund Freud”, von dem er sieben Jahre lang infisziert worden sei. Und nach der Aufforderung, zu Freud zu reden, spricht Perls über die Gefühle, deren er sich gerade bewusst ist: “Eine grosse Trauer, dass Freud gestorben ist, ehe ich wirklich von Mann zu Mann mit ihm reden konnte”. ... “Professor Freud ... ein grosser Mann ... aber sehr krank ... du kannst dich von niemandem berühren lassen. Du musst festsetzen, was ist, und dein Wort ist dann das Evangelium. Ich wünschte, du würdest mir zuhören. In einer Art weiss ich mehr als du. Du hättest das Neurosenproblem lösen können. Und hier bin ich ... ein einfacher Bürger ... der durch Gottes Gnade das einfache Geheimnis entdeckt hat, dass ist, was ist. Ich habe es noch nicht einmal entdeckt. Gertrude Stein (1874–1946; lebte in Pariser Künstlerkreisen und wirkte durch ihre auf James und Bergson zurückgehende ästhetische Theorie, in deren Zentrum die tntuition steht, Verf.) hat es entdeckt. Ich kopiere sie nur. Nein, kopieren ist nicht richtig. Ich bin in dieselbe Bahn des Lebens und Denkens geraten wie sie. Nicht als Intellektueller, sondern einfach als menschliche Pflanze, als Lebewesen — und da bist du blind gewesen. Du hast den Sex moralisiert und verteidigt; damit hast du ihn aus dem Lebenszusammenhang gerissen. So hast du das Leben versäumt. ...” (Perls, Grundlagen 230f.).
Perls, Grundlagen 22.
Vgl. Büntig, Gestaltherapie 1049f.
Perls, Grundlagen 33.
Vgl. ebd. 26–34.
Vgl. z.B. ebd. 70–73, 89.
Vgl. Perls / Hefferline / Goodman, Lebensfreude 23–28. Damit stellt sich auch die Frage, ob die Gestalttherapie — obgleich historisch auf deren Hintergrund entstanden — unter die Tiefenpsychologie zu rechnen sei. Sie ist aber sicherlich auch nicht Bewusstseinspsychologie im herkömmlichen Sinne. Zwar weist ein massgeblicher Ahne, die Gestaltpsychologie, ins Feld der Wahrnehmungspsychologie; vielleicht bildet aber die Gestalttherapie eine dritte Kategorie, die (durch ihre Orientierung am “Augenscheinlichen” des “Hier und Jetzt”) “awareness”-Psychologie zu nennen wäre. (Vgl. diesbezüglich eine gewisse Nähe zu existentialphilosophisch beeinflussten Psychologien, etwa die Daseinsanalyse).
Perls, Grundlagen 22; vgl. die Isonomie-Lehre von Alkmaion, in deren Erbe das homöostatische Prinzip wohl einzuordnen ist.
Die Homöostase sucht ein Gleichgewicht zwischen Selbsterhaltung und Wachstum; es realisiert sich im optimalen Kontakt zwischen Ich und Du. Die Katharsis entlastet so das Selbst, ohne zu dessen organismischer Regulierung im Kontakt zu führen.
Perls, Grundlagen 130.
Vgl. z.B. ebd. 141f.
Auflösung von Grenzen zu Gunsten eines Wir-Gefühls, vermittels Identifikation mit Introjekten (vgl. Büntig, Gestalttherapie 1055; Perls, Grundlagen 56–58).
Auflösung des Abstandes zwischen Ich und Du, vermittels einer Verinnerlichung spannungsverursachender Objekte, ohne sie wirklich zu assimilieren (vgl. ebd. 1055; vgl. Perls, Grundlagen 50–53; vgl. Perls / Hefferline / Goodman, Wiederbelebung 189).
Auflösung einer konfliktiven Grenze vermittels einer Veräusserung spannungsverursachender eigener Bedürfnisse (vgl. Büntig, Gestalttherapie 1055; Peris, Grundlagen 53–56; Perls / Hefferline / Goodman, Wiederbelebung 209–220).
Vermeidung einer realen konfliktiven Grenze, indem sich nach Innen kehrt, was einem Aussen gilt (vgl. Büntig, Gestalttherapie 1055; Perls, Grundlagen 58–61; Perls / Hefferline / Goodman, Wiederbelebung 149–188).
Vermeidung eines konfliktiven Kontaktes, vermittels einer Kontrolle über allzu grosse Erregungsquantitäten (vgl. Büntig, Gestalttherapie 1056).
Vgl. Perls, Grundlagen 48–50.
Vgl. Büntig, 1054.
Vgl. Perls / Hefferline / Goodman, Lebensfreude 29–31; 190–220.
Perls, Grundlagen 58.
Ebd. l 21; vgl. die genaue Beobachtung der Körpersprache durch Reich schon in seiner Phase der Charakteranalyse.
Vgl. ebd. 107.
dem “Wiedererleben einer Erinnerung”, vgl. ebd.
Ebd.
Ebd. 142.
Ebd.
Ebd.
Augenfällig, weil “Kontakt sich immer an der Oberfläche ereignet” (ebd. 95).
Ebd. 142; vgl. das “Grundkonzept der Gestalttherapie: Der Patient wiederholt zwanghaft im täglichen Leben alles, was er nicht zu einem befriedigenden Abschluss bringen kann. Diese Wiederholungen sind sein unerledigtes Geschäft. Aber auf diese Weise kann er nicht zu einer kreativen Lösung kommen, weil er seine Blockierungen mit seinen Wiederholungen zusammen ausagiert. Wenn er also in seinem Leben draussen eine neurotische Tendenz ausagiert, bitten wir ihn, in der Sitzung bewusst in der Phantasie zu wiederholen, was er in Wirklichkeit getan hat. Auf diesem können wir den Augenblick herausfinden, in dem er die fliessende Erfahrung blockiert und sich an einer kreativen Lösung hindert” (ebd. 111).
Vgl. ebd. 97–99; 131.
Da Perls’ “awareness” nicht mit dem tiefenpsychologisch besetzten Begriff “Bewusstsein” identifiziert werden kann, sondern ein umfassenderes “Gewahrsein” meint, wurde es vorliegend oft unübersetzt verwendet.
Vgl. die in der gesamten Gestalt-Literatur häufig enthaltenen Therapieprotokolle. Vgl. Büntig, Gestalttherapie 1058.
Vgl. z.B. Perls, Grundlagen 105; verschiedentlich finden sich in der Literatur Auseinandersetzungen mit Jacob Moreno (vgl. z.B. ebd. 113).
Vgl. ebd. 132f.
Zu den verschiedenen Techniken vgl. z.B. Büntig, Gestalttherapie 1059–1065, vgl. besonders der gestalttherapeutische Ansatz bei der Arbeit mit Träumen, wo nicht nach der Bedeutung seiner Elemente gefragt, sondern durch Identifizierung mit ihnen erhöhte “awareness” des Selbst intendiert wird.
Vgl. S. 268ff.
Vgl. Perls, Grundlagen 125–127.
Ebd. 125.
Ebd.
Darin könnte man ein verhaltenstherapeutisches Element erblicken. Der Ausdruck eines echten Bedürfnisses macht den Therapeuten im Gegensatz zu den Äusserungen des neurotischen Verhaltensarsenals spontan betroffen, und der Therapeut wird dem Patienten in solch geglückten Momenten seine Sympathie nicht versagen.
Ebd. 130. Man ist versucht, an dieser Stelle eine Parallele herzustellen zu Grunbergers Fassung und Präzisierung der psychoanalytischen Grundregel der Versagung (vgl. Grunberger, Narzissmus 196–206). Eine strukturelle Ähnlichkeit findet sich in der Annahme, dass sich eine Weiterentwicklung nur auf Grund stattgehabter Befriedigungen vollziehen kann. Für Perls kommt der Patient nur auf Grund abgeschlossener, befriedigender Situationen zum gestärkten Selbst. Für Grunberger — ähnlich Kernberg — kommt nur der narzisstisch Befriedigte zum Objekt. Der Neurotiker ist ein narzisstisch Traumatisierter, und die Analyse als ein Stück Nacherziehung dient nachdrücklich der zweiten Auflage jenes Prozesses “mit dem Ziele seiner narzisstischen Aufrichtung unter günstigeren Bedingungen wieder aufzunehmen” (ebd. 203). Damit ist auch angegeben, dass die narzisstischen Aspekte der Analyse als Instrument dienen, ja den analytischen Prozess eigentlich tragen. Grunberger betont deshalb, dass die Versagungsregel die Triebaspekte betrifft, keinesfalls die narzisstischen. “Der Narzissmus des Patienten” muss “vor jeglicher Versagung geschützt bleiben” (ebd. 206). “Da das Ziel der Analyse in der Restrukturierung des Ich durch die Normalisierung der narzisstischen Besetzungen des Subjektes besteht, folgt daraus, dass, trotz einer für die Gesundung des Kranken erforderlichen objektiven und unerbittlichen Untersuchung, sein Narzissmus intakt bleiben muss, da er den Prozess trägt” (ebd. 205).
Zur Biographie Hubbards vgl. Brice/de Celle, Scientology 323–325. Aufschlussreich erscheint daraus die folgende Passage, die ein Licht auf Hubbards Entdeckung seiner Neu-Auflage des Übermenschen, den “clear”, wirft. Sie datiert aus den 30-er Jahren und die mythischen Wurzeln sprechen für sich: “In fact, L.Ron Hubbard dates his own statement of the discovery of the primary law of life, summarily expressed by the command “Survive!” at 1938. He says: “A work was written at that time which embraced man and his activities”. This was the still-unpublished “Excalibur” (mittlerweile wurde das Buch verfilmt, Verf.), a sensational volume which was a summation of life based on his analysis of the state of mankind” (ebd. 323). — Zu den “vier Dynamiken” als Ausführungen der dianetischen Überlebensdynamik und ihrer anthropologischen Grundlegung vgl. Hubbard, Dianetik 45–49).
Vgl. ebd. 324: “This was the anatomy of the mind, and a technology called auditing”. Ausdrücklich werden Einflüsse Freuds eingestanden. Tatsächlich kann die Theorie des “auditing” zwangslos als mechanistische Simplifizierung der Breuer/Freud’schen kathartischen Methode verstanden werden. Allerdings fehlen in der Dianetik sämtliche tiefenpsychologisch motivierten Komplizierungen des kathartischen Mechanismus.
Ebd. 325.
Einen Überblick über Dianetik und Scientology bietet Mildenberger, Revolte 180–190; Hauth, Psychokult 39–56; polemisch und kritisch Stamm, Scientology.
Vgl. Brice/de Celle: Scientology 262–273.
Zit. n. Mildenberger, Revolte 181, dort weitere Angaben.
Hubbard, Dianetik 57.
Ebd. 58.
Ebd.
Vgl. ebd. 61 f.
Ebd. 63.
Vgl. ebd. 61.
Vgl. ebd. 68.
Die Theorie von den Engrammen geht zurück auf Semon und seine Lehre von den “mnemischen Empfindungen” (1909). Denkbar wäre, dass Hubbard über die Vermittlung von Reich (vgl. Reich, Orgasmus 32f.) zu diesem Plagiat kam.
Ebd. 75, vgl. den Exkurs zur Hypnose bei der Einführung des Engrammes ebd. 70–75.
Vgl. z.B. ebd. 66f.
Ebd. 67.
Vgl. ebd. 79.
Vgl. ebd. 82f., vgl. die “Logik des Unbewussten” der Psychoanalyse.
Ebd. 69.
Vgl. ebd. 152–160.
Ebd. 154.
Ebd.
Vgl. ebd. 227–240.
Ebd. 240; Zu weiteren Einzelheiten im Therapieverlauf, besonderen Techniken des Autitors beim Ermöglichen der Rückkehr des pre-clear und zum Löschen der Engramme vgl. ebd. 241–261, bes. 260f.; ebd. 316–450.
Zur Entstehung und Kritik am wissenschaftlichen Wert des E-Meters vgl. Stamm, Scientology 25–34.
Aus HCO-Bulletin vom 24.1.1977, zit. n. Stamm, Scientology 31.
Zit. n. ebd. 34; zur Erhebung des Einrastepunktes auf der Zeitspur vgl. ebd. 32–34.
Vgl. Teil 3.1.7.1.
Wofür ihr Bemühen um den Reize verarbeitenden Apparat — nicht um deren Ausrottung — zeugt.
Vgl. z.B. Hubbard, Dianetik 249–251.
Dianetik vollzieht sich als Frage-Antwort-Therapie am E-Meter. Es geht um Inhalte, nicht um Ausdruck.
So ein Buchtitel von Christoper Lasch. Vgl. Lasch, Narzissmus. Das Buch liest sich in vielerlei Hinsicht wie eine Materialsammlung zu den im Folgenden skizzierten Thesen.
Vgl. etwa die Bestseller von Alice Miller und ihre theoretische Basis, Kohuts “Heilung des Selbst”.
Weber, Aufsätze 190f.; vgl. Webers protestantischen Typen als Paradigma eines solchen Vorgehens. Auch Elias ist sich der Fragwürdigkeit seines Vorgehens bewusst. Vgl. seine Erwägungen zum Fehlen eines “Urhebers” des bürgerlichen Rationalisierungsschubes (Elias, Zivilisation 394); vgl. S. 111.
Vgl. Strzyz, Sozialisation und Narzissmus 126f.; vgl. Lasch, Narzissmus 90.
Adorno, Soziologie und Psychologie 36. In diesem Aufsatz setzt sich Adorno mit dem Soziologismus der Neo-Psychoanalyse auseinander. Vgl. auch Bohleber/Leuzinger, Narzissmus und Adoleszenz 129–132, nach denen beim ‘narzisstischen Sozialisationstypen’ (NST) neben den narzisstischen Störungen als infantile Disposition und ihrer Reaktivierung in der Adoleszenz auch “die realen individuell-sozialen Lebensumstände des Jugendlichen” (ebd. 131) in Betracht zu ziehen seien. Narzisstisches Verhalten könne so auch als verständliche Anpassungsleistung an reale gesellschaftliche Zustände interpretiert werden.
1l1 Vgl. Kohut, Heilung 120; unter “Charakter” soll im Folgenden jene “geronnene Interaktionsstruktur” (vgl. Strzyz, Sozialisation 115–126) verstanden werden, die zwar Anhalt im Alltagsverhalten, aber die Verbindungen zu ihren szenischen Ursprüngen verloren hat.
Vgl. Riesman, einsame Masse. Zum traditionsgelenkten Typen als Beispiel der mittelalterliche Mensch vgl. bes. ebd. 27–29; zum innengeleiteten als Beispiel der puritanische Bürger vgl. bes. ebd. 31–33; zum aussen — gelenkten als Beispiel der urbane amerikanische Mittelstand vgl. bes. ebd. 35–40. Man beachte auch die den Typen zugeordneten Formen emotionaler Sanktion: Scham beim traditionsgeleiteten, Schuld beim innen — und diffuse Angst beim aussengeleiteten Charakter (ebd. 40f.).
Vgl. S. l 11 ff.
Vgl. Mitscherlich, vaterlose Gesellschaft, bes. die explizite Auseinandersetzung mit Riesman ebd. 232f. oder etwa ebd. 253; vgl. auch Marcuse, Veralten der Psychoanalyse.
Vgl. Riesman, einsame Masse 35f.
Er ist vor allem durch Ziehe (Pubertät und Narzissmus) bekannt geworden. Ziehe übernimmt den Terminus von Schneider (Neurose und Klassenkampf, Reinbek 1973, vgl. Ziehe, Pubertät und Narzissmus 106). Der “neue Sozialisationstyp” (NST) weist nicht nur wie der narzisstische Charakter Störungen im Bereich des Narzissmus auf. Sein Ich und sein Ich — Ideal weisen zusätzlich einen signifikanten Mangel an Konsistenz auf. Im Begriff des Charakters — im Sinne der Psychoanalyse der 30 — er Jahre als verhärtete, habituelle Anpassung, im Sinne Reichs als chronisch gewordene Panzerung oder als “geronnene Interaktionsstruktur” im Sinne Lorenzers — ist aber gerade eine Konsistenz angegeben, über die der NST nicht verfügt. Darum erscheint die Bezeichnung “Typus” zutreffender. Nach einer Situierung seines Untersuchungsgegenstandes “Jugend” und einer politisch ökonomischen Kritik des Subjekts im Spätkapitalismus kommt Ziehe in seinem eigentlich pädagogischen Buch auf die frühe Mutter — Kind — Beziehung in der heutigen Kleinfamilie zu sprechen. Sie ist auf Grund einer kognitiven Verunsicherung von einer Schwäche beider Elternteile geprägt, die sich in affektiver Versagung äussert. Verunmöglicht die Vaterschwäche oder die Vaterlosigkeit Triangulation, ödipale Krise und ihren Ausgang, so wirkt sich die Mutterschwäche in Form eines symbiotischen Missbrauchs als Mutterdominanz aus. In der Folge bleibt die Etablierung tragender und der Modifizierung fähiger Strukturen des Über-Ich und des Ich-Ideals aus oder sie gelingt nur in archaischen Ansätzen wie sie den narzisstischen Störungen eigen sind. Die klassische Adoleszenz kennzeichnet ein erneuter Umbau der im Ausgang des Ödipuskonflikts angelegten Identifikationen. Da diese und die aus ihnen konstituierten Strukturen nicht vorausgesetzt werden können, vollzieht sich auch die heutige typische Adoleszenz signifikant anders. — Auf Grund des individuell schwachen Ichs und der Archaik des Ich-Ideals kommt der peer-group (nicht von ungefähr ein Ausdruck Riesmans, der jene Binnengruppe bezeichnet, die das Verhalten des aussengeleiteten Menschen steuert ;vgl. Riesman, einsame Masse 37f.) eine überragende, Ich-Ideal und Über-Ich-Funktionen substituierende Rolle zu.
Zu dem bei ihm vorauszusetzenden Leistungen, dargestellt am psychoanalytischen Strukturmodell, vgl. Teil 3.2.6.
Zu den Folgen dieser Abwendung vom Erlebnisaspekt des sensus vgl. Weber, Protestantische Ethik I, z.B. 121–125. Nach Weber zieht die Theologie Calvins im Puritanismus eine “absolut negative Stellung .. zu allen sinnlich gefühlsmässigen Elementen in der Kultur und subjektiven Religiosität” (ebd. 123) nach sich, eine grundsätzliche “Abwendung von aller Sinnenkultur überhaupt” (ebd.).
Vgl. ebd. 131f.
Ebd. 132.
Ebd. 135, vgl. ebd. 164f.
Vgl. ebd. 175.
Ebd. 179, vgl. ebd. 136.
Vgl. ebd. 179–181.
Vgl. ebd. 183.
Vgl. ebd. 183–189.
Da es vorliegend um zu postulierende Leistungen und Arbeitsweisen der psychischen Struktur geht, sollen sie mit Hilfe des psychoanalytischen Modells von den psychischen Instanzen dargestellt werden. Damit wird allerdings auch deren Entwicklungspsychologie übernommen.
Vgl. Karl Heim, Der protestantische Mensch, bes. die “unmystische Menschennatur” des Protestanten. “Die mystischen Naturen kennen einen höchsten Zustand, in dem das ganze Sichgegenüberstehen von Ich und gegenständlichen Gegebenheiten, die ganze Subjekt-Objekt-Spaltung aufgehoben ist. Die unmystischen Naturen kennen diesen Zustand entweder überhaupt nicht, oder, wenn sie eine Anwandlung davon verspüren, lehnen sie ihn als untergeistigen Rausch-Zustand ab. In dieser Haltung scheint mir die letzte Wurzel des protestantischen Geisteszustands zu liegen” (ebd. 355).
