Zusammenfassung
Erst die Desiderate der derzeitigen Medienwirkungsforschung in Deutschland und die Erkenntnis, daß diesen durch das analytische Potential neuer Wirkungsmodelle entsprochen werden könnte, bilden die Bedingung dafür, sich in der deutschen Medienwirkungsforschung auf das Involvement-Konstrukt zu besinnen.
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Referenzen
‘Erkenntnis’ gilt daher hier als Zustand und als Prozeß.
Vgl. aber auch den Optimismus bei Auffermann [1976].
Z.B. um psychologische und soziologische Variablen und ihre Verknüpfungen [vgl. statt vieler anderer Schenk 1978].
V.a. den Nutzenansatz, der seit 1973 in Deutschland rezipiert [vgl. Renckstorf 1973] und den dynamisch-transaktionalen Ansatz, der hier seit 1982 entwickelt wird [vgl. Früh/ Schönbach 1982].
Indem sie die traditionelle Frage“Was machen die Medien mit den Menschen?” umkehrten und statt dessen fragten“Was machen die Menschen mit den Medien?” [vgl. Katz/Foulkes 1962: 378].
Lasswell [1948: 37] bezeichnete seinen berühmten Satz“Who says what in which channel to whom with what effect?’ lediglich als “convenient [kursiv G.H.] way to describe an act of communication“. Vgl. dazu auch Merten [1974].
Vgl. als typische Vertreter des ‘aufgeklärten’ Wirkungsansatzes Kepplinger [1982] und Schulz [DFG 1987].
Daß der Kritische Rationalismus der Medienwirkungsforschung paradigmatisch zugrundeliegt, ist ein disziplinweiter Konsens, welcher hier nochmals nachzuweisen obsolet wäre. Vgl. statt dessen Neuberger [1996], Riedel [1990].
Dieses Axiom wirkt anhand eines Beispiels weniger widersprüchlich: Die Thesen ‘Der Leser dieser Seite wird sich morgen nicht mehr an ihren Inhalt erinnern können’ und ‘Der Leserdernächsten Seite wird sich noch morgen an ihren Inhalt erinnern können’ haben (Fortsetzung...)
(... Fortsetzung) beide alleine keinen so großen Aussagegehalt wie die unwahrscheinlichere These ‘Der Leser wird sich morgen nicht mehr an den lnhalt dieser Seite, wohl aber an den Inhalt der nächsten Seite erinnern können’. Umgekehrt ist folgende These sehr eintrittwahrscheinlich: ‘Morgen wird es sowohl diese Seite als auch ihren Leser noch geben’; ihr Aussagegehalt ist jedoch minimal, d.h. sie birgt so gut wie keinen Erkenntnisfortschritt.
So lautet die rhetorische Frage von Gerhard Schulz [die Zeit, 3. Mai 1996, S. 35], nachdem er für die Soziologie dieselbe Malaise festgestellt hat. Auch dort habe ein ausschließlich quantitativer Wissenschaftsbetrieb dazu geführt, daß die Disziplin immer winzigere Zugänge zu ihrem Erkenntnisobjekt sucht. Vgl. auch Baum [1994: 18–27].
Bestenfalls wird Nicht-Veränderung als Wirkung angenommen, wenn sie vom Kommunikator intendiert ist. Vgl. dazu Maletzke [1982: 19].
In der deutschen Medienwirkungsforschung wird der Eindruck erweckt, als habe alleine Watzlawick diese Isomorphisierung von Kommunikation und Wirkung angetrieben. Tatsächlich kann diese Erkenntnis jedoch über diverse, nicht in deutscher Übersetzung zugängliche Autoren bis Stevens [1950] zurückverfolgt werden — also noch 17 Jahre vor der Originalausgabe von ‘Pragmatics of Human Communication’. Von Diffusion US-amerikanischer Medienwirkungsforschung kann also nicht immer die Rede sein. Vielmehr gilt wohl für die Medienwirkungsforschung dasselbe, wie für ihr Erkenntnisobjekt: Sie ist hochselektiv. Sie hat es allerdings noch nicht geleistet, in reflexiver Beobachtung ihre eigenen Selektivitätsinstanzen auszumachen — aber offensichtlich gehören Sprache und Sprachunterschiede dazu. (Auch Popper sprach in einem Vortrag 1965 an der Washington University von der Unausweichlichkeit zu kommunizieren [vgl. Popper 1995: 246].)
Vgl. als frühe Dokumentation dieses grundsätzlichen Widerspruchs Hackforth [1976: 10].
Vgl. als Überblick dieser Entwicklung in Deutschland statt vieler anderer: Donsbach [1992], Geißler [1987], Schulz [1992].
Vgl. z.B. Verdachte der Halbherzigkeit bei Früh/Schönbach [1982: 76], Maletzke [1982: 748], Merten [1990: 62], Schulz [1982: 59f.].
So verlangt Schulz [1982: 67] unter Berufung auf Krippendorf die Erhebung von wahrhaften ‘Kommunikationsdaten’, aus denen Dynamik, Relationen und zeitlicher Status hervorgehen; vgl. auch Böhme-Dürr [1988: 31] und Maletzke [1982: 746].
Vgl. als Beispiel Maletzke [1982: 748], den Versuch eines ‘goldenen Mittelwegs’ des rezipientenzentrierten Ansatzes bei Sturm [1982, 1989]; vgl. dagegen Schenkel [1988: 199].
‘Aufheben’ ist also gewollt zweideutig als ‘Entkräften’ und als ‘in Bewahrung nehmen’ zu verstehen. Vgl. damit auch das Hegelsche Verständnis von ideengeschichtlichem Fortschritt. Demnach werden entgegengesetzte Betrachtungen im dreifachen Sinne aufgehoben: Durch ihre Synthese werden sie gleichzeitig beseitigt, bewahrt und (dadurch) auf eine höhere Stufe hinaufgehoben (negatio, conservatio, elevatio). Instruktiv und zusammenfassend: Wuchterl [1984: 210ff.].
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Halff, G. (1998). Desiderate der deutschen Medienwirkungsforschung. In: Die Malaise der Medienwirkungsforschung: Transklassische Wirkungen und klassische Forschung. Studien zur Kommunikationswissenschaft, vol 28. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-07803-6_2
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