Nicht mehr ganz unverständlich erscheint auf diesem Hintergrund die Beobachtung, dass es gerade in der puritanisch geprägten Religiosität zu intensivsten unmittelbaren religiösen Erlebnissen kommen kann und konnte, die “den Charakter eines “korybantenartig” geschürten Enthusiasmus” (Max Weber, protestantische Ethik I, 156) annehmen. Sollte es sein, dass das protestantisch überforderte Ich im massenpsychologischen Milieu bestimmter Gottesdienste eine tiefe Regression zulässt oder von niedergehaltenen Neigungen überflutet wird? Solche puritanischen Regressionen übertrefffen in ihrem Mass an Dramatik, Archaik und Mangel an Gestaltung bei weitem die unmittelbaren Erlebnisse der im Luthertum gründenden pietistischen Frömmigkeit. Für Weber erscheint ein solches Durchschlagen denn auch als Verrat am puri- tanischen Prinzip. Wo solche Gefühlskultur im Puritanismus vorkommt (wie im Methodismus), führt er sie auf fremde (Zinzendorfsche) Einflüsse zurück (vgl. ebd. 143–156). Aufschlussreich ist in diesem Zusammenhang auch, dass sich gerade die alte amerikanische Religionspsychologie (Starbuck, James) mit so grossem Interesse dem Phänomen der Konversion zuwandte. Eine weitere Facette der erwähnten regressiven Sehnsucht des Protestanten ist in seiner Gefährdung zu sehen, einer Ideologie..oder einem Idol zu verfallen. Das gewissermassen “externalisiertere”, “katholische” ÜberIch signalisiert für seinen Träger eine allgemein anzuerkennende und damit auszuhaltende Distanz von Ideal und Wirklichkeit. Die Differenz wird zeitweilig sakramental versöhnt und darf danach wieder sein. Dem gegenüber kann sich der Puritaner in weit geringerem Masse in den begangenen “Geheimnissen des Glaubens” erholen. Der Konflikt wird internalisiert erfahren und rituelle Entlastung bietet sich in seiner Frömmigkeit eigentlich nicht an (vgl. oben). Gegenüber den Ansprüchen seines ÜberIchs ist das protestantische Ich zu ermüdender Vermittlungsarbeit verurteilt: Es muss den Überhang des “désir” (im Sinne Lacans und hier bezogen auf die archaischen Anteile des fordernden Über-Ich) gegenüber den Befriedigungsmöglichkeiten aus der Realität je und je aushalten. Es gibt sich auf, wenn es die Differenz zwischen dem Begehren und seiner Befriedigung, psychodynamisch gesprochen, zwischen dem Ich und dem Ich-Ideal, abschafft. (Vgl. Grunberger/ChasseguetSmirgel, Freud oder Reich 153. Diese Differenz ist als Erbe des Ödipuskomplexes obligat, das Befriedigungsobjekt ist immer Ersatz und nicht mit dem ursprünglichen Objekt identisch). Die dann phantasierte Rückkehr zum undifferenzierten, spannungslosen Urzustand kann paranoid ideologisch (in der Gefolgschaft an und der Unterwerfung unter die Ideologie kommen Ich und Ich-Ideal zusammen) oder als Spielart delegativ personifiziert (das Ideal-Ich auf das Idol) gefärbt sein.
Gottfried Benn: Gedichte 31 (die beiden letzten Strophen). Vgl. die Affinität des Wunsches nach Unmittelbarkeit des Erlebens und des Todes: beides Wünsche eines der auszuhaltenden Spannungen müden Ichs. Der “Todestrieb im Protestantismus” (Koller) mag mit diesem spekulativen Hinweis eine weitere Facette erhalten. Vgl. dazu auch Schmidtchen, Protestanten und Katholiken 475–503.
Vgl. auch die Zusammenfassung von Strzyz/Beier, Narzissmus; und von Valk, Narzissmus.
Vgl. Freud, Drei Abhandlungen 44 (die später zugefügte Anmerkung); vgl. auch Freud, Totem und Tabu 109f.; vgl. Freud, Paranoia 297.
Hartmann (Bemerkungen zur Theorie des Ichs) hat gezeigt, dass Freud vor 1923 den Begriff des Ich oft im Sinne des Selbst, besser der “Selbstrepräsentanz” braucht. M.E. wird allerdings seine spätere, funktionale Betrachtungsweise des Ich im strukturellen Modell schon früh (1895, 1900) vorbereitet.
Vgl. Freud, Narzissmus 189.
Narzissmus ist “die libidinöse Ergänzung zum Egosimus des Selbsterhaltungstriebes” (ebd. 139).
Vgl. ebd. 143.
Ebd. 141. Mit dem “Mechanistischen” dieser Ausdrucksweise verrät Freud noch deutlich sein heuristisches Interesse bei den Versuchen, mit den Trieben, jenen “mystischen Wesen” der Psychoanalyse (vgl. Freud, Neue Folge) umzugehen.
Freud, Narzissmus 140f.; vgl. Freud, Vorlesungen 431.
Freud, Narzissmus 140.
Ebd. 141.
Vgl. ebd. 142; bei der Entstehung des Ich spielen Einigungssituationen und Identifizierungen eine grosse Rolle. Vgl. dazu etwa Mahler, Symbiose, v.a. die Zusammenhänge zwischen dem Verlauf der Individuation/Separation und dem späteren Selbstgefühl.
Vgl. ebd. 141.
Vgl. Freud, Unbehagen 422.
Vgl. Freud, Narzissmus 140: vgl. auch Freud. Totem 110f.
Vgl. Freud, Vorlesungen 432.
Freud, Massenpsychologie 146.
Ebd.
Freud, Unbehagen 422.
Vgl. z.B. Freud, Abriss 115.
Freud, Narzissmus 167f.
Vgl. Freud, Vorlesungen, 43 1; so entfällt die alte Unterscheidung, nach der der Narz i s smu s auf den Autoerot i sm us folgt, nachdem “sich die vorher vere inzelte n Sexua ltr iebe bereits zu e i ner Einheit zusammengesetzt” (Freud, Totem 1 0 9) und am eigenen Individuum ihr Objekt gefunden haben.
Vgl. Freud, Abriss 72f.; vgl. Valk, Narzissmus 20.
Freud, Ich und Es 275; vgl. auch ebd. 258.
Vgl. Freud, Narzissmus 167f.
Durch Anerkennung der äusseren Realität belehrt, musste der primäre Narzissmus aufgegeben werden. Als Ersatz bietet sich als idealisierbare Grösse das Ideal-Ich an. “Diesem Ideal-Ich gilt nun die Selbstliebe, welche in der Kindheit das wirkliche Ich genoss” (ebd. 161). “Der Narzissmus erscheint auf dieses neue ideale Ich verschoben, welches sich wie das infantile im Besitz aller wertvollen Vollkommenheiten befindet” (ebd.). Das Gewissen als Selbstbeobachtungsinstanz steht im Erbe der Elternkritik und anderer gesellschaftlicher Instanzen. Es befindet über die Diskrepanz zwischen IchIdeal und Ich; so wird über das Mass an Selbstliebe und Selbstachtung entschieden. Je geschwächter das Ich, desto unrealistischer sind seine Ideale und desto entleerter erscheint das Selbstgefühl.
Ebd. 156.
Vgl. ebd. 148–153; vgl. Freud, Massenpsychologie 146.
Vgl. Freud, Unbehagen 421–431. z.B.: “Ursprünglich enthält das Ich alles, später scheidet es eine Aussenwelt von sich ab. Unser heutiges Ichgefühl ist also nur ein eingeschrumpfter Rest eines weit umfassenderen — ja eines allumfassenden — Gefühls, welches einer innigeren Verbundenheit des Ichs mit der Umwelt entsprach” (ebd. 425).
Auf der Ebene des sekundären Narzissmus und nicht als Zwang mit Gefahr des dem Grössenwahn ähnlichen, pathologischen Rückzugs auf den primären Narzissmus! Vgl. von daher Kohuts Anleihen bei der Beschreibung der Reifung der Konfiguration des Grössen-Selbst.
Vgl. Valk, Narzissmus 15 – 1 8.
Hartmann versteht unter Narzissmus im Gegensatz zur Objektrepräsentanz die Selbstrepräsentanz, die libidinöse “Besetzung des Selbst (Self-Cathexis)”, die mehr ist als das psychologische Ich. Er definiert so “Narzissmus als Libidobesetzung nicht des Ich, sonders des Selbst” (Hartmann, Bemerkungen zur Theorie des Ichs 342).
Vgl. etwa die Arbeiten von Spitz (Säugling), MVahler (Symbiose) und Winnicott.
Vgl. Joffe/Sandler, begriffliche Probleme 161, die narzisstische Störungen als “Abweichung von einem Idealzustand des Wohlbefindens” verstehen.
Vgl. z.B. bezüglich Kohut die Zusammenfassung bei Wiederkehr, Kohut 11–16; vgl. exemplarisch auch Sandler, Unbewusste Wünsche.
Melanie Klein: Notes on some schizoid Mechanisms 293, in: Joan Riviere (Hrsg.): Development in Psycho — Analysis, London. Zit. n. Strzyz/Beier, Narzissmus 138.
Sowohl Freud (objektloser Zustand) wie Klein (Postulat von Objektbeziehungen) bleiben den Aporien des kartesianischen Denkens — der Subjekt-Objekt-Spaltung — verhaftet. Aber auch problembewusste Autoren wie Balint, Winnicott, Mahler, Spitz etc., die sich gerade dem Stadium der Konstituierung von Objekten zuwenden, tun sich schwer bei der Beschreibung der Phänomene in einer Sprache, die kartesianisch durchdrungen ist. Interessant anzumerken ist, dass anti-kartesianische Sprach-Versuche aus der Philosophie (Heidegger und seine Epigonen) diesbezüglich innerhalb der Psychoanalyse kaum fruchtbar gemacht wurden. Die Psychologie gebraucht den Begriff “Objekt” nach Spitz (vgl. Spitz, Säugling 336ff.) einmal im Sinne eines objektivierbaren Erkenntnisgegenstandes, zum zweiten im Sinne von Piagets “objet permanent” als kognitive Grösse (Anerkennung seiner logisch — kategorialen Einbettung) und zum dritten im Sinne des dynamischen Objektes der Libido, das mit dem Erreichen der Objektkonstanz Hartmanns (libidinöse Besetzung in relativer Unabhängigkeit vom momentanen Interesse) einen vorläufigen Abschluss der Entwicklung findet.
Balint, Therapeutische Aspekte 81 vgl. die dargestellten Zusammenhänge zwischen Ferenczis technischen Experimenten und den theoretischen Konzepten früher Objektbeziehungen (im Teil 4.5.2.).
Ebd. 81, 166f., 176.
Ebd. 83.
Vgl. ebd. 217ff.
Ebd. 34.
Ebd. 83. Vgl.: Als Folge der Störung der harmonischen Verschränkung mit der Umwelt “differenziert nun die Person das, was bisher als harmonische Verschränkung empfunden wurde, in Umwelt und Selbst, zieht Besetzungsmengen von der Umwelt ab und führt sie einem sich entwickelnden Ich zu” (ebd. 88).
Ebd. 36.
Ebd. 83.
Argelander, Flieger 26. Freuds Vorstellung von der gegenseitigen Abhängigkeit zwischen narzisstischer und objektaler Libido (vgl. vorne, S. 306 – 310; Freud, Narzissmus, 141;: vgl. Freud, Neue Folge, 109) wird auf Grund von Beobachtungen, etwa von Kohut, Joffe, Sandler und Argelander einerseits widersprochen, anderseits wird an der Bezogenheit der Entwicklung des Narzissmus und der Objektbeziehungen weiter modifizierend festgehalten (vgl. etwa Kernberg, Borderline — Störungen 265).
Freud, Unbehagen, 434. Freud beschreibt damit den momentanen Charakter des Glücksgefühls auf Grund unmittelbarer Triebbefriedigung. Da der Trieb nur an seinen “Emanationen”, dem Affekt und den Vorstellungen (vgl. Freud, Unbewusste 276), erkennbar wird, müsste der narzisstischen Gefühlsqualität streng genommen der Charakter eines Affekts zugeschrieben werden. Dem steht einiges entgegen. Dies erklärt wohl auch die Schwierigkeiten, die neuen Narzissmuskonzepte in die alte psychoanalytische Triebtheorie zu integrieren. Die Psychologen des Selbst ziehen es daher vor, statt von einem Trieb von “narzisstischen Strebungen” zu reden. Vgl. dagegen den affekttheoretischen Versuch Kernbergs (Kernberg, Borderline — Störungen 383–387).
Argelander, Umformulierung 366f.
Argelander, Flieger 27.
Kohut, Narzissmus 22; vgl.: “Narzissmus wird in meiner Betrachtungsweise nicht durch das Ziel der Triebbesetzung bestimmt ..., sondern durch die Natur oder Qualität dieser Besetzung” (ebd. 45).
Seine Phantasie beinhaltet den Satz: “Du bist vollkommmen, aber ich bin ein Teil von Dir” (vgl. ebd.). Ebd. 43. Die Phantasien des Grössen-Selbst beinhaltet den Satz: “Ich bin vollkommen” (vgl. ebd. 45).
Ebd. 46; Kohut versteht unter “optimal” die Erfahrung massvoller, nicht traumatisierender Enttäuschungen an den Selbst-Objekten (vgl. ebd. 70).
Ebd. 46.
“...richtige, selektive elterliche Reaktionen auf die Bedürfnisse des Kindes nach einem Echo und nach Anteilnahme an den narzisstisch — exhibitionistischen Äusserungen seiner Grössenphantasie” (ebd. 131).
Ebd., vgl. ebd. 337f.
Ebd. 61.
Ebd. 70.
Vgl. ebd. 61, vgl. ebd. 336f.
Kohuts Beitrag zur Narzissmus — Problematik ist wohl zuerst ein technisch — praktischer. Die “Entdeckung” der idealisierenden Übertragung (vgl. ebd. 47, 57–77), die der idealisierten Elternimago in klassischer Weise zur Mobilisierung verhilft und in der Therapie der Durcharbeitung zugänglich macht, führte ihn zur Konzeptualisierung jener narzisstischen Konfiguration. Parallel dazu führte die “Entdeckung” der spezifischen Spiegelübertragung (vgl. ebd. 127–168) zur Konzeptualisierung der Konfiguration des Grössen-Selbst. Neben der zeitlich sekundären Deutung wird für Kohut auf Seiten des Therapeuten bei der Behandlung narzisstischer Persönlichkeitsstörungen dessen Fähigkeit zur Empathie “als Mittel der Beobachtung und adäquaten Kommunikation” (ebd. 346) besonders wichtig. Bemerkenswert erscheint, dass die Einfühlung — von Kohut als vermeintliche Neuentdeckung als therapeutisches Medium par excellence dargestellt — einen Aspekt vollzogener Integration des Grössen Selbst in die reife Persönlichkeit und damit eine ihrer “soziokulturellen Fähigkeiten” (ebd. 337) darstellt.
Es geht um das Nachholen eines ungestörten, gewissermassen rein biologischen Prozesses: die Reifung der narzisstischen Strebungen.
Ebd. 46f.
Sie erscheinen an nicht-zentralen Stellen. Bezüglich des Mangels an Einfühlung fallen die Störungen nach Kohut in die Zeit “der archaischen Stufen der Entwicklung des Selbst” (ebd. 339). Sie entstehen an der frühen Mutter — Kind — Beziehung “als Folge affektiver Kälte der Mutter, des Fehlens eines beständigen Kontaktes mit der Mutter, der angeborenen affektiven Kälte des Kleinkindes oder des Rückzuges der Mutter von einem wenig ansprechbaren Kind usw.” (ebd. 339f.).
Stichwortartig anzugeben mit: mangelnde Abgrenzung des Selbst von seinen Objekten; masslose Neigung zu Idealisierungen; ich-distone Grössenphantasien; vertikale Abspaltung; Leere und Verschmelzungsneigung; Angst vor dem Durchbruch narzisstischer Libido: Vermeidungsverhalten; Angst vor Selbstauflösung; narzisstische Wut; Selbstvergewisserung durch Eigenstimulation (vgl. Wiederkehr — Benz: Kohut 3–7).
Vgl. Winnicott, vom Spiel zur Kreativität 25: “...ich werde mich hüten, diese Ausdrucksweise (das Reden von einer “narzisstischen Art der Objektbesetzung”, aus der das Kind herauswächst, d. Verf.) zu übernehmen, weil ich nicht sicher bin, dass sie trifft, was ich meine”. Allerdings trifft sich Winnicott etwa mit Kohut im Interesse an einer besonderen “Natur oder Qualität” (Kohut, Narzissmus 45) der Erfahrung mit Übergangsphänomenen.
Ebd. 25; vgl. Winnicott, Von der Kinderheilkunde zur Psychoanalyse 311.
Winnicotts “Haltephase” entspricht in vielem Spitz’ objektloser oder Vorobjekt-Stufe (vgl. z.B. Spitz, Säugling, 25) oder Mahlers autistischer Phase (vgl. z.B. Mahler, Symbiose 13, 15), umfasst aber auch den Übergang zu Spitz’ Präobjektbeziehung und Mahlers “Symbiose”. Es herrschen in ihr uneingeschränkter primärer Narzissmus, Autoerotismus und Primärprozess als Realitäten. Der Säugling realisiert dank des bedürfnisbefriedigenden Entegegenkommens seiner Umwelt (vgl. z.B. Mahlers “mothering principle”, s. Mahler, Symbiose z.B. 233, vgl. S. 264f.) die Fiktion eines allmächtigen Befindens (vgl. dazu Freud, zwei Prinzipien, 232, Anm. 1).
Dieser Phase entspricht in vielem Spitz’ (oder Anna Freuds) Phase der Präobjekt- bzw. bedürfnisbefriedigenden Objektbeziehung oder Mahlers Zeit der Symbiose und des Prozesses der Individuation. Sie beginnt nach der Integration angeborener Ich-Kerne zu einem rudimentären Ich (vgl. Spitz, Säugling 122f.), das ansatzmässig schon zu sekundärprozesshafter Aufschiebung befähigt. Für Mahler kennzeichnet das “Gewahrwerden des bedürfnisbefriedigenden Objekts” (Mahler, Symbiose 14) den Beginn der Symbiose; für Spitz ist der “erste Organisator”, der “smiling response” (die Reaktion des Säuglings auf eine Stirn — Auge — Nase — Konfiguration), ein Hinweis auf das Ende der objektlosen Stufe und auf das Einsetzen der Anerkennung der äusseren Realität (vgl. Spitz, Säugling 104ff. Zu den Zusammenhängen von Fremderkennung und Selbsterkennung bei der Identitätsbildung vgl. Erikson, Identität 141).
Diese Phase entspricht Mahlers Phase der Auflösung der Symbiose bei fortschreitender Individuation — “eine Zeitspanne der Verletzlichkeit” (Mahler, Symbiose 29). Dabei spielt die Triangulation — das Auftauchen des “Dritten”, meistens des Vaters und seine Folgen bis hin zur ödipalen Situation — eine entscheidende Rolle.
Winnicott, Vom Spiel zur Kreativität 22. Vgl. Winnicott, Von der Kinderheilkunde zur Psychoanalyse 307, Winnicott (vgl. ebd. 153–160) nennt jene spontane Fähigkeit, auf die Bedürfnisse des Kleinkindes einzugehen “primäre Mütterlichkeit”. Streng betrachtet handelt es sich um eine “normale Krankheit” (ebd. 156), um eine weitgehende Regression der Mutter vor und einige Wochen nach der Geburt.
Winnicott, Vom Spiel zur Kreativität 22.
Solche Ubergangsphänomene sind etwa das Spiel mit einem Stoffzipfel mit der einen Hand, während am Daumen der andern Hand gelutscht wird; oder das Herauszupfen von Wollfusseln. Auch die Produktion von Lauten kann als Übergangsphänomen in- terpretiert werden. Sie stellen lebenswichtige Vorkehrungen zur Abwehr depressiver Angste dar. Oft konzentrieren sich die Beschäftigungen von der Art der Übergangsphänomene auf einen einzigen, privilegierten Gegenstand, das Übergangsobjekt (vgl. Winnicott, Vom Spiel zur Kreativität 13; vgl. Winnicott, Von der Kinderheilkunde zur Psychoanalyse 296f.).
Vgl. ebd. 293f.
Winnicott, Vom Spiel zur Kreativität l 1; vgl. Winnicott, Von der Kinderheilkunde zur Psychoanalyse 294.
“Hinsichtlich des Übergangsobjekts herrscht sozusagen eine Art Übereinkunft zwischen uns und dem Kleinkind, dass wir nie die Frage stellen werden: “Hast du dir das ausgedacht, oder ist es von aussen an dich herangebracht worden?” Wichtig ist, dass eine Entscheidung in dieser Angelegenheit nicht erwartet wird. Die Frage taucht gar nicht auf” (Winnicott, Vom Spiel zur Kreativität 23; vgl. Winnicott, Von der Kinderheilkunde zur Psychoanalyse 308).
Winnicott, Vom Spiel zur Kreativität 23f.; vgl. Winnicott, Von der Kinderheilkunde zur Psychoanalyse 309, 311.
Vgl. Winnicott, Vom Spiel zur Kreativität 15f.,: obwohl das Übergangsobjekt real ist, ist es “nicht die Brust (oder die Mutter) ... — diese Tatsache ist ebenso wichtig wie die andere, dass es die Brust (oder die Mutter) bedeutet” (ebd. 15). Vgl. Winnicott, Von der Kinderheilkunde zur Psychoanalyse 299f., 309.
Winnicott, Vom Spiel zur Kreativität 14; vgl. Winnicott, Von der Kinderheilkunde zur Psychoanalyse 298.
Vgl. Winnicott, Vom Spiel zur Kreativität 101 – 110, bes. 106–110. Vgl. von daher Winnicotts Einschätzung der Aggression: sie spielt “ihre Rolle bei der Entstehung der Realität ..., indem sie das Objekt ausserhalb des Selbst ansiedelt” (ebd. 106).
Mahler hat (vgl. Mahler, Symbiose 21ff.) die spezifische Art der Kommunikation in der Symbiose zwischen Mutter und Kind näher untersucht und dargestellt. Dabei ist hervorzuheben, dass der erwachsene symbiotische Partner generell als Hilfe des infantilen, auf dem Körperbild aufbauenden, rudimentären Ichs fungiert (vgl. ebd. 41): Der Säugling nimmt Kontakt mit der fremden Objektwelt in der Art des “zweiphasigen Sehverhaltens” auf, indem er vom Fremden immer wieder zurückkehrt zu seinem “bevorzugten optischen Endruck”, zur bekannten Mutter. Dieses Verhalten entwickelt sich zum weniger spezifischen “checking back” und schliesslich zum “emotionellen Auftanken” bei der Pflegeperson. Zur typischen Kommunikation in der Symbiose gehört auch die Spezifizierung und Selektion von gegenseitig zurückgespiegelten Signalen. Die individuelle Gestalt dieser aus Übereinkunft gewonnenen Gesten konstituiert, so Mahler, die Individualität des Säuglings und steht in engem Zusammenhang mit der ldentitätsbildung. Spitz gibt durch die Interpretation seiner Versuche mit Säuglingen Aufschluss über die fortschreitende Anerkennung der äusseren Realität durch den Säugling. Deutet der “erste Organisator”, der “smiling response” (vgl. Anm. 200) auf das Auftauchen von Präobjekten, so der “zweite Organisator”, die “AchtmonateAngst” (vgl. Spitz, Säugling 167) auf die Wahl eines einzigartigen Objektes im optischen, besonders aber im affektiven Bereich (vgl. ebd. 177). Der “dritte Organisator”, das “verneinende Kopfschütteln” des Kindes deutet auf eine Identifizierung mit der versagenden Pflegeperson hin (vgl. ebd. 196f.), damit — wie schon der “zweite Organisator” — auf eine vollzogene Integration von Libido und Aggression mit dem Resultat der Objektkonstanz.
Adorno, Soziologie und Psychologie 36. Vgl. S. 299.
Vgl. die Erwägungen zur “Aussenlenkung” in Teil 5.2.3.
Vgl. dazu und zum Folgenden die Zusammenfassung bei Strzyz, Sozialisation und Narzissmus 126–139.
Lorenzer, Sozialisationstheorie 155; vgl. Bohleber/Leuzinger, Narzissmus und Adoleszenz 119.
Vgl. Anm. 216.
Vgl. Kohut, Narzissmus 33f.
Henry und Yeld Lowenfeld: Die permissive Gesellschaft und das Über-Ich, in: Psyche 24, Stuttgart 1970, 706ff., zit. n. Strzyz, Sozialisation und Narzissmus 135. Vgl. auch Ziehe, Pubertät 157–165.
Die “Unfähigkeit zu lieben” bezieht sich dabei nicht auf den genital-sexuellen Aspekt, sondern auf den narzisstischen Missbrauch des Partners.
Der narzisstisch Genährte, der vor den unwirklichen Ansprüchen seines GrössenSelbst durch einen äusseren Spender von Selbstachtung geschützt wird oder mit einem mächtigen Objekt phatastisch verschmelzen kann, ist nicht selten unauffällig und beschwerdefrei. Oft ist er äusserlich bestens angepasst und erscheint recht erfolgreich. Dazu passt auch, dass sich die Symptome bessern, sobald therapeutisch jene spezifisch narzisstische Übertragung etabliert ist (vgl. Kohut, Narzissmus 34).
Kohut, Narzissmus 40. Andernorts betont Kohut, dass nicht die diffuse Symptomatik, sondern das Wesen der sich einstellenden Übertragung diagnostische Priorität habe. Trotzdem gibt er als Symptome dieser um das Selbst zentrierten Krankheitsbilder an: “ 1) im sexuellen Bereich: perverse Phantasien, Mangel an sexuellem Interesse; 2) im sozialen Bereich: Arbeitshemmungen, Unfähigkeit, sinnvolle Beziehungen aufzunehmen und zu erhalten, delinquentes Verhalten; 3) in den manifesten Charaktermerkmalen: Mangel an Humor, Mangel an Einfühlung für die Bedürfnisse und Gefühle anderer, Mangel an Gefühl für die rechten Proportionen, Neigung zu unkontrollierten Wutausbrüchen, Pseudologie; und 4) im psychosomatischen Bereich: hypochondrische Einengung auf körperliche und seelische Gesundheit, vegetative Störungen in verschiedenen Organsystemen” (ebd. 41).
Ebd. 40.
Ebd.
Ebd.
Ebd. 25. Und doch erscheint bei Kohut die “Zunahme und Ausdehnung von Objektliebe” am Ausgang einer gelungenen Therapie als “wichtigste unspezifische Veränderung” (ebd. 334; vgl. ebd. 334f.).
Kernberg, Borderline-Störungen 265.
Ebd. 261.
Vgl. ebd.
Vgl. ebd. 262–264.
Vgl. Ziehe, Pubertät 157–161.
Ebd. 158.
Ebd. 159.
Ebd. 158.
Ebd.
In teilweiser Wiederholung sei Ziehes Zusammenfasung des “neuen Sozialisationstypen” nach seiner psychologisch phänomenologischen Seite hin wiedergegeben: Er zeichnet sich vornehmlich aus durch “- ein symbiotisches Verhältnis zur Mutter, das zu einer “Konservierung” der archaischen Mutterpräsentanzen im kindlichen Unbewussten führt; — ein Streben nach Befriedigung, das nicht so sehr über Objektbeziehungen vermittelt wird, als über das Erlebnis von narzisstischen Gleichgewichtszuständen, die dem Urerlebnis der intrauterinen Homoöstase nachempfunden sind; — ein diffus ins Kosmische erweitertes, auf Omnipotenz abzielendes archaisches IchIdeal; — eine schwache Identifikation mit den postödipalen Elternrepräsentanzen und ein hierdurch bedingtes “Offenbleiben” des ödipalen Konflikts; — ein strenges, aus archaischen Projektionen auf die Elternimagines konstituiertes Über-Ich, mit dem man sich aber nicht mehr identifizieren kann; — die Verdrängung der aus den verschärften Über-Ich-Konflikten resultierenden Schuldgefühle; — ein dem Realitätsrisiko narzisstischer Kränkungen aus dem Wege gehenden Verweigerungsverhalten, das vorwiegend der Abstützung des äusserst verletzlichen Selbstwertgefühis dient” (Ziehe, Pubertät 163f.).
Das “Objekt” des narzisstisch Gestörten wird also im Gegensatz zum geglückt verwendeten Winnicott’schen Übergangsobjekt (vgl. S. 317) genichtet. Omnipotenz wird nicht in einem spezifischen “intermediären Raum” kultiviert, sondern verunmöglicht letztlich die Anerkennung einer vom narzisstischen Interesse unabhängigen Objektwelt. Zum spezifischen Ubertragungswiderstand, der sich aus dem Zwang zur Nichtung der Objekte erklärt vgl. Kernberg, Borderline-Störungen 279–285, bes. 280, 282.
Vgl. z.B. Fenichel, Neurosenlehre I, 98f. Optimale Befriedigung beinhaltet weder übermässige Befriedigung noch übermässige Frustration. Als besonders pathogen erweisen sich “abrupte Wechsel von übermässiger Befriedigung zu übermässiger Frustration” (ebd. 99). — Obwohl traditionellerweise die Psychoanalyse in ihrer Entwicklungspsychologie auf die Entwicklung der Objektlibido bezogen ist, wird die Theorie der Fixation vorliegend auch auf die frühen Schicksale der narzisstischen Libido bei der Besetzung des Selbst übertragen.
Vgl. Teil 5.2.3.1.1.
Vgl. Teil 5. 2. 3.1. 2.
Vgl. Kohut, Narzissmus 46f., 70, 131, 389f.; vgl z.B. auch die einschlägigen Arbeiten von Alice Miller.
Vgl. z.B. Bohleber/Leuzinger, Narzissmus und Adoleszenz 126–132. “Narzisstische Verhaltensweisen” erscheinen hier nicht charakterpathologisch erklärbar, sondern “aus der Psychodynamik adoleszenter Entwicklung und deren Verflechtung mit den gesellschaftlich-sozialen Bedingungen, in denen diese stattfindet. Das vielfach beobachtete “narzisstische” Verhalten heutiger Jugendlicher ist so gesehen “massenhafte” adoleszente psychosoziale Reaktion auf entwicklungshemmende gesellschaftliche Zustände” (ebd. 132).
Vgl. S. 3 1 1 f.; vgl. z.B. Argelander, Flieger 26f.
Vgl. S. 315–318; vgl. Anm. 206.
Vgl. vorne S. 298 (Anm. 108).
Beispiele: Man fährt nicht ein qualitativ gutes Auto, man gehört zu einer bestimmten Fahrerklasse. Man trägt nicht einen bequemen, sportlichen Schuh, man gehört zu einer besonderen Trägerklasse. Die Signale stiften in dieser Weise “Image” und neue “Klassenzugehörigkeit”.
Die narzisstische Metaphorik des Psalmverses “In deinem Lichte schauen wir das Licht” (Psalm 36, Vers 10) entbehrt in geltenden säkularen Kontexten aller rettenden und ordnenden Fundamentalunterscheidungen, wie sie die Bibel zwischen Schöpfer und Geschöpf angibt und setzt.
Das Elend der Anorexie- und Bulimiekranken, jener Erben der verblichenen grossen Hysteriker, erscheint in diesem Zusammenhang in einer nicht uninteressanten neuen Perspektive.
Nun kennt das “New Age” in seiner “neuen Spiritualität” (wie auch kontemplative kirchliche Strömungen?) durchaus auch den Ruf zur Stille der Meditation. Der böse Verdacht, dass diese Passivität als Variante einer überlebensnotwendigen Aktivität zu interpretieren ist, sei nur kurz mit der folgenden Skizze angetönt: Trotz gegenteiliger Beteuerungen erscheinen die meditativen Übungen funktionalisiert und final. Man meditiert, um zu .... Die meditativen Erfahrungen werden dann auch oft wortreich ausgetauscht und lassen an Innigkeit alle sonstige Erfahrung hinter sich. Reichtum und Fülle sind die Resultate meditativer Anstrengungen, meditieren “bringt etwas”. Damit ist im Ansatz ein Widerspruch zur Übung in der Kunst der Absichtslosigkeit angegeben, wie sie doch gerade den Traditionen (z.B. der Zen-Meditation oder auch der Mystik) innewohnen, die als Vorbilder angegeben werden. Hypothetisch wäre vielleicht der Grund der meditativen Erbauung des Selbst in einer Aktivierung der “coënästhetischen Organisation” (vgl. Spitz, Säugling, bes. 62; ein frühes, entero- und propriozeptives Wahrnehmungssystem für Signale aus dem Körperinnern) zu suchen.
Vgl. Fenichel, Neurosenlehre III, 132–137. Fenichel hat die Traumatophilie — die in der Zwischenzeit als pathologischer Begriff vergessen zu sein scheint (vgl. dazu die Erwägungen Fenichels zur Vorliebe vieler Psychotherapeuten für emotionale Ausbrüche, ebd. 136 — ein später Anti-Reich-Affekt Fenichels?) — unter die Verbindungen von traumatischen Neurosen und Psychoneurosen eingeordnet. Er beschreibt ihren Mechanismus als “Wiederholungen traumatischer Ereignisse zum Zwecke ihrer nachträglichen Bewältigung” (ebd. 182). Dabei hält er einerseits an den energetischen Wohltaten der Katharsis bei Aktualneurosen fest, erklärt aber auch deren Schwierigkeiten bei den traumatischen Neurosen und das Versagen des kathartischen Mechanismus durch die Einmengungen von psychoneurotischen, sekundären Bearbeitungen. Die Wiederholung intendiert einmal zwar einen andern, befriedigenden Ausgang, endet aber oft in einer Wiederholung der Enttäuschung (vgl. ebd. 133), oder sie strebt nach einer Wiederholung unter anderen Umständen (ebd.). Oder die Wiederholung wird so ambivalent erlebt, dass sie “einen Kompromiss in Gestalt einer Wiederholung von geringerer Reichweite” (ebd.) findet. Die Angst vor den in der Wiederholung auftauchenden sexuellen und aggressiven Erregungen blockiert die nachträgliche Bewältigung und lässt einen circulus vitiosus entstehen (vgl. ebd. 135). Auch wenn der unterschiedliche Kontext (Trauma vs. Strukturdefekt!) mitbedacht wird, lesen sich die folgenden Sätze Fenichels im neuen Zusammenhang doch weiterführend und anregend: “Sehr oft sind Menschen, die zum “Ausagieren” neigen, und die äusseren Objekte nur zur Herabsetzung innerer Spannungen verwenden, traumatophil. Ihr Handeln entspricht den Wiederholungen eines traumatischen Neurotikers. Ihr Erlebnishunger dient dem Zweck, Gefahren abzuwehren sowie Schutz zu erwerben oder zu erzwingen” (ebd. 136).
Vgl. Teil 3.
Fenichel, Neurosenlehre III, 132.
So gesehen war psychoanalytische Therapie schon früh (immer?) auch Therapie des schwachen Selbst (vgl. die von Freud oft gebrauchte Bezeichnung als “Kur”). Denn Ich-Stärkung und narzisstische Besetzung dieser Instanz (etwa in der Form der Aufmerksamkeit und Zuwendung) können kaum voneinander getrennt gedacht werden.
Schon Augustin hatte sich verstört gefragt, warum wir im Theater die Schmerzen lieben (vgl. Augustin, Bekenntnisse 41).
Obschon immer wieder die Kontinuität seiner einzelnen Lebens- und Schaffensphasen betont wird, soll der Wiener-, Berliner- und Skandinavienzeit Reichs mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden als seiner Emigrations- und Spätzeit in den USA. Die folgenden, biographischen Angaben stützen sich auf: 011endorff, Reich, bes. 22–75; Büntig, Reich bes. 383–409; Grunberger/Chasseguet-Smirgel, Freud oder Reich? 63–82 (dieses Kapitel dient den Autoren auch zum Nachweis ihrer Präfigurationsthese von Reichs Paranoia, vgl. bes. ebd. 81 f.). Reich selbst nimmt in seinen veränderten und neu herausgebrachten Schriften immer wieder Bezug auf seinen wissenschaftlichen Werdegang. So finden sich in den heute gebräuchlichen Reich-Büchern in fast allen Vorworten und beinah passim Erläuterungen zu seiner wissenschaftlichen vita. Besonders deutlich vielleicht in: Reich, Orgasmus. Dieses 1942 erschienene Buch hat mit dem 1927 erschienenen “Die Funktion des Orgasmus” fast nur den Titel gemeinsam, wie denn allgemein die vom “Wilhelm Reich Infant Trust Fund” herausgegebenen Sammelbände recht ungeschickt zusammengestellt sind. Teilweise von Reich selbst nachträglich verändert und in ihrer ursprünglichen Fassung kaum erhältlich, wird ein wissenschaftliches Arbeiten an den frühen Publikationen Reichs dadurch erschwert.
Vgl. Teil 4.5.
Vgl. Lowen, Bioenergetik 7–32. Boadella (Wilhelm Reich: The Evolution of his Work, London 1973) gibt auf den Seiten 79 und 91–94 eine Reihe von Plagianten an, darunter interessanterweise Namen wie Karen Horney und Erich Fromm (zit. nach Büntig, Reich 404).
Vgl. Reich, Ausdruckssprache 408–41 1.
Vgl. z.B. Neills Vorwort in: 0l1endorff, Reich 9; vgl. auch Büntig, Reich 409.
Vgl. z.B. P. Ritter (Hrsg.): Wilhelm Reich Memorial Volume, Nottingham 1958 (A.S. Neill; Nic Waal et al.). Vgl. auch Boadella: Wilhelm Reich, The Evolution of his Work, London 1973; vgl. Ola Raknes: Wilhelm Reich und die Orgonomie, Frankfurt 1973.
Vgl. die Behandung Reichs durch Jones, Leben III.
Zu den weder heroisierenden noch dämonisierenden Darstellungen, die auch paranoide Züge der letzten Lebensjahre nicht verschweigen, gehören m.E. Büntig, 011endorff und Lowen (vgl. Bioenergetik 24–26).
Vgl. Grunberger/Chasseguet-Smirgel: Freud oder Reich?
Vgl. dazu Reich, Durchbruch der Inzestschranke. Die weitgehenden Parallelen dieser vor dem Seminar für Sexuologie vorgetragene Fallgeschichte mit eigener Vergangenheit verleiten zur Vermutung, es handle sich bei der Fallgeschichte um ein Stück verfremdeter Selbstanalyse oder eines Versuchs dazu.
Vgl. Reich, Orgasmus 31–36.
Ebd. 32.
Vgl. Reich, Libidobegriffe; vgl. Reich, Orgasmus 36–39, wo Reich jene Arbeit a posteriori etwas sehr frei zusammenfasst. So schreibt er 1942, er habe gefunden: “Freuds “Libido” ist und kann nichts anderes sein als die Energie des Sexualtriebes. Sie könnte vielleicht einmal zu messen sein. Ich gebrauchte das Gleichnis der Elektrizität und ihrer Energie (von dem in “Libidobegriffe” nichts zu finden ist, Verf.) völlig unbewusst, ohne zu ahnen, dass ich sechzehn Jahre später das Glück haben würde, die Identität von bioelektrischer und sexueller Energie nachzuweisen” (ebd. 39).
Vgl. das Freud — Zitat in Reich, Libidobegriffe 118.
Ebd. 119.
Reich, Orgasmus 43.
Ebd.
Vgl. ebd. 40f.
Vgl. Reich, “Peer Gynt”. Fleissig und im zeitlichen Abstand brav orthodox muten Reichs Einzeluntersuchungen am Text und seine psychoanalytischen Deutungsversuche an. Interessanter und eigenständiger lesen sich Reichs Erwägungen zum Verhältnis von Dichter und Kunstwerk (vgl. ebd. 62–74), besonders sein Versuch einer psychoanalytischen Hermeneutik von Kunstwerken (vgl. ebd. 73f.). Biographisch von Interesse und wiederum programmatisch tönt die folgende Passage aus seinem psychoanalytischen Einstandsvortrag: “Ich erinnere an den regelmässigen Vorwurf, der der Psychoanalyse von Gegnern gemacht wird, immer und überall finde sie den Ödipuskomplex, diese und jene Erotik etc., und daran, dass der “Vorwurf” insofern trifft, wenn man damit meint, wir seien in jedem Fall bereit, auf die durch phylogenetische Entwicklung sozusagen dispositionell gewordene typische Konflikte zu stossen. Sicher sind wir das und weiters auch gar nicht überrascht, aber ist in dem Auffinden der typischen Komplexe schon dem Arzt das Verständnis oder dem Patienten die Heilung gegeben? Es wird nicht bedacht, dass nicht dies, sondern die Quantität massgebend ist und nur von diesem Standpunkt aus Verständnis einer Neurosenstruktur und Heilung möglich ist! Ebenso: Dass einer Dichtung infantile Triebregungen zugrunde liegen, ist bisher zur Genüge bewiesen worden, wie stark energiebesetzt und welche in jedem speziellen Falle — das ist die grosse Frage!” (ebd. 63). Zu seiner Faszination durch die Figur Peer Gynts vgl. Reich, Orgasmus 45–50.
Schon der Titel verrät Reichs Ausrichtung auf die offenen Fragen damaliger Psychoanalyse. Vgl. die Zusammenfassung in Reich, Trieb-Energetik 166f.: ihr zufolge ist es der Sexualtrieb, der, in assoziativen Verknüpfungen mit Lustvorstellungen stehend, innere Sekretionen und erogene Organe erregt, was als Lustgefühl wahrgenommen werde. — “Der Sexualtrieb ist funktionell die motorische Seite aller in der Onto- und Phylogenese erlebten Lustgefühle, psychologisch ein Ausdruck des Gedächtnisses für bereits empfundene Lust” (ebd. 166). Die Libido sexualis sei ein Massstab der Intensität des Sexualtriebes. “Problem und Fragestellung verschiebt sich somit vom Trieb weg auf die psychologische und funktionelle Eigenart der Sexuallust, wiedererlebt werden zu müssen. In den Bereich dieses neuen Problems fällt die Frage nach dem Wie und Ob spezifischer Sexualstoffe” (ebd. 166f.).
Vgl. dazu Reichs Klagen über die therapeutischen Misserfolge bei der Widerstandsanalyse jener Zeit in Reich, Orgasmus 52–54; vgl. auch ebd. 58–60.
Reich, Genitalität 173; vgl. dort auch Anm. 9: “Man dürfte in der Analyse von Heilung nur sprechen, wenn der Patient in subjektiver und sozialer Beziehung wiederhergestellt, unfähig zur Rezidive ist (Federn) und der Fall weitgehendste Lösung sämtlicher Libidoanteile erfahren hat” (ebd. 174). Vgl. auch die auf dem Salzburger Kongress 1924 vorgetragenen “Weiteren Bemerkungen” Reichs, in denen er die in “Genitalität” vorgetragenen Vermutungen erhärtet und weit weniger vorsichtig statuiert: “Die Tatsachen sprechen ganz eindeutig für die Funktion der genitalen Libido als libidinöser Haftpunkt in der Realität, als Schutz gegen Rezidive” (Reich, Weitere Bemerkungen 226). Der Aufsatz schliesst: “Je genauer wir aber die Bedingungen der Erkrankung und die des Gesundbleibens kennen werden, desto gründlicher und von desto besseren Erfolgen gekrönt werden unsere Heilbemühungen sein” (ebd. 230).
Reich, Orgasmus 72.
Ebd. 73. Dass letzteres allgemein als Missstand empfunden wurde, zeigt die von Freud am Berliner Kongress 1922 gestellte Preisaufgabe zur Klärung des Verhältnisses von Theorie und Therapie (vgl. ebd. 60f.). Reich dazu 1942: “Die charakteranalytische Vegetotherapie von 1940 ist die Antwort auf die Fragestellung der Psychoanalyse von 1922” (ebd. 61).
Vgl. Reich, triebhafter Charakter 246–248, dazu auch die Parallelen der Krankengeschichten in Reich, Orgasmus 74–78.
Vgl. ebd. 285–290. Von daher werden Reichs spätere Erziehungsschriften und seine berühmten Sexpol-Publikationen in ihrer Motivation verständlich.
Ebd. 316. Vgl. auch die Berichte über therapeutische Schwierigkeiten, über notwendige Modifikationen der Technik (vorerst oft erzieherisches Eingreifen) im Schlusskapitel (ebd. 331–340) und die Berufung der Psychoanalyse, mit der Neuroseprophylaxe “unter besseren Bedingungen als heute an der Befreiung vom neurotischen Elend mitzuwirken”(ebd. 340).
1922 trat Reich in die Sozialistische Partei Usterreichs ein. Von ihr enttäuscht trat er 1927 zur KP über. Im Rahmen seiner neuroseprophylaktischen, mentalhygienischen Ausrichtung schrieb er 1928 “Menschen im Staat”, 1929 “Sexualerregung und Sexualbefriedigung”, 1930 “Geschlechtsreife, Enthaltsamkeit, Ehemoral”, 1931 “Wenn dein Kind dich fragt” und 1932 “Der sexuelle Kampf der Jugend” und “Der Einbruch der Sexualmoral”. In Moskau erschien 1929 sein diesbezüglich interessantestes Buch jener Periode unter dem Titel “Dialektischer Materialismus und Psychoanalyse”. Im gleichen Jahr gründete Reich in Wien eine Sexualberatungsklinik und die “Sozialistische Gesellschaft für Sexualberatung und Sexualforschung”. Im Sommer reiste er nach Moskau, wo er mit der psychoanalytisch orientierten Pädagogin Vera Schmidt zusammenkam. Nach seinem Umzug nach Berlin fand Reich Anschluss an einen Kreis damals dialektisch — materialistisch orientierter Psychoanalytiker (Fromm, Bernfeld, Fenichel, Horney). Er hielt Vorlesungen an der “Marxistischen Arbeiter — Schule “ (MASCH) und gründete im Einverständnis mit der KPD den “Deutschen Reichsverband für proletarische Sexualpolitik”. 1931 gehörte er zu den Gründern des “Verlags für Sexualpolitik” (SEXPOL). In die Reihe der politisch motivierten Publikationen Reichs gehört auch die 1933 erschienene “Massenpsychologie des Faschismus”. Durch seine Bücher und die Aktivitäten der Sexpol-Bewegung wurde das Verhältnis zwischen Reich und der KPD immer angespannter. Seine Bücher wurden schliesslich von der KP verboten, und 1933 wurde Reich aus der Partei ausgestossen. Reich sollte sich später als Ausdruck seiner Paranoia zu einem bitteren Antikommunisten entwickeln; der materialistischen Grundlegung seiner Theorien sollte er aber mehr als verpflichtet bleiben.
Vgl. Teil 3.2.2.3.2.
Diese Publikation ist in der veränderten, zweiten Auflage unter dem Titel “Genitalität in der Theorie und Therapie der Neurosen” als Band 2 der “Frühen Schriften” zugänglich. Reich hat seinem 1942 erschienen ersten Doppelband von “Die Entdeckung des Orgons”, einer Art wissenschaftlicher Autobiographie, denselben Titel “Die Funktion des Orgasmus” gegeben, um die Kontinuität und den Ausgangspunkt seiner wissenschaftlichen Bemühungen hervorzuheben. Diese Duplizität ist verwirrend und gibt zu Verwechslungen Anlass. Ist heute von “Reichs Orgasmus Buch” die Rede, ist gemeinhin das spätere, populärere Werk gemeint. Dem Charakter der “Autobiographie” des Wissenschafters Reich entsprechend ist sachlich viel Theoretisches in Reich, Orgasmus, Wiederholung von früher Publiziertem. Bezüglich der beiden gleich lautenden Büchern finden sich sachliche Parallelen besonders im 5. Kapitel von Reich, Orgasmus: “Die orgastische Potenz” (Reich, Orgasmus 88–100) findet sich sachlich in: Reich, Funktion 30–45. “Die Sexualstauung als Energiequelle der Neurose” (Reich, Orgasmus 100–105) in: Reich, Funktion 82–120. “Destruktion, Aggression und Sadismus” (Reich, Orgasmus 136–143, auch Passagen von 218–221) in: Reich, Funktion 182–189. Allgemein kann gelten, dass Reich in seinem späteren Werk die Beschreibung und Qualifizierung des “normalen” Orgasmus und der “orgastischen Potenz” aus seinem früheren Werk übernahm.
Reich, Funktion 85; der Terminus ist übrigens Programm einer damals revolutionären Kindererziehung.
Ebd.
Ebd. 85f.
Ebd. 86.
Ebd.
Ebd.
Ebd. 87.
Ebd.
Vgl. ebd. 88: “Man überzeugt sich, dass der seelische Konflikt, der ursprünglich nichts Pathologisches an sich zu haben braucht, zu einem neurotischen mit allen seinen Konsequenzen erst dann wird, wenn die Sexualstauung hinzukommt, d.h. sobald die Energiequelle für die Symptombildung geschaffen wird.” Vgl. ebd. 50: “Die Frage, woher die Neurose aktuell fortdauernd gespeist wird, war (in der damaligen Psychoanalyse, Verf.) weder gestellt noch beantwortet.” Die “Beseitigung” der Störung der Genitalfunktion “ist zufolge ihrer Beziehung zum neurotischen Prozess bei der Therapie der Neurosen entscheidend” (ebd.). Vgl. ebd. 228f.: “Es kann nicht länger verhehlt werden, dass der Sublimierung als Ausweg aus der Neurose ... nicht die Bedeutung zukommt, die ihr im allgemeinen zugeschrieben wird. Das Abreagieren ist nur eine momentane und keine umfassende Konfliktlösung ... . Auch das Bewusstwerden der unbewussten Konflikte ist nur eine Vorbedingung der Konfliktlösung und die intellektuelle Entscheidung ... reicht nicht aus, um die endgültige Umordnung der Triebe zu erzielen, d.h. die charakteriologische Reaktionsbasis, auf der sich die Neurose aufbaut, zu beseitigen. Ein, vielleicht das wesentlichste (weil aktuellste), Stück dieser Reaktionshasis ist die Stauungsneurose.”
Ebd. 50.
Ebd. 53; vgl. die Erhärtung der These durch die “klinische Erfahrung” ebd. 5 1–53.
Ebd. 30.
Ebd.
Ebd. 31, vgl. ebd. 1 1 6.
Ebd. 42.
Vgl. ebd. 36–42; vgl. Reich, Orgasmus 94–98.
Reich, Funktion 42.
Ebd.
Ebd.
Ebd. Das Universalisierende und Ursprungsmythische an Reichs letzter Aussage lässt vermuten, dass sie einen Nachtrag der zweiten Auflage darstellt.
Vgl. Teil I “die orgastische Potenz”. Im Unterschied zur Erstauflage beginnt das Buch mit dieser “Naturfunktion der orgastischen Potenz”, dem “Kern der Reich’schen Orgasmustheorie” (so die Herausgeber ebd. 12). Ursprünglich habe Reich mit dem “neurotischen Konflikt” (vgl. ebd. Teil II) angesetzt und so Orgasmus noch nicht als “Naturfunktion”, sondern vielmehr als Funktion von Gesundheit zu fassen versucht.
Vgl. die allgemeine “Herabsetzung der orgastischen Potenz” (ebd. 57–60); die “Zersplitterung des Orgasmus” in ihren Zusammenhängen mit den Neurasthenien (ebd. 60–69); die “absolute orgastische Impotenz” in jenen mit der Angst (ebd. 69–80) und “die Sexualerregung bei der Nymphomanie” mit der Folge unzureichenden Span- nungsabbaus (ebd. 80f.) bezüglich der eigentlichen Orgasmusstörungen und die “Formen der genitalen Impotenz” (hysterische, zwangsneurotische, die der hypochondrischen Neurasthenie und bestimmter Formen der eiaculatio praecox) bezüglich der traditionell so genannten Psychoneurosen (ebd. 121–161). Dieses Kapitel belegt deutlich Reichs Durchhalten der energetischen gegenüber der “psychologischen” Ausrichtung. Vgl.: “Unsere Untersuchungsergebnisse zwingen jedoch den Schluss auf, dass ein “Sprung vom Seelischen ins Körperliche” gar nicht angenommen werden kann” (ebd. 123) in der Funktion der Frontstellung gegen Freuds zweite Angsttheorie.
Vgl. ebd. 163. Damit stellen sich ihm erneut die schwierigen Fragen des weiblichen Ödipuskomplexes (Objektwechsel, Verschiebung der erogenen Leitzone), die sich durch das ganze 6. Kapitel durchziehen.
Vgl. Reich, Orgasmus 103f. Grunberger/Chasseguet-Smirgel interpretieren diese Eigenheit Reichs als versteckte “Verneinung der infantilen Sexualität”. “Die sogenannte sexuelle Ätiologie der Neurosen bei Reich ist in Wirklichkeit eine genitale Ätiologie. Es handelt sich in der Tat um eine Regression in Bezug auf die erweiterte Vorstellung der Sexualität bei Freud” (Grunberger/Chasseguet-Smirgel, Freud oder Reich? 91).
Vgl. Reich, Funktion 169 und ebd. 210f.: “Man darf ... ausser acht lassen, dass sämtliche prägenitalen Organisationen, individuell verschieden stark das genitale Primat ständig begleiten (Freud). Sie greifen störend ein und drängen zur ausschliesslichen Befriedigung im Sinne der Perversion, wenn sie nicht befriedigt werden. ... Der Geschlechtsakt selbst ist geeignet, den verschiedenen psychosexuellen Ansprüchen zu genügen, wenn die drängende infantile Sexualtiät von Verdrängungen wenig beeinflusst ist und sich, soweit sie nicht charakteriologisch oder in Sublimierungen verarbeitet wurde, in den Strom des Sexualerlebens ergiessen darf”.
Ebd. 170.
Ebd. 167.
Ebd. 180.
Vgl. hier und für das Folgende Teil 3.2.6 und etwa Freuds spätes Eingeständnis über die “Bedeutung des quantitativen Faktors”: “... wieder werden wir daran gemahnt, dass die Analyse nur bestimmte und begrenzte Mengen von Energien aufwenden kann, die sich mit den feindlichen zu messen haben. Und als ob der Sieg meist bei den stärkeren Bataillonen wäre” (Freud, Endliche und unendliche Analyse 85).
Reich, Funktion 99.
Ebd. 189.
Ebd. 182.
Vgl. ebd. 189.: “Am Grunde all dieser komplizierten seelischen Reaktionen wirkt die aktuelle Quelle aller neurotischen Phänomene, die Sexualstauung”. Zur “gestauten Libido” vgl. auch ebd. 230. Zu Reichs Konzeption der Angst in ihren Beziehungen zum vasovegetativen System s. Reich, Funktion 89 – 1 20; vgl. Reich, Orgasmus 118–122.
Reich, Funktion 189; vgl. Reich, Orgasmus 21 8–222; vgl. Reich, Charakteranalyse 242–285.
Reich, Funktion 99; was folgt, tönt wie ein Reich’sches Programm der folgenden 15 Jahre seiner Arbeit. “Hier harrt der physiologischen Chemie eine Fülle hoffnungsvoller Arbeit” (ebd.).
Vgl. ebd. 214–217; vgl. auch 219f.
Ebd. 229.
Ebd. 226.
Ebd. 227.
Mit der “Beseitigung der Angst vor Triebbefriedigung” (ebd. 229) ist allerdings ein möglicherweise recht unanalytisches Vorgehen und Angehen der Neurose vor Augen, ebenso in abgewehrter Form die Heilung auf organischem Weg im folgenden Zitat. Beides weist in spätere Phasen Reichs.
Ebd. 233f.
Ebd. 234.
Ebd. 234f.
Ebd. 235; — ein versöhnlicher Vorschlag zur ergänzenden Bruderschaft von Organotherapie und Psychoanalyse?
Im Zeitraum zwischen 1927 und seinem Ausschluss aus der psychoanalytischen Vereinigung 1934. Zu Reichs wichtigen politischen Aktivitäten und Publikationen dieser Zeit vgl. Anm. 284.
Büntig berichtet von lobenden Worten Abrahams, Kronfelds und Hirschmanns. Freud selbst soll den Empfang des Manuskriptes mit den spöttischen Worten: “So dick?” quittiert haben (vgl. Büntig, Reich 389).
Freud/Andreas-Salomé 191 (Brief vom 9.5.1928).
Vgl. 011endorff, Reich 35f.
Vgl. Grunberger/Chasseguet-Smirgel: Freud oder Reich? 73.
Büntig, Reich 389.
Reich, Orgasmus 112.
Ebd. III.
Vgl. ebd. 187: Freuds Schüler “trugen die konservativen Bindungen dieser Welt in ihre Organisation, und ohne Organisation konnte Freuds Werk nicht existieren. Einer nach dem anderen opferte die Libidotheorie oder verflachte sie. Freud wusste, wie schwierig es ist, die Libidotheorie zu vertreten. Doch er durfte im Interesse der Selbsterhaltung und der Sicherung der Bewegung nicht sagen, was er allein in einer ehrlicheren Welt sicher verfochten hätte. Er war mit seiner Wissenschaft weit über den engen Rahmen des traditionellen Bürgertums hinausgegangen. Seine Schule zog ihn wieder hinein. Freud wusste, dass ich 1929 in meinem jugendlich wissenschaftlichen Eifer recht hatte. Dies zugeben hätte bedeutet, die halbe Analytikergeneration zu opfern”.
Vgl. 011endorff, Reich 35f. In den Zusammenhang dieser Ubertragungen wird oft auch Reichs späteres Bemühen um die Krebstherapie (Krebs als Produkt der Sexualstauung) eingeordnet. Als Ausdruck einer Reaktionsbildung habe er als Verstossener und triumphierend zurückkehrender Sohn dem kranken Vater Heilung bringen wollen.
Vgl. ebd. 36.
Vgl. ebd. 55f.
In den Augen von Annie Reich und anderen Psychoanalytikern reichen die Anfänge eines “zersetzenden Prozesses” in Reichs Leben, seine Paranoia, zurück in die Zeit der Ausheilung seiner Lungentuberkulose, in die Zeit der Abfassung von “die Funktion des Orgasmus” und der erlittenen Zurücksetzung bei der Aufnahme dieses Werkes (vgl. ebd. 37).
Reich, Orgasmus 181. Zu Reichs Sicht der Neuroseprophylaxe und der sozialen Ursache der Sexualverdrängung vgl. ebd. 167–215.
Reich, Orgasmus 201.
Ebd.
Ebd. 200.
Ebd. 201.
Vgl. ebd. 1 99–201; vgl. Büntig, Reich 400; vgl. 011endorff, Reich 44. Vgl. auch: Reich, Charakteranalyse 17f. Géza Roheim widersprach Malinowski in teilweiser Übernahme der psychoanalytischen Fassung der universalen Struktur des Ödipuskomplexes (vgl. ebd.).
Die Tänzerin und bekennende Kommunistin Elsa Lindenberg wurde für die nächsten Jahre die Gefährtin Reichs (vgl. 0l1endorff, Reich 49).
Er liegt in etwas veränderter Form im “masochistischen Charakter” (in: Charakteranalyse 242–285) vor. In Weiterführung seiner Positionen aus “Die Funktion des Orgasmus” führte Reich den Masochismus auf eine Reaktion auf die Strafangst und die Lustangst (Angst zu sterben oder zu platzen) zurück. Beides waren Phänomene, die mit Wegen und Irrwegen der einen Libido für Reich erklärbar wurden. So richtete sich der Artikel gegen Freuds Triebdualismus: “Man darf ... behaupten, dass mit der Wiedereinreihung des Problems des Masochismus in den Rahmen des Lust-Unlust-Prinzips sich der Weg zur Klärung der Restfragen, der durch die Todestriebhypothese verlegt war, leicht wird finden lassen” (Reich, Masochistischer Charakter 285).
Vgl. ebd. 242f.; vgl. Büntig, Reich 403.
In London traf Reich mit Malinowski zusammen. Sein Gegenspieler auf analytischer Seite war Ernest Jones, der sehr massgeblich in Londoner Analytikerkreisen war. Dies mag zur Weiterreise Reichs beigetragen haben (vgl. 011endorff, Reich 49f.).
Bis 1939 arbeitete Reich mit seiner Gefolgschaft nach seinem Modell der “arbeitsdemokratischen Organisation” teils im Labor des Psychologischen Instituts der Universität Oslo, teils nach der Art skandinavischer Volksbildung: man machte Zeltlager, die etwas an den “Wandervogel” erinnern.
Vgl. Büntig, Reich 403; vgl. 011endorff, Reich 44f.
Jones, Freud, Volume 3, 191: “It was on this occasion that Wilhelm Reich resigned from the association. Freud had thought highly of him in his early days, but Reich’s political fanaticism had led to both personal and scientific estrangement”.
Vgl. 011endorff, Reich 53f. “Es muss ... betont werden, dass Reich tatsächlich und ohne Zweifel aus der Internationalen Psychoanalytischen Vereinigung ausgestossen wurde. ... Er wäre unter keinen Umständen freiwillig ausgetreten, und er hat das auch bei vielen Gelegenheiten versichert” (ebd. 54).
Vgl. Büntig, Reich 404; vgl. Reich, Orgasmus 256f.
Die hier bibliographisch so genannte “Charakteranalyse” enthält nur Teile, die vor 1933 geschrieben wurden. Die späteren, in der 3. veränderten Auflage von 1971 enthaltenen Arbeiten erhielten als Titel ihre Überschrift und wurden, falls verwendet, bibliographisch gesondert aufgeführt. Die “Charakteranalyse” hat, wie so oft bei Reich, ihren programmatischen Vorgänger. 1927 war die Schrift “Über Charakteranalyse” erschienen (vgl. Teil I/IV der “Charakteranalyse” 64–139). Teile der “Charakteranalyse” waren schon früher als Aufsätze in der “Internationalen Zeitschrift für Psychoanalyse” veröffentlicht worden, so 1927 “Zur Technik der Deutung und der Widerstandsanalyse” (vgl. Teil III der “Charakteranalyse” 44–59), 1929 “Der genitale und der neurotische Charakter” (vgl. Teil II/II der “Charakteranalyse” 188–212) und 1932 “Der masochistische Charakter” (vgl. Teil II/V der “Charakteranalyse” 242–287).
Büntig, Reich 403.
Vgl. Reich, Charakteranalyse 141; vgl. Reich, Ausdruckssprache 408.
Vgl. Reich, Charakteranalyse 38f.: “Das letzte therapeutische Agens ist somit ein organischer Prozess im sexuellen Soffwechselhaushalt, der mit der Sexualbefriedigung im genitalen Orgasmus verbunden ist und mit der Behebung der Aktualneurose, des somatischen Kernes, auch die Grundlage des psychoneurotischen Überbaus beseitigt...”. Als Therapieziel galt von daher: “Herstellung des genitalen Primats nicht nur theoretisch, sondern faktisch, das heisst: der Patient muss durch die Analyse zu einem geordneten und befriedigenden Genitalleben gelangen — wenn er gesund werden und bleiben soll” (ebd. 39; vgl. die technisch-praktische Durchführung in den letzten Phasen ebd. 136–138).
Sie “bildet die Grundlage für die Ordnung des Libidohaushaltes” (ebd. 160). “Als Prototyp der zulänglichen” Mittel der Angstbindung “erweisen sich die genitalorgastische Befriedigung der Libido und die Sublimierungen, als unzulängliche alle Arten der prägenitalen Befriedigung und die Reaktionsbildung” (ebd. 195).
Bei der Aktualangst erledigt sich orgastisch nicht nur die Stauung, sondern mit ihr auch der “Kern der Neurose” (ebd. 139); vgl. auch ebd. 38.
Die im Charakter “eingefrorene” Reaktion auf den Affekt soll sich zu einem “affektiven Erlebnis” (ebd. 156) durchringen, respektive therapeutisch ermöglicht werden. Vgl. auch ebd. 140: “Da durch die charakteranalytische Auflockerung der narzisstischen Schutzmechanismen nicht nur vehemente Affekte ausgelöst werden, sondern der Patient auch eine Zeitlang in eine mehr oder weniger hilflose Situation gerät, kann sie nur von” besonders qualif zierten “Therapeuten schadlos ausgeübt werden...”.
Ebd. 31.
Ebd. 33.
Ebd.
Vgl. ebd. 35–37.
Ebd. 44f.; vgl. das Bemühen, an traditionelle Formulierungen anzuknüpfen.
Vgl. ebd. 64.
Ebd. 51.
Vgl. ebd. 164.
Vgl. ebd. 52.
Vgl. ebd. 49, 89f., 104f.
Vgl. ebd. 52–55.
Vgl. ebd. 220f.: “Es ist offenbar ein und dasselbe Stück unbewusster, infantiler Struktur doppelt erhalten und doppelt zum Ausdruck gebracht: in dem, was das Individuum tut, spricht, denkt, und in der Art, wie es tut, spricht, denkt. Es ist interessant genug um sehr genau vermerkt zu werden, dass die Analye des “Was”, trotz der Einheit von Inhalt und Form das “Wie” unberührt lässt, dass sich dieses “Wie” als der Schlupfwinkel der gleichen seelischen Inhalte entpuppt, die im “Was” bereits aufgelöst oder bewusst gemacht schienen, und dass schliesslich die Analyse des “Wie” die Affekte besonders wirksam entbindet”. In dieser Orientierung trifft sich Reich mit frühen Ansätzen Ferenczis, der Beobachtung der “passageren Symptombildungen” etwa (vgl. Pt. 4.5.2; vgl. Balint, Experimente). Für Reich wurde sie ab 1925 massgeblich, Ferenczi hatte sie schon 1911 beschrieben. Ihr Einbezug mag unter dem Titel “Intuition” oder “Analysekunst” schon länger Allgemeingut gewesen sein. Neu ist Reichs Versuch der Konzeption der Beobachtungen als “Charakter”. Ganz allgemein fallen mannigfaltige technische und theoretische Berührungspunkte zwischen Ferenczi und Reich auf, die hier nur erwähnt, nicht aber auf jeweilige Einflüsse und Konkurrenz hin untersucht seien (vgl. z.B. Reich, Charakteranalyse 53).
Ebd. 173.
Vgl. ebd. 54.
Vgl. ebd. 77.
Solche Deutung verhindert rein intellektuelles, affektarmes Deutungsspiel (im Dienste der Abwehr): vgl. ebd. 72: “Geht man, ohne diese seine Art zu beachten, nur auf das ein, was er bringt, so wird — erfahrungsgemäss — keine analytische Bemühung oder Klärung seinen Zustand ändern. Er wird vielleicht sogar seinen Hass gegen den Vater erinnern, aber er wird ihn nicht erleben, wenn man ihm nicht in der Übertragung konsequent den Sinn seiner täuschenden Haltung deutet, ehe man mit der tiefen Deutung des Vaterhasses einsetzt”.
Vgl. ebd. 52; ebd, 77; ebd. 103–105.
Vgl. ebd. 65f.
Ebd. 174.
Ebd. 73.
Ebd. 70.
Vgl. ebd. 218.
Vgl. ebd. 141; vgl. ebd. 74: “Ökonomisch dient sowohl der Charakter im gewöhnlichen Leben als auch der Charakterwiderstand in der Analyse der Vermeidung von Unlust, der Herstellung und Aufrechterhaltung des psychischen (wenn auch neurotischen) Gleichgewichts und schliesslich der Aufzehrung verdrängter oder der Verdrängung entgangener Triebquantitäten. Bindung frei flottierender Angst oder, was dasselbe von anderer Seite betrachtet bedeutet, Erledigung gestauter psychischer Energie ist eine seiner kardinalen Funktionen”. — Der Anschluss der Charakterlehre an die Ökonomik der Angst (vgl. ebd. 192) und die Lehre vom Libidostau (vgl. ebd. 178) ist damit hergestellt.
Ebd. 175; vgl. ebd. 174: “Die Psychoanalyse dieser verschiedenen Charaktere kann nachweisen, dass es sich nur um verschiedene Formen einer Panzerung des Ichs gegen die Gefahren der Aussenwelt und die verdrängten Triebansprüche des Es handelt”.
Vgl. ebd.; vgl. von daher die Ermöglichung einer “charakteranalytischen Neurosenlehre” in Teil II/IV, ebd. 222–242; vgl. auch: Reich, Masochistischer Charakter.
Reich, Masochistischer Charakter 283.
Dieser Vortrag liegt — wohl etwas verändert und ergänzt — als Reich, Kontakt, vor. Nach ihm wird im Folgenden zitiert.
Reich, Kontakt 344.
Ebd. 344f.
Die Brechung des Charakterwiderstandes durch aktuelle Widerstandsdeutung ist Voraussetzung zum Durchbruch von infantilem Material, dessen Deutung den Widerstand auflöst. Vgl. Reich, Charakteranalyse 77.; vgl. auch ebd. 104f.: “Der Regel Freuds, den Patienten vom Agieren zum Erinnern, vom Aktuellen zum Infantilen zu bringen, muss angefügt werden, dass vorher das chronisch Erstarrte in der aktuellen Übertragungssituation zu neuem lebendigem Sein gelangen muss, wie man etwa eine chronische Entzündung dadurch heilt, dass man sie zunächst durch eine Reiztherapie in akute verwandelt”. — Man beachte die alte Denkfigur der antiken, medizinischen Katharsis als Sollicitation, die Isonomie mit einem homöopatischen Mechanismus herstellt. Vgl. ebd. 105: “Die Widerstandstechnik hat also zwei Seiten: Erstens die Erfassung des Widerstandes aus der aktuellen Situation durch Deutung seines aktuellen Sinnes, zweitens die Auflösung des Widerstandes durch Verknüpfung des nachströmenden infantilen Materials mit dem Aktuellen. ..so wird der Widerstand aus einem Hemmnis der Analyse in therapeutischer Hinsicht ihr mächtigstes Hilfsmittel”.
Vgl. ebd. 76: “Bei dieser Distanzierung und Objektivierung des neurotischen Charakters zeigt sich überraschenderweise, dass sich die Persönlichkeit — zunächst vorübergehend — verändert, und zwar taucht bei fortschreitender Charakteranalyse automatisch diejenige Triebkraft oder Wesensart unverhüllt auf, aus der der Charakterwiderstand in der Übertragung hervorging... . So gelangen wir mit der Analyse des Charakterwiderstandes direkt zum Zentrum der Neurose, zum Ödipuskomplex”.
Die “einer wohlherechneten psychischen Operation gleichende(n) Charakteranalyse” löst “durch die charakteranalytische Auflockerung der narzisstischen Schutzmechanismen nicht nur vehemente Affekte” aus, sondern der Patient gerät “auch eine Zeitlang in eine mehr oder minder hilflose Situation” (ebd. 140).
Durch seine ökonomische Grundausrichtung verspricht sich Reich besonders eindringlich Remedur von den wiedererweckten Affekten. Sie sind Medium und Leitlinie seiner therapeutischen Bemühungen und ihr Durchbruch ist ihm hilfreich bei der Überwindung der die Analyse störenden Affektlahmheit oder des braven freien Assoziierens und Zur-Kenntnis-Nehmens von Deutungen im Dienst der Abwehr. Etwas verräterisch lesen sich die folgenden Sätze Reichs, die in diesem Zusammenhang ein Licht auf sein Selbstkonzept als Analytiker werfen. Passagere Impotenz während der Analyse verhilft zu Krankheitseinsicht: “Der Patient ist nun gezwungen, sich der Analyse ganz auszuliefern, er beginnt dann im Analytiker auch den Retter aus der Not zu sehen, den einzigen, der ihn auch gesund machen kann” (ebd. 157). Oder: “So wollte ich vermeiden, dass meine hauptsächlichen Deutungen verpufften” (ebd. 123). — Unerwartet autoritäre Äusserungen für den Verfasser der “Massenpsychologie”!
V gl. ebd. 195.
Das Faktum und das Verständnis der sogenannten “negativen Übertragung” spielt versteckt eine grosse Rolle bei den Streitfragen “Todestrieb” oder “therapeutische Misere”. Reich weigert sich, Freuds Theorien zu übernehmen und rechnet zum vornherein mit einer negativen Übertragung, die geduldig aktuell als Charakterwiderstand gedeutet wird. Nach geglückter und fortlaufender Analyse der prägenitalen Konflikte — nach der “Phase des Zusammenbruchs des sekundären Narzissmus” (ebd. 155) — etabliere sich aber automatisch mit keimenden genitalen Strebungen eine positive Übertragung, mit der zu arbeiten und die Analyse zu beenden sei. Dabei wird sie nicht wirklich aufgelöst, sondern die Übertragung werde auf ein reales Objekt übertragen, “das den Bedürfnissen der Patienten entspricht” (ebd. 160). Vgl. dazu ebd. 145–163.
Ebd. 153.
Vgl. ebd. 177: “Ist die charakterliche Panzerung auf der einen Seite Folge und bestimmte Erledigungsart des kindlichen Sexualkonflikts, so wird sie unter den Bedingungen, denen die Charakterbildung in unseren Kulturkreisen unterliegt, in der Mehrzahl der Fälle Grundlage späterer neurotischer Konflikte und Symptomneurosen; sie wird zur charakter-neurotischen Reaktionsbasis”.
Zur Affinität von Prägenitalität zur Reaktionsbildung, bzw. von Genitalität zur Sublimierung vgl. ebd. 205–212.
Ebd. 143.
Ebd.
sc. durch weitgehende quantitative Änderungen als Resultate der Charakteranalyse, “die qualitativen gleichkommen” (ebd. 144).
Ebd.
Vgl. z.B. Reich, Ausdruckssprache 408.
Reich, Orgasmus 260; vgl. Reich, Orgasmus 233: “Die charakterlichen Panzerungen erschienen nun als funktionell identisch mit muskulärer Hypertonie”.
Reich, Kontakt 390.
Reich, Ausdruckssprache 349 (2. Fussnote, 1945).
Reich, Krebs 20.
Vgl. Reich, Orgasmus 311–316.
Vgl. z.B. Reich, Krebs 207f.
Vgl. ebd. 208: “Die Orgontherapie ist demzufolge weder psychische noch physiologisch-chemische, sondern biologische Therapie an Störungen der Pulsation des Lebensapparates”. Das Konzept des psycho-physischen Parallelismus wird so von Reich modifiziert zu einem Modell funktioneller Polaritäten bei gemeinsamer energetischer Basis.
Reich, Orgasmus 233.
Vgl. ebd. 222–227.
Vgl. ebd. 246.
Ebd. 245; vgl. Reich, Krebs 29: “ Die Orgasmusformel entpuppt sich als die Lebensformel schlechthin”.
Reich, Orgasmus 236; vgl. Reich, Krebs 27. Man beachte, dass an dieser Stelle das phänotypische Urbild des Orgasmus modifiziert wird zu einem Konzept des fundamentalen Mechanismus der “Orgasmusformel”, die — an die antike Kenosis der Katharsis mahnend — in allem Lebendigen als “Lebensformel” wirkt.
Reich, Orgasmus 234.
Ebd. 246.
Vgl. ebd. 246–257.
Ebd. 255f.
Vgl. ebd. 256; vgl dazu die Nähe zu Perls’ “Konzept der homöostatischen organismischen Selbstregulierung” in Teil 5.1.2.
Reich, Ausdruckssprache 411.
Vgl. Reich, Orgasmus 267–283, bes. 275f. und 282; vgl. Reich, Ausdruckssprache 419–422; 444–451.
Vgl. ebd. 417; vgl. Reich, Orgasmus 296, 300f.
Ebd. 233.
Ebd. 259. Vgl. Reich, Kontakt 397: “... so zwingt sich der Schluss auf, dass die chronische Muskelhypertonie eine Bremsung jeder Art von Erregungsströmung (Libido, Angst, Aggression), zumindest eine weitgehende Verminderung der vegetativen Strömungen darstellt.”
Reich, Orgasmus 258.
Ebd. 259. Die anklingende Polemik gegen die Psychoanalyse wird nun bei Reich offener und deutlicher. Auf dem Hintergrund ihres therapeutischen Ungenügens richtet sie sich nicht zuletzt gegen das langwierige und nun als unnötiger Umweg erscheinende Instrumentarium der Deutung und Sinnerhellung. — “Das Lebendige funktioniert bloss, es hat keinen ‘Sinn’” (ebd. 227, vgl. ebd. 270). Reich war zu einer “Auffassung des seelischen Apparats” gelangt, die nunmehr “nicht psychologischer, sondern biologischer Art” (ebd. 124) war.
Ebd. 258.
Reich, Ausdruckssprache 425. Dieses Modell Reichs ist späteren Datums. Technischtherapeutisch orientierte er sich aber schon bei der Vegetotherapie an der Idee von quer zur Längsachse des Körpers angeordneten erstarrten Muskelkomplexen (vgl. Reich, Orgasmus 261–266).
Zur folgenden Darstellung der Panzersegmente, ihrer Zuordnung zu bestimmten Emotionen und zur Technik ihrer Auflösung vgl. Reich, Ausdruckssprache 422–443; Reich, Orgasmus 261–310.
Reich, Ausdruckssprache 439: “Wir sind nicht mehr in der Lage, die Bewegungssprache in die Wortsprache zu übersetzen, wenn sich die Panzerung des Zwerchfellsegments löst”. Einerseits liest man bei Reich solche Äusserungen zur “Sinn”-losigkeit der biologischen Ausdrucksbewegung, anderseits stösst man doch immer wieder auf Versuche, den Bewegungsausdruck zu verstehen.
Ebd.; vgl auch: ebd. 420f.; 433, 446f.
Ebd. 443: vgl. die alte Konversionsthese der Anfänge.
Vgl. ebd. 419.
Sie hat mit ihrem Wechsel von Inhalation und Respiration eine innige Verbindung zu den Urgegensätzen des Lebens. Unvollständiges Ausatmen erscheint als Strategie, der Hingabe (vgl. Reich, Orgasmus 287f.) zu begegnen.
Reich, Ausdruckssprache 421.
Vgl. Reich, Orgasmus 271: “Es ist bekannt, dass der Angriff (!, Verf.) von den psychischen Erinnerungen allein her diese Aufgabe (die Wiedererweckung der neurotogenen Konflikte, Verf.) in einem höchst unvollständigen Masse leistet; man erkennt, dass sich die Mühe an Zeit und Energie nicht lohnt, wenn man am Ende einer jahrelangen Behandlung dieser Art die Veränderungen des Patienten betrachtet. Die Fälle, bei denen es gelingt, unmittelbar an die muskuläre Bindung der vegetativen Sexualenergie heranzukommen, produzieren den Affekt, ehe sie wissen, um welchen Affekt es sich handelt. Dazu kommt ferner, dass sich die Erinnerung an das Erlebnis, das den Affekt zuerst produzierte, automatisch ohne jede Bemühung nachträglich einstellt. ... Es ist nicht so, dass eine Erinnerung unter Umständen einen Affekt nach sich zieht, sondern die Konzentration einer vegetativen Erregung und deren Durchbruch reproduziert die Erinnerung.” — Deutung erübrigt sich weitgehend, da der Affekt “unmittelbar evident” (ebd. 270) erscheint.
Reich, Ausdruckssprache 426. Vgl. auch ebd. 427: “Sobald die Ausdrucksbewegung der Hingabe auf Panzerblocks stösst, so dass sie nicht frei ablaufen kann, verwandelt sie sich in destruktive Wut.” — Auch hier bleibt Reich also bei seinem konsequenten energetischen Monismus.
Vgl. Reich, Orgasmus 283: “Die vegetotherapeutische Behandlung der muskulären Haltungen verflicht sich in einer ganz bestimmten Weise mit der Arbeit an den charakterlichen Haltungen. Sie schliesst also die charakteranalytische in keiner Weise aus. Sie ergänzt sie vielmehr, oder anders ausgedrückt, sie bedeutet die gleiche Arbeit in einer tieferen Schicht des biologischen Organismus. Sind doch nach unseren therapeutischen Anschauungen die charakterliche und die muskuläre Panzerung völlig identisch. Die Vegetotherapie könnte mit gutem Recht “Charakteranalyse” im Bereich des biophysischen Funktionierens genannt werden.”
Ebd. 317.
Vgl. ebd. 317–325.
zum Folgenden vgl. Büntig, Reich 410–413; 0llendorff, Reich 60–63; Reich, Krebs 37–93.
Vgl. dazu und zum Folgenden: Reich, Orgasmus 329–332; Reich, Krebs 101–109.
Ebd. 108.
Ebd. 109.
Vgl. Ollendorff, Reich 74ff. Bis 1937 konnte Reich zusammen mit seinen Mitarbeitern seinen arbeitsdemokratischen Vorstellungen gemäss in Oslo relativ ungestört arbeiten. Nach den Publikationen über die Bion-Experimente wurde Reich in Zeitungskampagnen angegriffen, anscheinend spielten neben sachlichen auch politische Gründe dabei mit. Reich geriet unter äusseren Druck, verteidigte sich aber nicht öffentlich. In dieser Zeit trübte sich das Verhältnis zu seiner damaligen Gefährtin Elsa Lindenberg. Der amerikanische Psychiater und Psychosomatiker Theodore P. Wolfe war 1938 zur Ausbildung zu Reich gekommen. Er überzeugte Reich von der Notwendigkeit der Emigration und erwirkte für Reich einen Lehrauftrag an der “New School of Social Research” und das damit verbundene Visum. Als bekannt wurde, dass Reich emigrieren würde, flaute die Kampagne ab. Elsa Lindenberg beschloss, nicht mit Reich zu emigrieren. Nachdem das Laboratorium nach New York verschifft und dort wieder aufgebaut worden war, verliess Reich Oslo am 19. August 1939 (vgl. Ollendorff, Reich 66–74).
Büntig, der Reich sehr wohlgesinnt ist, schreibt über dessen Spätwerk: “Leider trennt Reich in seinen Forschungen von nun an nicht mehr so sorgfältig zwischen beobachteten Fakten und seinen Interpretationen wie bisher und macht es damit Kritikern und Gegnern leicht, beide als wilde Phantasien abzutun” (Büntig, Reich 412).
Vgl. 0l1endorff, Reich 76f. 1944 wurde ihr Sohn Peter geboren (vgl. ebd. 102). Die Ehe dauerte bis 1954; nach 011endorff war das Leben mit Reich während der letzten Ehejahre wegen seiner nun wohl eindeutig paranoiden Zügen, seiner Eifersucht und seines Hasses sehr schwierig geworden (vgl. z.B. ebd. 141f., 146–148, 157f., 159).
Vgl. Reich, Krebs 112.
Vgl. ebd. 109–111.
Ebd. 239.
Vgl. ebd. 169.
Vgl. ebd. 167.
Vgl. ebd. Die gesperrte Lebensfunktion beeinträchtigt nach Reich den Stoffwechsel der Zelle und befördert als “Fäulnisprodukt” die Entwicklung von “T-Bazillen”, die Krebserreger. Ein “biopathischer Schrumpfungsprozess” setzt ein. “Krebsstoffwechsel ist somit als Erstickungsstoffwechsel normalwachsender Zellen anzusehen” (ebd. 175).
Ebd. 189.
Ebd. 217.
Vgl. ebd. 127ff. Da organisches Material und Orgon sich einerseits anziehen, metallische Stoffe und Orgon sich anderseits abstossen, kann durch geeignete Anordnung dieser Materialien, voneinander getrennt durch eine Watteschicht, eine Akkumulation erreicht werden: “Das Äussere des Apparats besteht also aus organischem, das Innere aus metallischem Stoff. Da der erste die Energie aufsaugt, der zweite sie abstrahit, ergibt sich eine Akkumulation der Energie. Die organische Hülle nimmt die Energie aus der Atmosphäre auf und gibt sie nach innen ans Metall weiter. Das Metall strahlt die Energie nach aussen in die Watte und nach innen in den freien Raum des Akkumulatorinnern ab” (ebd. 134f.).
Vgl. ebd. 135–141. Beobachtungen an sich verändernden Temperaturen im Orgonakkumulator machten die Quantifizierung der Orgonenergie möglich: Ein Org “ist die Orgonenergiemenge in einem Kubikfuss Rauminhalt, die der Aufrechterhaltung eines Temperaturunterschieds T0-T von 1 Grad Celsius eine Stunde lang entspricht, ...” (ebd. 149).
Vgl. ebd. 176–206.
Vgl. ebd. 171: “Die biopathische Schrumpfung bei der Krebserkrankung ist tatsächlich eine Folge chronischer, langdauernder Kontraktion des autonomen Lebensapparats”.
Ebd. 299.
Vgl. z.B. ebd. 178f.
Seit der Entdeckung der Bionen und der T-Bazillen hatte Reich Tierversuche unternommen und nach eigenen Angaben die lebensverlängernde oder krebsheilende Wirkung des Orgons nachgewiesen (vgl. z.B. ebd. 52–58; 307–315).
Ebd. 184.
Vgl. ebd. 187ff.
Vgl. ebd. 329.
Vgl. 01lendorff, Reich 98.
Vgl. ebd. 109: In Forest Hills blieb weiter eine Forschungsklinik, eine orgonomische Kinderklinik und ein Säuglingsforschungszentrum domiziliert (vgl. ebd. 131).
Unter ihnen ist A. S. Neill besonders hervorzuheben. Die Freundschaft dauerte von 1937 bis zum Tode Reichs. Vgl. dazu Neills “hommage à Reich” ebd. 7–16.
Vgl. ebd. 116f.
Vgl. ebd. 121.
Vgl. ebd. 1 14f.
Vgl. ebd. 128f.
Vgl. ebd. 137; die Frage der Anerkennung seiner wissenschaftlichen Leistungen scheint immer wiederkehrendes Thema des Briefwechsels zwischen Neill und Reich gewesen zu sein (vgl. ebd. 120).
Grunberger/Chasseguet-Smirgel (Freud oder Reich) wenden allerdings ihre Präfigurationsthese von Reichs Paranoia auf dessen Gesamtwerk an (vgl. ebd. 63). Vgl. ebd. 71 f.: “Wenn die Psychose von Reich auch erst nach 1934 manifest ist, ... so muss man doch feststellen, dass sie tatsächlich schon lange vorhanden war”. Oder ebd. 81f.: “Unserer Betrachtung des Lebens von Reich ... als Deskription der Paranoia lag der Gedanke zugrunde, dass von ihm her Licht auf das Gesamtwerk zu fallen scheint... Bei Reich haben wir nun aber, ganz unabhängig davon, ob seine Theorien wahr oder falsch sind, gesehen, dass die Differenzen zwischen ihm und dem Freudismus als ein Werk seiner Psychose zu verstehen ist. Dieser Punkt wäre vielleicht belanglos, wenn nicht die Paranoia von Reich — wie bei Rousseau — sich auf unsere eigene Paranoia übertragen wollte, denn jeder von uns verfügt über einen mehr oder weniger aktiven paranoischen Kern...”.
Vgl. 011endorff, Reich 139–143.
Ebd. 141.
Vgl. ebd. 147–153.
Vgl. ebd. 157f.
Ebd. 159; seine Schülerin Grethe Wolf und (Ende 1955) Aurora Karrer wurden weitere Gefährtinnen Reichs (vgl. ebd. 163, 169).
Vgl. dazu und zum Folgenden: ebd. 172–200.
Vgl. Baker/Nelson, Orgone Therapy 600f. (current status). Die Orgontherapie wird noch ausgeübt, vollzieht sich technisch aber ohne Orgonapplikation, eher in der Art der Vegetotherapie (vgl. ebd. 602–605), im Gegensatz zur Bioenergetik aber hält sie am “cornerstone of therapy”, der Orgasmustheorie und dem Ziel der orgastischen Potenz fest (vgl. ebd. 606). Elsworth F. Baker ist Herausgeber des offiziellen “Journal of Orgonomy”; die Schüler und Mitarbeiter Reichs schlossen sich zusammen im “College of Orgonomy”. In Skandinavien verhalf Ola Raknes der Vegetotherapie zu einer gewissen Tradition. Über A.S. Neill und Jean und Paul Ritter fand Reichsches Gedankengut Eingang in die Pädagogik (vgl. Büntig, Reich 418). Die wichtigste Weiterentwicklung und therapeutisch die grösste Breitenwirkung fanden Reichsche Ansätze aber zweifellos in Alexander Lowens Bioenergetik (vgl. 5.4). Eine weitere Modifikation Reichscher Therapie stellt Charles R. Kelley’s “Radix Neo-Reichian Education” dar. Kelley, ein Reichschüler, begann als Sehtrainer nach der Methode von William H. Bates mit dem Versuch, Bates’sches Sehtraining und Reichsche Orgontherapie zu kombinieren. 1960 gründete er in Ojai, California, das “Interscience Research Institute”, das dann in “Radix Institute” umbenannt wurde. Die Bezeichnung der Methode als “Erziehung” verdankt sich der Betonung auf der Selbstverantwortung des Studenten, der sein “persönliches Wachstum” keiner Übertragungsfigur verdanken soll. Radix Education vollzieht sich mit einem veränderten, nun Radix genannten (Orgon)Energiebegriff — oft in Gruppen — durch Körperarbeit nach Art der späteren Vegetotherapie (vgl. Warburton, Radix).
Die Encounter Bewegung geht auf die Versuche und Arbeiten Leland Bradfords, Ronald Lippitts und Kenneth Bennes zurück, die um 1950 auf der Basis der Theorien Kurt Lewins in den neu gegründeten “National Training Laboratories” in Bethel, Maine, “Human Relations Trainings” durchführten (vgl. z.B. Ruitenbeek, Gruppentherapien 100f.). Über den späteren Mitarbeiter William C. Schultz sind die NTL, ist die frühe Encouter-Bewegung mit den Esalen Encounters verbunden. Der Protagonist des “Basic Encounters”, Carl R. Rogers, arbeitete nicht weit von Esalen entfernt in La Jolla. Seine späteren Veröffentlichungen zeigen, dass sich seine Psychologie und Methode einordnen in die grössere Bewegung des “Human Potential”, zusammen etwa mit dem weiterentwickelten Esalen Encounter, der ein Teil der “holistischen Erziehung” geworden ist (vgl. Schultz, Holistic Education, in: Corsini, Psychotherapies 378–388). Zu John C. Lily s. Matson, Psychology 290–294; zu Oscar Ichazo und seiner “AricaBewegung” s. ebd. 52–54.
zit. n. Harper, Psychotherapies 102.
B. Gunther, Sense Relaxation, New York 1958, 59, 89; zit. n. Ruitenbeek, Gruppentherapien 94.
Vgl. Bindrim, Aqua-Energetics. Zum Erfolg seiner Therapie schreibt er (vorliegend als Beispiele der Wertorientierungen zitiert): “The participant” “enters in a state of bliss and is filled with love and energy ... He no longer depends upon his environment for emotional sustenance and therefore is free to function creatively. If his occupation is laborious rather than pleasurable, he soon changes it and finds a way of doing what he enjoys. To his surprise, this usually results in better pay. Sexuality becomes an ecstatic experience in which he enjoys tantric union and the Reichian orgasm ... Being in touch with the source of his own energy, he is thoroughly alive. His appearance becomes more youthful ..., he becomes highly intuitive and his psychic abilities unfold ...” (ebd. 50). Bindrim selbst sieht Ähnlichkeiten seiner Therapie mit Leonard Orrs “Rebirthing” und Janovs “Urschreitherapie”.
Vgl. Green, Body Therapies. Es wäre interessant zu untersuchen, ob und welche Beziehungen und Abhängigkeiten zwischen Reich und späteren körperorientierten Techniken und ihren Erfindern bestehen. (Ida Rolfs “Rolfing” oder “Structural Integration”, Moshe Feldenkrais’ Technik, Oscar Ichazos Arica-Institute-Bewegung, Oscar Aguados “the Form”, Aston-Patterning, Postural Integration, Soma Institute, Orthosomatics, Institute of Psycho-Structural Balancing..., vgl. ebd. 97). Vorliegend wird dies in Ansätzen nur bezüglich der katharsis-orientierten, neueren Therapien geleistet.
Vgl. Urban, Intergrativ Therapie.
Vgl. Claude Steiner, Radical Psychiatry in: Corsini, Psychotherapies 724–735.
“The task we as radical therapists set for ourselves is to aid people in reclaiming their alienated human powers. This is accomplished by fighting each element of alienation in turn. It is because of this that we say that power in the world equals contact to deal with isolation, awareness to deal with mystification, and action to deal with oppression” (ebd. 731).
Jacoby, Anmesie 114; vgl. ebd. 110–114 für die Orientierung der vorliegenden ReichKritik.
Therapie erscheint so im Erleben als Wiederermöglichung “eigentlichen”, gesunden Lebens und als Notration für das Ertragen des “uneigentlichen” Lebens draussen. Wenngleich verbal nicht selten sehr gesellschaftskritisch, ist ihre Funktion evasiv entlastend.
Der Unterordnung unter einen der Geheimnisse der Muskelverspannungen und der in ihr blockierten Energien kundigen Trainer kommen regressiv passive Bedürfnisse entgegen. Dem Opfer, Objekt zu sein, winkt der Lohn der Erfahrung enthusiastischer Subjektivität beim Erleben emotionell höchst ergiebiger induzierter Durchbrüche.
Vgl. Ollendorff, Reich 85f.
Zur Darstellung der Bioenergetik wurde aus Lowens Publikationen eine Auswahl getroffen: Das 1958 erschienene Buch “Körperausdruck” belegt Lowens Herkunft von der Psychoanalyse und Reich und darf als Zeugnis dafür gelten, wie Lowen seine Weiterentwicklung, besonders seine eigene “Neurosenklassifikation”, ins Gespräch mit damaliger Ich-Psychologie bringen möchte. Sein Basiswerk “Bioenergetik” erschien 1975; 1986 in einer erweiterten Ausgabe. Es nimmt andernorts Entwickeltes wieder auf und zeigt deutlich Lowens Entwicklung zum Psychologen der Therapeutikbewegung des “Human Potential” mit seiner Positivität des nie abgeschlossenen Wachstums und dem Glauben an die Wiedergewinnung der ersten Natur. Als Beispiel, wie Lowen gesellschaftlich produzierte pathologische Dispositionen gewinnt, wertet, analysiert und therapiert, wird das Buch “Verrat” verwendet, das die schizoide Störung als Verlust des Körpergefühls thematisiert. Die depressive Störung als Mangel an Körpergefühl und ihrer Folge der diffusen Identität wird von Lowen behandelt in: “Depression; unsere Zeitkrankeit. Ursachen und Wege der Heilung” (München 1978). Gewissermassen ihr positives Pendant findet sich in: “Lust; der Weg zum kreativen Leben” (München 1979). Den Aufweis der Verbindung von Sexualität und Persönlichkeitsstruktur, die Sexualität als Ausdruck der Gesamtpersönlichkeit stellt Lowens “Liebe und Orgasmus. Ein Weg zu menschlicher Reife und sexueller Erfüllung” (München 1980) dar. (Vgl. Lowens partielle Distanzierung davon in Bioenergetik 101f.). Ein wenig wie eine Lebenshilfe und als Hinführung zur Hingabe liest sich “Angst vor dem Leben. Über den Ursprung seelischen Leidens und den Weg zu einem reicheren Dasein” (München 1981). Mit im Schwange stehenden sozialpsychologischen Ansätzen beschäftigt sich unter bioenergetischen Gesichtspunkten Lowens “Narzissmus. Die Verleugnung des wahren Selbst” (München 1984). Zusammen mit seiner Frau Leslie schrieb Lowen auch die praktische Anleitung “Bioenergetik für jeden: das vollständige Übungshandbuch” (Kirchheim 3/1980).
Lowen, Bioenergetik 31.
Dies signalisiert etwa sein Status als Seminarleiter am Esalen Institut (vgl. Matson, Psychology 295; vgl. Lowen, Bioenergetik 174, vgl ebd. 21f., 269) und das Eingehen vieler seiner Übungen ins therapeutische Arsenal humanistisch oder am “Human Potential” orientierter Therapeuten.
Die ausführlichsten und zusammenhängendsten biographischen Angaben finden sich in: Lowen, Bioenergetik, 7–32; vgl. Büntig, Reich 419f.
Lowen, Bioenergetik 15.
Ebd. 18; vgl. auch ebd. 19: Aus dem Antagonismus der Triebe “darf man sich nicht dem andern Extrem zuwenden, indem man sich allein auf die Sexualität konzentriert. Das wurde mir klar, nachdem ich mich — wie Reich — vor allem darum bemüht hatte, meinen Patienten sexuelle Erfüllung zu verschaffen. Dieser Versuch misslang. ... Die Wahrheit begriff ich erst nach vielen Jahren harter Arbeit — und nicht ohne ein gehöriges Pensum an Irrtümern und Fehlern.”
Pierrakos wandte sich später dem Selbstausdruck in der Stimme und in der Folge dem Walten von Energiefeldern zu. Er gründete das “Institute for the New Age of Man”, dessen Leiter er ist (vgl. Büntig, Reich 422).
Lowen, Bioenergetik 26f.
Lowen, Bioenergetik 30.
Meist herrscht ja in solcher therapeutischer Praxis ein fröhliches Jagen und Sammeln und eklektische Vielfalt. Anleihen bei bioenergetischer Charakterlehre finden sich in der “Actualizing Therapy” (vgl. Everett L. Shostrom/Dan Montgomery: Actualizing Therapy in: Corsini, Psychotherapies 1–17; bes. 10f.). Paul Bindrim hat sich bei seinen “Aqua Energetics” von Lowen leiten lassen (vgl. ebd. 34, 42) wie auch Walter Urban bei seiner “Intergrative Therapy” (vgl. ebd. 417). Lowens Orientierung am Körper wurde auch für eine bestimmte Tanztherapie (vgl. Diane Duggan, Dance Therapy, in Corsini, Psychotherapies 229–240, bes. 230) massgeblich. Stanley Keleman, ein Schüler Lowens und Karlfried Durckheims, entwickelte das Bioenergiekonzept Lowens weiter und gab ihm etwas vom kosmisch-mystischen Charakter des Orgons zurück. Er unterscheidet eine strömende, eine pulsierende, eine vibrierende und eine rhythmische Manifestation. Ist Lowen’sche Bioenergetik Einzeltherapie, so arbeitet Keleman unter bioenergetischen Gesichtspunkten vornehmlich in Gruppen (vgl. Matson, Psychology 264–267).
Vgl. Büntig, Reich 422.
Besonders instruktiv liest sich in dieser Hinsicht Lowens “Körperausdruck” (1958). Man könnte in ihm den Versuch sehen, moderierte Reichsche Ansätze und damit seine Bioenergetik wieder in den psychoanalytischen Kanon einzubringen. Das Freudsche Strukturmodell der Ich-Psychologie soll theoretisch nicht in Frage gestellt, aber mit den funktional identischen energetischen Vorgängen im Körper ergänzt werden (vgl. Lowen, Körperausdruck 35–59, bes. 55, wo das Es mit den Tiefenschichten des Organismus, das Ich mit der Körperoberfläche und dem Herrscher über die willkürliche Muskulatur und das Über-Ich mit chronisch erstarrten Muskelfunktionen identifiziert werden). Für die Therapie und die Technik werden Ferenczi und Reich vorbildlich (vgl. ebd. 23–34); als Grundlage auf Seiten der Psychoanalyse dient Lowen bei seinem Diskurs Fenichels Neurosenlehre. Beim Charakter wird die psychoanalytische Sicht Fenichels diskutiert (vgl. ebd. 149f.; 169–174).
Die Energie müsse zwar messbar sein und sich nach physikalischen Gesetzen richten, aber “es ist zu diesem Zeitpunkt nicht wichtig, die endgültige Form dieser Grundenergie zu kennen. Wir arbeiten mit der Hypothese, dass es im menschlichen Körper eine fundamentale Energie gibt, ob sie sich nun in psychischen Phänomenen oder in Bewegung des Körpers manifestiert. Diese Energie nennen wir einfach “Bioenergie”. Sowohl seelische als auch leibliche Vorgänge werden durch das Wirken dieser Bioenergie bestimmt. Alle Lebensvorgänge lassen sich auf Manifestationen dieser Bioenergie zurückführen” (ebd. 33). Vgl. Lowen, Bioenergetik 33: “Ich glaube nicht, dass es für unsere Untersuchung wichtig ist, die wahre Natur der Energie des Lebens aufzudecken. Alle diesbezüglichen Theorien haben etwas für sich...”.
Vgl. z.B. ebd. 257.
Vgl. Lowen, Körperausdruck 100 (Abb. 10); zur ganzen Figur und ihrer Theorie vgl. ebd. 92–118. Im Bild der zwei aufeinander zukommenden Körperenden ist Reichs Orgasmusreflex erkennbar.
Die Besetzung mit Bioenergie hat für Lowen den Charakter des Vibrierens. Vgl. Lowen, Bioenergetik 237: “Ein Mensch, der nicht vibriert, steht unter Stress oder hält sich zurück...”. Oder ebd. 278: “Das Bewusstsein um die körperlichen Prozesse ist die unterste und breiteste Bewusstseinsstufe. Bei diesen Prozessen handelt es sich um das rhythmische Atmen, den vibrierenden Zustand der Muskulatur, die unwillkürlichen und spontanen Tätigkeiten, die strömenden Empfindungen und die pulsierende Erweiterung und Zusammenziehung des Herzkranzsystems. Im Allgemeinen sind wir uns ihrer nur im Zustand hochgradiger Erregung oder mystischer Versenkung bewusst. Auf dieser Stufe fühlen wir unsere Identität mit der Basis des Lebens, mit der Natur und dem Kosmos”. — Man beachte die Lowensche Färbung des gnostisch — mystisch, universalen Elements der Körpertherapie.
Schon bei seiner Therapie mit Pierrakos hatte Lowen weniger das Auslösen des Orgasmusreflexes als allgemein das Lösen von Muskelspannungen vor Augen (vgl. ebd. 29). Bezeichnend ist auch, dass Lowen seine Modifikationen nicht bei der orgastischen Potenz, sondern beim Orgasmusreflex als Manifestwerden einer “Strömung” ansetzt. — “Ich möchte noch einmal betonen, dass der sogenannte Orgasmusreflex kein Orgasmus ist. Die Genitalien sind nicht daran beteiligt...”. Der Patient “erfährt (im Orgasmusreflex, Verf.), dass das Leben des Körpers in dessen unwillkürlichen Regungen besteht” (ebd. 17).
Vgl. die Isonomie-Vorstellung der antiken Medizin, etwa bei Alkmaion und die Entfaltung des homöopathischen Prinzips durch Lowen, ebd. 294f.
Ebd. 113.
Vgl. ebd. 102 – 1 07.
Ebd. 103; vgl. Lowens Selbstzeugnis ebd. 93.
Allerdings behält der Orgasmus auch für Lowen etwas von seiner kathartischen Vorbildhaftigkeit, wenn er schreibt: “Jeder Migränekranke hat eine sexuelle Sperre, die allerdings nichts mit der sexuellen Aktivität zu tun hat. ... Das Gefühl strömt in den Kopf statt in das Geschlechtsorgan, wo es ventiliert und entladen werden könnte. Das Kopfende bietet kein derartiges Ventil. Weinen und Schreien lockern zwar die unmittelbare Spannung, können das Problem aber nicht dauerhaft lösen. Die Fähigkeit zum vollkommenen Orgasmus kann das” (ebd. 267). Wie Reich kennt auch Lowen so etwas wie den hypostasierten, vollkommenen, eigentlichen Orgasmus. Aber sein energetisches Geschäft ist für Lowen mehr als nur Hingabe an die unwillkürlichen Zuckungen; es wird erst möglich durch die Hingabe an das Herz. So wird Lowen der vollkommene Orgasmus zu einem Äquivalent eines Ausdrucks wahrer Liebe.
“Schreien hat einen durchschlagenden Reinigungseffekt auf die Persönlichkeit. ... Der Schrei ist wie eine Explosion in der Persönlichkeit und bewirkt vorübergehend zweierlei: Er löst die von den chronischen Muskelspannungen geschaffene Starre und durchbricht die Ich-Abwehren in der ersten Schicht. Weinen und tiefes Schluchzen haben eine ganz ähnliche Wirkung, denn sie lockern und lösen körperliche Verkrampfungen” (ebd. 104).
Vgl. Lowen, Verrat 230: “Bei Aktivitäten wie dem Schlagen oder Treten wird der Patient ... mit seiner Furcht davor konfrontiert, sich Bewegungen hinzugeben, die einen emotionalen Ausdruck beinhalten. Indem er sich den Übungen hingibt, überwindet er seine Furcht vor dem Irrationalen. Durch solche Erfahrungen heilt der Körper sich selbst”. Oder ebd. 233: “Das Freisetzen dieser Gefühle von Schmerz, Trauer und Verzweiflung bahnte den Weg für positivere Körpergefühle”. Vgl. auch ebd. 236f. (aus der Fallgeschichte von Sally).
Vgl. ebd. 230: “Manchmal muss der Therapeut aber solche explosionsartigen Reaktionen fördern, um tief strukturierte Blockaden und Sperren zu beseitigen. ... Die Blockade lässt sich nicht durch gutes Zureden und Liebe auflösen; das gute Zureden und die Liebe müssen vielmehr das Recht des Patienten bekräftigen, seine Gewalttätigkeit in kontrollierten Situationen der Behandlung zu entladen — er darf sie also nicht im täglichen Leben an seinen Mitmenschen auslassen”. Bei diesen Sätzen taucht die Frage auf, ob dieses Wecken explosionsartiger Reaktionen im therapeutischen Interesse der Katharsis (mit Bearbeitung des dahinterstehenden Materials) oder eines puren Acting-Out stehen. Dem widersprechen allerdings Lowens Einsichten, dass pures “Dampfablassen” ohne Analyse der Charakterstruktur zwar vorübergehende Erleichterung verschafft, aber lediglich die schwächste Stelle der Charakterpanzerung anzeige, während die starken verschont oder gar verstärkt würden, therapeutisch also nutzlos sei (vgl. Lowen, Körperausdruck 157f.). Zur kathartischen Ausrichtung der Bioenergetik vgl. auch ebd. 253.
Lowen, Verrat 137.
Vgl. ebd. 267. Vgl. auch Lowens Sicht vom fehlenden Gefühl der Kontinuität, an dem der moderne, cartesianisch geprägte Mensch im Gegensatz zum Kind und zum Primitiven leide (ebd. 267f.).
Ebd. 14.
Ebd. 16; vgl. ebd. 82ff. im Zusammenhang mit der Körper-Ich-Störung schizoider Persönlichkeiten.
Lowen, Bioenergetik 30.
Ebd. 40.
Ebd. 83; vgl ebd. 286. Dieser bioenergetische Tatbestand ist auch diagnostisch-therapeutisch zu nutzen. Er kann, wie es unter bioenergetischen Mysten nicht selten vorkommt, auch zum Tiefenblick auf den Mitmenschen führen, eine Einordnung in bioenergetisches Labelling: durchgedrückte Knie — aha, ein Oral-Depressiver, voilà!
Lowen bezieht sich theoretisch auf Sandor Radòs Theorie, dass die Sprache in “propriozeptiven Empfindungen”, also in der Körpersprache wurzle (vgl. ebd. 66) und geht davon aus, dass “der Gebrauch der richtigen Worte” — und darum handelt es sich bei diesen umgangssprachlichen Bezeichnungen, die körperliche Haltungen auf innere Haltungen übertragen — “eine energetische Funktion” sei, “weil er eine Funktion des Bewusstseins ist” (ebd. 291).
Vgl. bis hier ebd. 66.
Vgl. ebd. 81.
Vgl. ebd. 82.
Ebd. 83.
Ebd. 86.
Ebd. 87.
Vgl. ebd. 282f.
Ebd. 285.
Ebd. 286. Das Kopfwissen hatte sich, so Lowen, in den Anfängen der Psychoanalyse noch auf das Körperbewusstsein ausgewirkt. Damals trafen die Deutungen gleich einem emotionalen und physischen Schock. Dass dies in zeitgenössischen verbalen Therapien nicht mehr geschehe, dass Erkenntnis nicht mehr treffe, mache ihre therapeutische Wirkungslosigkeit aus. Sie blieben im äussersten der drei Abwehrkreise (vgl. ebd. 102), in der Ich-Schicht stecken und liefen sich in deren Abwehrmodi des Leugnens, Misstrauens, Schuldabwälzens, Projizierens und Rationalisierens leer (vgl. ebd. 285).
Ebd, 283. Lowen will, so fährt er weiter, die tiefen Geheimnisse des Lebens nicht lüften. “Das Ziel besteht nun nicht etwa darin, das Unbewusste bewusst zu machen. Der Bioenergetiker will es vielmehr vertrauter, weniger furchterregend machen. Wenn wir in die Grenzregion hinabsteigen, wo das Körper-Bewusstsein das Unbewusste berührt, werden wir uns darüber klar, dass das Unbewusste unsere Kraft und Stärke ist, während das Bewusstsein unser Ruhm und Stolz ist. Wir spüren die Einheit des Lebens und begreifen, dass der Sinn des Lebens darin besteht, dass wir leben”. Wenn wir noch tiefer hinabsteigen, “werden wir in den Quellen unseres Seins erneuert und können wieder mit frischer Kraft ins Leben emporsteigen — mit einem geschärften Bewusstsein, das sich nicht aus Furcht vor dem Dunkeln an sein vergängliches Licht zu klammern braucht” (ebd. 284) — Wenn schon in solch mystischer Art von dem Hinabtauchen und der Begegnung mit dem Unbewussten gesprochen wird, wäre die Frage an Lowen zu stellen, woher er seinen Glauben bezieht, dass diese Begegnung so wohltuend und erbauend ausfällt. Und man könnte ihm von Rudolf Ottos “das Heilige” berichten, der in der Begegnung mit dem Numinosen nicht nur das Faszinosum, sondern auch das Tremendum wirken sieht oder von C.G. Jung, der in der Linie Ottos auch vom möglichen Überwältigtwerden von der Psychose spricht. Kurz, man müsste den Therapeuten Lowen auf seine Verantwortung und seine “Siegfried”- Identifikation hin befragen.
Ebd. 286.
Ebd. 287.
Ebd. 286f.; Worte sind für Lowen auch “ein grosses Magazin von Erfahrungen” (ebd. 286).
Ebd. 287.
Ebd. 122, vgl. ebd. 296,; vgl. Lowen, Körperausdruck 92–118, bes. 97: “Die Möglichkeit von Gegensätzen, das Konzept von antithetischen Beziehungen, die aus einer vorangegangenen Einheit herstammen, rührt biologisch von dieser Aufspaltung des Impulses (sc. das Auftreten des Sekundärprozesses, Verf.) her”. Und 115f.: “Eine Grundenergie motiviert alle Handlungen. Wenn sie die Muskulatur auflädt und durch sie hindurchfliesst ..., erzeugt sie räumliche Bewegung, die wir mit Aggression (...) gleichsetzen. Wenn sie die weichen Strukturen wie Blut und Haut auflädt, erzeugt sie Empfindungen, die erotisch sind, zärtlich oder liebevoll. Jede dieser Seiten des Gefühlslebens des Individuums ist meist topisch lokalisiert: die motorische Komponente in der Rückseite des Körpers und in den Beinen, die sensorische Komponente in der Vorderseite des Körpers und in den Händen”.
Vgl. Lowen, Bioenergetik 122; 297. Andere, von Lowen in bezeichnender Weise gebrauchte Schemen sind das Dreieck (mit der Basis des Körpers und der Spitze des Ichs, vgl. Lowen, Verrat 45; vgl. Lowen, Bioenergetik 279, 282), das durch ein zweites gekehrtes Dreieck zum Davidsstern wird; für Lowen ein Symbol der westlichen Durchdringung der Gegensätze und ein Pendant zur Rundung des östlichen Yin und Yang (vgl. Lowen, Körperausdruck 52–54, 273; vgl. Lowen, Bioenergetik 126–129). Die Sternform ermöglicht Lowen auch eine Schematik seiner Charakterkunde (vgl. ebd. 130–147). Immer wieder kehrt die ideale Figur des Kreises und damit die ideale Vorstellung des ungehinderten Pulsierens zwischen Kern und Peripherie einerseits, Persönlichkeit und Umwelt anderseits (vgl. ebd. 45, 55, 106; Lowen, Körperausdruck 49, 55, 80).
Lowen, Bioenergetik 274; zum Thema “Mystizismus vs. Mechanismus” vgl. ebd. 269–276. Vgl. ebd. 296: “Unser logischer Geist sieht alle Dinge als Dualitäten — als Ursache und Wirkung. Das ist die mechanistische Einstellung. Unser spiritueller Geist — wenn ich diesen Ausdruck benutzen darf — sieht dagegen nur die zugrunde liegende Einheit ... Um das Paradoxon von Einheit und Dualität zu fassen, muss man funktionell denken. Dazu gehört ein neues Bewusstsein...”. Ebd. 274f., vgl. ebd. 272f.: “Im gesunden Zustand nimmt ein Mensch den Kontakt zwischen seinem Kern und der äusseren Welt wahr. Impulse seines pulsierenden Kerns (Herzens) fliessen in die Welt, und Ereignisse der Aussenwelt gelangen zu seinem Herzen. Als selbständige Einheit fühlt er sich eins mit der Welt und dem Kosmos..., reagiert mit dem Herzen aus der Einzigartigkeit seines individuellen Seins heraus. Da er sich seiner Individualität jedoch bewusst ist, ist er sich auch darüber klar, dass seine auf Reaktionen und Spontaneität beruhenden Handlungen die Welt und die darin lebenden anderen Menschen kausal beeinflussen und dass er für diese Handlungen verantwortlich ist”.
Ebd. 274f.
Vgl. ebd. 294: “Der Kopf mit den Ich-Funktionen ist gleichsam die Speerspitze unseres Körpers. Wenn man sich einen Pfeil ohne Spitze vorstellt, hat man das Bild eines Köpers mit seinen Gefühlen, dem der Kopf fehlt; der Kopf ist aber nötig, um diese Gefühle in wirksame Taten umzusetzen. Wir dürfen allerdings auch nicht vergessen, dass eine Pfeilspitze ohne Schaft — oder ein Ich ohne Körper — ebenso nutzlos ist”. 553 Ebd. 303; vgl. ebd. 279, 299–304.
Vgl. Lowen, Verrat, in den Bezügen zum schizoiden “Alltagscharakter” und Lowens “Depression” in den Bezügen zum oralen. Lowen nimmt im Zusammenhang mit der charakterlichen Körperhaltung auch Bezug auf Kretschmer und seine bekannte Konstitutions- und Charakterlehre (vgl. Lowen, Verrat 43; vgl. ebd. 80). Zur bioenergeti- schen Charakterlehre vgl. den ganzen zweiten Teil von Lowens “Körperausdruck” (ebd. 147, resp. 197–457) und Lowen, Bioenergetik 130–152.
Vgl. Fenichel, Neurosenlehre III, 108–111.
Vgl. Reich, Schizophrene Spaltung.
Vgl. Lowen, Körperausdruck 185.
Er stellt einen vielschichtigen Typ dar, dessen Kennzeichen das Leugnen der Gefühle darstellt (vgl. ebd. 138) und der auch Nähen zum Masochistischen aufweist.
Lowen, Bioenergetik 99. Vgl. Lowen, Körperausdruck 166f.: “Reich schritt vom Konzept eines Charakterpanzers fort zum Konzept der Muskelpanzerung, wie sie sich in Muskelverspannungen und -verhärtungen manifestiert.....: das Bindeglied zwischen Psychologie und Biologie war hergestellt. Man kann nun den Charaktertypus eines Menschen entweder durch das Studium seines Verhaltens oder durch eine Analyse der Körperhaltung bestimmen, wie sie sich in der Bewegung offenbart. Dies war ein grosser Schritt vorwärts, denn es machte nicht nur den körperlichen Aspekt des Individuums der Analyse und Interpretation zugänglich, sondern es ermöglichte auch den direkten Angriff auf Muskelverspannungen und -verhärtungen als Mittel zur Veränderung des Charakters”. Vgl. auch ebd. 1 25: “Der körperliche Zustand führt nun zu einer Umkehrung der Dialektik (von Stress und Energiestoffwechsel, Verf.). Die physischen Umstände formen das Denken und die Selbst-Vorstellung des Menschen”.
Ebd. 235.
Ebd. 89.
Ebd. 90. — Wer würde Lowen die Anleihen bei Freuds schönem Schlussatz aus dem Psychotherapie-Kapitel der “Hysterieschriften” übelnehmen (vgl. Freud, Studien 312) ... aber das “wiedergenesene Seelenleben” Freuds ist bei Lowen bezeichnenderweise zum “besseren Selbstgespür” geworden.
Ebd. 92, vgl. ebd. 22, 100.
Ebd. 288.
Ebd. 287.
Vgl. ebd. 290: “Worte müssen einen wahren Klang haben ... wenn sie ihn (den Patienten, Verf.) von der Fessel der alten Worte befreien sollen”. Oder ebd. 49: “Wissen wird nur zum Verständnis, wenn es mit Gefühl gekoppelt ist. Nur ein gründliches Verständnis, verbunden mit starkem Gefühl, ist imstande, strukturierte Verhaltensmuster zu ändern”.
Ebd. 290.
Vgl. ebd. 22: “Man kann nur dann in der Gegenwart wachsen, wenn man die Vergangenheit wieder lebendig macht. Wenn die Vergangenheit abgetrennt wird, kann es auch keine Zukunft geben. ... Und die Vergangenheit eines Menschen ist sein Körper”.
Ebd. 291.
So der Untertitel einer 1976 erschienenen Ausgabe der “Bioenergetik”.
Vgl. Lowen, Verrat 217–220.
Lowen, Bioenergetik 231f.
Vgl. Lowen, Körperausdruck 125: “Wir fangen mit den Beinen und Füssen an, weil sie das Fundament und die Stütze der Ich-Struktur sind. Aber sie haben noch andere Funktionen. Durch unsere Beine und Füsse halten wir Kontakt mit der einen unwandelbaren Realität in unserem Leben, mit der Erde oder dem Boden”. Vgl. ebd. 123: “Als Ferenczi von einer “Analyse von unten” sprach, hatte er die Funktion der Schliessruskeln im Sinn, die die Entladungsvorgänge beherrschen. Ich habe viele Jahre analytischer Arbeit mit der Körper gebraucht, um zu erkennen, dass eine solche Technik, damit sie ihr Versprechen halten kann, buchstäblich unten, am Boden, anfangen muss. Es ist eine alltägliche Binsenweisheit, dass ein Haus nicht stärker ist als seine Fundamente”. Vgl. ebd. 228: “Wir beginnen die bioenergetische Therapie in den Beinen ... man bringt mehr Energie in die Füsse hinunter ... während das biologische Wachstum vom Kopf abwärts verläuft, ist die bioenergetische Therapie vom Boden aufwärts orientiert”.
Lowen, Bioenergetik 59; zur bioenergetischen Bogenübung vgl. ebd. 59–65.
Vgl. ebd. 219.
Ebd. 65.
Ebd. 59f., vgl. auch Lowen, Verrat 221–224.
Vgl. Lowen, Bioenergetik 112f.
Vgl. ebd. 172: “Das Erden erfüllt für das Energiesystem des Körpers praktisch den gleichen Zweck wie für einen Stromkreis, der unter Hochspannung steht. Er stellt ein Sicherheitsventil für die Entladung überschüssiger Spannung oder Energie dar. ... Auch bei der menschlichen Persönlichkeit kann angestaute Spannung gefährlich werden, wenn der Betreffende nicht geerdet ist. ... Aus diesem Grund ist gutes Geerdetsein ein Hauptziel der angewandten Bioenergetik. Daraus folgt, dass die bioenergetische Arbeit in erster Linie nach unten gerichtet ist — das heisst, sie will den Menschen in seine Beine und Füsse bringen”.
Vgl. Lowen, Verrat 225: “Das Vibrieren des Körpers lässt sich mit den Vorgängen in einem Auto vergleichen, dessen Motor angelassen worden ist... Das Vibrieren ist ein Zeichen von Leben. Der Ausdruck “vibrierende Persönlichkeit” zeugt davon, dass wir uns dieses Zusammenhangs bewusst sind”.
Vgl. ebd. 222, 224f.; vgl. Lowen, Bionenergetik 170.
Vgl. Lowen, Verrat 153–165, auch unter dem Gesichtspunkt, dass angehaltene Atmung allgemein dazu dient, unangenehme Empfindungen zu verhindern. Vgl. auch Lowen, Bioenergetik 33–36; 107–114; 213f.
Vgl. ebd. 28; vgl. Lowen, Verrat 226.
Vgl. etwa ebd. 228, vgl. Lowen, Körperausdruck 456f.
Vgl. Lowen, Bioenergetik 225.
Vgl. ebd. 178–187.
Vgl. ebd. 212.
zu ihr gehört auch ein genaues Beachten der Mimik.
Vgl. ebd. 75: “Der Zusammenhang zwischen Berühren und Kennenlernen oder Wissen wirft eine wichtige Frage für die Therapie auf. Kann man einen andern Menschen wirklich kennen, ohne ihn zu berühren? Und wie kann man ein Gefühl für einen Menschen entwickeln, wenn man ihn nicht berührt?”.
Ebd. 77; vgl. ebd. 262f.
Vgl. S. 371ff.
Lowen, Bioenergetik 33.
Ebd. 57f.; vgl. Verrat 271.
Lowen, Bioenergetik 284.
Ebd. 130.
Ebd. 105 – 1 07.
Ebd. 231.
Ebd. 91.
Ebd. 106.
Ebd. 267.
Ebd. 57.
Ebd. 269.
Ebd. 57f.
Vgl. ebd. 90f.
Ebd. 90.
Janov, Urschrei 107.
Ebd. 353.
Janov, Revolution 274.
Vgl. Schaef/Kirkman/Ungashick, Primal Therapy 650f.
Vgl. Janov, Revolution 12–35.
Janov, Urschrei 364.
Ebd. 365.
Janov, Anatomie 11.
Vgl. Schaef/Kirkman/Ungashick, Primal Therapy.
Wieder sind Bindrims “Aqua-Energetics” und Urbans “Integrative Therapy” als Beispiele anzugeben. Leonhard Orrs “Rebirthing” hat zwar gewisse Ähnlichkeiten mit der Primärtherapie, möchte sich aber keinesfalls als Modifikation Janovs verstanden wissen. Es gehe nicht um Katharsis von Schmerz und Aggression, nicht um ein ActingOut, sondern um eigentliche “Wiedergeburt” durch eine Trauerarbeit an negativen Einstellungen mit Hilfe einer spirituellen “Atemphilosophie des Regenbogens” (vgl. Eve Jones, Rebirthing, in: Corsini, Psychotherapies 747–760). Es fällt auf, dass zum Konzept früher Traumata gemeinhin das Geburtstrauma in Janovs Sicht assoziiert wird und frühere Ansätze zu früher Angst und ihren Folgen (etwa bei Rank und in der Psychoanalyse) offensichtlich “vergessen” werden..
Vgl. Arthur Janov/Michael E. Holden: Das neue Bewusstsein. Das Hauptwerk des Begründers der Primärtherapie, Frankfurt 1976.
Frankfurt 1975 und 1984.
Janov, Anatomie 24; Eine eigene Zusammenfassung der ganzen Primärtherapie findet sich ebd. 16–26. An ihr orientiert sich auch die folgende Darstellung.
Ebd. 21.
Ebd. 25.
Ebd. 72.
Ebd. 85.
Ebd. 18.
Ebd. 19.
Ebd. 84.
Vgl. ebd. 54–67; vgl. Janov, Schmerz 143f. bezüglich der vorausgesetzten biochemischen Zusammenhänge; vgl. dabei die Nachbarschaft zu Hubbards Dianetik.
Vgl. Janov, Anatomie 14: “Die Richtigkeit einer psychologischen Theorie liegt nicht nur in ihren statistischen Daten, sondern in ihrer Eignung, den Menschen zu helfen”.
Vgl. ebd. 28.
Ebd. 237.
Ebd. 56; Die folgenden neurophysiologischen Konzepte Janovs seien der Vollständigkeit halber zusammengefasst und referiert. Mangels Kompetenz soll auf ihre Diskussion verzichtet werden.
Ebd. 34.
Ebd. 37.
Ebd. 38.
Vgl. ebd. 45f.; Die Verarbeitung der Reizsummierung kennt eine kritische Schwelle. Wird sie überschritten, tritt eine Blockade auf.
Ebd. 47: die Thymosklerose des Neurotikers.
Ebd. 50.
Ebd. 51.
Ebd. 54; sie haben “ein im Kreis geschlossenes (kurzgeschlossenes) Verhalten” (ebd. 56), eben neurotisches Verhalten zur Folge.
Vgl. ebd. 21: “Neurose ist die symbolische Darstellung des Urschmerzes”.
Vgl. ebd. 54f.
Ebd. 54.
Vgl. ebd. 57f. Vgl. Janov, Urschrei 14: “... alle Neurosen gehen auf dieselbe spezifische Ursache zurück und sprechen auf dieselbe spezifische Behandlung an”.
Janov, Anatomie 75f.
Ebd. 77.
Janov behauptet, dass Primärtherapie — ganz im Gegensatz zu andern Therapien, die sich mit “Besserungen” begnügen müssten (vgl.ebd. 13ff.) — wirklich “heile”.
Janov, Anatomie 79. Die Vergangenheit ist für den Primärtherapierten ohne störende Einflüsse auf seine Gegenwart. Er ist aktuell in seinen Reaktionen streng genommen immer “tabula rasa”. Wenn der Neurotiker keine Vergangenheit hat, wie Janov sagt, stellt sich die Frage, ob der Primärtherapierte überhaupt noch eine “Biographie” habe. Vgl. dazu Janov, Urschrei 355: “Es ist ein seltsamer Widerspruch, dass der Neurotiker, der in der Vergangenheit befangen ist, in Wirklichkeit keine Vergangenheit hat”. Vgl. Janov, Anatomie 69: “Auch hier wieder die Dialektik: die Verbindung zur Vergangenheit befreit uns vor ihren Wirkungen; die Abtrennung von der Vergangenheit hält diese gerade für immer aufrecht”.
Ebd. 71; Katharsis ist damit der grundlegende Mechanismus der Primärtherapie.
Ebd. 78; vgl. ebd: “Jede Verknüpfung bedeutet für diese Struktur eine Abnahme der Belastung”. Vgl. Janov, Urschrei 61: “Was wir brauchen, ist etwas Totales — eine sofortige Verbindung von Körper und Seele”.
Ebd. 359.
Janov, Anatomie 25; vgl. Janov, Urschrei 105: “Ich glaube, Neurose kann allein durch Druck und Gewaltanwendung beseitigt werden. Durch den Druck jahrelang komprimierter Gefühle und verleugneter Bedürfnisse und durch die Gewalt, die angewendet wird, um sie aus einem irrealen System herauszureissen”.
Janov, Anatomie 76.
Ebd. 78.
Ebd. 76.
Vgl. Janov, Urschrei 100f.
Ebd. 363. Man beachte, dass die Primärtherapie therapeutische Arbeit mit und an der Übertragung nicht nur ablehnt, sondern diese Phänomene als Ausdruck der Irrealität und des uneigentlich Symbolischen versteht. Übertragungsphänomene werden möglichst verhindert. Darum wechseln sich verschiedene Therapeuten während der mehrstüindigen Gnuppensitzungen ab. Der Therapeut erscheint auch vor allem als in allen Ililfstechniken Bewanderter und im Abschneiden von Fluchtwegen Gewiefter, der aufgrund seiner eigenen psychischen Gesundheit spontan das Richtige für den Patienten vorkehrt. Janov warnt eindringlich vor der Anwendung seiner Techniken durch neurotische Therapeuten. “Neurotisch zu sein bedeutet. nicht in der Gegenwart zu leben. Der Primärtherapeut muss jede Sekunde bei seinem Patienten sein. Er muss es spüren, wenn das Gefüihl im Aufsteigen ist, und wissen, wie man ihm weiterhilft. Das kann er nicht, wenn er sich komplizierte Erklärungen für seinen Patienten ausdenkt” (e bd. 361). Kurz: er nuss selbst ein fortgeschritten Primärtherapierter sein, denn: “Ein Primärtherapeeut darf lkeinen Abwehrmechanismus haben” (ebd. 360).
Ebd. 369.
Ebd. 102.
Ebd. 103.
Ebd.
Janov, Anatomie 237.
Vgl. zum Folgenden ebd. 216–237.
Vgl. ebd. 232–235; eine gewisse Nähe zu Ron Hubbards Dianetik sollen die folgenden Zitate belegen: “Wir haben mit dem genannten Verfahren eine Art Primär-Maschine für therapierefraktäre Fälle, also für Fälle, die der Behandlung widerstehen, zur Verfügung” (ebd. 234). Ebenso lässt sich durch die Messung der Frequenzen während eines Primals der zeitliche Ort, das Urereignis in der Biographie des Patienten eruieren. Niedrige Primärfrequenzen weisen auf averbale, frühe Urerlebnisse hin, höhere auf späte (vgl. ebd. 234).
Ebd.230.
Ebd. 14.
Vgl. S. 371ff.
Die hohen Auflagen von Janovs Publikationen legen den Schluss nahe, dass die Leser sich nicht aus dem Kreis der Neurophysiologen allein rekrutieren. Der Laie wird, ob so vieler Fachausdrücke und “exakter” Untersuchungen sicher beeindruckt, Janovs Fachkompetenz zur Kenntnis nehmen und ihm von daher Glauben und Vertrauen schenken.
Janov, Schmerz 330.
Vgl. ebd. 171.
Vgl. Janov, Anatomie 83–85.
Janov, Schmerz 189.
Ebd. 293.
Vgl. z.B. Janov, Anatomie 26: ... “die Herstellung von Verbindungen im Gehirn” bringt “endlich die historische Geissel des Menschen — psychische Störungen — zum Verschwinden.”
Casriel, Wiederentdeckung 282.
Ebd. 9.
Ebd. 13.
Ebd. 290.
Vgl. Casriel, New Identity Process (NIP) 571: “In evolving New Identity Process theory, I have blended humanistic, neofreudian, and behaviorist thinking with insights arising out of my own experience and observation”.
Vgl. Casriel, Wiederentdeckung 55–73; Casriel, NIP 569–571.
Vgl. ebd. 570. Neben seiner Analyse bei Kardiner wurde Casriel zusätzlich von ihm beeinflusst durch sein Studium der Adaptions-Psychodynamik. Zusammen mit Sandor Rado war Abram Kardiner “bestrebt, Denken, Emotionen und Verhalten des Menschen in der Sprache der medizinischen Wissenschaft zu erklären, statt in der Metapsychologie von Freuds Über-Ich, Ich und Es” (Casriel, Wiederentdeckung 162).
“So fair a house”: The Story of Synanon, Engelwood Cliffs N.J. 1963.
DAYTOP = Drug Addicted Youngsters On Probation.
Casriel, Wiederentdeckung 232. Deutlich werden die Anfänge in den damaligen Encounter-Methoden.
Ebd. 63.
Grossen Raum nimmt in Casriels Hauptwerk die Beschreibung (vgl. ebd. 156–161) dieses “Normalcharakters” als Produkt der “charaktergestörten Gesellschaft” (vgl. ebd. 129–140) und der Differentialdiagnostik zur Neurose ein (vgl. ebd. 141–154). Er hat Ähnlichkeiten mit dem in Teil 5.2.3. breit dargestellten Typus.
Ebd. 9. Vgl. ebd. 52: “Die emotionale — nicht die verbale — Ausserung ist die Grundlage meines Gruppenprozesses”.
AREBA = Accelerated Re-Education of the Emotions, Behavior and Attitude; vgl. Casriel, NIP 571, 573–576. Neben dem Areba-Programm für junge Drogensüchtige in New York bietet Casriel in seinem Institut Intensivkurse (Marathons) für Nicht-Drogenabhängige, Gruppentherapien für nicht intern Wohnende, Individualtherapien und NIP-Ausbildung an. Er selbst leitet in Europa und den USA Workshops. 1980 gab es sieben nationale Gesellschaften für NIP in den USA, Schweden, der Schweiz, Deutschland, Holland, Frankreich und Venezuela (vgl. ebd. 571).
Vgl. Casriel, Wiederentdeckung 72.
In der Förderung des emotionalen Kontakts und nicht zuletzt in seiner Therapie sieht Casriel “das Gegengift gegen Entfremdung und Einsamkeit” (ebd. 309), gegen die Welt, die solche Charakterstörung ausdrückt und produziert.
Ebd. 11.
Die Psychoanalyse hat angeblich mit der Psychotherapie des Selbst in den letzten Jahrzehnten eine Behandlungsmethode für die dort so genannten “narzisstischen Störungen” gefunden.
Ebd. 146.
Vgl. ebd. 146f.
Vgl. ebd. 152. Vgl. ebd. 155: “Unbewusst ist sein Gefühl natürlich ein starker Abwehrmechanismus gegen grösseren Schmerz, der ebenfalls unbewusst bleibt. Schreiübungen tragen dazu bei, ihn von seinem symptomatischen Schmerz zu befreien, indem sie ihn zu den Eingeweidegefühlen führen, die er seit langem tarnt.”
Ebd. 11.
Ebd. 155.
Ebd. 167.
Ebd. 73.
Vgl. ebd. 162.
Ebd. 163.
Ebd.
Ebd. 168.
Ebd. 170.
Vgl. ebd. 74.
Ebd. 169.
Ebd. 159.
Ebd. 73; vgl. die Ähnlichkeit der Symptomatik zum narzisstischen Alltagscharakter. 708 Ebd. 167.
Vgl. ebd. 74.
Wie die vorhergehenden Zitate: ebd. 166.
Ebd. 161.
Ebd. 75.
Ebd. 19.
Vgl. ebd. 282. 715 Vgl. ebd. 283: “Zu diesem Zweck müssen die Fehlprogrammierungen und Ungerechtigkeiten der Kindheit erkannt und gefühlt werden, damit ihr Einfluss beseitigt wird.”.
Ebd. 34, aus einem Gruppenprotokoll.
Ebd. 283.
Ebd. 266.
Ebd. 16f. Vgl. ebd. 274: “Wenn er (der Patient, Verf.) bis zur Tiefe des Gefühls vordringt, verwandeln sich seine Furchtschreie häufig in andere Gefühle — Zorn, Schmerz und schliesslich Freude”.
Ebd. 18.
Ebd. 266.
Vgl. ebd. 171–183.
Vgl. ebd. 179: “Statt Jahre schmerzhafter Archäologie durchzumachen (in der Einzeltherapie, Verf.) ist der Patient (in der Gruppentherapie, Verf.) in relativ kurzer Zeit in der Lage, zu lernen, wie er mit den Konflikten von Verdrängung und Unterdrückung fertig werden kann.”
Vgl. ebd. 176.
Vgl. zur Effektivität ebd. 178: “Im Vergleich zu meinem Gruppenprozess ist sie ebenso wirksam als wenn man ein Haus mit einer Zahnbürste tünchen wollte.” “Wir brauchen überaus dringend eine wirksame Methode, um Hilfe leisten zu können.” Zur Verbalisierung ebd. 70: “Worte allein” waren “häufig Abwehrmechanismen, die viele Personen daran hinderten, die Emotionen von denen sie redeten, tatsächlich zu erleben”. Vgl. ebd. 287: “Es ist unserer Kultur bedrohlich, wenn einem nicht erlaubt wird, Worte zu benutzen. Diese Bedrohung kann Menschen tief in Gefühle hineinführen, die sie niemals ausdrücken würden, wenn ihnen Worte zur Verfügung ständen, sich gegen Gefühle zu wehren.” Zur Abstinenz vgl. ebd. 297: “Emotionale Offenheit ist ein unbedingtes Muss” für den Gruppenleiter im NIP. Oder ebd. 296: “Die Hochschulbildung konditioniert häufig die Emotionalität aus ihren Studenten heraus.” Zur Übertragung vgl. ebd. 179f.
Vgl. ebd. 290: “Das Bedürfnis nach psychologischer Hilfe ist in unserer charaktergestörten Gesellschaft so allgemein geworden, dass die kostspielige individuelle Psychotherapie die Aufgabe nicht mehr erfüllen kann.”
Ebd. 182.
Ebd. 184.
Vgl. Casriels Einbezug von anthropologischem, archäologischem und primatologischem Material zum Nachweis des Menschen als Gruppenwesen, dem die Gruppentherapie entspreche und von dort her seine Einordnung in die “Human Potential” Bewegung (vgl. ebd. 123f.; 64).
Vgl. ebd. 80ff. Casriel unterscheidet Neurotiker von Charaktergestörten. Bei beiden Gruppen gibt es entweder der Lust verfallene “Ablehner” (Schmerzverdränger, Denker, krankhaft Autonomie-Besessene, Manische) oder dem Leiden verfallene “Annehmer” (sie finden ihre Identität im Schmerz, sind “Fühler”, rettungslos der Heteronomie verpflichtet). Vgl. ebd. 213–228; Casriel, NIP 572. 731 Casriel, Wiederentdeckung 230.
Ebd. 71.
Ebd. 293.
Vgl. ebd. 191 ff.
Ebd. 214.
Ebd. 228. Mit “Wachstum” ist ein Stichwort des “Human Potential” angegeben. 737 Ebd. 105; vgl. ebd. 196: “Wenn man die Menschen gleich zu Anfang dazu brächte, mit ihren Symptomen zu kämpfen, beschleunigte man den therapeutischen Prozess beträchtlich.” — Ein “Du musst, denn Du kannst” oder ein “Als hätten wir sie nicht”?
Ebd. 69.
Kein Alkohol und Drogen vor oder während, keine Zigaretten während der Therapie, Gefühle zeigen, nicht Fakten besprechen oder Vergangenheit diskutieren, Ehrlichkeit (vgl. ebd. 230f.).
Keine physische Gewalt (vgl . ebd. 231f.).
Rundgespräch: Wie fühlst Du Dich? — Arbeit einzelner, bei der die Gruppe als Spiegel, Echo, Konfrontator und Unterstützer fungiert — Arbeit in Kleingruppen — Schlussschrei.
Ebd. 230.
Ebd. 249.
Ebd. 265.
Ebd. 256.
Vgl. ebd. 252, 256.
Bis zu 25 Patienten sind bis zu 30 Stunden in einem Gruppenprozess zusammen; in mindestens 12 Post-Marathon-Gruppen werden die intensiven Marathonerfahrungen darauffolgend aufgearbeitet (vgl. ebd. 250).
Ebd. 249.
Vgl. ebd. 68: “Es war wie eine Wiedergeburt für uns alle” sagte Dave, “wir fühlten uns alle wie Brüder — alle zusammen wie eine Person.”
Ebd. 245.
Ebd. 249f.
Ebd. 239; ... die “Kraft positiven Denkens”?
Ebd. 240. — Dient er der Verhinderung “ungesunder” Übertragungsphänomene?
Ebd. 241.
Ebd. 18.
Vgl. ebd. 79: “Lange nachdem ein Mensch seine “Symptome” aufgegeben, sich durch seine Eingeweidegefühle hindurchgearbeitet und angefangen hat, sich zu verhalten, wie er es sollte, beeinträchtigt die Vielfalt destruktiver Einstellungen, die ihm in der Kindheit einprogrammiert worden sind, seine Gefühle immer noch.”
Ebd. 89, 90, 91.
Ebd. 92.
Vgl. S. 371 ff.
Vgl. Casriel, Wiederentdeckung 162f.
Vgl. ebd. 240.
Ebd. 92.
Vgl. ebd. 96–102.
Ebd. 309.
Ebd. 305.
Ebd. 308.
Ebd. 290.
Ebd. 309.
Ebd. 12.
Ebd. 13; vgl. ebd. 21: “Ein paar junge Leute, die von Greenwich Village herübergekommen, tragen Bärte und Sandalen. Gelegentlich wartet draussen eine Limousine mit Chauffeur auf ein Gruppenmitglied”. — Das Wort “Da ist nicht Jude noch Grieche, da ist nicht Sklave noch Freier” des Apostels Paulus (1. Kor. 12, 13) steht nicht mehr unter dem eschatologischen Vorbehalt oder der Figur des “coram Deo”, es ist in der Therapie wirklich geworden; die klassenlose Gesellschaft bedurfte offenbar zu ihrer Realisierung keiner Revolution.
Ebd. 94f.; oder ebd. 248 (aus einem Protokoll): “Nach mehreren Monaten waren wir wieder versöhnt. Jetzt bin ich fähig, Steven all meine Gefühle zu zeigen (Steven hat auch schon drei Marathons und viele Gruppen hinter sich, Verf.) und die Kinder sind auch in Gruppen. Wir sind dabei, eine Familie zu werden”(!).
Die Frage, ob durch eine Theorie die zu untersuchende Sache erst entsteht, ob der Blick durch eine bestimmte Brille das Phänomen erst konstituiert oder ob eine alte Sache einfach neu oder verändert oder schärfer erscheint, bleibe dahingestellt.
In der Folge soll absichtlich vom “Selbst” gesprochen werden und bezeichnenderweise nicht vom “Subjekt” oder vom “Ich”.
Vgl. Odo Marquards These in 1.3.
Luther, Römerbrief WA 56, 361/11ff. (schol.) Übersetzung: Die Klugheit des Fleisches besteht darin, dass es sich in allem auch das Seine sucht. Daraus folgt, dass sich der Mensch selbst letztes Ziel und Idol ist, um dessen willen er alles tut, erleidet, wagt, denkt und sagt; und für gut hält er allein, was für ihn gut, für schlecht allein, was für ihn schlecht ist. Vgl. ebd. 237/12ff. (schol.) “quia homo non potest, nisi que qua sua sunt, querere et se super omnia diligere. que est summa omnium vitiorum”. Ubersetzung: Denn der Mensch kann nicht anders als das Seine suchen und sich über alles lieben, was die Summe aller seiner Mängel darstellt.
Luther, Uber den Menschen 294 (4. These).
Ebd. 295 (1 7. These).
Ebd. 296 (24. These); vgl. Luther, Römerbrief 304/25ff. (schol.): ratio est, quia natura nostra vitio primi peccati tam profunda est in se ipsam incurva, ut non solum optima dona dei sibi inflectat ipsisque fruatur..., immo et ipso deo utatur ad illa consequenda, verum etiam hoc ipsum ignoret, quod tam inique, curve et prave omnia, etiam deum, propter se ipsam querat. Ubersetzung: Die Vernunft ist, da unser Wesen durch den Greuel der ersten Sünde so tief in sich selbst gekrümmt, dass sie nicht nur die besten Gottesgaben sich zurechtbiegt und (darin) sich selbst geniesst..., nein, sie (miss)braucht auch Gott selbst zu diesem Zwecke, sie weiss dies selbst in Wahrheit (aber) nicht einmal, (nämlich) dass sie so ungerecht, so verkrümmt und verkehrt alles, auch Gott, nur um ihrer selbst willen sucht.
Luther, Ueber den Menschen 296 (These 26).
Erlösung auch von der unabänderlichen narzisstischen Selbstsucht. Vgl. Luther, Operationes, WA 5, 128 (zu Ps. 5): “humanitatis seu (ut Apostolus loquitur) carnis regno, quod in fide agitur, nos sibi conformes facit et crucifigit, faciens ex infoelicibus et superbis diis homines veros, idest miseros et peccatores”. Übersetzung: ... indem Er (uns) aus unglücklichen und stolzen Göttern (zu) wahre(n) Menschen macht, nämlich zu Erbarmungswürdigen und Sündern. (Den Hinweis verdanke ich Prof. H. Geisser).
Rights and permissions
Copyright information
© 1997 Springer Fachmedien Wiesbaden
About this chapter
Cite this chapter
Leuzinger, P. (1997). Einige neuere Therapieformen mit kathartischer Ausrichtung — Kathartische Erlebnisse als Eigenstimulation. In: Katharsis. Beiträge zur psychologischen Forschung. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-07831-9_5
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-07831-9_5
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-531-12900-6
Online ISBN: 978-3-663-07831-9
eBook Packages: Springer Book Archive